Ende 2017 hatte die GAM 84 Milliarden Franken Kundenvermögen in ihren eigenen Fonds. 12 Monate später waren es noch 56 Milliarden. Das heisst: Ein Drittel der Assetbasis ausradiert.
Die Folgen sind klar. Weniger Kundenvermögen, weniger Erträge, weniger Gewinn. Ein Desaster sondergleichen.
Für die 1’000 Mitarbeiter, die um ihren Job bangen müssen. Für die Eigentümer, die mit der GAM-Aktie innert eines Jahres fast 80 Prozent verloren haben. Für den neuen CEO, der aufräumen muss.
Keine Katastrophe ist die GAM-Katastrophe für die Verantwortlichen. Alex Friedman, der erst vor wenigen Wochen als CEO geschasst worden war, wurde die GAM zur persönlichen Goldgrube.
Friedman hatte bei seinem Wechsel von der UBS zur GAM vor ein paar Jahren einen gigantischen Antrittsbonus erhalten und danach Jahr für Jahr mehrere Millionen als Lohn und Bonus einkassiert.
Insgesamt summiert sich die Summe für Friedmans kurze Zeit als GAM-Chef auf weit über 20 Millionen Franken. Im Gegenzug hinterlässt Friedman einen letzten Jahresverlust von über 900 Millionen Franken.
Die GAM wird damit zur Case Study, zum Vorzeigeexemplar, einer irrwitzigen, irrsinnigen Finanzwelt. Der hochgelobte Friedman fuhr das Unternehmen direkt an die Wand und wurde dafür mit Millionen überschüttet.
Die darf er allesamt behalten. In der heutigen Pressemitteilung der neuen GAM-Führung zum katastrophalen 2018 steht nichts davon, dass man bei Friedman die vielen Millionen, die er statt mit Leistung mit einem Abbruch sondergleichen einkassiert hatte, zurückfordern würde.
Es steht einzig, dass der ehemalige CEO „keine variable Vergütung für 2018“ erhalten würde. Auch der Finanzchef würde „für das Geschäftsjahr 2018 keinen jährlichen Bonus“ ausbezahlt erhalten.
Das ist alles. Kein Wort, dass man Geld zurückfordern würde von den Verantwortlichen. Schwamm drüber. Nach vorne schauen.
Die Botschaft dahinter an alle hohen Bankenchefs lautet: Gebt einfach immer Vollgas, so könnt Ihr Euch die Taschen füllen. Wenn’s dann schiefläuft, seid Ihr mit Eurem Geld längst über alle Berge.
Für die zurückbleibenden Mitarbeiter ist die Geschichte weniger lustig. Die Lage bleibt angespannt, die Führung kommuniziert heute, wie viel Cash sie auf der Seite hat. Man weiss ja nie.
„GAM wird sich zunächst darauf konzentrieren, das Geschäft weiter zu stabilisieren und zu einem nachhaltigen Wachstum zurückzukehren, bevor neue mittel- bis langfristige Ziele festgelegt werden“, schreibt das Unternehmen.
Mit anderen Worte: Die Situation ist instabil, die Kunden könnten weiterhin Reissaus nehmen, die Vermögensbasis könnte weiter sinken, die Erträge weiter einbrechen.
Angesichts des dramatischen Zerfalls sind die bisherigen Massnahmen homöopathisch. Die Kosten werden ein wenig gesenkt, Teams zusammengelegt, ein paar Mitarbeiter entlassen. Der gesamte Personalbestand ist aber immer noch praktisch gleich gross wie vor einem Jahr.
Der neue CEO David Jacob verzichtet auf einen Bonus. Das wird herausgestrichen. Er geniesst das Vertrauen der Mannschaft. Im Unterschied zu Vorgänger Friedman sei er sicht- und spürbar.
Doch reicht das? Die Aktie bei einem Kurs von 3 bis 4 Franken ist eine Tragödie. GAM nähert sich dem Level eines Pennystocks. Der Ausblick für 2019 ist pessimistisch.
Die Firma wurde zugrunde gerichtet. Von einem CEO und dessen Vorgänger, die unglaublich reich geworden sind. Was läuft hier schief?
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Die beliebtesten Kommentare
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Genug ist genug! UBS, GAM und Credit Suisse Spitzen sind und bleiben Abzocker! Wann werden die Anleger und vorallem Justiz mal aktiv????
Wenn jemand eine Bank ausraubt kommt er ins Gefängnis! Wenn er die Bank abzockt inklusive Kunden schaut unser Staat aber zu!
