Der grosse Pierin Vincenz zündete zum Abschluss im vergangenen Sommer ein letztes Feuerwerk. Rekordzahlen noch und noch.
Nun folgt der Kater. Und den muss Vincenz-Nachfolger Patrik Gisel präsentieren.
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Die Zahlen für das erste Halbjahr der Raiffeisengruppe dürften schlecht sein. Der Gewinn könnte deutlich tiefer liegen als im Jubel-Halbjahr 2015.
Der Grund ist Leonteq. Die knapp 30-Prozent-Beteiligung an der Zauberlehrling-Finanzfirma zieht die Raiffeisen massiv nach unten.
Aus Raiffeisen-Kreisen ist zu vernehmen, dass die Beteiligung rund 60 Millionen an Wert verloren hat.
Das ist ein stolzer Verlust. Es handelt sich zwar „nur“ um eine Bewertungskorrektur. So wie zuvor die Raiffeisen dank ihrem Leonteq-Engagement ihren Gewinn aufpeppen konnte, so leidet sie nun darunter.
Die Leonteq-Aktie ist in den ersten Monaten des laufenden Jahres zusammengekracht. Ihr Absturz übertraf zeitweise sogar jenen bei der CS-Aktie.
Die Finanz und Wirtschaft äusserte als Erste Zweifel am vermeintlichen Erfolgsmodell der Leonteq. Diese könnte statt eine richtige Technologiefirma, wie die Führung dies propagiert, lediglich ein einfacher Finanzbroker sein.
In den letzten Tagen hat sich der Titel erholt. Grund dürfte eine neue Beteiligungsgesellschaft sein. Die hat inzwischen über 5 Prozent an Leonteq erworben.
Allein heute schoss die Leonteq-Aktie in die Höhe. Bei einem Kurs von rund 69 Franken ist das Leonteq-Engagement der Raiffeisen wieder im grünen Bereich.
Laut Auskünften aus Sankt-Gallen hat die Raiffeisen nichts verkauft. Man halte immer noch gleich viel an der Leonteq, die neuerdings unter dem Kommando von Gisel-Vorgänger Vincenz als Präsident steht.
Der Beteiligungsverlust bei Leonteq per Mitte Jahr ist nicht das einzige Minus, das Raiffeisen-CEO Gisel ausweisen muss.
Ebenfalls tief rot ist die Assetmanagement-Tochter Vescore. Diese produziert viel zu teuer, ohne dass sie entsprechende Erträge mit ihren institutionellen Kunden erwirtschaften würde.
Gisel zog kürzlich die Notbremse. Er verkaufte die Vescore an die Zürcher Vontobel.
Aus Sicht von Gisel ein Schachzug. Nun müssen sich die Zürcher mit den überbezahlten Vescore-Leuten abmühen und die Assetmanagerin auf Vordermann bringen.
Das wird einen stolzen zweistelligen Millionenbetrag kosten, wie die Vontobel-Spitze bei der Ankündigung des Deals bekanntmachte.
Zusammengezählt kommt Gisel mit Leonteq und Vescore auf einen Verlust von schätzungsweise 75 Millionen.
Im August 2015 hatte Gisel-Vorgänger Vincenz einen Gruppengewinn von 395 Millionen erzielt, ein Plus um 9 Prozent.
Für Gisel könnte der Rückschlag bedeuten, dass er bei seiner Premiere in wenigen Wochen, wenn er seinen ersten Zwischenabschluss der Öffentlichkeit präsentiert, enttäuschen wird.
Das nimmt Gisel in Kauf. Ihm bleibt nichts Anderes übrig. Auch weitere enttäuschende Ergebnisse von Tochter Notenstein La Roche Privatbank muss er vorerst ertragen.
Gisel ist am Korrigieren, am Ausmisten, am neu Zusammenstellen. Er hat ein Erbe angetreten, das viel Bruchstückhaftes umfasst.
Vincenz hat die Raiffeisen modernisiert und diversifiziert. Doch die ausgewiesenen Gewinne waren auf Sand respektive einen Börsenboom gebaut.
Und natürlich die Ausweitung im Hypogeschäft. Doch je länger Minuszinsen herrschen, desto schwieriger wird das Geldverdienen auch dort, im Kerngeschäft der Raiffeisen.
Nachfolger Gisel kann die Schuld nicht seinem Vorgänger in die Schuhe schieben. Gisel war als Stellvertreter immer mitten drin, wenn sein Chef kaufte, was auf den Markt kam.
Dass Gisel nun die Abschreiber auf sich nimmt, ist eine Chance. Gisel befreit sich so von den Altlasten aus der alten Zeit.
Er kann dies nur jetzt tun, in seinem ersten Jahr. Danach hat er keine gute Begründung mehr.
An Leonteq will Gisel festhalten. Er glaubt an die Zukunft der Strukturiertenfirma.
Wie gefährlich das ist, zeigte ein Urteil der Finanzaufsicht. Sie befand es für erwiesen, dass die Leonteq Kunden der Raiffeisen mit Preismanipulationen benachteiligte.
Das Image der Leonteq hat unter dem Vorfall gelitten. Dieser zeigt, dass eine „feurige“ Leonteq nur schwer zur „Bauernbank“ Raiffeisen mit ihren konservativen Kleinkunden passt.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Steht heute Leonteq schon bei 74!? Ohhh mein Gott, schon wieder ein Buchgewinn, nichts mehr von 60 Millionen Verlust!
