Bloomberg meldete gestern eine heisse Angelegenheit. Die Genfer Strafbehörden weiten gemäss der Nachrichtenagentur ihre Ermittlungen in einem Türkenfall auf die Credit Suisse aus.
Türkische Unternehmer hatten 300 Millionen Franken via einen externen Vermögensverwalter namens TG Investments mit engen Links zur CS verloren. Erste Anklagen sind erfolgt.
Nun rückt die CS in den Fokus der Genfer Jäger. Die CS versucht, jegliche Schuld von sich zu weisen.
„Credit Suisse firmly rejects any criminal liability and will vigorously defend itself against the allegations with all available means“, sagte die Bank gegenüber Bloomberg.
Aus der CS heisst es, man sei lediglich Depotstelle der externen Vermögensverwalterin TG Investments gewesen und habe entsprechend null und nichts zu befürchten.
Man sei gut dokumentiert und könne die eigene Unschuld beweisen, betonen die Bank-Vertreter.
Hinter TG Investments standen ehemalige CS-Kundenberater. Zusammen mit einer Investment-Firma halfen sie reichen Türken-Unternehmern, deren Firmen zu verkaufen.
Doch statt die Aktien bei Drittinvestoren zu platzieren, legten sie diese in einen Fonds. Dessen Papiere verkauften sie dann wiederum den Türken-Unternehmern.
Die externen Vermögensberater von TG Investment jubelten den Türken somit deren eigene Firmen unter. Was die Rolle der CS war, wollen jetzt die Genfer Behörden untersuchen.
Crazy-Banking. Was wussten die zuständigen Chefs bei der CS? Was unternahmen sie, als der Fall an die Oberfläche kam?
Die Fragen richten sich an zwei CS-Spitzenleute mit wohl klingenden Namen: Thomas Gottstein und Romeo Cerutti.
Cerutti ist oberster Rechtsgelehrter des Finanzmultis und hat alle Stürme, Strafen und Bussen rund um Schwarzgeld und Geldwäscherei überstanden. Er trug bis 2015 die Oberverantwortung für Compliance, sprich die Einhaltung aller Gesetze und Regeln.
Thomas Gottstein, der seit 3 Jahren in der Konzernleitung der CS sitzt und den wichtigen Bereich Schweiz leitet, war von Ende 2013 bis Ende 2015 für die externen Vermögensverwalter und die reichsten Kunden im Private Banking der CS zuständig.
Damit fiel die Firma TG Investments – kurioserweise mit den selben Buchstaben wie die Initialen von Thomas Gottstein – in dessen Zuständigkeit.
Wie gefährlich wird der Fall für Gottstein und Cerutti?
Laut Bloomberg würden die Genfer Strafbehörden rund 40 von gegen 50’000 Transaktionen aus der Zeit zwischen 2009 und 2015 unter die Lupe nehmen.
Die CS meint derweil, sie selbst habe den Türken-Fall mit einer Geldwäscherei vor 3 Jahren ins Rollen gebracht.
Unbestritten ist, dass im 2014 und 2015, als vermutlich die Lage immer klarer wurde und mögliche Geldwäscherei in der CS hätte grell aufleuchten können, die beiden Spitzenleute Gottstein und Cerutti ganz oben in der Hierarchie zuständig waren.
Gottstein hatte zuvor als Bigboss im Schweizer Investment-Banking die Fronten gewechselt und war auf Anhieb hoher Manager im CS-Privatbanking geworden.
Der Wechsel sollte sich auszahlen: Ende 2015 beförderte der frisch gekürte CS-CEO Tidjane Thiam Gottstein in die Konzernleitung.
Die Position der CS, man sei selbst Opfer in diesem Türken-Grossfall, wirkt konstruiert. Jedenfalls blieb die Bank lange untätig. Das geht aus einer Passage im Bloomberg-Bericht hervor.
