Claudio Cisullo ist ein Phänomen. Er sitzt bei Ringier im höchsten Gremium, zählt Gerhard Schröder zu seinen Buddys, macht gross Geschäfte mit Rumänien.
Wer dachte, Letzteres führe zu Fragen, stellt das Gegenteil fest. Cisullo startet durch. Die Credit Suisse, immerhin die Nummer 2 von Swiss Banking, übergibt Cisullo ihren ganzen Einkauf.
Mehrere Milliarden. Für Cisullos ChainIQ ein Traumkunde. Gleich wie die UBS.
Diese hatte schon vor Jahren dem wirbligen Unternehmer mit sagenhaftem Aufstieg ihren Einkauf abgetreten. Genauer: geschenkt, fix für 10 Jahre.
Die UBS übertrug 2013 mittels Outsourcing-Vertrag das sogenannte Procurement zum Nulltarif der Chain IQ, deren Mitgründer Cisullo es in Rekordzeit vom IT-Verkäufer zum einflussreichen Unternehmer gebracht hatte.
Auf dem Weg nach oben gabs Stolpersteine. Gegen Cisullo war im Rahmen eines IT-Beschaffungs-Verfahrens ermittelt worden. Dort stand der damals oberste Stadtzürcher Informatiker im Fokus.
Cisullo und Eros Fregonas, beide zu jener Zeit mit der Swisscom verbunden, waren bei einer Reise inklusive Formel-1-Rennen in Monza mit von der Partie. Sie trafen sich später wieder bei der UBS, wo es dann zur Auslagerung kommen sollte.
Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen gegen die beiden in ihrem Verfahren gegen den Zürcher Beamten ein, nachdem laut Tages-Anzeiger eine „Wiedergutmachungszahlung“ geleistet wurde.
Cisullos Kometen-Karriere konnte das Strafverfahren mit Einstellung nach Geldleistung nichts anhaben. Für die Credit Suisse ist der Unternehmer ein Geschäftspartner mit weisser Weste.
Gleich wie der langjährige Kapitän der Universalbank, Urs Rohner. Der hatte eine rechte Hand, die für ihn, den Chairman, wichtige Studien und Forschungen betrieb.
Sie heisst Lucia Waldner, und auch sie zählt zu den Shootingstars der Sonderklasse. Innert 7 Jahren schaffte es die junge Frau aus dem ehemaligen Ostblock bei der Paradeplatz-Bank zum Titel Managing Director.
Damit ist nicht nur Einfluss, sondern vor allem auch Reichtum verknüpft. Bei Kollegen sorgte das für Stirnrunzeln – vielleicht auch aus Neid. Jedenfalls wurde Waldner zum Thema.
Couldn’t care less, gab die junge Frau zu verstehen. Als sie dann den Journalisten dieses Mediums ans WEF nach Davos einlud, war es um sie geschehen. Die neue Führung unter Tidjane Thiam kickte sie deswegen von Bord.
Bei Cisullo fand Waldner bald einen neuen Job. Auch dort ging die Reise in Richtung Himmel und Geld.
Kürzlich kürte der Unternehmer und Investor, der stolz auf seinen Eintrag in der 300-Reichsten-Bilanz ist, die ehrgeizige Managerin zum CEO seiner CC Trust, dem Family Office des Aargauers.
Zentrales Investment der CC Trust ist die ChainIQ, also jenes Unternehmen, das für Multis die weltweite Güterbeschaffung vornimmt.
Neu gehört die grosse CS zur Vorzeige-Klientel. Auch für sie wird die ChainIQ, bei der Ex-EY-Chef Marcel Stalder das operative Zepter schwingt, in Zukunft den Einkauf tätigen.
Eine Sprecherin der Credit Suisse meinte am Samstag auf Anfrage, es liege kein formeller Entscheid der zuständigen Gremien über ein Outsourcing des Einkaufs vor. Dann hielt sie fest:
„Die Credit Suisse überprüft kontinuierlich Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Betriebssysteme. Als globale Bank sind wir bestrebt, unsere Geschäftstätigkeit an die sich verändernden Kundenbedürfnisse und das Marktumfeld anzupassen.“
Gestern Abend vermeldete dann Finews den Zuschlag an die ChainIQ.
Nicht reagiert auf Fragen vom Freitag hat die UBS. Dort ist seit längerem von Unstimmigkeiten zu hören. Cisullos ChainIQ habe keine besonders vorteilhaften Preise, zudem fehle es am Knowhow für anspruchsvolle Einkäufe.
