Sergio Ermotti und sein Investmentbank-Buddy Andrea Orcel geben bei der UBS den Bonus-Takt vor. 3,2 Milliarden Franken haben sie als Extra-Entlöhnung fürs 2013 bereitgestellt.
Heute nun wird der grosse Topf ausgeleert. Ab 7 Uhr morgens informieren die Chefs am Paradeplatz, in der Investmentbank in Zürich-Glattbrugg und auch im Ausland, wer wieviel erhält.
Es ist das wiederkehrende Ritual, der Höhepunkt des abgelaufenen Jahres, der die Banker seit Herbst umtreibt.
Wie Kinder Weihnachten fiebern die Banker von UBS, CS & Co. ihrem Bonus entgegen.
Für sie ist der Zustupf nicht nur Menschenrecht, sondern zentraler Ausdruck der Wertschätzung für die eigene Leistung.
Es geht also um viel mehr als ums harte Geld. Davon haben die meisten genug.
Entscheidender ist die Psychologie: Kriege ich mehr als mein Kollege? Warum hat mein Widersacher einen höheren Bonus? Bin ich denn der Trottel?
Bonustag ist Zahltag, heisst es im Banking in Anlehnung an den Wahltag-Spruch in der Politik. Heute knallen bei der UBS die Korken, oder es herrscht Katzenjammer.
Wo die Party steigt, ist jetzt schon absehbar. In London, New York und Zürich-Glattbrugg können die Stars und Händler der Investmentbank mit den üppigsten Paketen rechnen.
Das passt nicht ins Bild, das CEO Ermotti & Co. zeichnen. Die obersten Chefs der Bank betonen unablässig, dass sie die Investmentbanker zähmen würden.
Doch das ist Showtime. Die UBS kommt derzeit besser an als die CS – nicht wegen ihrer Vermögensverwaltung, die war schon immer stärker, sondern wegen der Investmentbank.
Ermotti und Orcel haben ein Jahr früher als ihre direkten Konkurrenten das Zinsengeschäft reduziert, das wegen seinen Risiken mehr Eigenkapital verlangt und deshalb „teuer“ geworden ist.
Vermutlich taten sie dies nicht aus Weitsicht, sondern weil die UBS nach all ihren Skandalen nicht mehr weiter wusste.
Die beiden UBS-Taktgeber hatten damit die Nase im Wind – kein Wunder, sind doch beide gestandene Investmentbanker.
Typisch Trader, reiten sie gleich die nächste Welle, sobald sie auftaucht. Das ist jetzt passiert: Das Investmentbanking bleibt für die UBS zentral, es hat lediglich einen leicht angepassten Mix.
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Entsprechend rollt auch wieder der Rubel. Von den über 3 Milliarden Boni fliesst das meiste ins Geschäft mit Trading und Investment.
Das Nachsehen haben die Schweizer in den „langweiligen“ Bereichen Vermögensverwaltung und Retail Banking. Sie sind die Deppen im Umzug.
Ein durchschnittlicher UBS-Kadermann mit Arbeitsort Zürich erhält rund 150’000 Jahressalär. Wenn es gut läuft, dann erhält er heute obendrauf noch 50’000 als Bonus.
Für dieses Geld würde ein gestandener Londoner oder New Yorker Investmentbanker nicht einmal den Hörer in die Hand nehmen.
Schon das Fixsalär ist dort deutlich höher, es dürfte bei mindestens 300’000 im Jahr liegen. Hinzu kommt ein Bonus in fast gleicher Höhe.
Eine halbe Million für einen 0815-Investmentbanker versus 200’000 für einen erfolgreichen Vermögensverwalter und 150’000 für einen seriösen Retailbanker – das dürften die Relationen bei der UBS und bei anderen grossen Investmentbanken sein.
Das Missverhältnis zeigt die Machtverteilung. Die im Investmentbanking dominierenden Angelsachsen teilen sich den Hauptteil der Beute, den im Private und Retail Banking verankerten Helvetiern bleiben die Krümel.
Weder ein Tessiner als CEO noch der Masseneinwanderungs-Stopp der SVP ändert das. Investmentbanker sahnen ab – im Finanzbusiness gleicht das einem Naturgesetz.
Für die Schweizer UBS-Leute ist die Lage doppelt unangenehm. Sie sind nicht nur Bonus-Benachteiligte im eigenen Haus, sondern geraten auch bei der Qualifikation unter die Räder.
Das ist die zwingende Konsequenz des herrschenden Systems. Um den Bonus-Topf zu leeren, müssen die angelsächsischen Trader die Schweizer Knäckebrot-Banker schlecht reden.
