Walter Knabenhans galt als letzter Gentleman von Swiss Private Banking. Der Chef von Julius Bär bis Mitte der Nullerjahre war zwar kein Grandseigneur mehr, doch er strahlte noch etwas Aura aus.
Nun ist der gleiche Knabenhans über 10 Jahre später mitten in einer schmutzigen Übernahmeschlacht gelandet. Dabei geht es um einige Millionen und die Kontrolle über ein Startup.
Dieses heisst Balluun und bietet irgendetwas im Bereich Marken und Internet. So recht versteht das kaum jemand. Der Erfolg blieb denn auch aus: Balluun steht vor der Illiquidität.
Knabenhans sitzt im VR der Balluun. Als solcher trägt er die Verantwortung. Die will er wahrnehmen, wie ein Mitstreiter von ihm sagt, der Finanzchef der Balluun.
„Die Herren Knabenhans und weitere Verwaltungsräte haben eigenes Geld als Darlehen vorgeschossen, um der Balluun zu helfen“, sagt Roger Müller. „Wenn das nicht vorbildlich ist.“
Für Balluun-Minderheitsaktionäre ist es das nicht. Im Gegenteil, sie sehen hinter den Darlehen von Knabenhans&Co. ein dreckiges Manöver, um sich das Digital-Venture unten den Nagel zu reissen.
Wie? Ganz einfach. Knabenhans und die übrigen paar Darlehensgeber erhalten an einer speziell einberufenen Aktionärsversammlung das Recht, ihre Kredite in Aktien der Balluun zu wandeln.
Und zwar zu einem Vorzugspreis von 5 bis 15 Rappen pro Titel; dies für den Fall, dass die heutigen Aktionäre nicht bereit sind, genug frisches Kapital, das die Balluun dringend benötigt, in die Firma einzuschiessen.
Nur müssen die Kleinen nicht 5 Rappen oder so auf den Tisch blätter für jede Balluun-Aktie, sondern 20 Rappen.
Das bringt diese auf die Palme. Eine Gruppe von Balluun-Aktionären verschickt Knabenhans und den übrigen Verantwortliche Briefe mit Warnungen. Man liesse sich diese Trickserei nicht gefallen.
High-Noon ist am 4. Januar. Dann entscheiden die Aktionäre der Balluun darüber, ob den Kreditgeber Knabenhans und weiteren das Wandelrecht zum Tiefpreis zugestanden wird.
Für Finanzchef Müller ist es die letzte Chance. „Die 16 Millionen, die wir aufnehmen wollen, sind für Balluun überlebenswichtig.“
Müller selbst würde auch profitieren, indem er Kreditgeld in Aktien wandeln könnte. Er verweist auf eine Akquisition, die der Balluun erstmals richtig Gewinn in die Kasse spülen würde.
Die aber noch ganz über die Bühne gebracht werden müsste, wofür es eben das frische Kapital benötige.
„Die Akquisition vom Sommer hat sich bereits bezahlt gemacht, sie muss jetzt unbedingt fertig finanziert werden, sonst Platz der Vertrag.“
Die Kritiker sehen dahinter nur Fragezeichen. Wie kann es sein, dass man mittels einer Akquisition, die zunächst ja meistens kostet und erst über Zeit sich bezahlt macht, eine Firma aus dem Schlamassel ziehen will?
Finanzchef Müller wischt den Einwand vom Tisch und verweist darauf, dass es jetzt um alles oder nichts geht.
„„Die ganze Kapitalerhöhung, die wir für Januar 2019 planen, ist einzig und allein im Interesse der Firma. Balluun brauch die Liquidität, dringend.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Gibt es Neuigkeiten? Betreff Versammlung, Entscheide?
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Speziell..
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Wieviel kam nun zusammen bei der Kapitalerhöhung?
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Ja, da ist wohl einiges schief gelaufen. Das Unternehmen ist seinen Preis mit Abstand nie wert. Sollte ein Philipp Gaydoul mitmischeln, muss man vorsichtig sein. Die Hauptaktionäre versuchen möglicherweise, sich nun durch die Hintertüre zu verabschieden und ihre Schäfchen zulasten der Kleinaktionäre noch ins Trockene zu bringen. Hände weg.
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Nomen est omen. Warten wir, bis er platzt…
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Wer in so etwas auch nur einen Franken investiert muss echt nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Da war Thinktools von damals ein echter Knüller dagegen.
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Tom
Schade das die kurzfristige Raffgier den Blick aufs Ganze verdeckt.
Für eine langfristig erfolgreiche Firma braucht es Kapital und Vertrauen.
Mit solchen Machenschaften verliert man beides. -
Der Zukauf hübscht die operativen Zahlen auf, führt aber zu einem Liquiditätsengpass. Stand auch als Nebenwirkung auf dem Beipackzettel, der aber nicht gelesen wurde.
