Pascal Koradi kam, sah und siegte. Für einmal ist das historische Bonmot passend. Koradi, ein Ex-Post-Chef, der sich in Bern langweilte, entmachtete mit einem Streich alle Widersacher.
Koradi, der Aargauer Terminator.
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Und das nach nur wenigen Monaten im Amt. Koradi übernahm das operative Steuer letzten Herbst von Rudolf Dellenbach, der die Aargauische Kantonalbank (AKB) zuvor jahrelang unangefochten geführt hatte.
Und nie ein heisses Eisen anpackte.
Koradi ist ein anderes Kaliber. Der junge Bankenchef scheut sich nicht, alte Zöpfe abzuschneiden. Und vor allem fürchtet er sich nicht vor Widersachern, die ihm das Messer in den Rücken stechen könnten.
Vor wenigen Wochen stellte Koradi die ganze Organisation um. Dabei entriss er einem alten Geschäftsleitungsmitglied entscheidende Aufgaben: das Private Banking, das Geschäft mit den Institutionellen und das Treasury, also das Managen der eigenen Bilanz.
Der gerupfte Bereichsleiter – er heisst Dieter Widmer – konnte nur leer schlucken. Zu sagen hatte er nichts.
Ebensowenig ein zweites Schlachtross auf der Kommandobrücke der AKB. Gemeint ist Stefan Liebich, und auch er musste Federn lassen.
Beide Topbanker, Liebich und Widmer, müssen gar befürchten, dass dies erst der Anfang ist. Ihre Bereiche „Kredite“ (Liebich) und „Kundenlösungen“ (Widmer) könnten noch viel stärker zur Ader gelassen werden.
Viele ihrer Aufgaben seien prädestiniert für ein Outsoucing, sagt jedenfalls ein AKB-Insider. Beispielsweise könnten Zahlungsverkehr und Wertschriften-Abwicklung ausgelagert werden.
Dies machten andere Kantonalbanken vor. Die Zürcher KB hat ihren Zahlungsverkehr der Swisscom übergeben.
Eine andere Option wäre ein Schulterschluss mit “befreundeten” Kantonalbanken wie der Luzerner KB, die wie die AKB das Avaloq-IT-System einsetzen. Sie könnten grosse Teile ihrer Backoffice-Aufgaben in eine gemeinsame Gesellschaft verschieben.
Koradi, der neue starke Mann im Aargau, hat offenbar einen genauen Plan. Er hat laut der Quelle mehr verändert als sein Vorgänger Dellenbach in all dessen Jahren.
Dabei ging Koradi wie ein schlachterprobter General vor. Er besprach seinen grossen Umbau nur im kleinsten Kreis und überraschte seine Gegenspieler mit einem Fait accompli.
Zunächst soll Koradi den Präsidenten des Bankrats, ein gerne im Aston Martin aufkreuzender Aargauer Anwalt, von seinem Vorhabern überzeugt haben.
Mit Hilfe des Präsidenten hatte CEO Koradi danach den ganzen Bankrat an Bord. Die Kollegen in der Geschäftsleitung hingegen, die grösstenteils noch aus der Ära des Vorgängers stammen, liess Koradi im Dunkeln.
Erst wenige Tage vor seinem Big Bang von diesem Frühling stellte Koradi sie vor vollendete Tatsachen. Zum Intrigieren und Widerstand organisieren war es da bereits zu spät.
Wie schnell und eiskalt Koradi vorgehen kann, kriegte ein weiterer Topmanager der AKB und Mitglied der obersten operativen Führung zu spüren.
Er heisst Karsten Kunert und war Chef von „Services & Logistik“. Für Kunert war im neuen Setup kein Platz mehr. Er soll nach seiner Absetzung die Bank innert drei Stunden verlassen haben.
Eine Sprecherin der AKB dementiert, dass der neue CEO Koradi seine Kollegen ganz oben mit seinem grossen Wurf brüskiert habe.
“Der Umbau der Organisation, wie sie seit 15.5.2017 in Kraft ist, wurde von den Geschäftsleitungsmitgliedern und dem Direktionspräsidenten in gemeinsamen Workshops erarbeitet und abgestimmt”, sagt sie.
