„Leistung aus Leidenschaft“ verspricht die Deutsche Bank. Wem das nicht einleuchtet, dem hilft ein Spitzenmanager des Zürcher Ablegers nach.
Carsten Kahl heisst der Mann, ein Managing Director bei der Deutschen Bank Schweiz, Chef Private Banking Nord- und Zentraleuropa. Kahl ist wichtiger Mitstreiter des mächtigen CEOs Marco Bizzozero.
Am 22. Januar schrieb der Hamburger, der seit 5 Jahren für die Deutsche Bank Schweiz tätig ist, eine E-Mail mit klarer Befehlsausgabe.
„I have taken the decision to distribute hard targets (…) to achieve a meaningful activity in our DWS Investment Global Infrastructure Fund“, lautete sie.
Der deutsche Spitzenmann machte klar, was er von seinen Vermögensberatern erwarte. Jeder sollte dem Fonds nicht nur viel Vermögen zuleiten, sondern auch viele individuelle Kunden.
Er wolle „a meaningful distribution in number of clients“ pro Berater sehen, forderte Deutsche-Boss Kahl.
Dann folgte eine unmissverständliche Warnung an die Mannschaft unten im Maschinenraum der Deutschen Bank. Jeder Berater müsse unabhängig von dem, was er sonst leiste, zur Steigerung beim DWS-Fund beitragen.
„I will have a 1on1 with each (Advisor) who has not delivered“, drohte Kahl in seinem Schreiben.
No Prisoners, No Excuses also. Einzig falls der Infrastruktur-Fonds im Gebiet eines Beraters nicht vom Regulator zugelassen würde, sei man vom Auftrag befreit.
Achtung, fertig, los, heisst das. Er werde als Nächstes mit den Vorgesetzten die Zielvorgaben für die einzelnen Märkte abstimmen.
„But independent of this number, you should drive the campaign day one with full conviction and enthusiasm“, verlangte der Deutsche-Chef nicht nur Resultate, sondern auch eine positive Haltung.
Dann folgte der Satz, den einem der Hollywood-Hit „Wolf of Wall Street“ vorführt. Dort lassen die Brokerchefs die Sales-Leute per Countdown von der Leine und auf unbedarfte Kunden los.
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„Get started to call all suitable clients asap“, tönt es heute gleich vom Zürcher Business-Wahrzeichen Prime Tower herunter, wo die Deutsche Bank Schweiz ihren neuen Sitz hat.
Eine Sprecherin des Instituts wollte die Aktion nicht kommentieren. Man nehme zu solchen Internas keine Stellung.
Intern macht ein Wortspiel die Runde. „Passion to Perform“ oder „Passion to Kill“, wird der Slogan der Deutschen Bank ironisiert.
Das Pushen eines einzelnen Fonds von der Kommandobrücke herunter ist aus zwei Blickwinkeln interessant.
Erstens will die Sprache nicht recht zu den „Values“ passen, die sich die Deutsche Bank auf die Fahnen geschrieben hat.
Betont werden dort Integrität, Nachhaltigkeit, Kunden-Fokus, Innovation, Disziplin und Partnerschaft.
„We live by the highest standards of integrity in everything we say and do“, definiert die Deutsche den Wert „Integrität“.
Und weiter: „We will do what is right – not just what is allowed“.
Schliesslich folgt: „(…) we invite, provide and respect challenging views“.
Zumindest bei Carsten Kahls Verkaufsbefehl des Infrastruktur-Fonds ist davon nicht viel zu spüren. Der Widerspruch zwischen der Androhung von Strafe und offener Kritikkultur springt ins Auge.
Ein zweiter Punkt ist die bisherige Performance des Fonds, der von DWS stammt, einer Fonds-Tochtergesellschaft der Deutschen Bank.
Seit der Lancierung vor 6 Jahren schnitt der „DWS Investment Global Infrastructure Fund“ nicht gerade beeindruckend ab.
Gemäss Morningstar, einer Fonds-Ratingagentur, hinkt der DWS-Fonds hinter dem Vergleichsindex her.
Im 1-Jahresvergleich liegt die relative Performance bei minus 3 Prozent, im 3-Jahresvergleich bei minus 4,75 Prozent pro Jahr, im 5-Jahresvergleich bei minus 1,1 Prozent per annum.
Für Deutsche-Chef Kahl kein Grund zur Sorge. „The quality of the fund (5 star), the overall reputation of DWS and easy to understand structure of the fund“ sei einer der Gründe, warum er diesen Fonds gepusht haben möchte.
Was ebenfalls sein könnte, aber nicht erwähnt wird: Vielleicht ist der Fonds einfach zu wenig erfolgreich.