In dieser bedrohlichen Lage kommt nun der weisse Ritter. Er bietet seine helfende Hand und sein Schwert. Die Jungfrau ziert sich zuerst, sinkt aber schlussendlich in seine starken Arme. (Soll heißen, die Bewertung für die dritte Finanzierungsrunde wurde etwas nachgebessert.)
Und wenn sie nicht liquidiert würden, dann verbrennen sie noch heute das Geld der Investoren.
So geschehen im Jahre des Herrn 1999.
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Amen
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Diese Firma wäre auch ein Topkandidat für eine Buzzword compliance. 😉
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https://www.balluun.com/about-us/interview-ariel-luedi
„. . .using the example of « TOYS”R”US », a partner of Balluun . . “Oops, Toys „R“ US ist seit 2018 pleite und die Filialen wurden geschlossen oder verkauft.
Hat dies keiner dieser Chief of . . . . & VP’s auf dem Promenadendeck oder des Hammerteams gemerkt?„We connect product manufacturers and qualified buying teams on Balluun’s digital marketplaces….“
und müssen eine Bude kaufen um ihr Geschäftsmodell zum Laufen zu bringen ?Und zu guter letzt:
„The auditors have been Ernst & Young AG, Zurich, since the 2014 financial year.“
https://www.balluun.com/about-us/corporate-governanceWie hat jemand treffend in diesem Blog bemerkt:
A bunch of bullshit sprinkled with buzzwords !Frohe Weihnacht !
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Sehr geehrte Redaktion,
ich bin Ihnen zu großem Dank für den sehr aufschlussreichen Artikel verpflichtet – insbesondere als bestehender Aktionär an der balluun AG!
Wieder mal sind mir die Augen geöffnet worden, wie sich die – ach so!! – feinen Herren aus der Chefetage auf Kosten von uns Kleinaktionären versuchen sich schadlos zu halten und mittels unfairer sowie fragwürdigen Machenschaften ihren eigenen Profit maximieren möchten!!
Dadurch wird nicht nur ein bis dato solide aufgestelltes Schweizer Unternehmen in „Schieflage“ versetzt, sondern auch insbesondere das Vertrauen und das Funktionieren der Schweizer Aktionärskultur irreparabel in Misskredit gezogen! Summa summarum zeigt sich bedauerlicherweise erneut wie buchstäblich die Gier der erwähnten Herrschaften grundsätzliche Vorstellungen von Moral und Anstand verdrängen!
Zumindest bleibt auch in diesem Paradebeispiel die Hoffnung bestehen, dass wir uns hier in der Schweiz in einem funktionierendem Rechtsstaat befinden und es noch einige rechtschaffene Menschen gibt, die sich derartigem Treiben widersetzen werden!Mit freundlichen Grüßen.
Ein entsetzter Aktionär -
Hängt da nicht auch wieder der Denner Erbe drinn!
Im Grunde genommen, ist diese Kapitalerhöhung eine kalte Erpressung aller Altaktionäre, warum?
Zeichnen die Altaktionäre die Kapitalerhöhung (80 Mio. neuer Aktien und sollen CHF 16 Mio. einbringen) zu lächerlichen CHF 0.20 nicht pro Aktie (bis vor 4 Tagen wurden diese ja noch zu CHF 2.75 und mehr, bis zu CHF 6.50 angeboten- und verkauft, dann greiffen sich die Lausbuben Darlehensgeber diese Aktien zu CHF 0.05 sprich, den Laden! -
Keine vertrauenswürdige Website, die kaum neugierig macht. Ein ärgerlicher Absteller gar inklusive Namensgebung dieser Bude.
Erinnert an die Zeiten der New Economy mit Schweizer Titeln wie:
Think Tools, Miracle, Complet-e, Day Software und Fantastic Corporation (quotiert am Neuen Markt in Frankfurt). Alle diese selbstverliebten Traumgebilde weg. Letzt erwähnte soll es zwar noch geben als Mini-Company.
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Chnebel: der letzte Gentleman im Swiss Private Banking??? Da lachen ja die Hühner. Von Private Banking hat der arme Kerl null und nichts verstanden. Chnebel kam aus dem Risk Management der CS und hatte sein Leben lang nie etwas zu tun mit Private Banking.
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Da kann ich nur zustimmen. Chnebel war kein „Grand Seigneur“ im PB – Basta.
Sass den ganzen Tag nur in seinem Büro vor dem Bildschirm und verfolgte den Kurs der JB-Aktie.
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Ich gackere mich scheckig, gackern, nicht lachen.
