Wir wissen nicht, wie es Ihnen geht, aber wir sind fassungslos und schockiert. Nachdem die Medizin der Euro-Rettungspolitik schon zweimal katastrophal versagt hat, soll sie nun trotzdem ein drittes Mal verabreicht werden. Hierzu fällt uns kopfschüttelnd nur ein Zitat von Albert Einstein ein:
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Wie befürchtet, hat sich abermals eine politische Lösung durchgesetzt, und damit ist es wieder lediglich eine teure Rettung auf Zeit.
Der absolute ökonomische Wahnsinn geht in die bereits dritte Runde. Und wir sind uns jetzt bereits sicher, dass dies nicht die letzte, teure Rettung sein wird. Nach dem dritten Hilfspaket wird es ein viertes, fünftes geben. Griechenland wird mit dem Euro niemals wieder wirtschaftlich auf die Beine kommen und seine Schulden werden weiter drastisch steigen. Der politische (Alb)Traum der Währungsunion wird von der dogmatischen Politik weiter künstlich am Leben erhalten und das, obwohl alle Indizien seit Jahren das Scheitern dieses Währungsexperiments anzeigen.
Obwohl Griechenland zu 100 Prozent pleite ist, will keiner die Realität akzeptieren und das Land in den erlösenden und heilsamen Bankrott schicken. Nun stehen wir endgültig vor dem Scherbenhaufen der EU und des Euros. Jedoch möchten dies viele unserer Politiker immer noch nicht wahr haben. Es wird erneut der bequemste Weg gewählt und gegen den Willen der Wähler abermals teuer Zeit erkauft.
Innerhalb weniger Tage explodierte die notwendige Summe, die Griechenland benötigt, von 17,5 Milliarden auf nunmehr 100 Milliarden Euro – und wir reden hier nur für die nächsten drei Jahre. Damit sind die 86 Milliarden, über die gegenwärtig verhandelt wird, bereits jetzt schon veraltet. Wir sind uns sicher, auch diese astronomische Summe wird leider nicht reichen.
Ferner werden damit die Ursachen und Probleme nicht im Ansatz gelöst, sondern bloss die notwendigsten Löcher gestopft. Das meiste Geld wird für den Schuldendienst verwendet und damit keine wirtschaftliche Stimulanz auslösen, welche Griechenland und seine Bürger so dringend benötigt. Es werden weiterhin alte Schulden mit neuen Schulden bezahlt und ein Rettungspaket wird durch ein neues Rettungspaket abgelöst.
Selbst die „Bild“ glaubt nicht mehr an die Rettungsorgie und wendet sich erstmals gegen die sonst so gefeierte Kanzlerin. In drei Jahren wird der griechische Finanzbedarf noch grösser und die Schuldenberge weiterhin gigantisch hoch sein. Abgesehen davon ist es fraglich, welche „Reformen“ das Land tatsächlich umsetzt.
Wir fragen uns deshalb:
Wie viele Milliarden müssen wir noch verbrennen, bis die Erkenntnis in Brüssel und Berlin endlich da ist, dass dem Land mit weiteren Krediten nicht zu helfen ist?
Wie lange will uns die Politik noch weiss machen, dass nur von Krediten gesprochen wird und dass wir das Geld zurückbekommen?
Wie lange wird uns noch die Alternativlosigkeit von Frau Merkel und das „scheitert der Euro, scheitert Europa“ vorgepredigt und wie lange wollen wir diesen Unfug noch glauben?
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Wie lange wird es noch dauern, bis auch dem letzten klar ist, dass Griechenland innerhalb der Eurozone niemals gesunden kann und immer am Geldtropf der EU hängen wird?
Wann wird man endlich anerkennen, dass das Land einen Schuldenerlass und einen Marschallplan benötigt?
Wann werden wir endlich beginnen, die Menschen und nicht nur die Banken und den Euro zu retten?
Wann wird die Politik die Courage haben, sich einzugestehen, mit dem Euro einen historischen Fehler gemacht zu haben?
