Die UBS lässt ihre Euro-Kunden zur Ader. Ab 1. Mai verlangt sie 0,60 Prozent pro Jahr von jedem Kunden, der mehr als 1 Million Euro bei ihr in Cash hält.
Egal, auf wie viele Konten die Euros verteilt sind.
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Der Entscheid kommt zur Unzeit. In den USA ziehen die Zinsen an. Doch die UBS mit ihrer Ertragsschwäche in der vermeintlichen Paradedisziplin „Vermögensverwaltung“ weiss sich nicht anders zu helfen.
Sie presst die Zitrone aus. Bis nichts mehr tropft.
„Geänderte Konditionen für die Guthabengebühr auf Euro-Kontoguthaben“, lautet der harmlose Titel des Briefs an alle Kunden, die Euros bei der UBS Schweiz halten. Also in der neuen UBS Switzerland AG, die als besonders sicher gilt.
Die Europäer hätten die Zinsen tief hinunter gedrückt, seit 2014 lägen jene der Zentralbank im Minus. Man sehe sich deshalb „veranlasst“, „ab dem 1. Mai 2017“ Negativzinsen für „Euro-Kontoguthaben von über einer Million Euro zu berechnen“.
Aber nicht nur das. Die UBS zwingt ihre Kunden mit Wohnsitz Schweiz und mit Euros auf der Seite zum Investieren.
Sie hält in ihrem Brief nämlich fest, dass nicht betroffen sei, wer bei ihr „Vermögensverwaltungsmandate“ habe. Hingegen würden selbst Kunden mit „UBS Advice Light“ den Minuszins zahlen müssen.
Advice Light ist das Programm, bei dem der Kunde selbst über seine Investments entscheidet und der UBS nur Aufträge zur Umsetzung erteilt.
Bei Vermögensverwaltungs-Mandaten hingegen delegiert der Kunde das ganze Investieren an die Bank. Diese kann dafür 1% oder noch mehr in Rechnung stellen.
Zum Schluss hält die grosse UBS ihren vielen auch kleinen Euro-Kunden die Pistole auf die Brust. Wer die Minuszinsen auf sein Euro-Erspartes nicht abliefern will, der muss mit seinen Euros verduften.
In diesem Fall müsse der Kunde alle seine Euro-Konten per Ende April schliessen und bezüglich Euro die Beziehung zur UBS beenden, heisst es im Brief der Grossbank.
Die Euro-Minuszinsen stehen schief in der Landschaft. Aus zwei Gründen.
Erstens haben die Zinsen in den USA wie erwähnt angezogen. Der 1-Monats-Libor in Dollar ist in den letzten 12 Monaten von 0,43 auf 0,97 Prozent hochgeschossen.
Plus 127 Prozent.
Die Federal Reserve Bank, die Zentralbank der USA, hat zum zweiten Mal innert 2 Jahren an der Zinsschraube gedreht. Weitere Viertelprozent-Schritte in den nächsten 24 Monaten sind angekündigt.
Der Dollar wird durch die höheren Zinsen stärker. Er zieht Gelder an.
Der Mechanismus funktioniert über die steigende Zinsdifferenz zum Euro und zum Franken. Diese Währungen werden im Vergleich zum Dollar schwächer.
Das erhöht die Chancen, dass die europäische und schweizerische Exportwirtschaft weiter Fahrt aufnimmt. Es kann zu Inflation kommen.
Anzeichen dafür sind vorhanden.
Kurz: Der Tiefpunkt bei den Zinsen auch in Euro und Franken könnte durchschritten sein. Darauf weisen auch die Hypozinsen in der Schweiz hin. Sie haben gedreht und steigen.
Ausgerechnet jetzt drückt die Nummer 1 des Finanzplatzes ihren Kunden Euro-Negativzinsen aufs Auge.
Das bringt den zweiten Punkt ins Spiel. Das UBS-Management entpuppt sich mit dieser Strafaktion als phantasielos.
Die UBS-Kapitäne klagen über passive Kunden, die ihr Geld horten, statt es in Aktien oder andere Assets zu investieren.
Deshalb, so ihr Lamento, bleibe halt nichts anderes übrig, als Strafzinsen einzuführen.
Keinen Gedanken verschwenden sie auf die Frage, weshalb die Kunden der führenden Privatbank der Welt keine Lust haben, Wertpapiere zu kaufen.
Könnte es sein, dass sie gebrannte Kinder sind und befürchten, gerade zum falschen Zeitpunkt – auf dem Höchst – einzusteigen?
Die UBS-Chefs müssten solche Zweifel anpacken. Mit ihren Beratungen könnten sie die Kunden überzeugen, dass es immer noch nachhaltige Investments gibt.
Das tun sie nicht. Oder wenn, dann ohne Erfolg.
Also greifen die Kapitäne des Tankers zum Holzhammer. Bumm, Negativzinsen.
