Pierin Vincenz, Beat Stocker, Beat Wittmann: Die drei Freunde bilden ein Trio, das im Fall Raiffeisen eine zentrale Rolle spielt. Dies geht aus dem Bericht von Raiffeisen-Ermittler Bruno Gehrig hervor und wurde übers Wochenende von der NZZ am Sonntag herausgeschält.
Im Fokus stehen Beteiligungskäufe durch die Raiffeisen Schweiz, bei der Vincenz bis 2015 oberster Chef war und Stocker dessen Mann für die Deals.
Laut Gehrig wurde der Preis in einem Fall „ohne Verhandlungen“ festgesetzt. „Für die Preisbestimmung wurden primär die Vorstellungen des Verkäufers akzeptiert.“
(Die folgenden Absätze, neu in kursiv gesetzt, haben sich nach einer Überprüfung in Folge eines Hinweises eines Journalisten als falsch herausgestellt. Es geht bei den 4 Millionen nicht um Wittmanns Dynapartners, sondern um einen anderen Beteiligungskauf der Raiffeisen.)
Der hiess Beat Wittmann, zuvor bei der CS-Tochter Clariden Leu gross geworden und dann bei der Julius Bär vom Hof gejagt.
Es kommt noch spezieller. „Eine Due-Diligence-Prüfung fand erst fünf Monate nach Vertragsabschluss statt, wobei unterlassen wurde, die Möglichkeit einer nachträglichen Anpassung des Kaufpreises vertraglich zu vereinbaren.“
Sprich: Wittmann diktierte nicht nur den Preis, sondern der blieb auch bei 4 Millionen, egal wie sich das Investment später herausstellen sollte.
Was die Raiffeisen Schweiz für die 4 Millionen erhielt, war dann schnell nicht mehr viel Wert. „Zwei Jahre nach dem Erwerb verkaufte Raiffeisen Schweiz das Aktienpaket dem ursprünglichen Verkäufer und einer weiteren Person zurück – zu einem symbolischen Preis von einem Franken pro Aktie.“
Für die Genossenschafter der Raiffeisen-Gruppe ein Totalverlust, für Wittmann ein Super-Jackpot: 4 Millionen Cash kassiert – für nichts. Die Aktien der Dynapartners hatte er ja wieder im Sack.
Der zweite Deal, der im Gehrig-Bericht heraussticht, ist der Kauf der Finanzboutique CEAMS. Diese gehörte Philipp Weckherlin, einem Freund von Pierin Vincenz aus vergangenen HSG-Studientagen und heutigen Gemeinderat der Zürcher Kommune Erlenbach. Weckherlin verwaltete mit seiner Firma auch die Pensionskasse der Raiffeisen Schweiz.
Weckherlin fordert gemäss Ermittler Gehrig „zunächst einen deutlich höheren Preis“ für seine CEAMS, als dies eine erste Bewertung ergeben hatte. Sie war auf rund 17 Millionen Franken gekommen. „Vereinbart wurde schliesslich ein maximaler Kaufpreis von CHF 35 Millionen“, hält Gehrig in seinem Bericht fest.
17 Millionen hier, 35 da: eine ziemliche Spannweite. Was tun? Das, was oft angezeigt war. Vincenz schickte seinen Mann für die Deals, Beat Stocker, auf die Piste. Der hatte eine Beratungsgesellschaft mit Sitz am Hirschengraben in Zürich, unweit vom Obergericht entfernt.
In Stockers Firma ging Vincenz schon zu Zeiten, als dieser noch oberster Raiffeisen-Boss war, ein und aus. Er hatte dort laut „Bilanz“ ein eigenes Büro, und wenn die Dynapartners von Wittmann zu VR-Sitzungen rief, traf man sich regelmässig bei Stocker und Vincenz am Hirschengraben.
Wichtig war jeweils, dass es genügend Coca-Cola Zero gab. Vincenz trank davon, soviel er konnte. Bei den Beteiligungen gab derweil Stocker den Tarif durch. Der Vincenz-Freund überarbeitete im Fall der CEAMS die Bewertung für Philipp Weckherlins Firma so, dass „ein Unternehmenswert von CHF 35 Millionen gerechtfertigt werden konnte“ (Gehrig-Bericht).