Hier sieht man wie kurz die Beine solcher Geschichten sind… völlig irrelevant!
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Lobenswert, dass Gisel mit den Altlasten aufräumt. Bisher allerdings erst zögerlich, da der abgetretene Übervater Vincenz fast überall noch die Finger drinhat: z.B. als VR-Mitglied/Präsident bei wichtigen Raiffeisen-Beteiligungen, Aduno, Leonteq und Investnet.
Good Governance? Eher nicht. -
Dr patrik gisel leistet seit bald 17 jahren eine herausragende arbeit für die raiffeisen gruppe. Ich wünsche ihm weiterhin gutes gelingen.
Wir könnten uns glücklich schätzen, wenn wir mehr derartige persönlichkeiten heute im schweizer bankgeschäft haben würden.
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Also kurz und bündig gesagt: Der schlaue Hase Vinzenz ist genau im richtigen Moment bei Raiffeisen gegangen …
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Seien wir froh, dass Gisel nun am Ruder ist. Ein fähiger Fachmann. Bleibt zu hoffen, dass er genug Kraft aufbringt, alle Beteiligungen wo Vincenz im VR ist entweder zu verkaufen oder Vincenz zu ersetzen. Die Raiffeisen muss sich zu 100 % von Vincenz befreien, auch bei Beteiligungen.
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Immerhin hat sich Dr. Vincenz auch privat mit Leonteq verzockt. Muss man dem Mann zugute halten.
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Hoppla! Jetzt kommen – wie erwartet – die Leichen langsam aus Vincenz‘ Keller. Schon die Express-Aufstellung der dann sich unglücklich entwickelden Notenstein liess ja wirklich aufhorchen. Arme Genossenschafter der Raiffeisenbank…
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Arme Genossenschafter? Die Genossenschafter erfreuen sich seit über 100 Jahren an der besten Schweizer Bank. Welche Bankkunden können das sonst von sich behaupten? Konkursite Kantonalbank wie auch Regionalbank, gaunerische Grossbanken etc.
Glück hat, wer Genossenschafter ist! -
Tja, lieber Zampano, das nennt man wohl „selektive Wahrnehmung“! Bei aller Sympathie für Raiffeisen – aber Balerna sollte man nicht ausblenden, wenn man andere attackiert….
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Ich bin sicher die Genossenschafter haben Luftsprünge gemacht als sie ihre Bätzelis nach St Gallen abliefern müssen.
Wozu? Ach ja, um die Kapitaldecke zu erhöhen wegen Leonteq und anderen Beteiligungsrisiken. -
Balerna? Eine Einzelperson hat nichts mit einemGeschäftsmodell zu tun 😉
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Schoch glaubt selber nicht mehr an die Firma Leonteq. Er selbst verwendet seine Energie in das neue Venture „Fortis“.
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Was für ein Venture soll das sein?
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Das sind alles „Leichen“ des Pierin Vincenz- und es werden noch mehr solche auftauchen! Mit Patrik Gisel bekommen diese einfach ein Gesicht.
Leonteq war ist und wird immer Schrott bleiben, ungeachtet des Kursanstieges von CHF 50.00 auf CHF 60.00 dieser Tage.Der Vergleich LEON-CS-UBS hinkt, da CS und UBS enorme Sachwerte besitzen, was von LEON nicht einmal im Ansatz geltend gemacht werden kann. Eine reine Strucki Bude……
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Leonteq ist auch heute nichts mehr als ein sauber ausgearbeitetes Excel-Sheet mit einigen Tabellenchen dahinter.
Ich will ja sehen, wie die Leonteq-Struki-Kunden (Banken) reagieren, wenn Schock sein „Flynt“ lanciert. Klar, zwei unterschiedliche Firmen, aber dieselben Leute dahinter. Gehe davon aus, dass dann Leonteq-Kunden zur Struki-Konkurrenz gehen. Wieso auch durch eine 2. Business Idee von Schoch kanibalisiert werden?
Es bleibt spannend.
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Gisel muss den ganzen zerpflanzten Hinterhof aufräumen, den Vincenz‘ grüner Daumen herangezüchtet hat. Der hat nämlich Millionen verlocht, um ihm sympatische Kerlchen reich zu machen.
Sowieso: Ich hoffe, dass Gisel den «Weg zurück» findet, dorthin, wo die Raiffeisen Schweiz sein sollte! Nämlich nicht der Diktator der ganzen Raiffeisen Banken, sondern deren Zudiener.
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Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach Gisels Willen leben!
Seine Wort‘ und Werke
Merkt‘ ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu‘ ich Verluste auch.
Walle! Walle
Manche Strecke,
Daß, zum Zwecke,
„Kohle“ fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu Verlusten sich ergieße.Frage: Wie stoppe ich nun den Zauberlehrling ?
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Uh, krasser Fehler Herr Hässig:
„In den letzten Tagen hat sich der Titel erholt. Eine neue Beteiligungsgesellschaft hat über 5 Prozent an Raiffeisen erworben.“
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Sie meinen wohl eher, dass eine neue Beteiligungsgesellschaft über 5 Prozent an LEONTEQ erworben hat…
Sie meinen wohl eher, dass eine neue Beteiligungsgesellschaft über 5 Prozent an LEONTEQ erworben hat...
Uh, krasser Fehler Herr Hässig: "In den letzten Tagen hat sich der Titel erholt. Eine neue Beteiligungsgesellschaft hat über 5…
Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach Gisels Willen leben! Seine Wort'…