Keine Banalitäten – sondern praktische Unterstützung aus der Praxis für die Praxis. Sie finden weiter unten auf einem A4-Blatt einen konzentrierten Leitfaden zur Weiterbildung, der Sie lebenslang (life long learning!) begleiten kann.
Ausgangspunkt ist Ihre begründete Überzeugung, dass Sie für Ihre berufliche Entwicklung Weiterbildung benötigen und darum – das ist entscheidend – entsprechend Ressourcen einsetzen wollen und können (Zeit, Geld, Anstrengung), verschiedene Unwägbarkeiten in Kauf nehmen (Spannungen in der Familie, häufig bei zeitintensiven Weiterbildungen) und realistische Erwartungen haben.
Geben Sie sich nicht mit generellen „Empfehlungen“ zufrieden, wie sie etwa im folgenden Beispiel zu finden sind:
Tagi 23.10.2014: Es braucht kein festes Rentenalter mehr
„Es braucht sicherlich einen Effort auch von den älteren Bewerbern. Sie müssen sich bewusst sein, dass man sich heute nicht mehr über Jahre hinweg auf den Status quo einstellen kann, dass alles ein stetiger Wandel und Prozess ist.“
DAS IST OK und allgemein anerkannt, GILT ABER NATÜRLICH AUCH FÜR JÜNGERE; dann weiter:
„Viele ältere Arbeitnehmer, gerade gut qualifizierte mit Hochschulabschluss und auf ihrem Gebiet vielleicht hoch spezialisiert, sind bei Veränderungen auf verlorenem Posten. Es fehlt ihnen an Offenheit und Bereitschaft zu persönlicher Weiterentwicklung.“
DAS IST UNZULÄSSIG VERALLGEMEINERT, aber kann Sie immerhin zur Frage provozieren: Wie ist das bei mir? Dann weiter:
„Wir raten deshalb zur stetigen Weiterbildung …“
DAS IST OK und allgemein anerkannt; dann geht’s (leider) so weiter:
„… alle zwei Jahre einen Kurs, ein Seminar, irgendeine Art von Weiterbildung – dies für den Arbeitnehmer persönlich, aber auch als Zeichen gegenüber dem Arbeitgeber. Man wird und bleibt so attraktiver.“
DAS IST NICHT OK, ja sogar gefährlich, weil es häufig zu Enttäuschungen führen wird, die Ihre Motivation zu lebenslangem Lernen mindern könnte. Zudem können Sie als „Weiterbildungstourist“ abgestempelt werden (in Ihrer Firma, im CV), dem es am Sinn für strategische Entwicklungen mangelt – nicht nur in der Weiterbildung!
Wir schlagen Ihnen statt eines Schnellschusses verschiedene Schritte vor, die erfahrungsgemäss zu wenig berücksichtigt werden. Beginnen wir mit einer anspruchsvollen Situation: Sie sind schon etwas älter und wollen oder müssen sich verändern (die Klammern beziehen sich auf den danach aufgeführten Leitfaden):
– Eine Standortbestimmung (1c) ist sinnvoll. Darauf zu verzichten und einfach „irgendwas“ zu machen (1d) wäre fahrlässig (zur Standortbestimmung siehe Links zu früheren IP-Standpunkten am Schluss des Artikels).
– Sie haben eine klare Vorstellung, was die Weiterbildung letztlich bewirken soll, zum Beispiel bessere Chancen auf dem internen oder externen Arbeitsmarkt (2.9) oder Unterstützung des Schritts in die Selbständigkeit (2.10), beispielsweise als Coach.
– Im letzteren Fall bräuchten Sie ein anerkanntes Diplom (2.2), um auf dem Markt eine Chance zu haben.
– Ideal wäre, wenn Sie das Gelernte auch direkt (on the job) anwenden und so Ihr Lernen vertiefen könnten; Sie streben also eine Kombination von on the job und off the job Lernen an (3); notfalls müssen Sie in Ihrem Bekanntenkreis „Freiwillige“ rekrutieren, um üben zu können.