“Anschliessend erfolgte die interne Kommunikation, persönlich durch den Direktionspräsidenten und alle Mitglieder der Geschäftsleitung, an alle Mitarbeitenden.”
Wie sehr alle Fäden bei Koradi zusammenlaufen, zeigt das neue Organigramm. Dort gibt es einen Bereich “Unternehmenssteuerung”, in dem “Strategie” und Online-Banking gelandet sind, zwei der zentralen Zukunftsbereich.
Und wer führt diese Division? CEO Koradi himself.
Der Terminator.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich kenne Pascal seit Jahren persönlich und habe ihn schon in jungen Jahren als Führungskraft erlebt. Er ist ausgesprochen clever, erfolgreich und doch menschlich sehr auf dem Boden geblieben. Pascal hat den Mut, Dinge anzupacken und lässt sich auch durch “gestandene Hierarchien” nicht aus der Ruhe bringen. Hätte man nur “Halten” wollen und nicht “weiter kommen”, hätte man sich nie für Pascal Koradi entscheiden dürfen. Er handelt – und dies stets überlegt und vorausschauend – was die meisten Führungskräfte in der Bankbranche leider nicht im gleichen Ausmass imstande sind. Klar “schockt” ein solcher Umbau in einem “gemächlichen” Umfeld mehr als bei einer Grossbank. Aber vielleicht muss man sich auch bei der AKB klar werden, in welcher Branche man operiert und dass man auch als Regionalbank nicht mehr nur ein “Biotop” (geschützter Lebensraum) sein kann.
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Die Sprecherin der AKB lügt! Habe mir das bestätigen lassen. Koradi kontrolliert alles; vor allem die Macht. Die Mitarbeiter machen die Faust im Sack. Fragt sich nur wie lange.
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Eine Wohltat, dies zu lesen: Junger Manager, beziehungstechnisch “unabhängig”, ein Macher, ein Aufbrecher und ein Entscheider.
Kann sich nur positiv auf eine verkrustete und eingefahrene Firma auswirken! Falls die AKB eine solche ist.
Und dass sich der CEO die digitale Transformation direkt unterstellt ist ein gutes Zeichen! Denn diese Weiterentwicklung funktioniert nur im Top-down Prinzip und mit der Infragestellung althergebrachter Business Modelle. Und das schaffen bzw. wollen Ü60 jährige, verwöhnte und verkrustete Top-Manager schlichtweg nicht mehr….
Thats a fact!
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Endlich einer der richtig durchputzt und Dinge auch anpackt.
Ohne unvoreingenommene Kraefte von Außen wird die Erneuerung aber nicht gelingen!
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Lukas Hässig, sie wären als Manager oder Unternehmer absolut unbrauchbar. Das beweist einmal mehr ihr heutiger Kommentar. Koradi handelte und wurstelt nicht. Die Leute hätten zuvor genug Zeit gehabt, die Bank (ihre Bereiche) so zu organisieren, dass sie auch für morgen gut aufgestellt sind. Jetzt hat es eben der “Neue” gemacht, so what? Noch Fragen?
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Wer zu spät kommt bestraft das Leben – Zitat eines russischen Politikers
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Seit einigen Tagen bietet die Aargauische Kantonalbank auch Twint an. Da hoffe ich, Twint ist für die AKB lediglich ein Marketing-Gag in Sachen Digitalisierung. Sollte Ernsthaftigkeit dahinter stecken, so ist wohl sein Engagement zu Ende eh er sich umsieht.
Ansonsten von Koradi eine gute Sache. Das Beispiel Dellenbach zeigt, wie der Chef so der Mitarbeitende. Alle haben es sich bequem gemacht: Nur Bequemlichkeit ist das Gegenteil von Zukunft.
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Während die beiden Grossbanken gigantische Verluste produzierten, hat die AKB stetig steigende Gewinne
erwirtschaftet.
