In Zürich an der St. Annagasse 9 gehts zur Sache. In einem kleinen, schmucklosen Büro werden fehlbare Banker der UBS zu Geständnissen gedrängt – ohne Beistand und ohne Aufklärung über die eigenen Rechte.
Das Kommando im unscheinbaren Hinterhofgebäude, nur 50 Meter vom repräsentativen UBS-Hauptsitz an der Bahnhofstrasse 45 entfernt, haben abgebrühte Profis der Truppe „Criminal Investigation & IT Forensic“. Die rund 8 Fahnder hören auf das Kommando von Thomas Schwyzer, einem Ex-Chef der Zürcher Kriminalpolizei.
Die Schwyzer-Truppe ist eine Macht im Staate UBS. Sie besteht mehrheitlich aus Ex-Polizisten und hat Zugriff auf sämtliche Daten und Informationen der Bank.
Insider kritisieren die Machtfülle. „Wer einmal auf dem Radarschirm gelandet ist, bleibt immer verdächtig, auch wenn ihm nichts nachgewiesen werden kann“, sagt ein UBS-Manager.
Im Global Tracking System (GTS), einer umfassenden Datensammlung, legt die UBS-Spezialeinheit heikle Informationen über aktive und ehemalige Mitarbeiter ab sowie über aussenstehende Personen wie Journalisten und andere Berufsleute, welche die UBS besonders beobachtet.
Laut zwei voneinander unabhängigen UBS-Quellen werden die Einträge im GTS nach Beendigung einer Recherche durch die Schwyzer-Truppe nicht gelöscht.
Der Präsident der Datenschutzbeauftragten Bruno Baeriswyl, der auch Kantonalzürcher Datenschutzbeauftragter ist, sieht in der zeitlich unbefristeten Speicherung von Daten, die über die eigentliche Zweckerfüllung hinaus geht, einen Verstoss gegen geltendes Datenschutzgesetz.
„Die Unternehmung darf sensitive Daten für diesen Zweck sammeln, aber nur soweit erforderlich und wenn sie die Daten später wieder löscht“, sagte Baeriswyl gestern auf Anfrage.
Ein UBS-Sprecher bestätigt erstmals implizit die Existenz der wachsenden GTS-Datenbank.
„Es trifft zu, dass UBS über sicherheitsrelevante Ereignisse (zum Beispiel Banküberfälle, Mitarbeiterdelikte oder Delikte mit Bankkarten) eine Datenbank führt“, sagte Dominique Gerster gestern.
Der UBS-Sprecher machte rechtliche Anforderungen geltend. „Aufgrund der bankengesetzlichen Gewährspflicht sind wir zum dokumentierten Umgang mit Informationen über solche Ereignisse verpflichtet. Selbstverständlich wird die Datenbank im Einklang mit der Datenschutzgesetzgebung betrieben.“
Auf Detailfragen bezüglich Umfang der Datensammlung und wie diese verwendet wird, wollte der Sprecher keine Antwort geben. „Details zum Vorgehen im Bereich Sicherheit geben wir keine bekannt“, sagte UBS-Mann Gerster.
Das „Verhör“ im berüchtigten Spezialzimmer am kleinen, unbekannten St. Anna-Gässlein mitten in der Zürcher Finanzcity setzt Betroffenen zu. Die Befragungen könnten bis zu 10 Stunden dauern, sagt ein Insider.
Es ist der Schluss- und Höhepunkt einer investigativen Feinarbeit der internen UBS-Fahnder. Diese werden entweder durch Hinweise von der Front oder aufgrund eigener Recherchen aktiv.
Die fehlbaren Mitarbeiter, die keine Unschuldslämmer sind und die Grenzen des Gesetzes meist überschritten haben, würden mit Küchen-Psychologie bedrängt, sagen UBS-Kader, die im Bild sind.
„Sie wissen wohl, warum Sie hier sind“, soll eine typische Eröffnung der Befragung sein, sagt eine Quelle. Dabei seien der interne UBS-Ermittler und der bedrängte Banker meist allein.
Auf den Hinweis, die Aussage verweigern zu können, würde verzichtet, sagt der UBS-Insider. „Die Mitarbeiter, die ja meist keine Profi-Verbrecher sind, sondern normale Leute auf Abwegen, stehen unter Schock und vergessen in der Aufregung ihre Rechte.“
Typisches Fehlverhalten sei die Benützung der UBS-Geschäftskreditkarte für private Zwecke oder der Missbrauch von Kundengeldern, um Löcher durch schiefgelaufene Spekulationen zu stopfen.
Die UBS-Fahnder wüssten die Notlage der überführten Banker auszunützen, meint der UBS-Mann. Damit würden sie ihr Ziel, ein umfassendes Geständnis des Mitarbeiters zu erhalten, meistens erreichen.
Zeigt sich einer renitent, würde ihm mit der Polizei gedroht. „Dann heisst es, dass die Sache den Behörden übergeben würde und man keinen Einfluss mehr auf den Verlauf nehmen könne“, sagt die Auskunfsperson, die wegen der Brisanz des Themas nur anonym sprechen wollte.