Doch ganz so hoch gingen dann selbst Stocker respektive Vincenz und dessen Raiffeisen nicht. Laut Gehrig wurde die Bewertung zunächst auf 27 Millionen leicht reduziert. War’s das? Nicht doch. „Vereinbart wurde schlussendlich dennoch ein maximaler Kaufpreis von CHF 35 Millionen.“
Mit 35 Millionen legten sie die Latte richtig schön hoch. Als dann die Raiffeisen am Schluss 30 Millionen auf den Tisch blätterte, konnten sich alle auf die Schultern klopfen. Hey, 5 Millionen unter der Bewertung, ist doch ein Schnäppchen.
In Tat und Wahrheit reihten sich weitere Ungereimtheiten aneinander. Die 30 Millionen flossen nämlich, obwohl sie zum Teil an Meilensteine gebunden waren. Begründung: Die Käuferin, sprich die Raiffeisen, habe die Strategie geändert, was die Meilensteine in weite Ferne gerückt habe.
Sagte wer? Nun, Weckherlin natürlich, Stupid. Man schloss sich der Argumentation des privaten Verkäufers an: beim Preis, beim Zahlen.
Das dicke Ende liess nicht lange auf sich warten. „Drei Jahre nach der ersten Investition musste die Beteiligung in den Büchern der Raiffeisen Schweiz aufgrund des unbefriedigenden Geschäftsganges im Wert berichtigt werden“, hält Gehrig fest. „Der Betrag der Wertberichtigung belief sich auf CHF 14,3 Millionen und damit knapp die Hälfte des investierten Betrages.“
Verkäufer Weckherlin, ein Mann, der nun für den Zürcher Freisinn in Erlenbach politisiert, sagte am Samstag auf Anfrage per Email:
„Ich kann Ihnen (aber) mitteilen, dass wir den damaligen CEO der TCMG (Tochter mit den Finanzboutiquen, Anmerkung der Redaktion), Herrn Beat Wittmann, im Kontext der Übernahmegespräche der CEAMS durch die TCMG kennen gelernt haben. Herrn Beat Stocker kennen wir nicht. Von den Strafbehörden sind wir nicht angegangen worden. Damit ist alles gesagt.“
So ging das oft zu und her im Reiche von Pierin Vincenz und seinem Dealmaker Beat Stocker. Rund um eines der grössten Abenteuer, den Aufbau der Gruppe von Finanzboutiquen, half den beiden der Zürcher Ex-Banker Beat Wittmann. Vincenz, Stocker, Wittmann: Unter ihnen ging die Post so richtig ab.
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Die beliebtesten Kommentare
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@Büezer
Die FINMAfia ? wollen sie uns ständig mit Lachkrämpfen beglücken.
Die FINMAfia ist doch die Inkarnation einer Strafbaren Handlung oder ?
Die FINMAfia ist das der Trauerzeuge vom Vincenz/Zero Gatto/mit Ex Bermuda-Dreckeck ?
Die FINMAfia ist das der Schläferhund vom Bund der zuschaut wie die Amis ein paar Milliarden Bussen abzügeln ?
Quark Manson & 600 staff kompostieren die Banken ganz straff. -
Herr Haessig
Sind etwa Goldküssten-Veckherli’s unter uns ?
Falsch
Sie sind unter sich !
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Die masslose Gier (!) treibt sie alle an! Hochmut kommt vor dem Fall – schön wär’s ja…
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So hoch wie der Abschreibungsbedarf ist, soviel Geld wurde wohl vom (Ab-)Zügelteam auf verschlungenen Pfaden irgendwo gelagert. – Wir wollen ja keinem unterstellen, dass er fachlich eine Pfeiffe ist/war bzw. nur hochdotierte Pfeiffenstäbe beschäftigte, die Unternehmenswerte nicht in den richtigen Dimensionen berechnen können. Gehrig – von dem ich wenig halte – schrieb ja auch, dass Herr Weckherlins Firma von Raiffeisen zuerst auch nur mit 17m bewertet wurde…Zudem schreibt Gehrig richtig, dass Kaufpreise idR gestaffelt ausbezahlt werden und von erfüllten Zielgrössen abhängig sind, was vom Zügelteam natürlich vorsorglich (natürlich nicht in Sorge um die Interessen von Raiffeisen) jeweils nicht so arrangiert wurde. – Mein Fazit: Das Zügelteam ist „Toast“! Jetzt geht es darum die versteckte Zügel-Kohle zu finden.
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So langsam aber sicher kommt Gerechtigkeit in die Sache.
Die Uebeltäter haben nicht mehr als ein Leben unter der Brücke verdient…..
Menschen ohne Gewissen -
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Söihäfeli, Söideckeli.
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Das beschriebene Vorgehen ist so unglaublich plump und dreist, dass es sogar mir schwer fällt zu glauben, dass es sich so abgespielt haben könnte.
