Es ist immer wieder erstaunlich, wie lange Medien über Themen berichten können, ohne den zentralen Fragen nachzugehen, die eine objektive Diskussion überhaupt erst ermöglichen würden.
Bestes Beispiel der letzten Monate war der „Trump-War“ um die Zölle. Hier ist doch der entscheidende Punkt, ob die USA bei einem ähnlichen Warenkorb netto mit den grossen Handelspartnern mehr Zölle erheben, als sie einnehmen, oder eben umgekehrt („Tariffs Reciprocity“).
Die Antwort ist klar: Die USA kassieren unterdurchschnittlich Zoll ein, und die Bilanz mit der Schweiz sieht aus Sicht der USA besonders schlecht aus.
Eine ähnlich erstaunliche Sache ist die kaum erörterte Frage, wie der Bitcoin-Besitz verteilt ist – sehr zentral bei einem begrenzten Gut und sehr schwierig zu eruieren, da es natürlich kein zentrales Aktienregister für Bitcoin gibt.
Eine erste umfassende Analyse fand ich in einem Werk von 2014 mit dem Titel „How Bitcoin Is Like North Korea“. Dort wird aufgeführt, dass es rund 1 Million Bitcoin-Investoren gebe, wobei aber 47 Individuen 30% und 900 weitere 20% halten würden.
Verbleiben 50%, wovon die nächsten 10’000 Investoren die Hälfte davon halten. Also noch 25%. Zählt man davon die geschätzten 5% nicht mehr auffindbare Bitcoins ab, halten demnach die restliche Million der Bitcoin-User 20% des Gesamtkuchens.
0,1% der grössten Bitcoin-Investoren stehen 80% der kleinsten Bitcoin-Investoren gegenüber. Auf einen Gini-Koeffizient umgerechnet wären das Verhältnisse à la Nordkorea.
Eine Studie von 2014 ist definitiv alt, doch damals gab es noch nicht die grossen institutionellen Bitcoin-Halter wie Coinbase und Konsorten, sodass das Bild sogar besser sein könnte als jetzt.
Bei der Durchsicht diverser Interviews und Artikel (The Bitcoin Whales: 1,000 People Who Own 40 Percent of the Market) habe ich keine wirklich konträren Angaben gefunden.
Also dürfte die Verteilung immer noch in etwa gleich sein. Rund 40 Prozent von Bitcoin sollten also weiterhin von gegen 1’000 Benutzern gehalten werden.
Mit den grossen Börsen wie Coinbase ist die Verwässerung selbstverständlich immer grösser. Ebenso eindrücklich: Die Top 100 Bitcoin-Adressen kontrollieren 17% Prozent der Währung.
Kyle Samani, Managing Partner bei Multicoin Capital, meint: „I think there are a few hundred guys. They all probably can call each other, and they probably have.“
Weil Bitcoin offiziell immer noch keine Wertschrift ist, wäre das auch aller Voraussicht nach nicht vollkommen legal und kein Insider-Handel.
Kurzum: In jeglicher Hinsicht erfüllt Bitcoin die Kriterien für ein vernünftiges Investitionsvehikel nicht. Die „Gold-Bugs“ müssen aber auch eingestehen: Auch sie besitzen nicht den heiligen Gral („Manipulation durch Nationalbanken“).
Gold zur Diversifikation – Sinn und Unsinn – mein Material dazu sammelt sich. Mehr in einer der nächsten Ausgaben hier.
(Extrakt für Inside-Paradeplatz-Leser; Originalartikel mit Kommentar „Longterm-Investor“ und weitere Investmentsdetails, siehe Longterm-Investor.)
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Siehe dazu auch in meinem KryptoReport – im unteren Drittel unter der Überschrift:
„Wenn es morgen aber keinen Bitcoin mehr gibt – wer würde wieviel Geld verlieren?“:
https://tinyurl.com/y8xrr8vu -
Nicht ganz………….
–
Leider habe ich nicht abgelegt was ich damals las.
Aber vor ca. 1 – 1-1/2 Jahren las ich in einer namhaften Quelle darüber.
Damals hiess es, dass sich vermutlich ca. 51% der Bitcoins in den Händen von nur ca. 100 Personen befänden.
Da hiess es auch, es sei nicht wirklich kontrollierbar wer wie viele genau hält und ob mehrere der „Grossen“ nicht ein und derselbe seien.
–
Kurzum, der Bitcoin ist womöglich die Spielwiese eines kleinen exklusiven Clubs ……der den Rest, also die grosse Anzahl der anderen ……nur benötigt, weil ja damit verdient werden soll, also die Masse der kleinen die Verluste der grossen tragen soll.
Spekulation ohne Käufer funktioniert nicht.
–
Die auf-ab Zyklen des Bitcoin finden auf dem Rücken der weniger wendigen statt, die 100 grossen verdienen nahezu immer.
–
Natürlich fällt bei Kursen die steigen auch für die kleinen mal was ab, wenn sie Gewinne denn Realisieren.
Das ist aber oft gar nicht so einfach.
