Der Aderlass nimmt epidemische Züge an. „Rette sich, wer kann“ laute das Motto der grossen Clariden-Leu-Kundenberater, sagt ein Zürcher Vermögensverwalter, der mit vielen Seniors der Credit-Suisse-Tochter spricht, wo Ende Monat die Lichter ausgehen.
Conrad Büsser und Yves Härri, zwei grosse Clariden-Leu-Kundenberater, haben sich vor Wochenfrist in die Vermögensverwaltung Solidinvest im Zürcher Seefeld eingekauft. Der Wechsel wurde Ende Februar im Handelsregister eingetragen.
Büsser wird Präsident der Solidinvest, Härri Vize. Solidinvest-Vater Robert Lebrecht bleibt vorläufig an Bord, aber im zweiten Glied. Büsser und Härri waren nicht erreichbar.
Die Aquila-Gruppe von Max Cotting zieht grosse Clariden-Fische an Land. Bastiaan „Beny“ Schrier, ein früherer Topmann der CS-Tochter Bank Hofmann, die 2007 zusammen mit weiteren CS-Banken in die Clariden Leu hineinfusioniert wurde, wechselt mit 4 Kollegen zum Zürcher Verbund; genauso wie 2 Seniors der Clariden Leu in Basel.
Besonders zu reden gibt der Wechsel des erfahrenen Clariden-Kundenberaters Antonio Marin. Auch er steigt um auf die Aquila-Plattform, wie ein Insider bestätigt. Marin liess Anrufe unbeantwortet.
Einer der ganz grossen Clariden-Kundenberater ist Bruno Lienhart. Er soll gegen eine Milliarde Kundenvermögen verwalten und sich selbstständig machen. Lienhart rief nicht zurück.
Weiter gehts mit dem Clariden-Bigshot Thomas Fürbringer, auch er gründet offenbar eine eigene Vermögensverwaltung, möglicherweise zusammen mit einer kleinen Gruppe aus Clariden-Kollegen. Fürbringer&Co. sollen hauptsächlich Kunden aus Deutschland betreuen.
Dann wäre noch Anthony Cagiati. Der Amerikaner mit Elite-Ausbildung soll eine eigene Vermögensverwaltung unter dem Namen Metropol Partners planen, sagen zwei Quellen. Ob auch Kurt Leimer, ein weiterer alt-bekannter Clariden-Top-Berater mit vielen Kundengeldern, mit von der Partie ist, bleibt abzuwarten.
Der Name wäre gut gewählt: Beim „Metropol“-Haus handelt es sich um einen von zwei bisherigen Sitzen der Clariden-Bank in einem renovierten, eindrücklich-klassischen Geschäftshaus mitten in der Zürcher Finanzcity. Wenn die Metropol Partners dort Einzug halten, wäre naheliegend, dass sie eine enge Partnerschaft mit der CS eingehen würden. Eine offenbar angestrebte Aktien-Beteiligung der CS soll aber nicht zustande gekommen sein, sagt eine Quelle.
Anthony Cagiati liess am Telefon die Frage offen, ob er zusammen mit einer kleinen Gruppe von langjährigen Clariden-Beratern eine Metropol-Vermögensverwaltung gründen würde. „No comment“, war seine kurze Antwort.
„Vom runden Dutzend Senior-Kundenberater ist mir von keinem Einzigen bekannt, dass er zur CS wechseln würde“, sagt ein Zürcher Banker, der das Geschehen rund um die Clariden-Integration ins Mutterhaus eng verfolgt.
Für die CS würden die Abgänge schwer wiegen, urteilt die Quelle. Zwar würden viele vorläufig einen grossen Teil der mitgenommenen Kundengelder bei der Grossbank verbucht lassen.
Doch die Gebühreneinnahmen würden in Zukunft mehrheitlich bei den Ex-Clariden-Leu-Bankern in deren neuen Rolle als unabhängige Vermögensverwalter anfallen, begründet der Insider.
Eine einfache Kalkulation sieht wie folgt aus. Ausgehend von rund 100 Basispunkten als bisherige Brutto-Einnahmen auf die verwalteten Vermögen bleiben neu rund 65 bis 70 Basispunkte bei den externen Vermögensverwaltern, während die CS den Rest von rund 30 bis 35 Bp. für ihre Leistungen als Depotbank erhält.