– Sie haben abgeklärt, was für Sie in Frage käme (zum Beispiel CAS Coaching Advanced am IAP; ist zwar schockierend teuer, aber Reputation, Referenten, Methodik, Erfahrungen von Kollegen und Niveau der Kursteilnehmer sprechen dafür).
– Die Ressourcen (Geld, Zeit) sind vorhanden, Sie erfüllen die Voraussetzungen (Anmeldebedingungen, freie Plätze) und sind total motiviert.
– Sie gehen davon aus, dass Sie damit Ihr erwartetes Ergebnis oder Ziel erreichen werden (4).
Hier finden Sie einen Leitfaden, der die wichtigsten Elemente auf dem Weg zur passenden Weiterbildung beschreibt. Zur Vergrösserung klicken Sie bitte ins Bild.
Spielen Sie nun bitte Ihre eigene Situation durch. Dazu können Sie den nicht ausgefüllten Leitfaden verwenden.
Ausser in der Situation (1a) ist das Finden der passenden Weiterbildung eine aufwändige Geschichte; überprüfen Sie dabei, was zu Ihnen und Ihren Zielen passt, und sehen Sie es als iterativen Prozess. Je teurer das Ganze und je schwieriger Ihre Situation, desto eher lohnt sich der Aufwand.
Nehmen wir an, Sie haben eine passende Weiterbildung gefunden. DAS GENÜGT ABER NICH. Um Ihr Ziel zu erreichen, muss Ihr Lernen eingebettet sein in ein Bündel von Massnahmen – wie bei einem Business-Projekt mit entsprechendem Selbst- und Stakeholdermanagement.
– Dazu gehört, dass Sie Ihre Lebens- und Berufserfahrung ins Spiel bringen. Nennen Sie das nicht einfach „Erfahrung“, sondern übersetzen Sie es in das, was Sie erreicht haben: Kompetenzen, Fähigkeiten, Wissen, Erfolge …
– Nehmen Sie dazu Stelleninserate oder Prospekte von Weiterbildungsangeboten zu Hilfe, dort sehen Sie, was gefragt ist und wie man das macht: (Selbst-) Marketing!
– Damit können Sie auch nochmals überprüfen, ob die geplante Weiterbildung wirklich passt, um Sie weiter zu bringen.
– Setzen Sie Ihre Beziehungen und Ihr Netzwerk ein. Alle Älteren, die ich kenne, haben nur so erreicht, dass Ihr CV (und damit das on und off the job Lernen) überhaupt beachtet wurde. Nutzen Sie Ihr Netzwerk auch, um nochmals zu checken, ob Sie auf dem für Sie richtigen Weg sind.
– Sie können nicht alles beeinflussen; der grösste Teil Ihres Umfelds ist gegeben, Sie können Glück oder Pech haben, und der Zufall spielt oft eine grosse Rolle. Wie gehen Sie damit um?
– Seien Sie sich Ihrer Persönlichkeit bewusst, Ihrer Ausstrahlung, Ihrer Stärken und Schwächen. Reflexion ist ein Mittel, um Ihre Persönlichkeit zu stärken – kostet nichts. Auch hier wieder der Check, ob die geplante Weiterbildung zu Ihnen und Ihren Zielen passt.
Hier finden Sie ein Hilfsmittel zu dieser Gesamtsicht. Wir haben es „WEITERBILDUNGSPRISMA“ genannt (und damit Google überfordert), weil es einerseits auf ein durch Weiterbildung erreichbares Ergebnis oder Ziel fokussiert, andererseits klar macht, dass Lernen erst durch das Zusammenspiel aller Facetten seine optimale Wirkung entfaltet.
