Das Schreiben vom 15. Januar 2012 ging an den Zürcher Oligarchen-Anwalt H.B. „Die Hyposwiss wäscht in grossem Stile Geld“, beginnt es. „Es geht um Milliarden. Das Geld gelangt über wechselnde Offshore-Konten einer Handvoll Personen aus Russland, Polen, Israel und der Schweiz zur Hyposwiss. Nach dem Waschen landet es zum grössten Teil auf den Konten von Vladimir Potanin und einem weiteren prominenten russischen Oligarchen.“
H.B. schaltete die Bundesanwaltschaft ein. Einen Monat später verhaftete sie einen externen Hyposwiss-Mitarbeiter. Dieser war bis vor kurzem für die Zürcher Privatbanken-Tochter der St.Galler Kantonalbank tätig.
Die Behörden gehen von Komplizen aus. „Die andauernde Untersuchung drängt laufend weitere Ermittlungsmassnahmen auf“, teilt die Bundesanwaltschaft mit.
Hintergrund des Daten-Diebstahls ist ein weltweiter Schlagabtausch zwischen zwei Oligarchen. Der erwähnte Vladimir Potanin beherrscht Nickel-Gigant Norilsk, sein Herausforderer heisst Oleg Deripaska, der ist Aluminium-Milliardär des Multis Rusal.
Der Alu-Prinz wirft dem Nickel-Baron vor, via Hyposwiss-Konten und Karibik-Konstrukten auf illegale Weise rund 1 Milliarde Dollar aus dem Nickel-Unternehmen abgezogen zu haben.
Das interessiert den Alu-Chef, weil der eine Minderheit an der Nickel-Firma hält. Wäre tatsächlich eine Milliardensumme verschwunden, dann wäre der Minderheits-Eigentümer der Gelackmeierte.
Durch seinen Zürcher Anwalt H.B. klagt der Alu-König gegen die Schweizer Statthalter des Nickel-Chefs und gegen die Hyposwiss. Mehrere Klagen verliefen erfolglos. Der Fall liegt nun vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Ebenfalls ist eine Anzeige gegen die Hyposwiss bei der Bankenaufsicht Finma hängig.
Obwohl die kleine Zürcher Hyposwiss durch den Daten-Diebstahl als Opfer dasteht, könnte die Sache vor dem Hintergrund der laufenden gigantischen Juristenschlacht für die Tochter der St.Galler KB ins Auge gehen.
Offenbar sind der Hyposwiss riesige Datenmengen rund um die Transaktionen des Nickel-Oligarchen abhanden gekommen. Wo diese überall gelandet sind und wie gefährlich sie für die Hyposwiss respektive deren Mutterhaus werden könnten, muss sich weisen.
Ein Sprecher der St.Galler KB gab sich zugeknöpft. „Wir bestätigen den Sachverhalt, dürfen aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Informationen abgeben“, sagt Simon Netzle.
Die mutmasslichen Hyposwiss-Datendiebe gaben sich in ihrem Schreiben von Mitte Januar an Anwalt H.B. als Insider zu erkennen. „Wir sind zwei ehemalige Hyposwiss-Mitarbeiter. Die neue Banken-Software Avaloq erlaubte es uns, Datenbank-Snapshots von allen Transaktionen aus den Jahren 2007 bis Mitte 2009 zu machen. Wichtige Daten aus dem Jahre 2006 – es handelt sich immerhin um einen Zufluss von CHF 2.6 Milliarden an einem einzigen Tage – ermittelten wir auf anderem Wege.“
Dem Brief an den Zürcher Anwalt sind 4 Seiten mit Transaktionen über gigantische Summen beigelegt. Unter „client“ sind Namen aufgeführt wie: Y H Limited Cyprus, Y H Ltd. St.Kitts, Y C Ltd Virgin GB oder Y E Liechtenstein. Unter „benficial (sic!) owner“ steht oft „BO Potanin Vladimir“, an einer Stelle auch „Bodmer Hans“, dort allerdings ohne Transaktionssumme.