Vincenz war nicht dumm, er machte Karriere und überlebte weil er äusserst effektiv ein Netzwerk von loyalen Schlüsselpersonen mit Mitteln „versorgte“ (Kaufpreise, Honorare, Status / Titel).
Reminder:
Der grosse Kundenzulauf (Wachstum) von Raiffeisen ist vor allem der Immobilienkrise Anfang der 90er Jahre und dem Versagen der beiden Grossbanken in der letzten Finanzkrise
zu zuschreiben. Das Wachstum ist daher nur marginal der Verdienst von Vincenz. -
Ich sehne mich nach der guten alten Zeit zurück. Damals standen die Bankräuber noch vor dem Schalter oder mussten als Schwerarbeiter Tresore knacken
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Man darf gespannt sein ,ob Raiffeisen hier Regress
auf die Jongleure v.a. P.V. macht u. durchsetzt.
Wer wettet darauf?-
@Schauher
Ich wette darauf
dass es der RAFFEISEN
schweissegal ist !
Will RAFFEISEN in Bern schlaffe Hunde wecken
und zugeben dass sie Versager im Controlling haben ?Im Kommunismus und bei der RAFFEISEN ist man eben nicht so kleinlich
solange die Teig-Genossen nicht über Gebühr genossen werden.
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War da nicht noch was mir einer Derivatboutique wo hoch flog und dann Flügellahm wurde bis ein HF-Manager einstieg! Der Preis über Marktwert wurde doch sicher genutzt um dem Verkäufer die Provisionszahlungen zu erleichtern. Oder sind so hochbezahlte Manager so naiv? wohl kaum. Und da findet sich nichts Straffbares? Ich staune.
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Coca-Cola Zero. Betonung auf Zero.
Soviel wie der Wert der eingegangenen
Beteiligungen. Jeder freute sich über
den warmen Geldregen, wohlwissend dass
die eigenen Buden nie das Geld wert waren.Wie nennt man schon wieder im Strafrecht
Leute, welche sich zusammentun, um in einem
andauernden Zeitrahmen zu agieren?Ah, ja.
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Herr Gehrig ist nicht unabhängig und auch nicht objektiv.
Oh…Herr Wittmann (Porta Advisors)….kein Stutz würde ich diesen Herren anvertrauen. -
Bis zu 300 Mio. Franken hoch beziffert Raiffeisen den Abschreibungsbedarf auf ihrem Beteiligungsportfolio. Wie hoch ist der Totalschaden, wenn alle Beteiligungen, die bereits unter dem ursprünglichen Kaufwert verkauft wurden, dazu gezählt werden? Wer kennt die Zahl?
Uebrigens habe ich bis heute noch keinen Auszug meiner Konti per Ende Dezember von der Raiffeisen erhalten! Funktioniert die EDV immer noch nicht?-
Die Konto Auszüge sind über das Homebanking abrufbar!
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Weiss ich. Aber ich will den Auszug wie von allen andern Banken für die Steuererklärung
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Es wird wohl schwierig, wenn nicht unmöglich einen Finanzdienstleister zu finden deren Chefetage nicht von Masslosikeit, Habgier und Ungeduld getrieben wird. Solche Chrakteren sind Teraphieresistent.
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F¨ür 4 Mio verkauft und für 1 CHF zurückgekauft nach 2 Jahren. War doch ein Superdeal für Wittmann zu Lasten des Kapitals der Genossenschafter. Wenn das alles sauber abging fresse ich einen Besen. Armer Genossenschafter wurden so richtig über den Tisch gezogen. So wie man das von einigen Bankern halt kennt.
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Peter Lustig, was heisst „wir sind es langsam müde“? Für wen sprechen Sie? Pluralis majestatis? Ich bin manchmal schon etwas müde, unqualifizierte Kommentare zu lesen.
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ich will endlich auch mal ein paar millionen geschenkt bekommen!
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Es wäre abzuklären, ob eine Raiffeisenbank ihre eigenen Pensionskassengelder bei der CEAMS nicht auch noch bezahlt hat.
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Das Thema ist langsam aber sicher ausgelutscht. Wir sind es langsam Müde, täglich darüber zu lesen. Was jetzt kommt ist ja nur noch dasselbe blabla, anders verpackt. Ich bin raus…
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@Peter Lustig:
Vielen Dank Peter, es wird sicherlich hart für uns aber wir werden es auch ohne dich schaffen… -
ade Peter Lustig…
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Also nur noch jede Woche Gala oder SI lesen das entspannt!