Nach einem Geständnis kanns schnell gehen. Bei einer fristlosen Trennung wird dem Mitarbeiter der Badge für die Bürozugänge sowie seine „PERSAUTH“ abgenommen, eine Steckkarte, mit der von jedem Computer aus die autorisierten Applikationen aufgerufen werden können.
Die Verhöre der internen UBS-Fahnder von „Criminal Investigation & IT Forensic“, inklusive Protokollierung und schriftliche Bestätigung durch den Banker, fair behandelt worden zu sein, könnten die Grenze zu hoheitlichen Aufgaben überschreiten.
„Wenn es um Strafrechtliches geht, darf ein Unternehmen nicht selbst ermitteln und ahnden“, sagt der renommierte Datenschützer Bruno Baeriswyl. „Das ist allein Sache des Staats.“
Über die Polizei-Aktivitäten der Schwyzer-Truppe ist die oberste UBS-Führung im Bild. Laut einem Insider schickten die Cheffahnder dem obersten Risikoverantwortlichen und anderen hochrangigen Leuten der Grossbank seit Jahren monatliche Newsletter mit den wichtigsten Fällen.
Der Chief Risk Officer sitzt in der UBS-Konzernleitung und kann seine Kollegen, zu denen auch der CEO der Bank zählt, über die Aktivitäten der UBS-internen Polizeitruppe informieren.
Bekannte Risikochefs der Bank waren der später gescheiterte CEO Marcel Rohner und der umstrittene Walter Stürzinger, der weiterhin eine Chefposition innehat.
Bei offiziellen Anfragen nach der wachsenden Datensammlung im Global Tracking System oder anderen Datenbanken weicht die UBS aus, wie ein Selbstversuch zeigt.
Mit Verweis auf Artikel 9 des Datenschutzgesetzes könne die Bank Auskünfte verweigern, wenn „eigene überwiegende Interessen es erfordern und UBS die Personendaten nicht Dritten bekannt“ gebe, hielten die obersten Datenschutzverantwortlichen der Bank in einer schriftlichen Antwort vom 4. Juni fest.
Hinter vorgehaltener Hand bestätigt ein UBS-Manager, dass Journalisten in der GTS-Datenbank erfasst sein könnten. Zweck sei aber nicht die Überwachung von Medienschaffenden und anderen externen Personen, die registriert würden, sondern allein die Suche nach internen Informationslecks.
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Bei der CS heißen die Spürhunde Palantir.
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Das dürfte dann auch der (Hinter-)Grund sein, weshalb ich zwar UBS-Aktionär sein darf, die UBS-Dividendenzahlungen aber nicht auf ein UBS-Konto einzahlen kann, das meinen Namen trägt.
Nun, dann sei es eben einmal öffentlich festgehalten: Es gibt UBS- und vor allem SBG-Geschichten, die – wenn auch nicht auf dem Radar der derzeitigen Manager, Aufpasser, etc. – noch längst nicht ausgestanden sind (Interhandel, illegale Unterschriftenkarte, Nyon, uam). Z.T. sind sie nachzulesen auf: http://www.solami.com/ubs.htm
Neu dazu kommen die QI- und nun noch die RUBIK-Problematik, die UBS-Verbändelungen in den USA, die Inquisitions-Geständnisse zur Durchsetzung des UBS-Ukase (illegale Lieferung von 4450 UBS-Kundendaten an IRS). Alles nachzulesen auf: http://www.solami.com/DBA96.htm
Auch deshalb: Zeit für den Bürger die GELBE KARTE zu zeigen, zB mittels Teilnahme am ersten e-Scherbengericht (www.solami.com/ostrakismos.htm ) -
Orwell „1984“ lässt grüssen. Kaum zu glauben, aber wahr… Wohin führt der Weg? Wenn ich zudem an die Rechts- und Vertragsbrüche der EU-Oberen und EU-Staats- und Regierungschefs denke, dann die Frage, ob es nicht um die Frage dreht, wem man eigentlich noch vertrauen kann, ob Treu und Glauben noch gelten? Liegt hier nicht eine Gefährdung der unabdingbar erforderlichen korrekten Abläufe bei der Vertragserfüllung vor?
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Vertragserfüllung ist das Eine – ich stelle hier gerne die Frage nach den Werten? Wenn das stimmt: Gesetzesbruch als „Üblichkeit“, dann steht es schlimm um unsere Kultur.
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Es geht hier nur noch darum die kleinen und tiefrangigen MA zu terrorisieren, damit sie Angst bekommen und das Flop-Mgmt weiter abzocken kann.
Ich habe etwas ähnliches erlebt, wo mir irgendwelche Statements untergejubelt wurden, die ich anfänglich bestätigte um drakonische Strafen zu vermeiden….
Teilweise denke ich nur noch: „F*ck UBS“
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Leider wahr, war auch schon unter komischen Umständen in diesem Zimmerchen eingesperrt und wurde genötigt eine Vereinbarung zu unterzeichnen. Widerlich.