Wie kann es sein, dass gegen den Willen der Bevölkerung Entscheidungen getroffen werden?
Wieso sollen die Erlöse aus den Privatisierungen jetzt erreicht werden, nachdem sie in den letzten Jahren schon nicht erreicht wurden?
Wenn es nicht mal wir als Exportweltmeister mit Rekordsteuereinnahmen schaffen, Schulden zurückzuzahlen, wie können wir es dann vom krisengeplagten Griechenland erwarten oder irgendeinem anderen Land?
Wenn es die Staaten nicht schaffen, in einer Niedrigzinsphase Schulden abzubauen, was passiert eigentlich wenn die Zinsen steigen?
Wie lange lassen wir uns das noch gefallen?
Der deutsche Bundestag hat erwartungsgemäss sich für die Aufnahme von Verhandlungen mit Griechenland über ein drittes Hilfspaket – 86 Milliarden Euro für drei Jahre – ausgesprochen. Das meiste Geld soll aus dem Euro-Rettungsfonds ESM kommen, ein weiterer Anteil vom Internationalen Währungsfonds (IWF). Wobei der IWF nur mit an Bord ist, wenn es zu einen ordentlichen Schuldenschnitt für Griechenland kommt.
Das will aber weder Herr Schäuble noch die EZB sowie andere Gläubiger. Zudem ist es rechtlich mehr als fragwürdig, ob ESM-Gelder überhaupt in ein Hilfspaket fliessen dürfen.
Damit das Land nicht sofort zahlungsunfähig ist, erhält es zunächst bis zum Abschluss der Verhandlungen bis Mitte August eine sogenannte Brückenfinanzierung in Höhe von sieben Milliarden Euro. Die Laufzeit der Hilfen beträgt drei Monate. Somit konnte das Land seine Zahlungsverpflichtungen gegenüber EZB und IWF begleichen.
Die EZB hatte sich, noch unter dem Franzosen Jean-Claude Trichet, fleissig mit griechischen Staatsanleihen eingedeckt. Diese müssen selbstredend bezahlt werden. Fällig waren diese Bonds, in Höhe von 3,5 Milliarden, am 20. Juli 2015. Sie wurden pünktlich bezahlt – vom europäischen Steuerzahler. Nachdem dies geschah, erhöhte Draghis EZB die Notkredite ELA für Griechenland um 900 Millionen Euro.
Ferner kann Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem weiterhin in die Welt hinausposaunen: „Wir machen keine Brücken-Finanzierung“, denn es macht nicht die Euro-Gruppe den Bailout für die EZB, sondern die ganze EU.
Allein 60 aufrechte Unionsmitglieder lassen sich jedoch nicht mehr von der Kanzlerin täuschen und stimmten mit Nein, fünf enthielten sich. Der Kanzlerin sollte dieses Ergebnis eine Warnung sein. Wir sind gespannt wie die Abgeordneten ein weiteres Rettungspaket in ihren Wahlkreisen verkaufen. Hat es nicht nach dem zweiten Hilfspaket für Griechenland schon geheissen, das sei aber nun wirklich das letzte?
Nichts hat sich seit den letzten „Hilfen“ zum Positiven gewendet – ganz im Gegenteil. Die wirtschaftliche Gesamtsituation verschlechtert sich kontinuierlich. Seit 2009 ist Griechenland unaufhaltsam auf dem besten Weg, das erste „Dritte-Welt-Land“ der Eurozone zu werden. Mehr und mehr zeigt die Austeritätspolitik seine desaströsen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.
Der Mai 2015 markiert beim Industrieoutput den tiefsten Stand seit September 1978. Im Jahr 1978 betrugen die griechischen Staatsschulden vergleichsweise putzige 7,3 Millarden Euro respektive 22,1 Prozent des nominalen BIPs. Heute stehen wir bei knapp 317 Milliarden Euro, 173,95 Prozent des BIP. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 25,6 Prozent, und über 53 Prozent der Jugendlichen sind weiterhin ohne Job. Wohlgemerkt sind dies die offiziellen Zahlen.