Dumm sind die Kunden und der Staat!!! -
Gemäss Medienmitteilung soll der CFO McNamara fürs 2018 keinen Bonus erhalten. Er hat auch keinen verdient, hat er doch die Cantab und anderer Fehlakquisitionen zu verantworten. Zudem wurde in der Medienmitteilung verschwiegen, dass seine Fixed Compensstion von rund CHF 750‘000 auf über CHF 794‘000 erhöht worden ist, ein weit über seinen Fähigkeiten liegendes Salär und er zudem anstelle eines Bonus fürs 2018 noch einen Long Term Incentive Plan erhalten hat. Spinnt der GAM VR eigentlich. Ihr braucht doch diesen CFO nicht über einen LTI an euch zu binden, sondern ihr könntet froh sein, wenn er das Weite suchen würde. McNamara ist mindestens so stark für die heutige Misere verantwortlich wie der ex CEO Friedman und er ist Gift für das Klima und dies Zukunft von GAM.
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Erinnert mich an den Investmentchef Strobaek bei der CS. Vergleichbare Starallüren und katastrophaler Track Record. Auch er wird wohl bald in die Wüste geschickt mit vergleibarem Millionen Package in der Tasche.
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Der Friedmann hat doch nur nachvollzogen, was Gier-ige Hände und Solo-isten vor ihm zelebriert haben. Trotzdem verstehe ich die Welt nicht mehr. Da wird ein Super-Manager mit millionenschwerem Antrittsbonus angelockt und vergoldet, damit er angeblich nicht zur Konkurrenz überläuft. Jetzt ist er trotzdem weg.
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Zur Finanzwirtschaft: Alle Versager z.B. bei UBS, CS, „Winterthur“ und noch viele andere haben ihre Unternehmen kaputt gemanagt. Sie sind heute reiche Leute. Man braucht nicht speziell zu erwähnen, wer denn den Preis dafür bezahlt hat oder ob nicht sogar die Schweizer Steuerzahler in Sippenhaft gewesen sind.
In der Politik läuft es seit zu langer Zeit gleich. Eine „Nachführung“ sei die „Bundesverfassung 1999“ hat man dem Volk gesagt, dabei war es, wie heute offiziell zugeben wird, eine Totalrevision mit vielen neuen Festlegungen, die in der alten nicht vorhanden waren, wie z.B. Völkerrecht, Diskriminierungsverbot etc. Gleich übel war, was man im Band „Schweizer Geschichte“, Publikation der NZZ auf dem Deckblatt mit „Napoleon – Erfinder der Schweiz“ bezeichnet in einem speziellen und interessanten Kapitel lesen konnte, wie der Bundesrat völlig dilettantisch in Brüssel über den EWR verhandelt hatte. Mitgewirkt hat dabei sicher auch, dass man die beiden Bundesräte bis weit in die Nacht warten liess. (wie löschten sie ihren Durst?) Gilt auch für die Vorstufe der Verlautbarungen des Bundesrates an das Volk: Keine einheitliche Meinung, sogar „EWR sei Trainingslager für den EU-Beitritt“ ( Ogi, der sich Selbstüberschätzende). Und jetzt geht es im gleichen Stil bei Rahmenvertrag weiter. Was der Econoniesuisse Karrer erzählt entspricht der Ogi-Art.
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Könnte es kaum besser formulieren.
Inklusive der übertriebenen political – correctness – Kultur.
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DER KÄLBERMARSCH
Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.Sie heben die Hände hoch
Sie zeigen sie her.
Die Hände sind blutbefleckt
Doch immer noch leer.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen.
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.Sie tragen ein Kreuz voran
Auf blutroten Flaggen
Das hat für den armen Mann
Einen großen Haken.
Der Schlächter ruft: Die Augen fest geschlossen
Das Kalb marschiert. In ruhig festem Tritt.
Die Kälber, deren Blut im Schlachthaus schon geflossen
Marschiern im Geist in seinen Reihen mit.Bertolt Brecht
* 10. Februar 1898 † 14. August 1956
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Eigenartig ist, dass es immer noch Pensionskassen und Anlagestiftungen gibt, die – wie wenn nichts passiert wäre – mit GAM ohne Auflagen zusammenarbeiten.
Wo bleibt der Aufstand der Destinatäre? Diese verhalten sich lammfromm und warten stoisch bis die Decke runter fällt. Bonne chance! -
Das Friedmann abkassiert hat ist doch eine clevere Leistung. Wenn wir so blöd sind und an jede Spitzenposition einen Ausländer platzieren müssen, müssen wir mit dem leben. Die Schweizer Manager sind scheinbar wirklich zu blöd um solche Posten zu belegen.
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Die einzige Leistungskontrolle erfolgt jährlich über einen Bonus… eine schwache Kontrolle wenn man bedenkt dass es hier um 80Mrd Assets geht und viele Mitarbeiter.
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Ach dieses Problem ist schnell gelöst, wenn jeder der über 200k im Jahr verdient alle 10 Jahre ein Jahr sozialer Dienst in einem Pflegeheim oder Bauernhof machen müsste, hätten wir solche Exzesse und all die Burnouts nicht.
