Eine Vermögensverwalterin der Credit Suisse Singapur hat während 6 Jahren rund 13 Millionen Dollar von einem Kunden auf ein Drittkonto abgezweigt. Interne Kontrollen versagten.
Für die CS und ihre Chefs im Private Banking hat der Betrugsfall in Fernost Sprengpotenzial. Die Singapur-Finanzaufsicht ist nach einer Selbstanzeige der CS diesen Sommer am Ermitteln.
Der Betrug ist bankintern eskaliert. Hans-Ulrich Meister als Co-Chef der globalen CS-Vermögensverwaltung und Romeo Cerutti als oberster Rechtschef der Bank sind im Bild.
Köpfe sind noch keine gerollt. Die CS-Bankerin, die 2006 von der amerikanischen Citibank zur CS Singapur gestossen war, ist fristlos entlassen worden. Dass sie in U-Haft sei, wurde nicht bestätigt.
Sorgen bereitet der CS der Tatort. Singapur ist als Headquarter fürs Asien-Privatebanking zentral für die Credit Suisse. Die Grossbank will von Singapur aus vermögende Asiaten zu sich lotsen.
Nun drohen der Bank Sanktionen und ein Reputationsschaden. Die Singapur-Aufsicht gibt sich gnadenlos, um den Stadtstaat als sauberes Weltzentrum für Vermögensverwaltung anzupreisen.
Mit drakonischen Bussen versuchen die Singapur-Behörden klarzumachen, dass mit eisernem Besen gewischt würde. Zero tolerance – das ist es, was die Singpur-Chefs der Welt weismachen wollen.
Doch das harte Durchgreifen im Betrugsfall kontrastiert mit einer Wild-Ost-Manier im Banking. Das Private Banking in Asien mit den Zentren Singapur und Hongkong wächst unkontrolliert.
Die Mitarbeiter, welche ihr Glück in der Boom-Branche versuchen, springen laut Beobachtern von Bank zu Bank. Sie seien vor allem aufs rasche Geld aus, heisst es.
Das zeigt eindrücklich der CS-Betrugsfall, der mit seinem zweistelligen Millionenschaden eine grosse Dimension annimmt.
Die CS-Vermögensverwalterin konnte ungestört von internen Kontrollen und Fragen seit 2007 hohe Geldbeträge auf ein Drittkonto überweisen. Sie flog erst diesen Sommer auf.
Third-party-payments sind längst als Betrugsrisiko erkannt. Überweisungen auf ein eigenes Konto oder jenes eines Verbündeten sind der Klassiker unter den Bankbetrügereien.
Bei der CS hätten bei grösseren Zahlungen die Leiter der zuständigen Teams oder sogar der Marktregion genau hinschauen müssen.
Offenbar haben die Zuständigen in all den Jahren keine kritischen Fragen gestellt. Laut einer Quelle hätten die Chefs den Kunden, dessen Konto ausgeräumt wurde, möglicherweise gar nie getroffen.
Der Betrug fällt in die Ära von Marcel Kreis. Dieser war 2007 von der UBS zur CS gestossen und bis vor zwei Jahren operativer Leiter des Private Bankings Asien.
Anfang 2012 zog sich Kreis auf den Posten eines Präsidenten für die CS-Vermögensverwaltung in Asien zurück. Neuer starker Mann wurde Francesco de Ferrari, ein Ex-Berater und früherer Chef Italien der CS.
Ende Juni dieses Jahres ging Kreis endgültig von Bord. Er soll ordentlich pensioniert worden sein, heisst es in Singapur.
Kaum war Kreis weg, flog der Betrug der Private Bankerin auf. Der zuständige Leiter des Marktes Singapur, um den es geht, ist ein Schweizer. Dieser sei ein enger Vertrauter des abgetretenen Marcel Kreis gewesen, sagt eine Quelle.
Die CS hat Sofortmassnahmen verfügt. Die Bank setzte ein neues Team im Backoffice ein, mit dem Auftrag, Third-party-Zahlungen rigoros zu kontrollieren.
Die Backoffice-Leute müssen ab einer bestimmten Höhe der Überweisung den betroffenen Kunden telefonisch kontaktieren, um sich die Rechtmässigkeit der Zahlung bestätigen zu lassen.
Der Betrug wirft ein Schlaglicht auf die Unterschiede zwischen dem Finanzplatz Schweiz und dem Vermögensverwaltungs-Zentrum Singapur.
Auch wenn keine Bank vor krimineller Energie von Mitarbeitern geschützt ist, könnten doch verschiedene Mentalitäten der Schweiz langfristig Vorteile gegenüber dem hochgelobten Asien-Kleinstaat verschaffen.
Ein Insider, der beide Finanzplätze aus eigener Erfahrung kennt, sieht auf Schweizer Seite mehr Verantwortungsbewusstsein.
