Die Schweizer EY-Partner, rund 100 an der Zahl, erhalten einen neuen Chef. Oder eine Chefin. Dies, nachdem Marcel Stalder vor einer Woche das Handtuch geworfen hat.
Die Wahl wird mit Spannung verfolgt. Ein Schachzug wäre eine Frau. In der Geschäftsleitung sitzt eine, und EY könnte mit einer Managerin an der Spitze intern und öffentlich punkten.
Denn der Chefwechsel ist die Folge von Harassment-Untersuchungen. Ein Partner wurde im Dezember freigestellt, eine Zürcher Anwaltskanzlei ging den Vorwürfen nach. Schliesslich erwischte es den umtriebigen Stalder.
Noch offen ist, ob auch der Vorgänger von Stalder das Feld räumen muss. Bruno Chiomento heisst er, und er durfte vom CEO-Stuhl auf den VR-Präsidenten-Sessel wechseln, als Stalder vor gut 2 Jahren nachrückte.
Chiomento hat in der Krise keine gute Falle gemacht. Er schaute lange passiv zu. Und als drei Whistle-Blowerinnen ihm einen Brief mit der Aufforderung schicken zu handeln, machte er Jagd auf diese – statt dass er sich um die Belästigungs-Vorwürfe kümmerte.
So zog sich die Affäre die Länge, und die Stimmung fiel intern immer tiefer. Nun ist der Scherbenhaufen perfekt. Eine neue Länderchefin oder einer neuer Länderchef muss das Team neu zusammenschweissen. Und dies vielleicht unter der Oberaufsicht eines neuen Präsidenten.
Der Start der frischen Spitzencrew steht unter einem schlechten Stern; dies, weil eine gross angekündigte Untersuchung der internen Harassment-Vorwürfe durch eine externe Zürcher Anwaltskanzlei neue Fragen aufwirft.
Im Zentrum steht der Punkt, ob wirklich alle wichtigen Zeugen und Betroffenen der damaligen Vorfälle von den Untersuchern interviewt worden sind. Dazu wollten sich die Zuständigen von EY nicht äussern. Sie liessen eine gestrige Anfrage unbeantwortet.
Bei einer früheren Anfrage hatte der zuständige Jurist von EY Europa gemeint, dass man nur einem Fall nachgehen würde.
„We are aware of the allegations concerning a Swiss partner and a former employee“, meinte damals Hervé Labaude, General Counsel von EY Europa. Labaude strich in seiner Mail-Antwort den Buchstaben „a“ bei „former employee“ rot hervor.
Der Jurist und Leiter der Harassment-Untersuchung dürfte damit sagen wollen, dass es bei der aktuellen Investigation genau um eines geht: den Fall von 2016. Wenige Wochen zuvor hatte Labaude Ermittlungen rund um jene Harassment-Vorwürfe noch für absolut überflüssig erachtet.
Ziel der engen Begrenzung des Untersuchungsgegenstands ist vermutlich, dass keine weiteren Fälle zum Vorschein kommen. Dass es solche geben könnte, haben in den vergangenen Wochen, seit die Affäre ausgebrochen ist, mehrere Gesprächspartner und Insider immer wieder hervorgehoben.
Umso wichtiger wäre es, dieses eine Vorkommnis, wenn man denn schon die ganze Operation „Aufarbeitung“ auf diesen Einzelfall begrenzen will, minutiös abzuklären und diesem auf den Grund zu gehen. Wurden insbesondere die Hauptpersonen, die selbst betroffenen waren oder aus nächster Nähe sich ein Bild von den Vorkommnissen machen konnten, vom externen Anwalt von der Kanzlei Lenz&Staehelin befragt?
Es scheint, dass dem nicht so ist. Das aber würde die Frage aufwerfen, wie ernst es EY mit der Untersuchung und mit einem allfälligen „Aufräumen“ wirklich ist. Bei jeder Gelegenheit betonen die Chefs der Beraterin, dass sie bezüglich Belästigungen eine Zero Tolerance-Politik hätten. Nimmt man die nun abgeschlossene Untersuchung als Massstab, wachsen Zweifel am Willen der höchsten EY-Manager, rigoros allen Hinweisen nachzugehen.
Der Fall mit dem „Lapdance“ auf der Bühne am grossen Weihnachtsfest der EY von 2015 hat international Kreise gezogen. Ein amerikanisches Online-Medium hat wiederholt darüber berichtet und die Schweizer EY ein „Total Frat House“ genannt. Gemeint ist eine Chefetage, wo die Obersten wie in einer College-Wohngemeinschaft Partys schmeissen.
Der „Lapdance“-Mann unter den EY-Partnern hat aufgrund der Storys zum Vorfall einen Zürcher Medienanwalt eingeschaltet. Dieser verlangt, seinen Mandant „gänzlich aus der Berichterstattung im Zusammenhang mit dem erwähnten Harassment-Fall oder weiteren Vorwürfen gegen EY zu lassen und ihn weder unter Verwendung seines Namens, seiner Initialen noch in sonst einer Form, welche Rückschlüsse auf seine Person zulassen (…), in einem ähnlichen Kontext zu nennen“.