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Was hat Sozialdienst damit zu tun?
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@Lee
Es geht darum die eigene Filterblase zu verlassen und zu sehen wie normale Menschen arbeiten müssen. Heute habe ich im Zug ein Gespräch mitbekommen von zwei Frauen die im RAV arbeiten. Sie haben einen „Kunden“ dem durch einen Arbeitsunfall beide Arme fehlen. Die SUVA hält ihn aber trotzdem für arbeitsfähig. Er klagt nun gegen die SUVA.Gemäss Ermotti muss dann so einer auch noch bis 72 Arbeiten.
Diese Menschen leben in einer völlig anderen Welt.
Anderen Menschen zu helfen gibt dem Leben wieder den Sinn zurück, ansonsten kämpft man doch nur gegen Windmühlen wie die Wirtschaftselite. Sie ist doch jederzeit austauschbar, desshalb haben sie auch Angst.
Was nicht geht ist wenn diese Leute, die keinen Handschlag für andere Menschen machen, dann Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger angreifen.
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Friedman hat sicherlich eine extreme schlechte Leistung gezeigt und wurde dafür fürstlich belohnt. Man sollte aber folgendes nicht vergessen:
Falsche, schlechte Entscheidungen treffen ist an sich nicht strafbar und daher kann man auch das Gehalt nicht einfach zurück fordern. Anders ist dies, wenn der CEO wissentlich zum Nachteil des Unternehmens gehandelt hat. Friedman hat sicherlich dilletantisch gehandelt, aber Vorsatz wird hier schwer bis unmöglich nachzuweisen sein.
Aus meiner Sicht ist hier eher der Verwaltungsrat in der Pflicht, der solche Vergütungen durchwinkt oder sogar fördert. Es würde ja nichts dagegen sprechen, die Vergütung zu sperren und an den zukünftigen Unternehmenserfolg zu koppeln oder einfach weniger zu bezahlen.
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Wenn der Typ Anstand hätte, würde er die Kohle freiwillig zurückgeben. Davon bekommt jeder Mitarbeiter der entlassen wird 50’000 Startkapital für die Selbständigkeit wie damals bei Nokia.
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Zum wahnwitzigen Asset-Verlust gesellt sich ein unermesslicher Reputations-Schaden. Wer kann steigt aus, denn mit solchen Geldvernichtern will niemand etwas zu tun haben . Die Friedmann’sche Selbstbedienung
darf man ungestraft als Leichenfledderei bezeichnen. -
Grundsätzlich gilt bei Fonds, wenn ein Drittel des Fondsvermögens innerhalb solch kurzer Zeit verloren geht, dann wird der Fonds liquidiert. Der Grund ist, der Reputationsschaden des Fonds ist zu gross, um neue Kunden anzuziehen. Nach Schliessung des schwachen Fonds wird üblicherweise ein neuer gegründet mit neuem Namen und angeblich mit tollen Erfolgsaussichten, um die alten Kunden zu bewegen, in den neuen Fonds zu investieren! Kundengelder mit Verwaltungsvollmachten können zudem problemlos in einen anderen Fonds durch den Vermögensverwalter verschoben werden. GAM wird spannend, ob man dies auch mit der „Fonds-Gesellschaft“ GAM machen kann?
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Easy: Normale Löhne. Sondervergütungen nur NACH echtem Gewinn und 3 Jahre später ausbezahlt. Wer zu normalen Löhnen nichts leisten will, gehört NICHT eingestellt.
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Die Schweiz ist das Paradies für die ungehemmte Bereicherung des Managements. Unabhängig vom abgelieferten Ergebnis werden die Taschen gefüllt, Verantwortung gibt es keine. Was in unserem Land fehlt sind griffige Gesetze zur Managementhaftung und der Durchsetzung von Schadensersatzforderungen bis zur Beschlagnahmung des gesamten Privatvermögens solcher Scharlatane wie Friedman!
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vielleicht sollten sich die gierigen investoren
auch mal fragen, wie man zweistellige rendite
schaffen soll, in der heutigen zeit, mit seriösen
anlagen… -
@ Giovanni
Such a Bull-Shit! Jetzt sind also die Anleger die Schuldigen? Die totale Verdrehung der Tatsachen!
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Die Schweiz ist das Paradies für die ungehemmte Bereicherung des Managements. Unabhängig vom abgelieferten Ergebnis werden die Taschen gefüllt, Verantwortung…
Friedman hat sicherlich eine extreme schlechte Leistung gezeigt und wurde dafür fürstlich belohnt. Man sollte aber folgendes nicht vergessen: Falsche,…
Easy: Normale Löhne. Sondervergütungen nur NACH echtem Gewinn und 3 Jahre später ausbezahlt. Wer zu normalen Löhnen nichts leisten will,…