Die Griechen haben erkannt, dass das Land am Ende ist und haben mit der letzten Wahl nicht nur ihre eigenen Eliten, sondern auch die EU und den Euro abgewählt. Jetzt hat auch noch der Hoffnungsträger der Griechen, Alexis Tsipras von der linken Partei Syriza, mit der Mehrheit des Parlaments das Land verraten. Nachdem das Volk „Nein“ gesagt hat, ist man komplett eingeknickt und hat genau dem zugestimmt, was die Bürger Griechenlands im Referendum abgelehnt haben.
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Dennoch hat das griechische Parlament Gesetze beschlossen, die ihm offensichtlich von aussen aufgedrängt wurden und dessen Inhalt von der Troika bestimmt wurden. Ist das Demokratie? Ist das das Europa, das wir uns vorstellen?
Wir sagen ganz klar: Nein, das ist es nicht. Die zerstörerische Wucht des Euroexperiments frisst sich mehr denn je durch die Länder – angefangen bei Griechenland über Portugal, Spanien, Italien bis nach Frankreich. Es bröckelt an allen Ecken und Enden.
Griechenland wird niemals seine Schulden bezahlen können und ein Schuldenschnitt wird kommen – in welcher Form auch immer. Angela Merkel lehnt einen „klassischen“ Schuldenschnitt für Griechenland weiterhin energisch ab. Doch es existieren weitere Optionen. Die Schuldenlast soll in den kommenden Jahren grösstenteils auf den ESM umgelagert werden und somit die Risiken grosszügig auf die Schultern der europäischen Steuerzahler verteilt werden.
Heute sprechen wir lediglich von Griechenland, welches faktisch bankrott ist. Bald werden wir jedoch leider von viel grösseren Problemen sprechen müssen. Es heisst ja immer, überall ausser in Griechenland greifen die Reformen. Werfen wir doch einmal einen Blick auf Frankreich und Italien.
Auch in Frankreich steigt die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich. Über 3,5 Millionen Menschen sind ohne Arbeit – ein neues Allzeithoch. Seit nun 48 Monaten in Folge steigt schon die Arbeitslosigkeit, im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Industrieproduktion des Landes befindet sich weiterhin auf dem Niveau von vor 20 Jahren. Umso länger diese Krise anhält, umso stärker wird die rechte Front National um Marie Le Pen.
Auch Italien steht mit dem Rücken an der Wand. Das Land hat allein im ersten Halbjahr 2015 Schulden gemacht in Höhe des gesamten neuen Rettungspakets für Griechenland. Im Mai waren es alleine saftige 23,4 Milliarden Euro neue Schulden.
Italiens Schuldenberg beträgt heuer 2,218 Billionen Euro. Das entspricht 133 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und somit mehr als doppelt so viel wie das Maastricht-Kriterium der Euro-Zone erlaubt. Parallel ist seit 2008 Italiens Industrieproduktion um einen Viertel gesunken.
Einerseits befindet sich das Pro-Kopf-Einkommen auf dem niedrigsten Niveau seit 1997, andererseits hat sich die Arbeitslosigkeit verdoppelt. Der Gau in Italien ist also vorprogrammiert. Die italienische Zentralbank (Banca d’Italia) berichtete am 8. Juli 2015 die Daten zum Bad Debt, den notleidenden Krediten für den Monat Mai 2015. Die offiziellen Non Performing Loans, dies sind Kredite mit mehr als 90 Tagen in Zahlungsverzug, erklommen erneut ein neues Allzeithoch: 193,734 Mrd. Euro.
Die Aussage, dass in allen anderen Ländern ausser Griechenland die “Reformen” greifen, ist also eine dreiste Lüge. Ferner werden sich Länder wie Frankreich und Italien niemals so drangsalieren lassen wie Griechenland. Auch in Spanien und Portugal sieht es nicht besser aus. Viele positive Nachrichten sind nichts als Nebelkerzen und Statistiktricks. Wir können uns also noch auf einiges gefasst machen.
