Die Avaloq ist dominiert von angelsächsischen Private Equity-Investoren. Die wollen rasch den Gewinn hochbringen, damit sie das Zürcher Banken-Softwarehaus teuer verkaufen können.
Helfen soll ein Vorzeigeprojekt in Deutschland. Dort erhielt die Avaloq den Zuschlag von der mittelgrossen Apotheker- und Ärztebank, kurz ApoBank, für ihr Banken-System.
Nun hätte dieses schon vor Wochen eingeführt werden sollen. Geplant war, dass das neue Avaloq bei der ApoBank Anfang 2020 live gehen würde.
Das gelang nicht. Kundin ApoBank und die Avaloq mussten einsehen, dass die neue Software nicht genügend stabil läuft.
Verschiebung auf später, lautete die Order. Intern teilte dies die ApoBank ihren 2’500 Mitarbeitern Mitte Februar mit. Mindestens 3 Monate mehr würden benötigt.
„Für die IT-Umstellung waren verschiedene Terminoptionen vorgesehen“, sagt dazu eine Avaloq-Sprecherin auf Anfrage.
„Gemeinsam nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen und werden die Umstellung dann vornehmen, wenn alle hierfür nötigen Arbeiten und Tests abgeschlossen sind.
„Wir arbeiten darauf hin, dass wir Mitte des Jahres auf das neue System wechseln können.“
Laut einem Insider könnte auch der neue Fahrplan mit einer Umstellung auf das Avaloq-System im Mai gefährdet sein.
Involvierte Spezialisten würden das Ziel als „sehr optimistisch“ einschätzen. Schon zuvor hatte das Projekt für unliebsame Schlagzeilen gesorgt.
Das wollte man diesmal offenbar verhindern. Die mehrmonatige Verschiebung wurde von der ApoBank in eine Erfolgsstory verwandelt.
Man würde die Zusammenarbeit mit der Schweizer Avaloq „weiter“ ausbauen, meldete die ApoBank am 12. Februar per Pressemitteilung.
Laut dem Communiqué geht es um die „Wertpapierabwicklung im Business Process as a Service“. Diese Leistungen würde die Apothekerbank in Zukunft bei der Avaloq beziehen.
„In der Folge wird Avaloq auch einen weiteren Standort in Düsseldorf, neben Berlin und Leipzig, eröffnen und 75 Mitarbeiter der apoBank übernehmen.“
Die grosse Frage ist, was die Verschiebung kostet. Die Auskunftsperson spricht von einem tiefen einstelligen Millionenbetrag, der für die ApoBank und die Avaloq anfallen würde.
Bis zu 15 Millionen. Pro Monat. Sollte das zutreffen, könnte der Zusatzaufwand bei einer Einführung im Mai gegen 50 Millionen ausmachen.
Bei einer erneuten Verschiebung im Mai wären es möglicherweise noch mehr.
Viel Geld für ein Geldinstitut wie die ApoBank. Diese machte in der Vergangenheit mit einer halben Million Kunden jeweils gut 50 Millionen Gewinn pro Jahr.
Bei Avaloq wollte man dazu nichts sagen. „Zu finanziellen Themen zwischen Avaloq und unseren Kunden kann ich mich nicht äussern“, meinte die Sprecherin.
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich bin Kundin der APO-Bank und nutze den Finanzmanager. Die Umstellung hat bewirkt, dass ich meine Finanzgeschäfte nicht mehr erledigen kann. Ein Konto konnte ich mühsam umstellen. Beim Einspielen der Umsätze wurden alle übertragen: Bis 2018. Die anderen Konten lasse ich jetzt erst mal und überweise alles mühsam über die Banken-App.
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Erst die Verschiebung des go live und jetzt auch noch die Corona Pandemie…ob der eue ZCD per 01.06. aufrecht erhalten werden kann?!? Und: wer soll das alles bezahlen ?
Die Mitarbeiter leiden jetzt schon unter der vielen parallel laufenden Projekten -
Wie groß muss die Not bei den Vertragspartnern gewesen sein, um nach den hinlänglich gescheiterten Implementierungsversuchen von Avaloq in Deutschland dieses Projekt anzugehen.
Avaloq, sicherlich eine gute Lösung für ein Kernbankensystem, aber „Schuster bleibe bei deinen Leisten“ und bewege dich in dem Umfeld deiner Expertise, die da heißt: Standardproduktlösung primär in der Alpenrepublik Schweiz.
Apobank, wie groß muss die Not gewesen sein, um sich insbesondere nach dem gescheiterten Versuch bei der BHF Bank für dieses Kernbanksystem zu entscheiden. Gekränkte Eitelkeit, dass die bisherige Kernbanklösung Bank21 keinen Bestand mehr hat und die Alternativlösung Agree gewesen wäre?
Fazit: Die Verschiebung des Cut-over-Termins wird sehr viel Geld kosten und bleibt den Inhabern von Genossenschaftsanteilen der apoBank zu wünschen, dass die Rendite auch in der Zukunft eine Gute bleibt.
Die Investoren von Avaloq hatten sich bei ihrem Investment wahrscheinlich eine andere Entwicklung gewünscht, Reputation und Shareholder Value lassen grüßen.