Die Kontrollen durch Vorgesetzte seien schärfer, diese würden auch regelmässig intervenieren und Fragen stellen. Zudem seien die Mitarbeiter im Backoffice, wo die Zahlungen überprüft und ausgeführt würden, besser für ihren Job geschult.
So stark Singapur dank dem Boom in Asien im Aufwind sei, so schwierig würde es für Singapur, die Schweiz langfristig als führendes Zentrum fürs weltweite Wealth Management vom Thron zu stossen.
Trotz allem würden die reichen Kunden Schweizer Bankern eher vertrauen als den Chinesen, die in Singapur die Mehrheit in der Bevölkerung stellen, meint der Branchenkenner.
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Die beliebtesten Kommentare
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Das die internen Kontrollen bei der CS versagt haben ist eine bösartige Unterstellung. Wie kann etwas versagen was es nicht gibt?
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This is absurd, a team leader in PB has to control 10-20-50-100 etc if not more payments a day, there is no way he can do his job properly and accurately control this. The payments should be authorized by an independent person who does only this. To blame management is simply absurd. Why pay a manager to control payments, absurd….
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Why pay him (the manager) a premium salary then? Things that happen in an entity under a manager’s responsibility are such manager’s RESPONSIBILITY, hence the higher salary and bonus. If he can or should not do a specific („controller“) job himself then he should organise his department in a way that somebody in the reporting line to him does and can execute such function professionally. – All clear now or still massively confused about duties of a real manager?
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In any business there are aspects that are beyond control. Not every payment, not every phone call, not every trade can be controlled and verified. This is like saying McDonalds has to check every hamburger it sells for posion because one time one employee poisoned a hamburger. Something has to be said about trust in the competence and honesty of your employees. Thank you for your text book example of what a manager should do, I am sure when you are done with university you will learn that the world is not black and white.
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HUM musste doch vor Jahresfrist schon einmal einen riesigen Betrugsfall in Singapore/Hong Kong „meistern“. Dagegen ist die vorliegende Episode lediglich peanuts! Damals mussten diverse ClaridenLeu-Top Shots die CS Group verlassen oder wurden degardiert. Darunter der langjährige CL-Compliance Chef.
Einige haben jetzt bei der noblen Banque Heritage wieder zusammengefunden.
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War da Meister überhaupt schon an den Hebeln? Der Case ist immerhin schon über 4 Jahre her. Unter anderem hatte damals der frankophone Chief Risk seinen Posten verloren – ein alter Kämpe unter Hoffmann/Stalder.
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Kann ich das nochmals haben: Die Leute im Back-Office Zahlungsverkehr sollen also aufpassen ob eine Zahlung rechtens ist oder nicht!?
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Also die Truppe, bei der gespart wird wo es nur geht soll jetzt noch mögliche Betrügereien aufdecken und zur Verantwortung gezogen werden, für Fälle wie hier beschrieben.
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Lächerlich. Visieren kann nur nach oben delegiert werden und nie nach unten. Nie.
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Für diese Verantwortungen werden u.a. die Cheffunktionen entlöhnt.-
Kommentar trifft 100 Prozent ins Schwarze. Backoffice überprüft nach „harter-Kriterien-Liste“. Doch die Verantwortung für das Third-Party-Payment übernimmt selbstverstän dlich die Person, die den Vorgang bewilligt und somit auslöst. Ohne Abstrich und zuwar auch dann wenn die Geschichte in die Hosen geht.
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SCHWEIZER HOLZWEG
====================Warum sollten Asiaten in der Schweiz Geld anvertrauen oder anlegen?
Die Asiaten wollen mit Geld noch viel mehr Geld verdienen. Wohl kaum in der Schweiz, hier kostet es vor allem Geld.Warum sollte ein Asiate der schweizer Mentalität mehr trauen?
Eine Reihe schweizer Banken wurden von ihren Mitarbeiter verraten, die Banken wiederum verrieten Ihre Mitarbeiter und Kunden.Warum sollte ein Asiate dem schweizer Rechtssystem vertrauen, wenn es von den Amerikaner, der EU, OECD…usw., gebeugt oder bestimmt wird?
Warum sollte ein Asiate der schweizer Solidität trauen, wenn es nicht in der Lage ist, sein Bankgeheimnis zu schützen ?
Wie kommen Schweizer dazu anzunehmen, Singapur sei ein sauberer Bankenplatz ?
Viele Gelder aus Asien, China, Rußland usw. sind unbestimmter Natur. Dem Bankenplatz Singapur wir mehr vertraut und zugetraut als der Schweiz.Warum sollte es lange dauern, bis Singapur die Nr.1 im weltweiten Private Banking ist?
Asien konkurriert mit Europa und USA. Welche wirtschaftliche Bedeutung hat da die Schweiz?Wenn UBS und CS immer mehr von Ausländern bestimmt werden, was bleibt da schweizerisch?
Wenn in den großen Schweizer Banken immer mehr Mitarbeiter beschäftigt werden, deren Tradition und Sozialisation nicht in der Schweiz liegt, was reden wir von schweizer Mentalität in sog. Schweizer Banken?
