Als Olivier Jaquet letzten Herbst am Clariden-Leu-Ruder stand, kam es zu einer unschönen Trennung bei der Privatbankentochter der Credit Suisse.
Der Chief Investment Officer, ein Amerikaner indischer Herkunft mit Harvard-Abschluss, wurde von Jurist Jaquet fristlos auf die Strasse gestellt. Dem Mann wurde illoyales Verhalten vorgeworfen.
Ein halbes Jahr später müssen Jaquets Nachfolger die Sache ausbügeln. In einem Arbeitszeugnis wird der Investment-Manager in den höchsten Tönen gelobt.
„Dank seinem Erfahrensschatz und seiner grossen professionellen Kompetenz wurde er von allen Geschäftspartnern als Spezialist anerkannt“, streichen die Clariden-Personalmanager hervor. „Er beeindruckte uns durch seine generelle Performance, die unsere hohen Ansprüche und Anforderungen regelmässig erfüllten.“
Das Intermezzo steht sinnbildlich für das unwürdige Schauspiel um die traditionsreiche Privatbank. Die CS-Chefs hatten mit Jaquet aufs falsche Pferd gesetzt. Als sie dies erkannten, zogen sie den Stecker und integrierten die Tochter ins CS-Imperium. Übungsabbruch statt noch ein Versuch.
Nun gehen die Clariden-Lichten aus. Per Ende Januar erhielten alle Mitarbeiter und Manager, die bei der CS bleiben können, ein Jobangebot, manchmal auch zwei.
Das gilt für rund 1’000 Clariden-Leu-Angestellte. Die übrigen gut 500 Banker und Administratoren, die als überzählig ausscheiden, werden von der Bank bei der Suche nach einer neuer Stelle unterstützt.
Besonders gesorgt wird für die obersten Clariden-Chargen, obwohl deren Trackrecord durchzogen ist.
Erich Pfister, ein gestandener CS-Manager, war 2008 zur Clariden gestossen. Dort übernahm er anfänglich die Region Asien, nachdem die Clariden einen Grossverlust in Fernost erlitten hatte.
Pfister brachte nie die gewünschten Resultate, sagt ein Insider. Er verpflichtete zwar ganze Teams vor allem von der Deutschen Bank, ohne aber zu den erhofften Kundengeldern und Vermögenserträgen zu kommen.
Pfisters Karriere tat dies keinen Abbruch. Er war eine zentrale Figur in der Integrationsübung und wird nun für seinen Effort reich belohnt.
Laut einer Quelle soll Pfister innerhalb der Region Westeuropa die Verantwortung für das Private Banking England übernehmen.
Andere Spitzenkräfte der Clariden, die mit der Integration ihre Aufgabe verloren, landen ebenfalls sanft im CS-Reich.
Daniela Lohner, eine Marketingfrau, wurde von ihrem langjährigen Berufskollegen Jaquet im Frühling auf den Chefstuhl einer neu geschaffenen Einheit gesetzt. „Market & Wealth Management“ hiess diese und war als Scharnier zwischen Verkaufsfront und Produkte-Produktion gedacht.
Lohner kannte Jaquet von der gemeinsamen Zeit beim CS Trust, machte einen fulminanten Sprung in die Geschäftsleitung der Clariden, nur um wenige Monate später als überflüssig aus dem Spitzengremium auszuscheiden. Sie soll laut einer Quelle schon vor einiger Zeit zur CS heimgekehrt sein.
Weitere Ex-Clariden-Chefs, die weitgehend unbemerkt zur Mutter hinübersprangen, sind Roland Hermann, ein langjähriger Topmann der Clariden und zuletzt Chief Operating Officer der Privatbank, sowie Urs Emmenegger
Emmenegger hat einen besonders einflussreichen Götti bei der CS. Es handelt sich um Hans-Ulrich Meister, CEO Private Banking der Grossbank und oberster Verantwortlicher für die Integration der Clariden Leu in die CS.
Meister und Emmenegger kennen sich aus ihrer langen Zeit bei Konkurrentin UBS. Im letzten Frühling erhielt Emmenegger den Job des Schweiz- und Europa-Chefs in der Geschäftsleitung der Clariden-Bank, nachdem er zuvor auf dem Abstellgleis gelandet war.
Für die englische Lloyds hatte sich Emmenegger aus Genf heraus um die „strategische Weiterentwicklung des weltweiten Privatbankengeschäfts“ gekümmert.
„Mission Accomplished“, kann CS-Superboss Meister heute seinen Vorgesetzten melden, Präsident Urs Rohner und CEO Brady Dougan.
Das Rennen um die attraktivsten Büros in den herrschaftlichen Clariden-Leu-Gebäuden an der Bahnhof- und Börsenstrasse ist damit eröffnet.
Wieviel Kundengelder und Knowhow hingegen verloren gingen, bleibt wohl für immer im Dunkeln.
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Die beliebtesten Kommentare
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Dass Herrmann CFO/COO bei der NAB werden soll, ist wohl der Witz des Tages. In 6 Monaten werden dann auch die Weissocken aus dem Rübliland an die Wand gefahren werden von diesem Unfähigen!!!
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Die Finma wird sicher keinen CFO Herrmann bewilligen. Dazu bräuchte es eine Finanzausbildung und einen entsprechenden Leistungsausweis.
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gut 500 Leute werden als „überzählig“ zum vornherein ausscheiden, wie lange die andern in der CS noch gebraucht werden bis die Abwicklung und Integration auch in der CS inkl. Knowhow-Transfer usw über die Bühne gegangen ist sei dahingestellt. – Und Kurzmeyers erstes Statement vor dem Personal im November war: Oberstes Ziel sei es für jeden Clariden-Angestellten einen Arbeitsplatz in der CS zu finden. – Ziel nicht erreicht. – Was Einsparungen und Höhe der verlorenen Assets angeht wird die Wahrheit wohl auch um 30-50% anders aussehen.
Die ganze Abwicklung der ClaridenLeu ist und bleibt ein Skandal.
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Eigentlich wollte ich anonym bleiben, aber was spielt es für eine Rolle!
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Eine gute Seite – und ein guter Artikel
Leider ist alles wahrLb Gruss
Margrith -
Emmenegger die grösste Lachnummer im Banking!!!
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Ich mache mir Sorgen um viele meiner alten Arbeitskollegen. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Suche nach einem neuen Job und hoffe, dass die CS alles daran setzt Ihnen dabei tatkräftig zu helfen. Viele von ihnen haben doch jahrelang für die Bank gut gearbeitet und sind nicht daran schuld, dass die Bank vielfach Management Probleme auf der obersteten Stufe hatte.
Hans -
So ist es, neben Baur und Collardi.
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Emmenegger die grösste Lachnummer im Banking!!!
Eine gute Seite - und ein guter Artikel Leider ist alles wahr Lb Gruss Margrith
Ich mache mir Sorgen um viele meiner alten Arbeitskollegen. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Suche nach einem neuen…