„One of the four Credit Suisse employees, who has subsequently been fired, was charged with complicity in fraud and money laundering for having authorized trade instructions from Geneva-based TG Investments in April 2014“, steht da.
Mit anderen Worten: Im Frühling 2014 machte sich ein CS-Banker in den Augen der Strafverfolger mitschuldig an einem „Komplott rund um Betrug und Geldwäscherei“.
Intern blieb es trotzdem zunächst ruhig. Erst als die Kunden aus der Türkei Druck machten und und die externe Vermögensverwalterin TG Investments mit Anwälten ins Visier nahm, nahm die CS eigene Ermittlungen auf.
Für die zwei höchsten Zuständigen, Gottstein und Cerutti, war da bereits vorgesorgt. Gottstein sprang aufwärts und wurde CEO der Swiss Universal Bank, sprich der Schweizer Division der CS, und Cerutti gab die Verantwortung für Compliance an Lara Warner ab. Aus den Augen, aus dem Sinn?
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Die beliebtesten Kommentare
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Am frühen Morgen schon CS Bashing und der Arbeitstag beginnt doch direkt mit positiver Energie. Aber mal Spass beiseite, manch einer sollte sich erst mal mit der Materie (Rechtsverhältniss zwischen EVV und Bank) beschäftigen, bevor er sein Kommentar von sich gibt. Und dann würde er sehr schnell feststellen, das die CS mal grundsätzlich auf der sicheren Seite steht. Erst wenn tatsächlich feststeht, das CS Mitarbeiter wissentlich an diesem „Betrug“ beteiligt waren, kann es ein Problem werden. Dies muss aber dann immer noch nicht zwingend ein CS Problem zu werden sondern wohl eher straf und zivilrechtlich für die Beteiligten Mitarbeiter.
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Entspricht doch voll dem Verständnis wie man Geschäfte macht bei der CS. Die Verkaufen ja auch wertvollste und schönste Gebäude an der Bahnhofstrasse und mieten sie dann später zu einem weit überhöhten Preis wieder.
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Nun ist es sicher nicht vermessen zu sagen, dass die CS weltweit kein kriminelles Töpfchen auslässt. Ist ja klar warum, wird von den schweizerischen Gesetzgebern und Behörden geschützt. Kann machen was sie will. Kann die Unkosten der kriminellen Handlungen von den Steuern absetzen. In der Schweiz bleibt dieses Beutegeschäftsmodell wie bei den alten Alemannen ungestraft und wird bejubelt, ja erhält Heldenstatus.
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„Wir weisen sämtliche kriminelle Verwantwortung von uns“, „kooperieren vollumfänglich mit Behörden“…
Ich denke, es ist mittlerweile ein Niveau erreicht, wo vorsätzlich nur noch Mist erzählt wird.
Sie haben hier noch eine ganze Generation von Bankern, welche den massiven, irreversiblen Implikationen von 2008 auf den Schweizer Bankenplatz hilflos gegenübersteht.
Prinzipiell sind heute bei Banken noch die Menschen, die charakterlich zu schwach sind, sich Alternativen aufzubauen. Das Schiff geht unter, das Geschäftsmodell ist weggebrochen, man wird von der Vergangenheit eingeholt. Um die hohen Managerlöhne weiterhin zu kassieren, werden Mitarbeiter und Kunden kompromisslos ausgebeutet solange es noch geht, egal was es kostet. Als letzte Verzweiflungstat versucht man noch, die Misere gerichtlich als Wahrheit aufzuzwängen…
Der unabhängige Journalismus tut gut daran, besonders jetzt nicht locker zu lassen, und die vergangenen Machenschaften und verwerfliche Geschäftsethik rigoros aufzudecken.