Der Vertrieb hat einen super Job gemacht, die Mitarbeiter werden sich beim Auslöffeln der Suppe bedanken oder verschlucken, sie sind die leidtragenden für das nicht nachvollziehbare Gebaren der Verantwortlichen und Entscheidungsträger. Vielleicht ist man mittlerweile auch zu der Erkenntnis gelangt, dass das Aufsichtsrecht außerhalb der Alpenrepublik anders gestrickt ist, gleiches gilt auch für die Prozesse eines deutschen Kreditinstitutes.
Last but not least bleibt dem Vorstand der apoBank zu wünschen, dass es keine 44er – Prüfung der BaFin geben möge, die verantwortliche Providersteuerung ist im Kreditwesengesetz klar geregelt und nach diesen Maßstäben entscheidet sich ggf. ob der Daumen gesenkt oder nach oben zeigen wird.
Chapeau bzgl. der Entscheidung der Entscheidung im Kontext des Wertpapierabwicklungsgeschäftes, vielleicht sollte man einen Schritt nach dem anderen tun, sprich die Tinte auf dem Papier wäre dann angebracht, wenn die Sektkorken nach erfolgreicher Kernbankenmigration im Zürichsee versenkt werden.-
Entwicklung vorweggenommen im März! Alle Bedenken haben sich bestätigt!
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WP, der Investor hat sich hier verkalkuliert und würde am liebsten sofort aussteigen, sogar und der Einkaufspreis!!! Die Probleme sind auf drei Ebenen: 1.Führungsmannschaft ist ziemlich unfähig, beginnend beim CEO, CFO und COO… 2. Software/Architektur veraltet 3. Nicht Kundenfreundlich, z.B. Avaloq möchte potentielle Kunden War Room Prozesse am System simulieren, doch leider ist das System aufgrund von Wartungsarbeiten nicht verfügbar. So gehen die Aufträge flöten.
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– Avaloq ist under-staffed
– Avaloq Software / Change Requests oftmals fehlerhaft
– Avaloq liefert langsamIch habe die Systeme auch als langsam und instabil empfunden. Das Unternehmen verdient viel an Parameterisierungs- und Customizingarbeiten, weil das System out of the box einfach nicht gut ist.
Viel Glück für die ApoBank. Jetzt müssen sie da durch.
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Hallo BER.
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Big Bang or No Bang.
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Lieber Herr Hässig,
Haben Sie schon einmal eine Avaloq Einführung gesehen, welche 15 Mio CHF pro Monat kostet? Soviel hat nicht einmal die 1WMP Einführung bei der UBS gekostet; und da sprechen wir nicht von einer Bank mit knapp 3“000 Mitarbeitenden, aber von knapp 80‘000 Mitarbeitenden in 4 Regionen.-
Die 15 Mio€ sind Kosten, die allein für das Bereitstellen der IT-Struktur des „alten“ Anbieters Fiducia/GAD anfallen.
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Avaloq – veraltete Software, da ist der Zug abgefahren…
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ja, und wo liegt das Problem?
Core Banking Transformationen sind high-risk projekte, da gilt kein 80:20, sondern „überleben wir die manuellen Korrekturaufwände mit dem aktuellen Software-Status nach go-live?“…
easy call 😉 -
Ich wusste gar nicht, dass ein tiefer einstelliger Millionenbetrag 50 Millionen sein kann. Ich würde das eher als einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag bezeichnen.
Aber ich habe halt keine profunde Ausbildung in Kommunikation …
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@Mad E. Mathiker
Nullen zählen nicht, das sollten Sie als Mathematiker wissen!
Oder vielleicht liegt es an Ihrem eigenen Kontostand?
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Die avaloq basiert auf Oracle (PL/SQL), einer hochpreislichen und monolytischen Technologie, in verschiedenen Punkten Nachfolger der vergangenen Hostsystemen (ja, auch da gibt es Ausnahmen bei den Grossbanken.
Es ist Technologie aus 20. und nicht dem 21. Jahrhundert.
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Stimmt!
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AVALOQ = viel zu teuer. Vor allem der Unterhalt schenkt ein
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Welche Software empfehlen Sie?
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Nun mein Tip aus eigener Erfahrung. Projekte sind meistens überproportial Overstaffed. Die 30 wichtigsten Key Stakeholder bereithalten und live gehen. Dieses taskteam wird die Software dann im Daily Business schnell fixen und zum laufen bringen. Warten kostet nur Geld und es wird mit vielen Leuten nicht besser. Ran an die Säcke muss die Devise sein. Die Bank wird es verkraften wenn die Kommunikation ehrlich und korrekt ist.
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Wieso veraltet? Technisch oder die Abbildungen der Prozesse. Wie lange glauben Sie, bis so eine Bankensoftware entwickelt ist und stabil laeuft. Gibt es etwas besseres?
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@Falsch
PL/SQL ist nicht wirklich Stand der Technik.
Auch wenn man bei der eigenen Software berechtigterweise als befangen gelten muss, behaupte ich dennoch, dass wir mit einer Multi-Tier-Achitektur auf Java-Basis etwas Moderneres haben!
Klar dauert die Entwicklung eines modernen Bankenpaketes etwas, aber die Zeit muss man sich halt nehmen.
klaus.marte@short.ch/076-383 1789
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Avaloq - veraltete Software, da ist der Zug abgefahren...
Die avaloq basiert auf Oracle (PL/SQL), einer hochpreislichen und monolytischen Technologie, in verschiedenen Punkten Nachfolger der vergangenen Hostsystemen (ja, auch…
Ich wusste gar nicht, dass ein tiefer einstelliger Millionenbetrag 50 Millionen sein kann. Ich würde das eher als einen mittleren…