Das Fonds-Volumen erscheint mit knapp 100 Millionen Euro für ein vermeintliches Erfolgsprodukt etwas mager.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich habe bisher gedacht es gäbe einen Unterschied zwischen der (Deutschen) Bank und den Drückerkolonnen von Carsten Maschmeyer… tja so täuscht man sich…
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Die Geister die wir riefen… Hauptsache der Kunde steht endlich im Mittelpunkt! Ist doch toll, dass wir das von den lieben Kollegen ennet am Bodensee und unseren Vorzeige-Angelsachsen endlich lernen können…
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Der Regulator verlangt die Eignungsprüfung beim Kunden, seit 1.1.2014 das KAG zusätzlich die Protokollpflicht für Beratung solcher Produkte. Man kann sich fragen, ob / wie weit mit einer solchen undifferenzierten Verkausmaschinerie die Eignung des Kunden berücksichtigt wird. Die FINMA wird’s bei Ihrer nächsten Inspektion beurteilen…dann rollen vielleicht bald schon mehr Köpfe als Dollars!
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product pusching mit drueckerkolonnen bei dbs zeigt, dass diese bank nichts aber auch gar nichts gelernt hat aus der finanzkrise 2008 – derartige manager brauchen wir wirklich nicht mehr
um die anleger zu schuetzen brauchen wir sicherlich nicht dieses undifferenzierte product pusching a la dbs
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Na irgendwie muss der Carsten doch seinen Bonus erzielen. St. Moritz-Urlaube und flotter „Schlitten“ sind teuer. (Obwohl das wohl zu einem Grossteil auch über die Firma läuft…) – Und da kann man aus Statusgründen keinen Abstrich machen.
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Es ist einfach. Entweder gehorcht der Karsten oder er kann gehen und genau so geht es auch allen Beratern. Wenn ein Fonds nach 6 Jahren nur 100 Mio Vermögenswerte hat, dann war/ist er nicht erfolgreich und muss zu Lasten der Kunden gepusht werden. Leistung aus Leidenschaft eben.
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Das ist derselbe Manager, welcher seine Mitarbeiter jedes Jahr wieder aufs neue drängt, die noch verbliebenen Mini-Hoeness in
Versicherungspolicen zu jagen. Trostlos für den Finanzplatz Schweiz. -
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Ist das nicht schon Beihilfe zu…………… ? Von einem Managing Director beauftragt…..
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Liebe Leser
Die DBS ist eine Bank die mit allen Mitteln kämpfen muss nicht in die roten Zahlen zu rutschen. Leider läuft es mit dem Offshore Banking aus dem EMEA richt mehr wie geschmiert seit sich die Kunden immer mehr selber Anzeigen und reinen Tisch machen. Leider hat die DBS bei den schweizer Onshore Kunden nie richtig Fuss gefasst.
Nun braucht es entweder visionäre Macher oder Drücker.
Warten wir mal ab was die Zukunft bringt. -
Wieviele Privatkunden betreut der Herr Kahl direkt ? Wieviele Kunden vertrauen ihm ihr Vermögen an ? Wieviele Kunden hat er in seiner Zeit in der CH akquirieren und auch halten können ? Kauft er diesen Fonds mit einem substanziellen Betrag auch für sich selber ? Hat er diesen Fonds für seine Eltern schon gekauft ? Alles Fragen, die man zuerst beantwortet haben möchte, bevor man losgeschickt wird auf seine Kunden. Die Drohungen bei Nicherfüllung gleichen eher einer Diktatur als einer modernen Unternehmung mit sogenannten Values. Nicht das Geschriebene entscheidet sondern die konkrete Handlung.
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genau auf diese art von deutschen koennen wir in der schweiz liebend gerne verzichten
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Ich bin Schweizerin und arbeite mit einigen Deutschen zusammen, finde eine solche Aussage sehr oberflächig.
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Wieder einer der hoch fliegt, und schon sehr bald tief landet……
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Ja, sehr tief… in Karibik mit 10 millionen auf dem Konto, armes Ding.
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sie sprangen als Tiger und landeten als Bettvorleger….
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Gier und Angst werden oft dem verantwortungsbereich des einzelnen entnommen. Die Gier ist dabei im Verkauf, die Angst in den Abteilungen für Risk Management und Compliance zu finden. Die Compliance wird wohl noch lange das Wachstumsfeld par excellence bleiben. Das meint CFA-Schweiz Chef Christian Dreyer in unserem interview.
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Hat die DB hier wohl wieder marode Immobilienbeteiligungen der eigenen Bilanz in einem Fonds versteckt, der nun vor dem Zusammenbruch der Werte möglichst breit verkauft werden soll an die „dummen“ Kunden?
Schön, dass solche Mails den Weg an die Öffentlichkeit finden, dass das wahre Treiben ans Licht kommt, auch wenn der Blog natürlich provokativ verfasst ist.
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Wer ihn wirklich kennt, wüsste dass er vieles von dem was da steht nie verlangen würde.
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Wieso hat er uns dann allen (zumindest auch all meinen Kollegen) dieses Mail geschrieben??