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Der Knabi hat immer nur im Windschatten gefahren. Sein TOP Deal war, 2003 das gute JB Brokerage zu verkaufen, für nichts, Restrukturation kostet über 50 Mio, und Lightyear erhielt als Zückerli die Zusage, dass mind. CHF 50’000’000 Courtage gemacht werde bei der nun Kepler genannten Broker Firma. So wurden dann jahrelang fast alle EU Trades zu Kepler geleitet. Das hat JB enorm viel Geld gekostet, und Knabi hats auf dem Tiefstpunkt verkauft, danach wäre das JB Brokerage wieder viel mehr Wert gewesen. Knabi, ein Superstar. Kotz. Kan man Nachlesen hier
https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/konzentration-auf-vermoegensverwaltung-julius-baer-verkauft-verlustbereich-brokerage/2259588.html?ticket=ST-764297-iUtqNGmkgRvadCEf9itj-ap4
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Ich verstehe nicht wieso einen außerplanmässiger Firmenkauf getätigt wird, wenn man zu Weihnachten keine Kohle mehr hat. Das Management hat ganz klar seine Betriebskosten nicht im Griff und will sich nun selber beglücken?!? So geht das nicht!!
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Schon der Name ist (unfreiwillig?) so treffend gewählt! 😉
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Und weil der Finanzchef Müller nichts anderes tut den ganzen Tag lang als an das Unternehmen und sein Wohlergehen zu denken, sollen die Aktionäre zu 20 Rappen zeichnen, und darf zu 5 Rappen.
So ein Wohltäter. Klar arbeitet der im Umfeld der Wohltäter Knabenhans und Lüdi. Nur Gier und den Hals nie voll genug kriegen.
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….ist dem seine Tochter nicht Influencerin?
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suuuuuuuuper
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Leider sind sich die Herren Verwaltungsräte der Balluun AG zu schade um überhaupt auf Anfragen und Kritik der Aktionäre zu antworten! Um die Finanz-Situation zu prüfen, wurde eine von der Revisionsstelle geprüfte Zwischenbilanz angefordert. Eine Reaktion von Seiten Balluun AG blieb bisher aus!
Wie tief müssen denn diese Verwaltungsräte Knabenhans, Lüdi und Kümin gefallen sein, dass sie sich zu schade fühlen um überhaupt auf die Fragen der Aktionäre ein zu gehen?-
Auch mir als Aktionär wurde jede Stellungsnahme vom VR verweigert. Lüdi, Knabenhans schämt Euch.
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Buchhalter sollten sich nicht in start ups verirren!
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Die Firma versteht sich glaube ich selbst nicht. Aber es ist auch egal heutzutage. Es genügt mit Worten wie B2B und Social Media, Token und Blockchain um sich zu werfen. Solange man einen Namen im Finanzbereich hat, wird einem daraufhin das Geld hinterher geworfen. Das ist ja auch der Sinn der Aktion, möglichst viel verbraten von dem hinterher geworfenen Geld. Schade nur, dass wirklich gute Ideen und Systeme dabei auf der Strecke bleiben, weil die keine Investoren für Ihre Projekte finden, da sie ja keiner Sprecher aus der Finanzbranche haben. Aber für diesen Irrsinn gibt es ja genügend Beispiele, allein wenn man sich die Menge an Block, Bit und Tokenfirmen ansieht die in Zug gegründet werden und eigentlich nichts tun, ausser zu existieren, horrende Löhne zu zahlen und sich dann wieder auflösen.
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Ein einziger Satz von der Website sagt mir alles über diese Firma: „Balluun365 TM is a white-labeled B2B social e-commerce platform to grow and engage your business network in a trusted B2B environment with a scalable, highly configurable and cloud-based solution intuitive to use, multilingual, responsive and mobile.“
A bunch of bullshit sprinkled with buzzwords!-
Old school heisst das Gelbeseiten…
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Noch ein Baluun, als hätten wir nicht schon genug davon. Gegenwärtig erleben wir täglich 1:1 das Verdampfen von unechtem Goodwill , dass die Schwarten krachen. Wer jetzt noch glaubt mit Tricksereien aus der Bredouille zu gelangen, dem ist nicht zu helfen. Fatalismus pur! Abschreiben und aussteigen : die Konkursämter machen schon seit vielen Monaten Ueberstunden….
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alles geprüft und für gut befunden durch die feine ey.
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…“allein im Interesse der Firma…“ ist heute 1. April?
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„Irgendetwas im Bereich Marken und Internet“ – zutreffende Beschreibung, würde ich sagen. Zwei Dutzend Heads of this and that und ein (1) Software Engineer. Das sagt alles.
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Sehr treffend – dem kann man sich nur anschliessen.
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Gut, eines darf man nicht ausser Auge lassen: Der VR-Präsident Ariel Lüdi hat die Firma Hybris, wo er 2004 eingestiegen ist, 9 Jahre später für 1,5 Mia. CHF an SAP verkauft. Da sollte schon noch etwas übrig geblieben sein!
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….ist dem seine Tochter nicht Influencerin?
Ein einziger Satz von der Website sagt mir alles über diese Firma: "Balluun365 TM is a white-labeled B2B social e-commerce…
"Irgendetwas im Bereich Marken und Internet" - zutreffende Beschreibung, würde ich sagen. Zwei Dutzend Heads of this and that und…