Seit Herbst wird in sogenannten „Management Circles“ über die Leistung und Einstufung der weltweit 60’000 UBS-Angestellten gebrütet. Eine riesige Bürokratie mit viel Leerlauf hält die Bank auf Trab.
„Performance Measurement Management“, kurz PMM, heisst der Moloch. Das Konzept wurde eingeführt von UBS-Personalchef John Bradley, einem Amerikaner, und teilt alle UBS-Mitarbeiter und Chefs in eine von 5 Leistungsklassen ein.
5 bis 10 Prozent der Belegschaft müssen zwingend in den zwei schlechtesten Kategorien „Underperformer“ und „Needs improvement“ landen.
Wer dort endet, kann die Koffer packen. Es bedeutet oft einen „Nuller“ beim Bonus.
Das ist mehr als eine Warnung. Der Betroffene weiss: Für mich hat es bei der UBS keine Zukunft mehr.
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Die beliebtesten Kommentare
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Hab meinen Bonus als IT Mitarbeiter bekommen. 500.- als „need Improvment“ mit allen Zielen erreicht und teils sogar übertroffen. Da versteht man die Welt nicht mehr. Die machen was sie wollen. Hauptsache die Chefs und ihre „Höseler“ kommen gut weg. Künde noch auf Ende Feb. Dann haben sie ihr Ziel erreicht.
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genau,diese Woche war Kuvert-Tag.Einfach nur tragisch was hier abgeht.Mir kommts vor,als ob ich nur noch für die Boni der Teppichetage arbeite..Mensch, diese Bank hat überhaupt keine Kultur mehr,man wird behandelt wie der letzte Dreck und die Nerven liegen zum Teil blank. Mein Boss hatte diese Woche wiedermal gute Laune, vermutlich war das Couvert ok.Ich arbeite auch schon über 20 Jahre in diesem Betrieb, einfach nur tragisch was in dieser Bank läuft. Weiter so, wir werden nicht ruhen! Lach…
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Geld als Instrument der Mitarbeiterbindung. Die Frage ist ja auch, wie viele gut verdienende IBs gibts überhaupt in Relation zu den anderen jobs.
Unser Blogpost zum Thema Mitarbeiterbindung und die Zukunft:
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Froh mit der Schweiz. AVP’s haben in der Tat 150K total comp. VP’s meistens rond 200K aber auch darunter. D’s haben bis 400/420K. MD’s starten bei 320K fix. In London ist das Leben halt teurer und sind die Verhältnisse total anders. Dann gehe doch nach London oder noch schlimmer in die USA ! Diese Schmerzprämie brauchen nicht alle !
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150k fix für AVP? Sorry, dann wäre die UBS wirklich sehr grosszügig im Vgl mit der Konkurrenz auf dem Platz. Warum sollte sie so was tun?
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Stimmt heute war Couverttag! Auch ich durfte meinen Bonus entgegennehmen. Huuuuuurrraaa, für das, dass ich an der Front immer den Kopf hinhalten muss, ein Trinkgeld… Ich verstehe alle, die dieses Bonusgeilheit der Elite verteufeln. Aber bitte werft uns alle nicht immer in den gleichen Topf!
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Ich bin auch an der Fron tätig und trage zum UBS Bild eine enorme Leistung.
Wir sind die MA die die UBS aus macht.
Wenn wir uns daneben verhalten würden, gäbe es bald keine Kunden mehr.
Jedoch wird das in den oberen Etagen von UBS nicht gesehen.
Unser Bonus war miserabel! Gerade mal 1600.-
Wie sollen wir mit dem umgehen wenn wir sehen das weiter oben 10’000de von Franken abgesahnt werden??
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schade dass die bank nicht erkennt das die probleme die sie hat nicht nur mit geld gelöst werden kann, der zusammen halt unter den leuten wäre viel wichtiger und würde der bank viel geld einbringen. glaube es ist eine altmodische bezeichnung TEAM
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Nassim Taleb hat in seinen Büchern schon mehrfach dargelegt, dass das Einkommen eines Traders auf die Lebenszeit betrachtet im Vergleich zu anderen Berufen nicht mehr so attraktiv ausschaut. Es ist vor allem die Volatilität des Berufes, für die diese Leute entschädigt werden. Viele IBler kapieren allerdings nicht, dass die Party schon morgen vorbei sein kann und sie dann nicht mehr die Hypothek für ihren Loft in Kensington abbezahlen können…
Privatbankern könnte im derzeitigen Umfeld allerdings dasselbe wiederfahren.
Abgesehen davon müssen diese Leute mehr als 50% ihres Einkommens an den Staat abführen.