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Dass der CEO die Verantwortung für die zukunftsträchtigen Geschäftsbereiche übernimmt, u.a. das On-Line Banking, ein immer wichtigeres Geschäftssegment, finde ich sehr gut. Hier hat die AKB gegenüber der Konkurrenz immensen Nachholbedarf, denn dieses Avolaq System ist in keinster Art und Weise zeitgemäss und konkurrenzfähig.
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Avaloq stammt aus den Achtzigerjahren, ist also im Kern 30 Jahre alte Technologie (ORACLE PL*SQL, nicht C oder Java wie bei modernen objektorientierten Systemen). Es ist auch keine richtige Standardsoftware, bei welcher beim Kunden nur noch ein “Customizing” stattfindet (d.h. Tabellen abfüllen). Bei Avaloq wird beim einzelnen Kunden direkt der Quellcode angepasst. Deshalb sind die Einführungen so teuer (Beispiel HSBC Schweiz: bis jetzt über CHF 100 Mio.).
Warum man dieses System bei der AKB erst vor wenigen Jahren eingeführt hat, ist mir schleierhaft.
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Well done!
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Well done!
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das war vor 15 jahren so herr wallraff – wie alle anbieter nutzt avaloq js & co. das online banking der akb ist glaub ich ausserdem von crealogix, oder?
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Richtig. Avaloq ist auch keine “Gesamtlösung” für eine Bank, sondern es braucht immer noch Dutzende (!) von “Umsystemen”. Die Entwicklung und Wartung der Schnittstellen zu diesen verschlingt Unsummen.
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nichts einfacheres als leute zu feuern und alte seilschaften zu installieren. das kann ja jeder. hat nicht mit stark oder so zu tun.
und übrigens: zürcher kb ist zkb. -
Endlich einer der aufräumt. Die AKB fristete jahrelang ein Mauerblümchen-Dasein. Sie wurde von Beamten geführt und sah sich mehr als Verwaltung denn als Unternehmen.
Koradi ist auf dem richtigen Weg.
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Koradi macht eben Nägel mit Köpfen für ein Salär von angemessenen CHF 600000.-/annual
Die Mär, dass bloss hohe Saläre und üppige Bonis zu Topleistungen motivieren, wird hier schon einmal ganz klar wiederlegt.
Ein solch unerschrockener CEO mit aber eher bescheidenen Saläransprüchen würde ich mir für unsere drei abgehobenen SMI – „Perlen“ mit (trotzdem) faktischer Staatsgarantie wünschen.
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was für eine Story…Wild West im Aargau…wow…. richtig weltbewegend… aber interessant, ist eine Reorganisation einer mittelgrossen Bank so ein reisserischer Artikel wert…ich glaube, langsam verkommt IP zu einem mittelklassigen Boulevard-Artikel-Blättli
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Der Mensch, abgesehen von der Herrschaft,
in welcher die Passion ihn fesselt,
ist noch von manchen notwendigen Verhältnissen gebunden.Wer diese nicht kennt oder in Liebe umwandeln will,
der muss unglücklich werden.Johann Wolfgang von Goethe
* 28. August 1749 † 22. März 1832 -
Wenn man sich vor Augen hält wie die obersten der Banken sich gegenseitig entmachten, ist das ein klares Indiz, dass es diesen Leuten lediglich darum geht, sich selber zu retten, denn die Direktoren der oberen Hirarchien wiederspiegeln den Tod des Bankenplatzes Schweiz für die kommenden 10 Jahre – auch zeigt sich bei allen Berichten der letzten Jahre, dass diese Direktoren sich keine 2 Jahre behaupten können, denn auch diese Schaumschläger mussten nie an der Front jemals einen Kunden selber holen.
Koradi macht eben Nägel mit Köpfen für ein Salär von angemessenen CHF 600000.-/annual Die Mär, dass bloss hohe Saläre und…
Endlich einer der aufräumt. Die AKB fristete jahrelang ein Mauerblümchen-Dasein. Sie wurde von Beamten geführt und sah sich mehr als…
Wenn man sich vor Augen hält wie die obersten der Banken sich gegenseitig entmachten, ist das ein klares Indiz, dass…