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Sie sind ein ganz toller Hecht was? Wann und von welcher Bank wurden Sie rausgeschmissen, weil Sie die Leistung nicht gebracht haben? Einfach mal über 100’000 Mitarbeiter als Charakterschwach zu bezeichnen macht Spass und zeugt von unüberbieterbarer Dummheit und Kurzsichtigkeit. Irgend einen kleinen Schimmer was Deine charakterschwachen Banker und Banken für das Land Schweiz bedeuten? Welche Wertschöpfung und Motor sie für die Wirtschaft darstellen? Lieber nicht darüber nachdenken und mit den anderen Schafen hier rumblöken…schämen Sie sich
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@ Gordon: da haben Sie bei jemandem wohl ins Schwarze getroffen…
@ Nicht Denker: Anstatt Morgens um 7 am Arbeitsplatz gelangweilt auf IP rumzusurfen, Zeit sich nach etwas Sinnvollerem umzusehen?
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Was hat den der Kommentar mit dem Artikel gemeinsam? Verstehe nicht ganz auf was sie rauswollen.
Wer je schon mal im Geschäftsbereich der externen Vermögensverwalter gearbeitet hat kennt weiss was sich zugetragen haben könnte. Alle anderen nicht.
Dementsprechend empfehle ich einfach ruhig zu sein und abzuwarten was die Staatsanwaltschaft als Resultate bekanntgibt. Alle Spekulationen von IP oder den Kommentatoren ist rubish!
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Solange fette Boni locken …
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Die CS scheint auf solche Fälle abonniert zu sein.
Da gab es doch kürzlich noch den Georgien-Fall.
Warum zieht man solche Leute an? -
dieser Film mit James Dean?
Bei der CS ist es in der Regel nicht Bosheit …
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Das Trio Rohner-Gottstein-Cerutti … erinnert mich etwas an die drei Affen, die nichts sehen, nichts hören, aber – im Gegensatz zu den Affen – sehr viel sagen. Wobei das meiste davon blanker Unsinn ist! Entweder wissen sie von gar nichts – oder dann wissen sie alles besser!
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Heute Dienstag wird VRP Urs Rohner im live stream von cash.ch (Ringier) bestimmt seine Bilanz seiner Tätigkeit schönreden. Er bekommt ein genehmes Forum, um Rechenschaft abzulegen über sein (höchst umstrittenes) Wirken.
Wir kritische Zeitgenossen bleiben dran – und lassen uns aber definitiv nicht einlullen von massgeschneiderten, reinwasch PR-Aktivitäten.
https://www.cash.ch/news/top-news/banken-cs-praesident-urs-rohner-live-auf-cashch-1232032
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Once again……Mr. Cerutti weist alles zurück….3 Affenprinzip….. und hat wohlweislich eine Frau als Hüterin der Compliance gemacht.
Nicht zu vergessen die Vorstellung mit Eid vor dem Senatshearing -
Herr Nulltoleranz und sein WW Kumpel würde ich nach Maputo abliefern. Dort hätten sie die Möglichkeit als Berater im Fischereibereich zu arbeiten.
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Türkenfall? Da war doch was! Bei der UBP verlor auch ein Türke Millionen und bekam keinen Cent Entschädigung. Die CS ist also auf der sicheren Seite.
https://www.kgeld.ch/artikel/d/millionen-verzockt-doch-die-bank-haftet-nicht/
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Kreativ Banking! Die CS kauft von einem Kunden dessen Firma und verkauft sie ihm, verschachtelt in einem Fonds, zu einem höheren Preis wieder. Gleicht einem Geschiedenen, der durch eine Partnerschaftsvermittlungsfirma seine Ex-Frau angedreht bekommt.
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Holzfäller sehen anders aus. Hier scheinen willfährige Gehilfen für sog. Journing und Provisions-Hascherei zugeschaut und mitgewirkt zu haben? Die 3 Affen : nicht hören , nicht sehen und nicht sprechen werden diese Schandtaten nicht ungeschehen machen: CS wird auch hier zur Kasse gebeten! Immer öfter : immer mehr -:)
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«Credit Suisse firmly rejects any CRIMINAL LIABILITY ……. blablabla»
Die CS weiss nicht, was in ihrem Türkei-Bereich lief.