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Mehr lustig als Peter: keine Vermisstmeldung. „Ausgelutscht.“ Empfehlung : kopfwehtsbletten schlucken
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@Peter Lustig: Ich werde Sie hier auch sehr vermissen. Ich wünsche Ihnen trotzdem noch ein angenehmes Leben.
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Fertig Lustig….Flasche leer
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@Peter Unlustig
Arbeiten Sie immernoch für die Finma ? (Fin(anz)ma(fia)
Kein Mogel-Pack !Ricoola !
wer hat’s erfunden
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Da war man sich doch ganz nahe, PG von der RB wohnte in Erlenbach. Philipp Weckherlin wohnt in Erlenbach.
Erlenbach ist das Domizil der gescheiterten Banker:
Mühlemann Credit Suisse
Bachmann Vontobel
Gysel RaiffeisenWeckherlin scheit da etwas klüger zu sein, kann der RB einen
Opel 2010 als Mercedes 2015 verkaufen! RB zahlt und muss dann den Opel in den grossen Service geben, aber Opel bleibt Opel!-
CEAMS (Creative Equity Asset Management Services) : Weckherlin im Nebenamt FDP-Gemeinderat in Erlenbach. Ein HSG/Doktor versiert als Auto-Dealer.
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Wenn man die Performance der CEAMS Funds sich vor Augen führt, dann muss man wirklich sagen hat der Weckherlin die Raiba ganz schön heftig über den Tisch gezogen.
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@Späher: lieber OPEL als OSPEL!
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Genau hier müssten nun die Geldströme verfolgt werden: von ALLEN Konten von Weckherlin gingen welche Zahlungen an wen weg und von diesen Empfängern wiederum wohin? (Und auch: wurden von Weckherlin in der Zeit plus minus parallel irgendwo grössere Darlehen aufgenommen, die dann verteilt wurden?) Theoretisch wäre ein solcher Deal möglich: „OK, wir zahlen 30, 13 über Wert, und wir teilen uns die 13 zu 50%/50%, wobei dann Stocker und PV die 6.5 wieder unter sich aufteilten. Win-win!“ Der „unabhängige Gehrig“, ein sprichwörtliches (Schnitzel-)-Bank-Thema für die Basler Fasnacht, drückt sich – für so einen „Professorenbrunz“ gut bezahlt – zwei Fleischtomaten auf die Augen und frisst Kreide.
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Blockchain lässt grüssen…..
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Geldströme verfolgen? Wie denn? Gestern konnte man in der Presse lesen, dass Vinzenz und Co. Akten etc. „versiegelt“ hätten und so den Untersuchungsbehörden vorläufig Akteneinsicht verunmöglichen. Offensichtlich wird damit spekuliert, dass damit das ganze Verfahren bis zur Verjährung verzögert wird. Ein neues Saudeckeli auf dem Sauhäfeli. Ob’s dicht hält??
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Das sollen keine strafbaren Handlungen sein?
Warum hat die FINMA keine Anzeige eingereicht?
Was ist denn sonst eine strafbare Handlung? Einem Kind den Lutscher wegnehmen?-
Wetten, dass nach einer möglichen Anklage
-die Angeklagten als weisse Ritter erscheinen
-der Staatsanwalt als schwarzer Ritter verunglimpft wird
-der Steuerzahler die Zeche zahlt
-die Finma ihre Hände noch verstärkt in Unschuld wäscht
-Raiffeisen zur Tagesordnung übergeht
-die Dorfkönige und Regionalfürsten einander auf die Schulter klopfen (gfiereti Siebesieche samer)
-alles nur Windhauchdas ist halt so in der vorbildlichen Schweiz (wie wars mit unserer Fluggesellschäft, gähn…)
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Man hat das Gefühl, die Finma sollte angeklagt und untersucht werden.
Zudem ist, wie es scheint, die FDP bezw. einige derer Politiker, in jeden Skandal eingebunden.Was allenthalben abgeht würde man in Entwicklungsländern als Korruption bezeichnen.
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Das sollen keine strafbaren Handlungen sein? Warum hat die FINMA keine Anzeige eingereicht? Was ist denn sonst eine strafbare Handlung?…
@Peter Lustig: Vielen Dank Peter, es wird sicherlich hart für uns aber wir werden es auch ohne dich schaffen...
Genau hier müssten nun die Geldströme verfolgt werden: von ALLEN Konten von Weckherlin gingen welche Zahlungen an wen weg und…