Seltsamerweise sprechen heute immer weniger Politiker davon, dass wir nicht für die Schulden der anderen haften müssen. Auch wird so langsam dem letzten klar, dass wir das viele Geld niemals wieder sehen werden. Wie lange möchten wir noch gutes Geld schlechtem hinterher werfen? Wie hätten unsere Abgeordneten wohl abgestimmt, wenn Politiker mit Haus und Hof für ihre Entscheidungen haften müssen, so wie jede Privatperson und jeder Unternehmer auch?
Es ist unabdinglich, dass Steuerhinterziehung endlich genauso hart bestraft werden muss wie Steuerverschwendung. Wenn dies nicht der Fall ist, werden die irrsinnigen Entscheidungen der Politik niemals ein Ende haben, und wir versprechen ihnen, dass wir noch sehr viele Rettungspakete erleben werden, die das destruktive Perpetuum Mobile zur Umverteilung und Verelendung am Laufen halten.
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Ich bin mit dem Kommentar von Marc Friedrich grundsätzlich sehr einverstanden mit einer Ergänzung, die nicht zur Sprache kam: Die Einführung des Euros ist auch als eine Friedensdividende zu sehen. Und da fragt sich, wie viel uns diese Wert ist. Das bei so vielen unterschiedlichen Ländern Transferzahlungen nötig werden, versteht sich von selber. Aber kriegerische Ereignisse oder auch nur Vorbereitungen dazu würden ja auch eine Stange Geld kosten.
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@Peter Giacomuzzi
Das Argument mit der „Friedensdividende“ ist gut.
Aber es fragt sich: Ist eine „gemeinsame Kasse“ – und der Euro ist eine gemeinsame Kasse – nicht auch Gefahr für Streit?
Wenn eine Nachbarschaft gut auskommt miteinander und beschliesst, man führe jetzt eine gemeinsame Kasse ein, ist dann der Streit nicht vorprogrammiert?
Mit freundlichen Grüssen:
Marc Meyer
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Was nutzt die ganze Logik, wenn die Manipulateure jederzeit den Moment eines Zusammenbruchs bestimmen können und es genau darum geht, den für sie richten Zeitpunkt zu wählen. Derweil wird die EU immer undemokratischer, die Bevölkerungen ausgetauscht und der Schuldenberg immer höher. Auguren wie M.Armstrong weisen ja daraufhin, dass der 1.Oktober eine neue Phase einleiten wird, die Nachrichten werden dann plötzlich von „alles ist gut“ auf „alles ist schlecht“ umschwenken und die Sprache der Realität anpassen. Dramatische Steuerehöhungen sind zu erwarten, was natürlich nicht notwendig wäre, würde die Notwendigkeit des Zusammenbruchs akzeptiert, einen Neustart im gleichen System ist aber nicht wünschenswert.
Dass der Euro zusammenbrechen wird ist klar, der Dollar wird schon bald folgen und möglicherweise wird es so kommen, dass das neue Finanzsystem durch die BRICS dominiert wird, das alte System mit neuen Eigentümern. So wird der Totalzusammenbruch eben in die Zukunft verschoben, ein mir aus egoistischen Gründen sympathischeres Szenario.
Verabschieden wir uns als rational denkende Menschen davon, dass der friedliche Zusammenbruch erwünscht ist, das hätte schon lange passieren können, hätten es die Manipulateure gewollt.
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Sehr guter Artikel und passend zum Megaverlust unserer SNB
Sehr guter Artikel und passend zum Megaverlust unserer SNB
Was nutzt die ganze Logik, wenn die Manipulateure jederzeit den Moment eines Zusammenbruchs bestimmen können und es genau darum geht,…
Ich bin mit dem Kommentar von Marc Friedrich grundsätzlich sehr einverstanden mit einer Ergänzung, die nicht zur Sprache kam: Die…