Und wer als ITler in einer Bank arbeitet, wo er doch im Silicon Valley ebenfalls Gehälter in der Grössenordnung von Tradern beziehen könnte, ist selbst Schuld! Unter den reichsten Menschen dieser Welt finden sich deutlich mehr Programmierer als IBler. Als Programmierer braucht es nur eine gute Idee und eine Garage, um reich zu werden, als IBler braucht es hingegen Zugang zu Kapital. -
Bonus!?
Als Mitarbeiter in der IT wird man mit (wenn überhaupt) mit wenigen tausend Franken abgespiesen. Der grosse Reinach machen die welche die Bank fast an die Wand gefahren haben… -
Natürlich ist es schwierig den Bonustopf fair zu verteilen, dass aber Backoffice Mitarbeiter ohne Rang, mit 20 Jahren Berufserfahrung und überdurchschnittlicher Quali nur zwischen 1500 und 2500 CHF Bonus erhalten ist für diese Mitarbeiter nur schwer zu verstehen.
Dies bei 0 CHF Lohnerhöhung und einem vergleichsweise tiefen Basislohn zwischen 75000 und 80000 CHF. Und mir wurde zugetragen dass es sich nicht um Einzelfälle handelt.
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Naja, für einen KV-Absolventen finde ich einen Lohn von 75’000 bis 80’000 Franken mehr als grosszügig. Ich nehme nicht an, dass jemand mit 20 Jahren Berufserfahrung UND Studium „nur“ 80’000 Franken verdient.
In der Industrie und im Handel werden deutlich tiefere Löhne bezahlt.
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Der „UBS Kadermann“, der „08.15 Investmentbanker“, der „erfolgreiche Vermögensverwalter“, der „seriöse Retailbanker“, und der „normale“ Investmentbanker werden verglichen.
Und zwar quer über Zürich, London und New York.
Und dann werden „Durchschnittssaläre“ gebildet, die auf Annahmen basieren, was so bezahlt werden „dürfte“.
Eine schwächere journalistische Leistung habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
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Na also dann, IB-Toni, lass die Korken knallen und die Puppen tanzen! Fülle die Taschen. Benütze die Zeit, solange du nicht hart aufschlägst. IP macht einen guten Job. Danke.
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Verkehrte Welt: Die Bank hat im 2013 überhaupt nichts besonderes geleistet, vergoldet sich mit Boni aber selber in der gleichen Höhe, wie Sie Gewinn ausweist. Dass es hier keinen Aktionärsaufstand gibt, kann man rational denkend nicht verstehen.
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Wenn man die Erfolgsrechnung eines Industriebetriebs anschaut ist es absolut normal, dass die Lohnkosten einen grossen Teil ausmachen und auf der untersten Zeile, dem Gewinn, ein kleiner Teil steht. Dieser regelmässige Vergleich Lohn (mit oder ohne Bonus) zum Gewinn macht nur sehr wenig Sinn, jeder Coiffeuf, die Migros, der Schreiner, macht weniger Gewinn als die Mitarbeiter verdienen. Das gilt auch für praktisch alle als Aktien gehandelten Firmen und halt auch für die Banken. Dass diese dann halt den Lohn aus einem fixen und einem Bonusteil zusammensetzen gibt ihnen lediglich mehr Flexibilität in schwierigen Zeiten. Einzelfälle mit Übertreibungen gibts ja in den meisten Branchen.
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Von einigen IBlern ist zu hören, dass sie auch für einen geringeren Bonus arbeiten würden – jedoch muss dieser „fair“ sein.
Da die Spitze keine Ahnung von Moral, Anstand und Fairness aufweisst, wird halt das kranke Spiel immer weitergetrieben und so fahren dann 25-Jährige einen Ferrari.
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…gönnen wir den Jüngelchens den Jahressalär-Sportwagen. dies aber nur in der Annahme, auf dass da Einer dabei sei, welcher dann mal bei einer richtigen Classic Car Auktion einen Multi-$$-Car abzügelt.
NB: Die paar Spezialgaragen rund um „leben“ immer noch teilweise von Boni-Banker. Boni erhalten auch Arbeitsplätze.
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Wer heute noch Private Banker in einer Bank mit grossem Investmentbanking ist, macht wirklich etwas falsch. In den guten Zeiten sahnen die IB alles ab und in den schlechten Zeiten zahlen alle mit. Gerade die UBS will mehr Vermögensverwaltung und pusht die IB. Was wollen die von der UBS jetzt wirklich ?
Wer heute noch Private Banker in einer Bank mit grossem Investmentbanking ist, macht wirklich etwas falsch. In den guten Zeiten…
Von einigen IBlern ist zu hören, dass sie auch für einen geringeren Bonus arbeiten würden - jedoch muss dieser "fair"…
Verkehrte Welt: Die Bank hat im 2013 überhaupt nichts besonderes geleistet, vergoldet sich mit Boni aber selber in der gleichen…