Die Grossen aber haben ihre Ausstiegs-Szenarien die sie nutzen wenn der Kurs fällt.
–
Das der Bit transparent sei ist im übrigen wohl die grösste Fehleinschätzung überhaupt. -
Bitcoin war ein netter Versuch von ein paar Schlaumeiern, auf Kosten von Idioten reich zu werden. Natürlich haben die meisten Schlaumeier den Ausstieg nicht geschafft. Aber das ist bei solchen Vorhaben immer so.
-
Der Bitcoin wurde schon so oft Tod gesagt und ist immer wieder wie ein Phönix aus der Asche aufgestiegen.
Schauen sie sich diesen Post aus dem Jahre 2011:
https://bitcointalk.org/index.php?topic=26136.msg328202#msg328202
Das gleiche Spiel nur mit drei Ziffern mehr… Die 10 US Dollar Marke war damals das, was heute die 10`000 US Dollar Marke ist.
-
Sokrates…..
So lange sich Dumme finden die mitspielen, wird der Bitcoin nicht untergehen.
Das ist nahezu ein Naturgesetz.
-
-
Es gibt diverse Bitcoin Rich List, welche die grössten Bitcon Wallets auflisten. Das Problem dabei ist, dass eine Person diverse Wallets haben kann. Also vielleicht stecken auch nur 10 Leute hinter den 100 grössten Wallets. Um das Risiko zu minimieren, würde ich jedem dringend empfehlen, seine Bitcoins auf mehrere Wallets zu verteilen.
https://bitinfocharts.com/top-100-richest-bitcoin-addresses.html
Auch muss man berücksichtigen, dass es viele Leute gibt die ihren Private Key verloren haben. Bei Leuten die im Jahr 2009, 2010 oder 2011 eingestiegen sind, kann das locker ein paar Tausend Bitcoins ausmachen, welche jetzt nicht mehr bewegt werden können.
Vermögensasymmetrie finden sie auch ausserhalb von Nordkorea. Rechnen sie doch mal aus, wie viel Vermögen Mark Zuckerberg, Bill Gates, Jeff Bezos, Warren Buffet &co besitzen…
-
-
Hey, spannende Summary. Was sind denn die Risiken des beschriebenen Musters? Warum ist das uncool? Wie wirkt sich das auf die Besitzer von Bitcoin (v.a. die Kleinen) aus? Und wie sehen zum Vergleich dieselben Kennzahlen beim Dollar aus? Besser? Ähnlich? Hast du da Infos irgendwo zu gesehen?
@EuroGas: aber selbst die Schaufeln bei Bitcoin unterliegen defacto Monopolen. Das haut also nicht hin.
Gruss!
-
Als ich im Dezember letzten Jahres zum bisherigen Allzeithoch der Kryptowährungen die coinmarketcap.com – Liste hier einstellte, waren dort ca. 1.400 Kryptowährungen verzeichnet.
Nur ein halbes Jahr später und mit inzwischen halbiertem Wert sind es bereits 200 Kryptowährungen mehr.
Hinter jeder Kryptowährung steht mindestens eine Person…
Mal sehen, wie es in einem weiteren halben Jahr ist.
-
-
Zitat:
„Dort wird aufgeführt, dass es rund 1 Million Bitcoin-Investoren gebe, wobei aber 47 Individuen 30% und 900 weitere 20% halten würden.“
Das iat aber bei jedem Tech-Investment so gewesen. Ob Facebook oder andere Tech-Aktien.
Und auch bei anderen Investments in der früheren Geschichte ob Microsoft oder Aktien der alten Wirtschaft war und ist es so, daß die Alteigentümer immer große Anteile hielten.
Und oft lange Zeit danach noch. Man denke nur an den umstrittenen Nestle-Erben Liotard…
Es hat Nestle, Facebook, Microsoft (um bei diesen 3 zufälligen Beispielen mal zu bleiben) nicht geschadet.
Daher ist der Schluß, daß das ein Grund wäre, Bitcoin für ein nicht solides Investment zu halten, Unsinn.
Aber trotzdem ist es hochinteressant das zu beleuchten.
Vielen (auch mir) ist das nicht so bewußt, daß die Leute der ersten Stunden an Bitcoin noch soviel halten.Es ist insofern interessant, weil natürlich, wenn „Alteigentümer“ abstoßen, es zu Einbrüchen kommen kann. Man kann das regelmäßig am Aktienmarkt sehen.
Nur schadet das guten Aktien nicht.
Und wer glaubt, daß Bitcoin eine gute Sache ist, die Zukunft hat, wird sich daher auch davon nicht beeindrucken lassen. Warum auch?
-
Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber,
sondern in Schaufeln!André Kostolany
* 9. Februar 1906 † 14. September 1999
Es gibt diverse Bitcoin Rich List, welche die grössten Bitcon Wallets auflisten. Das Problem dabei ist, dass eine Person diverse…
Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln! André Kostolany * 9. Februar 1906 † 14. September…
Bitcoin war ein netter Versuch von ein paar Schlaumeiern, auf Kosten von Idioten reich zu werden. Natürlich haben die meisten…