Wer dagegen opponiert, ist mit seinem Euro-Cash nicht mehr erwünscht.
Abbild dieser Arroganz sind die Vergütungen fürs Management. Sie gehen durchs Dach. 100 Millionen für die Mitglieder der Konzernleitung, davon 14 Millionen für den Chef.
Der Präsident erhält dann auch noch 6 Millionen.
Ein Zulangen ohne Grenzen.
Für eine Leistung ohne Worte.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Une Institution régulièrement condamnée pour
des fait de délinquance financière! J’ai honte de sortir ma carte à l’étranger! -
This bank is the worse relationship I ever had – I am moving my accounts out.
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So erlebt: Die UBS kündigt einen Teil der Kreditlimite. Trotz Gespräch mit der UBS war es nicht möglich die übliche Kreditlimit beizubehalten. Das Unternehmen hat nicht nur den verkürzten Teil der Kreditlimite, sondern den gesamten Kredit bei der UBS abgebaut. Und oh Wunder nur 4 Monate später, ja wer klopft den da an die Türe des Unternehmens und wäre nun plötzlich wieder bereit die gesamte Kreditlimite zur Verfügung zu stellen.
Wir haben jedoch definitiv tschüss UBS gesagt.
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Und schon ‚bald‘ werden diese Banken dem Neugeld wieder mit supertollen Zinsaktionen hinterher rennen.
Aber sie haben offenbar noch nicht realisiert, dass Kunden, welche so hinaus komplimentiert wurden, nie mehr wieder zurückkommen werden. Oder nach Ende der Zinsaktion die Bank freiwillig erneut verlassen 😉 -
Und die Zinspolitik des FED in Bezug auf den Dollar beeinflusst den (nach wie vor negativen) EUR-Zins der ECB jetzt wie genau? Irgendwie scheint mir in diesem Artikel der Abschnitt über diesen Zusammenhang verlorengegangen zu sein.
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Rechtlich verpflichtend müssen europäische Banken nur 1% Mindestreserve zu 0,4% Negativzinsen bei der EZB deponieren.
Wenn es mehr sein sollte, zeigt dies nur, daß jene Banken ihr Geschäft nicht ganz verstehen.
Schon immer waren Guthabenzinsen kein „Geschenk“ der Bank an den Kontoinhaber, sondern wurden über Zins- und Fristentransformation mit ausgereichten höher verzinslichen Krediten erwirtschaftet.
Und das funktioniert auch bis heute so.
Weshalb es im Internet viele Banken gibt, die in EUR für Fest- und Tagesgeld Zinsen bezahlen.
Die Grenke – Bank sogar für CHF – Festgelder (klick).
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Minus- oder Negativzinswen gibt es rechtlich gar nicht. Aber die Heerscharen von Compliance Officers werden zusammen mit PR-Leuten doch elegante Namen für das Kind finden, denn die Banken sind ja kreativ, wenn es darum geht, „eigenes Recht“ zu schaffen.
Letztlich ist eine „Guthabengebühr“ (erinnert mich an den damaligen Ostblock und den Kommunismus, denn mit Kapitalismus hat das gar nichts mehr zu tun, nebenbei) auch ein Raub an den Guthaben der Arbeitsnehmer via PK. Wenn ich Stiftungsrat in einer PK wäre, würde ich für eine Klage gegen die Bank stimmen, auch wenn’s eine Bank-PK ist, der Stiftungsrat paritätisch zusammengesetzt ist und mir deswegen die Kündigung oder Rauseckelung droht. -
Schon mal was gehört, dass das viele Banken machen, den Minuszins auf Konten mit CHF 1 Mio. oder mehr?
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Ich bin schon erstaunt, wie wenig Wellen die Minuszinsproblematik in der breiten Öffentlichkeit und den Finanzblogs bis jetzt geschlagen hat.
Einzige Erklärung: Die wenigsten Menschen haben siebenstellige Cash-Beträge auf ihren Konti (offenbar auch die alleswissenden Maulhelden in den Kommentarspalten).
Diejenigen, die über signifikante Cashbestände verfügen, schlagen sich seit mindestens einem Jahr mit sehr, sehr unangenehmen Fragen herum. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit.
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Lieber Herr Hässig. Wir sind ja alle froh, dass es sie gibt. Aber hier scheinen sie irgendwie zwei Währungen miteinander zu verwechseln. Der relevante Zinsssatz der EZB für Einlagen von Banken liegt bei -0.4% und das schon seit dem 10.3.2016. Und praktisch keine Analysten erwarten eine baldige Erhöhung der EUR Zinsen. Und im CHF liegt der Leitzins schon seit dem 15.1.2015 bei -0.75%. Der kleine Mann wie Sie und ich bezahlt bei UBS keine Negativzinsen. Wieso haben sie denn damals keine Schlagzeile gebracht: „UBS subventioniert Kunden bis zum bitteren Ende“? Nochmals, die Guthabengebühr im EUR betrifft EUR Cash Guthaben über einer Million und der korrekte Titel Ihres heutigen Artikels wäre: „UBS beendet Subventionierung von EUR Cash Millionären“.