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Goldküste: Ich teile insbesondere den letzten Absatz in Ihrer Aussage zu 100 %. Die beiden Grossbanken sind längst keine CH-Banken mehr von ihren Werten her. Die Schweiz wird im Namen lediglich als Marketingzweck missbraucht ! Solange die Schweiz als Name noch einen Wert hat, wird sie im Namen geführt. Wenn dieser Namenswert (Brand)durch immer mehr linke politische Vorstösse weniger wert wird, ja dann wird der Name Schweiz auch nicht mehr im Banknamen erscheinen ! Ganz einfach ! Opportunismus pur, aber kann man von einer Bank etwas anderes erwarten ?
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…da hat die Goldküste dermassen inhaltlich auf BINGO gezielt, dass es für diverse PB & WM – Protagonisten in den Lenden drückt. Und dem CFO den Magen dreht wenn er die Zahlen für die Aufbauarbeit in Asien durchsieht.
Und all die CH Privatbanken, welche prominent jeden „Teamwechsel“ aus einem US-observierten Institut ankünden, verlieren mehr als sie östlich von Qatar zu gewinnen hoffen.
Swiss Private Banking hat für einen Teil der U/UHNW-Asiaten oftmals zu viel „Thomas Stamford Bingley Raffles“ oder „World Army Leadership“ Effekte in den Medien und in den Geschäftsberichten.
NB: Seidenweg kennt das Thema aus der Welt der Superyachten.
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es ist ja laecherlich, dass dies JAHRELANG unter der nase des managements, darunter des Leiters des market Singapore B.C., geschehen konnte. einerseits werden die kontrollen mehr und mehr, andererseits wird immer weggeschaut, solange jemand genug Umsatz erziehlt (egal auf welche art…)
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„Eine Vermögensverwalterin der Credit Suisse Singapur hat während 6 Jahren rund 13 Millionen Dollar von einem Kunden auf ein Drittkonto abgezweigt.“
Na, ja. Immerhin, weniger als die CS-Geschäftsleitung in der Schweiz.
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Eben gar nicht so schlimm – ist einfach ein unbewilligter Bonus Teil-Vorbezug.
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wieso nicht einem deutschen? die sind doch auch gründlich.
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Die Singapur Chinesen und Inder haben nur eines vor Augen und saugen dies bereits mit der Muttermilch auf:
Money, money, money, money, SING$, US$, Swiss Francs, money, money, money…
Viele verbringen auch ihre Nächte mit Glücksspielen.
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dort ist’s viel lustiger, es gibt Singha, Mao Tai, sexy girls und dim sum. Why the hell a CH Bank?
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Lieber John Zinslos
Du verwechselst doch nicht etwa Singapur mit Thailand, wo es tatsächlich viel lustiger und billiger ist?
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Mit dem letzten Satz hat LH auf den Kern des Swiss Private Bankings gezielt: Schweizer Werte wie 100%ige Zuverlässigkeit, Gründlichkeit, Diskretion und eine damit verbundene Bescheidenheit. Daran müsste in den CH-Banken wieder vermehrt gearbeitet werden, inkl. bei der Rekrutierung und Selektion der Mitarbeiter und beim Vorleben der Werte durch das Management. – Würden Sie als Schweizer einem Inder&Chinesen (Singapore Banker), Italiener, Ami, Deutschen, Pakistani&Libanesen (Dubai-Banker) Ihr Vermögen anvertrauen? – Wohl eher nicht.
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Ich glaube nicht dass das ein Mentalitäts-Problem ist. Solche Fälle passieren in der Schweiz ebenfalls in praktisch jeder Bank. Nur schaffen es viele, dies aus den Medien rauszuhalten. Es hängt vielmehr vom Privaten Umfeld der BeraterInnen ab, wo die Ursachen (finanz. Engpässe, Scheidung, Spielsucht, Luxussucht) für ein solches Vergehen gesucht werden müssten. Da würde es sich auszeichnen, wenn die Vorgesetzten ein gutes und nahes Verhältnis zu den Mitarbeitenden haben, so dass man auch früh genug Hilfe anbieten kann.
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13mio fuer engpaesse oder scheidung?
Hier hat ganz einfach die Kontrolle der Bank versagt.
Aber was solls? Marcel Kreis und seine ehemalige UBS gefolgschaft haben ueber die Jahre alle schoen Kohle fuer sich selber gemacht und warden wohl kaum belangt warden.
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Ich glaube nicht dass das ein Mentalitäts-Problem ist. Solche Fälle passieren in der Schweiz ebenfalls in praktisch jeder Bank. Nur…
Mit dem letzten Satz hat LH auf den Kern des Swiss Private Bankings gezielt: Schweizer Werte wie 100%ige Zuverlässigkeit, Gründlichkeit,…
13mio fuer engpaesse oder scheidung? Hier hat ganz einfach die Kontrolle der Bank versagt. Aber was solls? Marcel Kreis und…