Rolls-Royce-Sammlung von Ländle-Anwalt unter Hammer

Norbert Seeger zählt zu den bekanntesten Treuhändern und Anwälten von Liechtenstein. Weniger wegen seiner beruflichen Services, sondern vor allem dank einer Sammlung.

Dutzende von antiken Rolls-Royces und Bentleys hat der Finanzmann über die letzten Jahrzehnte erworben und in einer eigens dafür gebauten Halle namens Stabiq Treasure House in Eschen im Fürstentum ausgestellt.

Nun kommen die Exemplare unter den Hammer. Das Versteigerungshaus Sotheby’s präsentiert freudig „a single-owner collection of fine Rolls-Royce and Bentley motor cars, to be sold almost entirely without reserve in Liechtenstein during the month of June“.

Beim teuersten Exemplar handelt es sich um einen Rolls-Royce Phantom II Special aus dem Jahr 1933. Wertspanne laut Sotheby’s: 1,3 bis 1,75 Millionen Franken.

Auf Platz 2 der wertvollsten Classic Cars figuriert ein Bentley S1 Continental Drophead Coupé von 1958. Angegebener Wert: 900’000 bis 1,2 Millionen.

Was hinter der Total-Liquidation steckt, wollte Seger nicht verraten. Eine Angestellte des Treuhänders verwies an dessen Anwalt, der meinte, er sage nichts.

Danach schickte er ein Abmahnschreiben. Der Name seines Klienten dürfe nicht offengelegt werden. Gegen diesen läuft im Fürstentum ein Verfahren.

Eine Namensnennung würde „schutzwürdige Interessen“ seines Mandanten verletzen. Es wäre auch ein Verstoss „gegen das Mediengesetz“.

Laut der Staatsanwaltschaft Liechtenstein gebe es „Vorerhebungen wegen des Verdachts der Delikte der Untreue und der Geldwäscherei“.

„Aufgrund der Komplexität des Sachverhaltes und des grossen Umfanges der auszuwertenden Unterlagen kann keine Prognose gemacht werden, bis wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden“, so der Leitende Staatsanwalt des Fürstentums, Robert Wallner.

Seeger klagte im 2012 rund um den Bau seines Vorzeige-Showrooms und Super-Tresorgebäudes gegen eine Restaurationsfirma. Es ging um Betrug. Dieser verweigerte er lange die Bezahlung.

Nach der Einweihung vier Jahre später zeigte sich Seeger in Interviews als begeisterter Oldtimer-Sammler. „Durch einen Zufall bin ich zu meinem ersten Rolls-Royce gekommen“, meinte er in einem Medien-Gespräch.

„Nach der ersten Ausfahrt war es dann um mich geschehen. Die Faszination hat mich gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Mittlerweile zählt die Sammlung 28 Fahrzeuge. Im Laufe der Zeit wurde ich zu einem leidenschaftlichen Sammler und Enthusiasten.“

Vor 4 Jahren publizierte die „Bilanz“ eine Ode an die Sammlung von Seeger. Spätestens seit jenem Bericht ist Seeger mit seinen Rolls-Exemplaren auch hierzulande kein Unbekannter.

Nach den Hochglanz-Auftritten überrascht die Versteigerung, die bisher nicht in den Zeitungen erschien, umso mehr. Laut Sotheby’s kommen 25 Oldtimer unter den Hammer.

„The auction will take place in that facility and will, subject to all relevant restrictions, be conducted as a live sale with limited attendance“, schreibt das Auktionshaus.

Stellungnahme von Norbert Seeger vom 22. April 2021 (am Tag nach der Publikation der obigen Story, zugestellt von seinem Anwalt):

In den aktuellen Medien sind Berichte erschienen, die in Bezug auf meine Person zu falschen Schlussfolgerungen führen können. Leider musste festgestellt werden, dass in bestimmten Fällen unter dem Vorwand des sog. Investigativ-Journalismus die Fakten verdreht oder unzulässig verknüpft wurden – allein mit dem Ziel einer Schlagzeile um jeden Preis.

Fakt ist, dass ich mich aus rein persönlichen Gründen entschlossen habe, mich von meiner Rolls-Royce- und Bentley-Sammlung zu trennen. Diese wird nun über das Auktionshaus RM Sotheby’s verkauft. Weiter war es ein unternehmerischer Entscheid, das Sicherheitsgebäude STABIQ zum Verkauf auszuschreiben. Dies sind ganz normale Vorgänge am Ende meiner langen Unternehmerlaufbahn als Anwalt.

Von gewissen Medien wurde versucht, aus diesen unternehmerischen Handlungen einen Zusammenhang zum gegen mich laufenden Verfahren zu konstruieren und meine freien Entscheidungen als Resultat von Zwangsmassnahmen der Staatsanwaltschaft darzustellen. Diese Vorverurteilung ist entschieden zurückzuweisen. Das laufende Verfahren kann ich nicht kommentieren, halte aber fest: Wir stehen nach wie vor bei Vorermittlungen. Zu allen Vorhaltungen wird Stellung genommen. Wir zeigen auf, dass die erhobenen Vorwürfe haltlos sind.