In meinem letzten Beitrag „Banken-IT: Falling Down“ vom 26. Februar habe ich in Aussicht gestellt, dass Anlageentscheide mehr und mehr aktiv nach einem „Social Media“-Ansatz erfolgen (ich frage meine Vertrauensleute und agiere selbständig) und nicht mehr Top-Down (mein „Banker“ soll das machen).
In einem Interview mit den Gründern der Firma DragonWealth in Singapur konnte ich diesen Aspekt anhand einer konkreten Software näher beleuchten. Hier die Kernaussagen:
Welches sind die grössten Herausforderungen für das Private Banking in Asien?
Ein grösserer Teil des Vermögens bleibt innerhalb der Familie und die Risikobereitschaft ist grösser. Der Bedarf nach klassischen „Discretionary Portfolio Management“ ist geringer, der Bedarf nach individueller, zeit- und sachgerechter Beratung grösser.
Wie entwickelt sich das Private Banking in Asien?
Das Gebühreneinkommen sinkt und damit die Marge von circa 140 auf 60 bis 65 Basispunkte. Und trotzdem führen die hohe Fluktuationsrate bei den Banken (rund 20 Prozent pro Jahr) und teilweise ungenügende Performance-Resultate zu zunehmender Unzufriedenheit bei den Kunden.
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Technologisch vergleichen Kunden das eBanking mit Applikationen wie Google, eBay, Apple und sind enttäuscht über die „IT-Experience“, die ihnen Banken liefern. Zudem sind kulturelle Aspekte zu berücksichtigten. Das Bedürfnis nach Bestätigung („Validation“) von Investmentideen durch Kollegen und im Freundeskreis und nach Vergleichen mit „Peer groups“ wird grösser.
Studien zeigen, dass nur gegen 30 Prozent der Investoren selbständig die Entscheidungen treffen. 70 Prozent suchen Bestätigung, allerdings nur 20 Prozent davon treffen die Entscheidung auf Anraten ihres Kundenberaters, der Rest aufgrund ihres beruflichen und privaten Netzwerks, eigenen Recherchen und ähnliches. Dieser Trend zeigt sich auch in Europa.
Und was macht Dragon Wealth?
Wir liefern ein Ecosystem, das Kunden und Beratern Validierungsmöglichkeiten ihrer Entscheidungen anbietet. Das Ecosystem besteht aus Services und einer technischen Plattform, welche die entsprechenden Daten strukturiert und visualisiert am Computer oder auf dem iPad darstellt – anonymisiert und bereinigt von allen „Client identifying data“.
Die Banken liefern zu wenig auf den individuellen Kunden zugeschnittene, individuelle Hilfen zu Investmententscheiden. Wir unterstützen die vier Schritte „Idea generation“, „Validation“, „Buying“ and „Monitoring“.
Welches sollten die Zukunftsthemen für einen Chief Investment Officer sein?
Ein Thema ist sicherlich die Erschliessung neuer Potentiale durch „Innovation“ ausserhalb der bestehenden Legacy-Systeme, am naheliegendsten mit Hilfe externer Partner. Um neue Kundenbedürfnisse zu erschliessen, führt kein Weg am „Digital Wealth Management“ vorbei.
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