Dazu zählen die Abgeltung für Depotauszüge und weitere IT-Leistungen, das Risk Management, die ganze Compliance, der Zugang zu Wertschriften- und Devisenhandel etc.
Dass der Grossteil der Einnahmen beim externen Vermögensverwalter landet, hat auch mit Kickbacks zu tun. Gibt ein Berater im Namen seines Kunden Börsenaufträge bei seiner Depotbank in Auftrag, erhält er von dieser eine Retrozession. Das sei nach wie vor Standard, heisst es in der Branche.
„Die CS kann schon sagen, sie würde einen Grossteil der Clariden-Assets behalten, aber das sieht nur in den Büchern gut aus“, sagt die Quelle, die nur anonym Auskunft gibt. „Entscheidend ist: Sie erleidet einen riesigen Verlust an Einnahmen.“
Aufgrund der Aufteilung der Gebühren und übrigen Einnahmen rechnet der Zürcher Banker für die CS mit einem Einbruch auf rund einen Drittel der bisherigen Erträge.
Trifft das zu, würde die Clariden-Leu-Integration zum grossen Flopp für den neuen starken CS-Mann. Hans-Ulrich Meister wollte mit der Integration der Privatbank ins CS-Reich sein Gesellenstück als Shootingstar der Grossbank liefern.
Meister begründete den Beschluss mit Kosteneinsparungen von rund 200 Millionen pro Jahr. Brechen die Einnahmen ein, bleibt unter dem Strich möglicherweise nicht viel übrig.
Weitere Artikel zum Thema: „Haifische“ umkreisen Clariden Leu; Clariden verpulvert Werbegeld, hilft Topshot; CS schmeisst „Farewell“-Party für Clariden Leu; Julius Bär schnappt sich 3 Clariden-Milliarden; „Mission Accomplished“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gibt es noch Worte für das was heute bei Clariden Leu abgeht?
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Fakt ist dass die CS wohl ca 50% der knapp 100 Mia Assets der ClaridenLeu verlieren wird. – Nicht nur unversteuerte Vermögen – auch die letzten des Zürichberg-Geldadels der Bank Leu werden sich eine andere Privatbank suchen statt zur CS zu wechseln. – Fakt ist auch dass die CS-Oberen andere Optionen gehabt hätte – über den Tellerrand hätte hinausblicken können statt einigen Investementbankeren den Kropf zu füllen und Energie und Kreativität darauf zu richten sich via „Zweckgesellschaften“ Boni zuzuschaufeln. – Bei dieser Arbeitsplatzvernichtung im grossen Stil wegen der völlig gescheiterten „Privatbanken-Strategie“ der CS wird auch vergessen dass es nicht einfach ein paar wenige „Topshots“ sind die sich neu orientieren / orientieren müssen.
Verantwortliche die Firmen mit 1800 Mitarbeitern die Gewinn abwerfen schliessen um ein paar Millionen mehr -in den eigenen Sack- zu verdienen (was natürlich schief geht) sollten gesellschaftspolitisch zur Verantwortung gezogen werden.Unsere Schweizer Grossbanken verkommen immer mehr zu Zockerstuben – die Motivation und Knowhow der Mitarbeiter geringschätzen, den Bankenplatz Schweiz heruntergewirtschaftet haben und es ist letztlich dieser Hauruck-Investmentbanker-Stil in die Sackgasse führt.
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Mich verwundern immer wieder die Namen von Kundenberater in Verbindung mit Begriff Topshots. Jeder aus der PB Szene weiss, dass gerade diese Topshots fast ausschliesslich unversteuerte Vermögen betreuen. Wenn man die Politik und den Druck von aussen betrachtet, so würde ich meinen, dass diese Topshots bald gar keine Bücher mehr verwalten, weil dieses Geld gar nicht mehr verwaltet werden kann. Ich könnte mir vorstellen, dass die CS sogar froh sein kann, wenn sie diese Altlasten los wird, denn ein ausländischer Kunde mit versteuerten Assets benötigt in der Regel eine Grossbank, welche auch alle nötigen Unterlagen usw. für die Steuerplanung zur Verfügung stellen kann.
