Joe begrüsst die Runde, seine Banken- und Busenfreunde, die unsere Finanzinstitute weltweit auf höchstem Niveau leiten. Dieses Jahr steht die Zusammenkunft unter dem Motto „Freunde der italienischen Oper“ und findet im amerikanischen Plaza statt.
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Urs, der Tischnachbar und Vize aus einem garstigen Land in Mitteleuropa, winkt Hans-Ueli, einen seiner Spitzenmanager, heran. Er soll ihm seine Gamaschen vor der Ansprache noch einmal auf Hochglanz polieren.
„Ich begrüsse heute wie immer zuerst unsere Freunde aus der schönen Limmatstadt. Wie gerne wären wir doch in der beschaulichen Zwingli Metropole, bei Rösti und Geschnetzeltem, begleitet von einem währschaften Züribieter; es sollte heute leider nicht sein, doch New York und das Plaza sind auch nicht zu verachten, und der Ohrenschmaus heute Abend in der Metropolitan Opera wird uns für viel Ungemach, das wir in letzter Zeit hinnehmen mussten, entschädigen.
„Ich darf ihnen versichern, das Spesenkonto ist trotz der Bussen nicht gekürzt, ganz im Gegenteil. Wir müssen uns offensiv in der Gesellschaft zurückmelden und jedermann beweisen, dass wir wertvolle Gehilfen sind; nicht nur der weltweiten Oberschicht, die ihr Vermögen geerbt hat, sondern auch der bösen Neureichen, die ihr Geld ohne Erziehung und Skrupel zusammen gestohlen haben.
„Wir, das heisst unser Eidgenosse Urs neben mir, Gamasche für uns alle, hatten eine Busse von ein paar Milliarden zu bezahlen. Viele haben deswegen Gamasche und auch mich kritisiert, doch ich sage: Was sind Milliarden? Gut angelegtes Geld für unsere Zukunft. Die nächsten Jahre werden wir ganz sicher nicht mehr gestört von irgendwelchen Behörden. Und Bussen, das werden uns doch alle Anwälte der Welt bestätigen, respektive wir lassen es uns bestätigen, haben nichts Kriminelles an sich. Wer Bussen zahlt, ist ein ehrenwerter Bürger. Das ist heute in den USA in etwa so ähnlich wie der Ablasshandel früher in Europa, er sichert uns einen angemessenen Platz im Himmelreich und freies Geleit bei unseren täglichen Geschäften.
„Ich höre da aber von unserem Freund Zahnstocher aus Chicago, dass Gamasche in Zürich nicht alles im Griff hat, dass er sich mit einem Kleinganoven anlegt, der sein edles Institut als kriminelle Organisation bezeichnet, jetzt, wo wir doch viel Wichtigeres zu tun hätten. Er sagt, Gamasche beschäftige sich mit unbedeutenden Schreiberlingen und Einzelkämpfern, die uns nicht gut wollen, und riskiere damit, dass wir uns auf Nebenschauplätzen lächerlich machen.
„Ich aber sage euch, wir sollten Gamasche dankbar sein. Er kämpft wie kein anderer mit grossem Herz für unsere Ehre selbst da, wo es sonst niemand tut. Lasst uns also den Streit vergessen und zusammen mit Gamasche auf seinen Geburtstag anstossen. Die ihr lesen könnt, nehmt eure Gesangsbücher auf Seite 30 und lasst uns für Gamasche singen.“
Das Licht geht aus, eine gewaltige Torte wird hereingefahren. Alle beginnen zu singen.
„For he’s a jolly good fellow, for he’s a jolly good fellow.“
Hans-Ueli zu Gamasche: Aber du hast doch erst im Juni Geburtstag.
„Halts Maul und sing mit.“
Der kleine Text ist eine Hommage an unsere Bankenfreunde, aber mehr noch an Inside Paradeplatz und natürlich an die Mutter aller Komödien: Some like it hot.
Auch wenn der ätzende Text mancher feinen Nase äh Niete in Nadelstreifen äh in die Nase stechen wird und die im allgemeinen in der Finanzindustrie (noch) tätigen Leute betroffen sind: Ich finde die Aussagen angemessen, originell und der heutigen Zeit entsprechend. Aber eine solche Einschätzung stösst in dieser Branche wohl auf Unverständnis.
Normalerweise ist alles auf IP eigentlich recht seriös und ernsthaft, das ist auch richtig so und die Intention von lh. Aber ich kann mich einfach nicht zurückhalten und manchmal nur noch mit einer absurden Parodie auf gewisse Vorkommnisse reagieren. Die Absicht ist auch, dass man gegen Humor weniger unternehmen kann wie gegen Ernsthaftes, und um das geht es ja wohl den meisten: lh und IP zu unterstützen. Merci vielmal für den positiven Kommentar.