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Die beliebtesten Kommentare
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Hat der Partner auch den Mut, solche Schreiben an Goingconcern.com zu schicken? Die sind dann weniger lieb als der Hässig…
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Und wieder so ein Idiot, der mit Anwalt droht. Hat ja schon bei seinem jetzigen Arbeitgeber sehr gut funktioniert. 😁
Gut, dann kriegt halt der Maceda von mir eine E-Mail. 😉
Mal sehen, wie der sich dazu stellt und ob er von dem 🤮-Fall schon weiss. -
P.S., das war ein Fehler mit den Drohungen gegen Hässig. Jetzt schicke ich Herrn Hässig ein paar ganz gruusige Details zu einem Ostschweizer Kunden.
Kannst schon mal alle vorwarnen. -
…and you’re private dancer, a dancer for money…
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Dieser Moment ist nun eine riesige Chance für E&Y, alle Altlasten zu lösen. Hoffentlich packen sie die Chancen.
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Korrekt – insbesondere im 5. Stock sitzt ein Herr im …, der sich jahrelang einen Spruch nach dem anderen erlaubt und x Damen angemacht hat. Der ist 100pro der Nächste….
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wer interessiert ey?
alles gefälligkeits prüfer.
wer zahlt, befiehlt.
controlling ist doch für
die katz.
consulting genau so.
kann man sich alles
sparen…-
aber alle brauchen es, um ihre grosse gagen zu verdienen und reingewaschen zu sein. dafür bezahlt man noch so gerne zulasten der gesellschafts-erfolgsrechnung mördersummen zugunsten dieser stichprobenprüfer von gottes gnaden. hauptsache, das pers. konto stimmt.
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„New Chefs“? Neue Chefköche? Wayne interessierts?
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Esther, Wayne’s Schwester.
Und jeden, der sich halbwegs für ethische Mindeststandard interessiert.
Aber die Formulierung „new chefs“…..tatsächlich spannend, was da wieder für ein Süppchen gekocht wird im Tower. Klar ist aber, dass sie ihr eigenes Süppchen kochen und sich einen Deut scheren um jegliche Moral oder Weiterentwicklungen in der Welt. Schade, dass Chiemiento das selbige Rezept präferiert wie Schmid, Vieli, EMEIA und Stalder.
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Bleibt nur zu hoffen, dass heute nicht bereits ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den CMP verkündet wird. Eine Nachfolgelösung für Stalder müsste in Anbetracht der Geschehnisse von ausserhalb von EY kommen oder zumindest eine hoch kompetente Frau sein, die diesen Filz ein für alle mal aufräumt. Und ja, bitte niemand vom „grossen Kanton“ oder sogar von der Insel… da ist ja EY Schweiz weltmeisterlich darin. Wie gut war die Zeit, wo Partner von Ernst & Young AG noch abstimmen konnten… heute gibt es ja nur noch „soundings“…
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Der Mann bleibt mit Namensnennung oder nur den Initialen ein Thema – ich war nahe genug um das noch in der „Nase“ zu haben…
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Ein Bekannter arbeitet dort als Berater und was er so von internen Vorgängen erzählt, unterstreicht die Berichterstattung hier. Viele Strategiepapiere und ebenso viel heisse Luft. Eben….wie bei McKinsey, deren erfolgreiche Restrukturierungspläne lediglich auf Entlassungen fussen.
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Ach, der Lapdancer droht? Ein Zeichen für ein ganz schlechtes Gewissen! Gibt es da vielleicht noch mehr?
Goingconcern macht da ja klare Andeutungen.
Man hätte auch besser eine saubere Due Dilligence gemacht… -
Ach bin ich froh, dass ich nicht mehr in dem Laden arbeite!
Mein Bauchgefühl sagt mir: Passieren wird gar nicht. In dem Laden ist nicht mal ausgeschlossen, dass „Show me your Assets“ S. wieder zurück kommt. Die werden diese Chance, den ganzen Dreck auszufegen, nie zu nutzen.
Die sehen sich nämlich immer noch als unschuldiges Opfer böser Mächte, angeführt vom bösen Hässig.-
Du hast den Artikel damals nicht gut gelesen – es hiess nicht show me your assets, sondern then you can show your assets in a skirt… das ist trotz nicht guter Wortwahl halt doch nicht ganz das Gleiche – wir sollten bei all dem Bashing wenigstens korrekt bleiben.
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Was ist eigentlich aus dem Lapdance-Mann geworden? Vermutlich wartet EY auch hier ab, bis der Tagi eine Story auf der Seite 3 bringt.
Was ist eigentlich aus dem Lapdance-Mann geworden? Vermutlich wartet EY auch hier ab, bis der Tagi eine Story auf der…
P.S., das war ein Fehler mit den Drohungen gegen Hässig. Jetzt schicke ich Herrn Hässig ein paar ganz gruusige Details…
Ach bin ich froh, dass ich nicht mehr in dem Laden arbeite! Mein Bauchgefühl sagt mir: Passieren wird gar nicht.…