Ob er der ultimative Insider sei, lautete gestern Abend die Frage an Michel Vukotic, Bigshot der Privatbank Julius Bär und Privatinvestor. „Schon, nur klingt das negativ“, meinte Vukotic.
Vukotic ist Bär-Mann seit Jahrzehnten, zuerst Handelschef, nun Seniorberater.
Wohl sein grösster Kunde ist Alpine Select, eine aggressiv-erfolgreiche Beteiligungsfirma. Zentraler Aktionär von Alpine ist Vukotic.
Wenn Alpine-Vukotic Aktien einer Firma aufkauft, lässt Bär-Vukotic den Kaufauftrag ausführen.
Über schwierige Chinese Walls zu sprechen, wäre lachhaft. Hier vereinigen sich Insiderwissen nicht zwischen zwei nahestehenden Personen, sondern in ein- und demselben Hirn.
Die in Swiss Banking einzigartige Vermischung von Eigen- und Fremdinteressen gerät nach der gestrigen fulminanten Ablehnung der hohen Bär-Boni an der Generalversammlung in den Fokus.
Dabei zeigt sich, dass die Privatbank von einem verschworenen Zirkel von Insidern gelenkt wird. Diese werden reich, ohne dass ihre Kreise bisher je von aussen gestört worden wären.
Dies, obwohl alle Kräfte im Verwaltungsrat und im operativen Management über die Verstrickungen seit Jahren im Bild sind.
Das sagt sogar Julius Bär offiziell. „Alle diese Verbindungen sind transparent, jeder kennt sie“, sagte gestern ein Bär-Sprecher.
Die speziellen Liaisons laufen zwischen drei Partnern, die alle freundschaftlich miteinander verbunden sind.
Neben Senior Vukotic sind das Bär-Präsident Daniel Sauter und dessen Vorgänger Raymond Bär, heute Bär-Ehrenpräsident.
Die drei Freunde kennen sich seit Jahren, vertrauen sich, helfen sich. Sie belohnen sich gegenseitig mit neuen Jobs und sichern sich auf diese Weise Pfründen.
Der perfekte Insider-Job.
Vukotic und Raymond Bär studierten zur gleichen Zeit an der HSG, während Sauters Vater Kunde von Vukotic war, als dieser noch als Steueranwalt tätig war. Beim Erbgang kamen sich Sohnemann Sauter und Vukotic nah.
Daraus wurde eine unzertrennliche und lukrative Partnerschaft, mit glänzenden Resultaten und verwirrenden Liebesdiensten.
Vukotic und Sauter gründeten die Trinsic AG in Zug. Dort sitzen die beiden zusammen mit ihren engsten Angehörigen.
Trinsic wurde Grossinvestorin bei Alpine Select, die – wie es der Name sagt – in vermeintlich auserwählte Beteiligungskonstrukte investiert.
Versteckte Werte bei unterbewerteten Vehikeln schöpfen, lautet das Alpine-Motto.
Ziel ist absolute Rendite, egal wie die Märkte laufen.
Showcase ist das Engagement beim Vehikel Absolute Invest, das die Credit Suisse einst im dümmsten Moment losgeschlagen hatte.
Alpine stieg ein und machte ein glänzendes Geschäft.
Von Vorteil gewesen sein dürfte, dass mit Thomas Amstutz ein Mann mit Insiderkenntnissen im richtigen Moment von der CS zur Alpine gewechselt hatte. Amstutz ist derzeit Präsident von Alpine Select.
Bei Alpine handle es sich um eine 20-jährige Erfolgsstory, sagt Vukotic.
Entscheidend sei Fairness: Es gebe keine versteckten Gebühren, keine Management- und Performance-Fees, sondern einfach nur einen gerechten Lohn für Arbeit.
„Wir offerieren das ehrlichste Produkt der Welt“, meint Vukotic.
Stimmt, sagt ein Ex-Bär-Mann, der Vukotic und Sauter kennt. „Das Problem sind die fliegenden Personalwechsel zwischen Bär und Alpine.“
Sauter war lange Präsident von Alpine, Vukotic sein wichtigster operativer Mann.
Anfang der 2000er Jahre war der Setup ideal, um Alpine auf Touren zu bringen. Denn Vukotic war damals gleichzeitig Handelschef bei Bär.
Mitarbeiter im Handel von Julius Bär störten sich an der speziellen Konstellation.
Vukotic konnte aufgrund seiner Stellung bei Bär grosse Aktienpositionen hin- und herschieben, ohne dass in den Augen seiner Mitarbeiter und Chefs klar war, für wen er agieren würde.
„Trug er nun den Hut von Alpine oder jenen von Bär, das war die zentrale Frage“, sagt einer zur damaligen Konstellation.
Das Thema eskalierte. Darauf wurde Vukotic aus der direkten operativen Linie genommen und direkt dem damaligen Bär-CEO Walter Knabenhans unterstellt.
Die Involvierten staunten. Statt das Problem zu lösen, sei es unter den Teppich gewischt worden, sagt einer.
„Für uns war klar: Raymond (Bär) hielt seine schützende Hand über Vukotic“, sagt die Quelle.