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Fakt ist, dass die Banken sowohl bei der EZB als auch bei der SECB seit längerem Minuszinsen sowie weitere Strafgebühren bezahlen müssen, wenn der Guthabensaldo stichtagsbezogen gewisse Parameter übertrifft. Je nach Volumina ist das teuer und die Überwälzung dieser Kosten auf die Verursacher à priori wohl kaum falsch. Sonst werden diese von anderen Kunden quersubventioniert! Ob es nun gerade 0.6 % sein müssen, kann diskutiert werden. Mit der Limite von 1 Mio. wird auch den kleinen und mittleren Kunden Rechnung getragen – die Grossen müssten eigentlich Verständnis für diese Massnahme aufbringen, wenn rudimentäre volks- und betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorhanden sind. Begriffe wie Abzocke und Aderlass sind in diesem Zusammenhang wenig angebracht. Und ich frage mich, was die Zinsentwicklung in den USA unmittelbar mit den heute gültigen Konditionen der EZB und SECB zu tun haben.
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Das ist nicht nur phantasielos, sondern eher kurzsichtig und kontraproduktiv. Da muss Panik auf der Bottom line sein. Den RoA Sweet Spot im Private Banking der HNW mit solchen Raubrittermethoden zu erpressen sollte die Kunden bewegen, endlich eine Bank mit bereits schon überhöhter Preisstruktur bei satandartisiertem low touch Servicelevel zu verlassen.
Welcher der Schlaubis von Zeltner, Blessing und Wiesendanger kommt auf die Schnapsidee? Hoffentlich können wir zu Minus NNA gratulieren.
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Meine Damen und Herren
Negativ Zinsen auf die Halter von Cash Beständen auf Konti der einzige sinnvolle Weg, um diese Kosten auf diese Kunden zu übertragen. Im Moment finden wiederholt sogar bei Kantonalbanken krankhafte Bemühungen statt, um die Kunden in Verwaltungsmandate zu zwängen!!!
Alle Banken verlieren Geld auf die Cashbestände. Logisch, dass dies nicht so weiter geht! Uebrigens sollten alle Banken auch auf die CHF Cash Bestände negativ Zinsen verlangen. Alles andere ist Quersubventionierung und führt wieder zu Missbrauch der Schwachen und Gutbläubigen, indem sie in sogenannt risikoarme Produkte und Mandate gezwängt werden. Kundenberater werden wieder difarmiert, wenn sie auch mit risikoaversen Kleinkunden keine Mandate abschliessen.
Negativzinsen auf Kunden zu übertragen ist richtig. Dies wird hoffentlich auch Einfluss auf den Chf Kurs haben so dass dieser endlich schwächer wird.-
Eine normale Bank „deponiert“ nicht die Kundenguthaben überwiegend bei der Zentralbank, sondern verleiht diese weiter und lebt von der Differenz.
Wenn man sich umgekehrt ansieht, was Internetbanken aktuell für Euro – Tages- und Festgelder (klick) an Zinsen bieten, ist das Vorgehen der UBS ziemlich schäbig und unprofessionell.
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@Laie
Ihr Nickname sagt schon alles und darum gibt es auch nichts zu kommentieren, da wirklich keine Ahnung! -
Als Nicht-Banker weiss ich, dass hohe Rendite auch hohes Risiko bedeuted. Sind dann die Bankkonten mit Negativzinsen besonders sicher?
Es dürfen auch gerne Laien antworten.
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Die Verliererbanken versuchen sich mit „Guthabengebühren“ über Wasser zu halten.
In Deutschland sind das überwiegend Volksbanken und Sparkassen, also jene, die für Kontoüberziehungen Zinsen von deutlich über 10% berechnen, was in der Schweiz inzwischen verboten ist.
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Klar Hans, die sind doppelt so sicher! Da wird das Geld „nahdisnah“ abgesaugt, bevor es verloren gehen kann!
Ist sicherer als jede Staatsgarantie.
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Die Boni müssen doch verdient werden!
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UBwer? UBS?? Ach soo, es gibt noch Kunden mit Geld bei dieser Vereinigung!? Erstaunlich, wirklich erstaunlich…
Lieber Herr Hässig. Wir sind ja alle froh, dass es sie gibt. Aber hier scheinen sie irgendwie zwei Währungen miteinander…
Fakt ist, dass die Banken sowohl bei der EZB als auch bei der SECB seit längerem Minuszinsen sowie weitere Strafgebühren…
Meine Damen und Herren Negativ Zinsen auf die Halter von Cash Beständen auf Konti der einzige sinnvolle Weg, um diese…