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Wer ihn wirklich kennt, weiss, dass er es GENAU so gemeint hat! Ich weiss von was ich spreche, da ich selbst für diese Bank tätig war. Genau diese Art der „Kundenberatung“ war für mich der Grund, dort wieder zu gehen. Es gibt vielleicht Banker, die können bzw. wollen damit leben; die meisten jedoch nicht. Das zeigt allein die hohe Burnout-Quote, die bei der DBS herrscht.
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Irgendwo müssen doch die Prime Tower (nomen et omen) Mietzinse wieder hereingeholt werden!
Oder etwa nicht?
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Mal ehrlich. Der Carsten gibt doch nur das weiter was er von der Konzernzentrale aufgedrückt bekommt. Armer Hamster im Hamsterrad. Wem das nicht passt der kann ja gehen. Arme Banker die nicht auf ihren hohen Lebensstil verzichten können.
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Na bei LH’s Schilderung der Person Kahl fällt mir eher ein anderes Nagetier als der Hamster ein…
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„We life by the higest standards“? -> Englisch ist wohl nicht so die Domäne von Herr Hässig. Da er selbst Dauerkritiker ist, wird er diese Kritik sicher locker wegstecken.
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Gibt’s dann wirklich noch solche dummen Kunden, die solch teure Fonds kaufen ? Mit solchen Produkten finanziert man ganz direkt die hohen Boni der Banker. Und welcher Kunde will denn das noch tun ?
Einfacher und günstiger geht’s mit den passiven Anlagevehikeln wie ETF’s oder man/frau unterhält ein eigenes Wertschriftendepot bei einem Internettrader wie Swissquote oder Postfinance. Dort kann man unabhängig von geldgierigen Bankberatern kaufen und verkaufen wie man will und meist ist das Resultat gleich oder besser als mit einem sogenannt aktiv verwalteten Fonds, der für die Banker nur als Geldmaschine dient.-
Nachtrag: Selbstverständlich muss es nicht zwingend Swissqoute oder Postfinance sein, Online Trading geht auch bei UBS, Credits Suisse, den Kantonalbanken, den Regionalbank und bei Raiffeisen (eigentlich bei allen)!
Frage an onys: Angenommen ich fahre eine ausgewogene Anlagestrategie, meine passiven Anlageinstrumente (Aktien) sind stark gestiegen. Wer macht nun das rebalancing? Muss ich das selbst machen oder muss ich dafür doch einen Bankberater anstellen? Empfehlen Sie passive Anlagen auch für den Bondbereich? Physisch repliziert oder synthetisch? Indexfonds oder ETF?
http://www.ishares.ch
http://www.lyxoretf.ch
http://www.comstage-etf.ch
http://www.raiffeisen.ch/indexfonds
http://www.raiffesien.ch/etf -
@onys gewissen
A propos Bonds: keine Staatsanleihen, keine Bonds von Banken und Versicherungen nur wenige Bonds von gut geführten Unternehmungen mit einem Eigenkapital von mehr als 30%. Sonst riskiert man einen Totalverlust in der nächsten Krise.
A propos Aktien: Bei den Aktien kann man den Gewinn einfahren und Liquidität halten, denn die nächste Finanzkrise kommt bestimmt und dann kann man wieder in Aktien investieren.
Und ja für die ganz schlimme Krise Gold physisch kaufen und an einem Ort aufbewahren, wo man auch nach einem Bankenkollaps zugreifen kann.
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Das ist genau der Grund, wieso der Kunde sehr kritisch Fondsempfehlungen der Banken anschauen sollte. Die Berater werden knallhart zu Verkäufern gedrillt. Da ist nichts mehr von Bedürfnisanalyse zu sehen, nur der Verkauf des für die Bank einträglichsten Produkts zählt. Ob es zum Kundenprofil passt, interessiert niemanden aus der Chefetage.
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Der Carsten Kahl muss ein richtiger „Obervoriger“ sein, so wie er hier beschrieben wird. Auch sein Comic-Heft-Englisch, sofern richtig zitiert, zeugt davon. Das ist nun wohl wieder einer dieser hochqualifizierten Qualitätsimporte, auf die die CH-Wirtschaft so dringend angewiesen ist… – Give me a break!
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…der Name ist Programm: Wo Kahl auftaucht, da bleibt es auch kahl, er hinterlässt wenig.
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Wenn der Carsten Kahl morgen die Bank verlassen würde, würde wohl kaum einer merken.
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Ich frage mich immer welcher Kunde kauft sowas? Ist der Kunde so doof oder „schleimt“ der Berater so gut?
Ich frage mich immer welcher Kunde kauft sowas? Ist der Kunde so doof oder "schleimt" der Berater so gut?
Der Carsten Kahl muss ein richtiger "Obervoriger" sein, so wie er hier beschrieben wird. Auch sein Comic-Heft-Englisch, sofern richtig zitiert,…
Das ist genau der Grund, wieso der Kunde sehr kritisch Fondsempfehlungen der Banken anschauen sollte. Die Berater werden knallhart zu…