Bär war 2003 vom Private-Banking-Chef direkt auf den Stuhl des Präsidenten der Bank gesprungen. Laut Kritikern war es eine Beförderung aufgrund des Namens, nicht der Leistung.
Raymond Bär ist der dritte Mann. Bei ihren grossen Deals sorgten Vukotic und Sauter dafür, dass ihr Freund mit dem klingenden Namen nicht zu kurz kam, sagen zwei Bär-Quellen.
Es ging zu wie in einer richtig netten Familie. Jeder kriegte seinen Anteil.
Raymond Bär holte 2007 seinen langjährigen Freund und Vertrauten Daniel Sauter zu sich in den Bär-Verwaltungsrat. Als Bär vor einem Jahr zurücktrat, machte er Sauter zu seinem Nachfolger.
Dieser zeigte sich für den Superjob mit hohem Lohn und Bonus erkenntlich. Er bescherte Bär das Präsidium bei Alpine Select.
Darüber hinaus lässt Sauter zu, dass sein Intimus Raymond weiter Ehrenpräsident bei der Bank spielen darf und dafür eine Viertel Million im Jahr erhält. Hauptaufgabe ist die Koordination im US-Offshore-Konflikt, wohl ein Mini-Pensum.
Auch für Dealer Vukotic laufen die Dinge bei Bär ideal. Sein neuer Oberchef Sauter ist gleichzeitig sein bestens vertrauter langjähriger Mitinvestor bei Alpine.
So schliesst sich der Kreis. Drei Freunde haben sich elegant die Julius Bär unter den Nagel gerissen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Man müsste auch mal untersuchen welche Transaktionen in Sulzer dazumal pa gemacht wurden, einer der Herren war ja VR
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lese ich richtig, 6 kommentare? schein ein wichtiges thema zu sein. anstatt lang u breit personalien zu wälzen, ich habe es, glaube ich wenigstens, schon mal gesagt: „wer sind denn die bestimmende aktionäre“? und die, und nur die, WOLLEN , dass dem so sei. lucky punch für die engeren an & zugewandten kreise. move on.
p.s. nicht bindende konsultativabstimmungen haben eine mediale halbwertszeit, die einem kräftigen sauerkrautfurz entsprechen -
Sage mir mit wem du gehst und ich sage dir wer du bist oder wer mit Schweinchen zusammen ist, „besudelt“ sich.
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Welcome back! Nun sind wir wieder bei den knackigen Stories.
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In sehr kurzer Zeit sehr gut recherchiert, gratuliere! Aber das ist leider nur die Spitze des Eisbergs – da wird wahrscheinlich noch mehr kommen (…)
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Absolut richtiger Kommentar von Herr Winter: da hat es noch viel „Dreck“ im Hause Julius Baer. Aber der groesste Zocker aller Zeiten im Hause Baer ist und bleibt Vukotic…
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Vukotic ist tatsächlich eine „Altlast“ aus alten Bär Zeiten (vor dem Merger). Dass ein Bankberater wie nebst seiner Vergütung bei der Bank möglicherweise gleichzeitig Retros über einen Vermittler oder Vermögensverwalter kassiert ist in der Branche ein absolutes „No Go“ und ein Grund für Massnahmen. Es ist wirklich erstaunlich, dass JB dieses Problem nicht schon längst gelöst hat.
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Das Schweizer „Insidergesetz“ ist ein zahnloser Papiertiger – ein Alibigesetz. Das begünstigt solche Vernetzungen wie oben beschrieben. Die Akteure sind dabei clever genug und wissen, dass sie sich im rechtsfreien Raum, bzw. in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Aber eben: Das Beispiel macht Schule, und wir finden diese „Vernetzungen“ in der ganzen Bankenszene Schweiz. Auch einige bürgerliche Politiker tun sich offenbar schwer mit der längst fälligen Konkretisierung der Insidernormen Schweiz. Es ist hier journalistische Recherchier-Arbeit gefragt, um die wahren Hintergründe einmal aufzuarbeiten.
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Vukotic sollte alle seine persoenlichen Wertschriftentransaktionen offen legen muessen – und zwar zurueck bis 1995. Das waere sehr interessant und die Allgemenheit wuerde mal sehen mit was fuer Betraegen gezockt wurde…
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@Hans Meier: Na klar fänden Sie das interessant, jeder soll doch mal ein bisschen offen legen damit Sie auf Ihren Geschmack kommen oder was? Geht’s Ihnen noch gut?
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@ Hans Meier
Ja der Vukotic müsste die Hosen runterlassen…Aber eben: Ehrlich wird man nicht reich…
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Absolut richtiger Kommentar von Herr Winter: da hat es noch viel "Dreck" im Hause Julius Baer. Aber der groesste Zocker…
Vukotic sollte alle seine persoenlichen Wertschriftentransaktionen offen legen muessen - und zwar zurueck bis 1995. Das waere sehr interessant und…
Man müsste auch mal untersuchen welche Transaktionen in Sulzer dazumal pa gemacht wurden, einer der Herren war ja VR