Mit der Übersicht und den Links zu bereits erschienenen IP-Standpunkten zur Beruflichen Fitness (in Klammern jeweils die Bank-Beratung als analoger Prozess) verfügen Sie über ein praktisches Werkzeug als Hilfe zur Selbsthilfe:
1) Standortbestimmung / Selbsterkenntnis (Understand your Client)
2) Optionen / Grundsätzliche Möglichkeiten (Propose)
3) Entscheiden und Umsetzen, mit 9-Box (Decide and Implement)
4) Laufende Überprüfung und Anpassung, mit Erfolgs-Equalizer (Review)
5) Weiterbildung mit 50plus – oder jünger
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Was (auch) bei 50plus Stellensuchenden funktionieren kann:
– andocken, bevor ein Stapel aufgebaut wird
– den Stapel umgehen
– gezielt vom Stapel genommen zu werdenindem sie
– in einem grundsätzlich möglichen Umfeld / Branche (der am wenigsten konkrete, aber doch nicht aussichtslose Weg); oder
– aufgrund von Informationen von Veränderungen / Herausforderungen in einem Bereich / Unternehmen (wird seltener der Fall sein, dann aber recht konkret); oder
– auf ein bestimmte offene Stelle hin (der normale Weg, aber auch der mit den meisten Konkurrenten)folgendes machen:
– ihr berufliches Netzwerk nutzen (HR- oder Business-Kollegen bei Lunch informieren; bitten, die Augen offen zu halten oder Einfluss zu nehmen)
– ihr privates Netzwerk nutzen (gemeinsame Sport-/Berg-/Segel/Reise-Erlebnisse als Vertrauensbasis)
– zusätzlich zur Bewerbung anrufen (Kontakte googeln oder über Netzwerk finden)
– Kontakt zu Kollegen aufrecht erhalten, die das Unternehmen verlassen habenWeitere Ideen sind hier sehr willkommen. Sinngemäss gilt das alles übrigens auch für den Schritt in die Selbständigkeit.
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Weiterbildung nützt bei ü50er nichts. Die Dossiers werden schon nach einen ersten Blick auf das Geburtsdatum aussortiert.
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Nehmen wir an, „Überqualifikation“ sei der wahre Grund für die Absage, dann können dieser Beurteilung verschiedene Faktoren zu Grunde liegen:
– Aus- / Weiterbildung weit über dem geforderten Niveau
– Wesentlich früherer höherer Lohn / Bonusberechtigung
– Bedeutendere frühere Rolle / Position / Sichtbarkeit (interne, externe Visibilität)
– Erfahrungen, die nicht mehr gebraucht werden (z.B. Kundenkontakt, Ausland)
– (Vor-) Urteile bezüglich des früheren Arbeitgebers / der BrancheGrundsätzlich müssen wir uns bewusst sein, dass das in bestimmten Fällen ein Problem bzw. sogar ein Killer sein kann. Meine Erfahrung dazu: In diesen Fällen –
– CV zwar nicht schönen bzw. verschlechtern, aber die möglicherweise kritischen Punkte nicht herausstreichen
– Allenfalls statt eines exakten Wertes einen (ungefähren) Bereich oder einen Mittelwert angeben, was heutzutage beim Lohn (inkl. Bonus) sowieso häufig der Fall ist
– Das kann auch bei der Position funktionieren, wo heute Auf- und Abstiege gang und gäbe sind; damit zeigt man immerhin, dass man damit umgehen kann
– Gründe angeben, warum etwas nicht mehr so wichtig ist (z.B. dass Auslandreisen ihren Reiz verloren haben)Es wäre hilfreich, wenn andere ihre praktischen Erfahrungen hier teilen würden.
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Vor lauter Weiterbildung erhält man dann Absagen wegen Überqualifikation!
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Zur Weiterbildung besuche ich die „Zukunftsseminare“ von Herrn Toni Brunner in Ebnat Kappel. Sehr zum empfehlen.
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Leider sind die Zulassungsbedingungen härter als für einen MBA in Harvard …
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Zur Weiterbildung besuche ich die "Zukunftsseminare" von Herrn Toni Brunner in Ebnat Kappel. Sehr zum empfehlen.
Leider sind die Zulassungsbedingungen härter als für einen MBA in Harvard ...
Vor lauter Weiterbildung erhält man dann Absagen wegen Überqualifikation!