Die CS weiss nicht, weshalb USD 1,5 Mia ungesichert an den mosambikanischen Geheimdienst gingen. (gestriges IP)
Die CS weiss sicher auch nicht, woher die CHF 3 Mia ihres Kunden Urs Schwarzenbach kommen.
kurz: „Die CS weiss nichts von gar nichts!“Die CS ist sich aber sicher, dass ihr VRP weiterhin das ZFF sponsern will und dass GL und VR bestimmt auch in Zukunft Gewähr für einwandfreie Geschäftsführung bieten, trotz offensichtlich inexistentem internen Kontrollsystem.
Wer wird sich denn gleich über Peanuts wie «Türkei», «Mosambik», «Dolder» etc. aufregen wollen? Gleicher Meinung ist offensichtlich auch die FINMA mit ihrem «toughen Chief Traffic Cop».Hier noch die jämmerliche „criminal defence“ bzw. feige Haltung von Rohner im Fall „Kesselring/Mosambik vs. CS“ (ab 8’45“:
https://www.youtube.com/watch?v=kMNuIuqUEOg„Erst das Fressen bzw. das ZFF, dann die Moral!“
PS: Erinnert alles irgendwie an die rührende Ahnungslosigkeit (oder Arroganz?) in der RCH-Organisation, die ASE-Kenner Lachappelle via Vermittlung von Handy-Abos und Zügelterminen zurück in die Spur bringen will. Ob die schweizweiten RB-Mitarbeiter vielleicht da und dort «den Stinkefinger machen»?
Hoffentlich holt sich wenigstens Mark Branson seinen nächsten Zügeltermin bei seinem Kumpel Lachappelle!-
Und bitte nicht vergessen:
Ein paar wenige Mitarbeiter (nicht Manager) waren verantwortlich für die 3 Mrd Busse in den USA.
Rohner und Cerutti waren während der fraglichen Zeit die Chefs der Rechtsabteilung. Weiss nichts = weisse Weste.
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Die Unzernehmer haben ihre Firmen über ein Fondskonstrukt (unwissentlich) zurückgekauft und hohen Sachaden erleidet – offensichtlich Weill die Firmen schlecht liefen. Wollten Sie denn einen unbekannten Fondzeichner Schaden zufügen? Wäre das nicht eher ein Betrug gewesen?
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Es drängt sich tatsächlich die Frage auf: Verkauften die türkischen Unternehmer die Aktien zu überhöhten Preisen?
Wollten sie Käufer über den Tisch ziehen? -
Diese Frage stellt sich für mich auch …. mal abgesehen von allem was sonst hier noch schief läuft; wie gierig muss man denn noch sein um dann noch zu klagen wenn einem der Betrug beim Firmenverkauf misslungen ist …
Herzliche Grüsse
Hedige
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Warum ist eigentlich die CS gefühlt bei jedem Mist, bei jeder Katastrophe vorne mit dabei? Von Moçambique bis zur Türkei?
Was treibt hier das Risikomanagement? Was die Compliance?
Und über all dem thronen ein PEP und eine Weisse Weste…-
die wollen doch die UBS überholen mit Bussen und Dreckgeschäften.
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Gute Frage! Andere, kleinere, sind auch oft involviert, seien das bei Abacha, Mubarak, Moi oder auch Madoff. Nur offenbar scheinen die Medien oder auch die FINMA diese eher zu schonen und so bleibt so einiges unerwähnt.
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«Credit Suisse firmly rejects any CRIMINAL LIABILITY ...…. blablabla» Die CS weiss nicht, was in ihrem Türkei-Bereich lief. Die CS…
Warum ist eigentlich die CS gefühlt bei jedem Mist, bei jeder Katastrophe vorne mit dabei? Von Moçambique bis zur Türkei?…
Heute Dienstag wird VRP Urs Rohner im live stream von cash.ch (Ringier) bestimmt seine Bilanz seiner Tätigkeit schönreden. Er bekommt…