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schon mal der Frage nachgegangen, wieviele AuMs deklariert sind? Speziell LATAM Bücher sind zum grössten Teil 80% NICHT deklariert. Dies passt perfekt zu Solidinvest…, die sogenannten Senior Private Banker der „alten Schule“ haben alle einen hohen Anteil an Altlasten. Die CS kann sie bedanken!
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Die radikale Kundensegementierung auf einen einzigen Markt (One market strategy) hat viele der Senior Berater bewogen die Bank zu einem EAM zu verlassen oder zu einer anderen Bank zu wechseln.
Hätte die Credit Suisse hier eine flexiblere Lösung inhouse angeboten, hätten bedeutend mehr Senior Berater und Kundenvermögen gehalten werden können.
Es wäre auch anders gegangen – aber diese Einsicht fehlt wohl bei den Herren Meister und Rohner von Credit Suisse.
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Beim Wechsel zur Vermögensverwaltung Solidinvest der Herren Conrad Büsser und Yves Härri ist auch noch Dieter Keller definitv mit im Boot. Weitere Clariden-Leu Bigshots sind im Gespräch und könnten ebenfalls folgen. Auch bei Thomas Fürbringer werden mit hoher Sicherheit noch weitere Clariden-Kundenberater mitgehen.
Wie im Artikel richtig beschrieben werden anfänglich die Assets zwar im Hause Credit Suisse weiter verbucht werden, aber mindestens zwei Drittel der Ertäge gehen in andere Kassen. Dann können die unabhängigen Vermögensverwalter diese Assets spätestens nach drei Jahren ganz aus dem CS-Konzern abziehen. Damit wir diese Integration der Clariden-Leu in die Credit Suisse zum gigantischen Flop und wird die CS mittelfristig 20 – 40 Milliarden Kundengelder kosten.
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Sehr guter Kommentar von Goldstein.
Aus Sicht vom Supertanker CS spielen diese 20 – 40 Milliarden überhaupt keine Rolle. Sie werden verwischt und gehen im Gesamtkonzern unter und niemand interessiert sich mehr dafür, weder für die Kunden noch für das Personal noch für die Tradition der Bank.
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Hanspeter Kurzmeyer / CEO Clariden Leu fliegen jetzt die Kugeln um die Ohren.
Als langjähriger Retailbanker bei Credit Suisse mit wenig Private Banking Erfahrung hat er jetzt keine einfache Aufgabe.
Bald wird Hanspeter Kurzmeyer aber wieder abtreten und dann ist es wie bei den Politikern – Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern – und die Credit Suisse Manager verkaufen die Integration von Clariden Leu in Credit Suisse als vollumfänglichen Erfolg – als WIN-WIN-Situation.
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Zusammenfassung:
Aus dem HR abgeschrieben und keiner geht ans Telefon wenn lh anruft. Der Rest bleibt Mutmassungen und Spekulationen. -
Im ex-Fürbringer-Team gibt es auch noch die Big Shots: Sascha Ostrowsky (UHNW Russia) und Denise Feldmann, ex-ING und deshalb auch viele Holländische Kunden….
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die Schlussfolgerung stimmt, und an Firmen- und Markenwert versenkt die CS hier heute und jetzt ein paar Milliarden. – Adoboli wurde für solche Beträge gefeuert und geht in den Knast.
Scheint, dass die CS-Banker ausser Networking und Politik in eigener Sache nicht viel ‚drauf haben. – Ungetreue Geschäftsbesorgung!
Fakt ist dass die CS wohl ca 50% der knapp 100 Mia Assets der ClaridenLeu verlieren wird. - Nicht nur…
die Schlussfolgerung stimmt, und an Firmen- und Markenwert versenkt die CS hier heute und jetzt ein paar Milliarden. - Adoboli…
Im ex-Fürbringer-Team gibt es auch noch die Big Shots: Sascha Ostrowsky (UHNW Russia) und Denise Feldmann, ex-ING und deshalb auch…