Hans Bodmer ist der Schweizer Vertrauensanwalt des Nickel-Oligarchen, welcher auf den Listen mehrfach als „Beneficial Owner“ aufgeführt ist. Nach Ausbruch der Russen-Affäre im letzten Herbst schied Bodmer aus dem Verwaltungsrat der Hyposwiss aus.
Auf den 4 Datenseiten sind verschiedene bekannte Banken als Gegenparteien aufgelistet, darunter die französische BNP Paribas, die Deutsche Bank, ING Belgium, JP Morgan, Rosbank Moskau, dann auch die CS London, die UBS Luxemburg und die St.Galler KB unter ihrem Sitz in St.Gallen.
Die Absicht der Ex-Mitarbeiter der Hyposwiss war es, die gestohlenen Daten zu Geld zu machen. „Unsere Geldforderung beträgt CHF 2 Mio.: Je 0.8 Mio. für uns, 0.4 Mio. für den Lieferanten der Compliance-Daten“, halten sie in ihrem Brief an den Oligarchen-Anwalt fest.
Danach skizzieren die Gangster ein Drehbuch für die Geldübergabe, das einem billigen Agenten-Krimi entliehen sein könnte. „Den Deal stellen wir uns folgendermassen vor. Wir liefern die Hälfte der relevanten Daten. Sie kontrollieren die Daten und zahlen ein paar Tage später die Hälfte der Forderung. Gleiches Vorgehen für die 2. Hälfte.“
Dann folgen Anweisungen wie aus einem Räuber-und-Poli-Kinderspiel. „Wir werden uns nicht zu erkennen geben“, schreiben die Hyposwiss-Ex-Mitarbeiter. „Wir teilen Ihnen alles schriftlich mit. Ihre Antworten geben Sie uns am Telefon. Wir werden Ihnen jeweils mitteilen, wann genau wir Sie anrufen. Unser erster Telefonanruf: Dienstag 24.1.2012, 7.45 Uhr auf die Nummer … . Wir werden uns über die Wortsequenz ja – nein zu erkennen geben. Sagen Sie uns, ob Sie auf den Deal eingehen wollen und wenn ja, wann wir Ihnen die erste Hälfte liefern sollen.“
Gezeichnet ist das Schreiben mit „MfG“ für „mit freundlichen Grüssen“. Nun sitzt einer der Datendiebe in Untersuchungshaft, weitere könnten folgen.
Die Hyposwiss muss derweil versuchen, sich aus dem Strudel um skrupellose Mitarbeiter und mächtige Oligarchen zu befreien.
…und irgendwann fallen diesen Bankster-Deppen beim Autofahren die Haare aus…(weil sie radioaktives Material unterm Sitz haben). – Oder so ähnlich. Mann-oh-Mann! Die haben keine Vorstellung, mit welchen Bandagen da in Russenkreisen gespielt werden kann.
So versuchen sich kleine Bankster-Fischlein als Killer-Karpfen im Haifischteich. Wäre da vorsichtig. – Russen, Araber und Asiaten haben oft noch andere, „extra-legale“ Möglichkeiten (…) Probleme zwar nicht unbedingt zu lösen aber immerhin Emmerdeure zu entsorgen.
Die Story ist typisch. Wo es viel zu verdienen gibt, da wollen sich viele angestellte Banker bei ihren Kunden noch etwas „nebenbei“ dazuverdienen: „Bin Ihnen bei Ihrem (legalen) Geschäft sehr gerne und rasch behilflich. – Die Firma xyz mit Konto in xxx ist dafür Beneficiary einer Kommission von …CHF?“ – Alles schon erlebt.
Diese Deppen und Dilettanten sind ja unglaublich – so unglaublich, dass es wohl gar nicht diejenigen sind, auf die jetzt gespielt wird!? Se non e vero, e ben trovato …