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Darf man als UBS über dem Gesetzt stehen? Oder es gar brechen?
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im artikel geht es doch nicht um steuerdelikte, sondern um „langfinger“ und andere „schlaumeier“ innerhalb der ubs. manche bänkler werden scheinbar schwach und bedienen sich auf die eine oder andere weise beim geld, das da so rumliegt. ich halte es sogar für eine pflicht der ubs, dass sie diesen betrügereien ernsthaft nachgeht. oder möchten sie ihr konto, depot halb-leer geräumt nach den ferien vorfinden, nur weil ihr bänkler oder der assi etwas party an der cote machen wollte? eine krawättchen oder ein schönes röckchen machen doch noch längst keine integeren bänkler… trau schau wem.
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Ja Du hast ja auch versucht den Arbeitgeber, für den Du x Jahre gearbeitet hast zu erpressen, um Dein eigenes Konto aufzufrischen. Wegen Leuten wie Dir, ohne Moral und Ethik, nur dem eigenen Vorteil verpflichtet sind wir heute in dieser Situation, welche unseren Wohlstand massiv gefährdet. Dass Du dich selbst noch als Opfer siehst, ist nicht verwunderlich, das ist psychologisch erklärbar und geht vielen Verbrechern so (Heinrich Kieber, etc.).
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Das hat einige annehmbare Komponenten, doch alles hierauf zu schieben erscheint mir schon einwenig einseitig. M.E. sind es die kriminellen Tricks der Banken (Kriminell aus Sicht der fremden Rechtsräume), welche uns in die aktuelle Situation gebracht haben.
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Ja klar tragen die Banken, Kunden, Regulatoren, etc. auch eine Mitschuld. Aber solch kriminelle Subjekte werden die globale Wirtschaft noch auf eine harte Probe stellen. Deutschland hat mit dem Kauf gestohlener Daten eine neue Ära eingeleutet, welche nicht bei den Banken halt machen wird. Warum soll man nicht auch gestohlene Wirtschaftsdaten (Industriespionage) kaufen dürfen. Der Staat lebts ja als Vorbild vor…
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Ich muss mich da auch mal schnell einmischen: „Wär hät’s erfunde…?“ Wenn die Chinesen unsere Wirtschaft ausspionieren, um danach gefälschte Uhren auf den Markt zu werfen, dann ist das nicht gut. Wenn jedoch ein Staat kriminelle Steuerhinterzieher verfolgen will, dann ist das eine andere Sache – zugegeben, hier ist der betreffende Staat sehr weit gegangen, doch der Zweck ist die einhaltung des lokalen Gesetzes (man würde als Behörde mit Staatsgewalt ja auch von einem Informanten eine CD mit Hintergründe über die Mafia kaufen…).
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Da kann ich Hanibal nur zustimmen! Wenn wir ehrlich sind, dann ist der Fall klar.
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Julius Bär wendet manipulierte Lügendetektorentests an, um Mitarbeiter unter Druck zu setzen siehe meine Webpage http://www.rudolfelmer.com bzw. Buch „Bankenterror“. Mein Test war von der Konzernleitung abgesegnet, obwohl ich vier Wochen später eine schwere Rückenoperation hatte, wurde mir der Beizug eines Anwalts und eines Arzts vor dem Test verwehrt. Sogar anerkannte Polygraphen-Experten befanden das Vorgehen der Bank als kriminell, natürlich vertrat Julius Bär da eine andere Meinung! Mafiöse Methoden sind im Bankgeschäft üblich, um Mitarbeiter zum Schweigen zu bringen!
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Sie, Herr Elmer, sollten sich zu solchen Themen am besten nicht mehr äussern. Sie machen sich lächerlich. Ziehen sie einen Schlussstrich unter ihre Fehler und fangen sie ein neues, anständiges Leben an. Ansonsten werden sie wie Meili enden.
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Lieber Ruedi
wir wissen was auf Cayman passierte. Du konntest es nicht vertragen dass ein Einheimischer als CEO ernannt wurde und nicht Du. Darauf hin hast Du der Griechischen Steuerbehörde einen Brief mit dem Namen eines Griechischen Kunden gesendet. Dabei ist Dir ein Fehler unterlaufen. Du wolltest dann ja auch keinen Lügentest machen. Dein konstantes Lügen bringt Dich nicht weiter und in einer miesslichen Lage bist Du ja schon.
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Sie, Herr Elmer, sollten sich zu solchen Themen am besten nicht mehr äussern. Sie machen sich lächerlich. Ziehen sie einen…
Lieber Ruedi wir wissen was auf Cayman passierte. Du konntest es nicht vertragen dass ein Einheimischer als CEO ernannt wurde…
Julius Bär wendet manipulierte Lügendetektorentests an, um Mitarbeiter unter Druck zu setzen siehe meine Webpage www.rudolfelmer.com bzw. Buch "Bankenterror". Mein…