Ein Zürcher Unternehmer, der via ChainIQ der UBS seine Services und Produkte anbietet, berichtet von „unvorstellbarer Bürokratie“. Er würde von der ChainIQ rund um den Globus gehetzt, wo Cisullos Firma Ableger hat.
„Bei Fragen ist keiner da“, sagt die Auskunftsperson. „Um doch noch vorwärts zu kommen, müssen wir direkt mit den UBS-Sachverständigen reden. Anders gehts nicht.“
Tatsächlich hat die UBS-Spitze schon bald nach Beginn der Kooperation im 2014 eine Abteilung für sogenannte strategische Einkäufe insbesondere für die Informatik betraut.
Bleistifte geben wir der Chain, Server-Batterien ordern wir selbst – so das Motto. Auf frühere Anfragen hatte es bei der Grossbank jeweils geheissen, dass diese Aufteilung von Beginn weg so geplant gewesen sei.
Cisullos ChainIQ holte zwei UBS- Vertrags-Verhandler zu sich: Walter Stürzinger und Nicole Patsch. Letztere ist eine Rechtsfrau und bildet als „Group Counsel“ mit Lucia Waldner und einer dritten Frau das operative CC Trust-Team.
Stürzinger konnte sich trotz Subprime-Crash lange zuoberst bei der UBS halten, seit dem Deal zwischen der Bank und der ChainIQ sitzt er im VR von Cisullos wichtigstem Vorhaben.
Beziehungen, Gefälligkeiten, Geschäftsreisen: Cisullos Masche zeitigt Erfolge. Ulrich Körner war matchentscheidend, dass Cisullo vor 8 Jahren den UBS-Einkauf übernehmen konnte.
Economy of Scale, lautete damals das offizielle Argument. Cisullos ChainIQ würde dank vielen Multis und gebündelter Einkaufsmacht attraktivere Preise auf dem Weltmarkt erzielen als jeder Kunde für sich allein.
Die Story hinkte von Beginn weg. Erstens hat die grosse UBS genug Shoppingpower, auch wenn sie allein einkauft, zweitens entpuppte sich die Zusammenarbeit mit der ChainIQ als bürokratischer Hindernislauf, drittens sind die Chain-Preise oft nicht besonders günstig.
Das kümmert die Strippenzieher des UBS-Chain-Deals nicht. Der gleiche Körner sitzt heute zuoberst bei der Credit Suisse. Bei dieser kommt Cisullo nun ebenfalls zum Handkuss.
Gerade rechtzeitig.
Sollte die UBS in drei Jahren, wenn der 10 Jahres-Vertrag ausläuft, den Einkauf zu sich zurückholen, dann stünde Cisullos ChainIQ dank CS nicht mit halbleerer Klientel da. Ein Verkauf oder Börsengang würde sonst schwierig.
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Die beliebtesten Kommentare
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c’est la Suisse! Vetterliwirtschaft & Beziehungen sind DAS Wichtigste!
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Lieber Flurfunk
In Ihrem ersten Satz hat es bereits zwei
Fehler: Interpunktion und Orthographie.Vielleicht bräuchte es auch hier etwas Sprachpolitur …
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Da fragt man sich ob Gottstein die Conflicts Policy seiner Arbeitgeberin mal gelesen hat.
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Nein am 28.11.!
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Der typ spricht stuemperhaft English – wie soll das den gehen. Totale inkompetenz der CS. Am Besten Volksinitiative dass die CS den Namen Suisse nicht mehr brauchen darf und Entzug des Schweizer Pass fuer all mit Direktionstitel und hoeher und Ausschaffung nach Katarr!
Problem geloest -
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Dieser Artikel ist ein – konstruktives – Wirrwarr. Um die Sache noch zu intensivieren: Fregonas war CEO bei Swisscom ITServices und protegiert vom damaligen Swisscom CFO Mario Rossi (retired/jetzt VR Swiss Steel – knapp gewählt). Die Günstlinge von Mario sitzen noch heute am Finanz-Ruder von Swisscom et al und vor allem bei SC Enterprise (Grosskunden) und weiteren … z.B. der Bell Group – Loosli war ja auch VRP bei Swissscom. Fregonas hatte Ja-sagen um sich geschart. einer seiner engsten Mitarbeiter GL Performte – nach der SC ITS – bei der Swisscom nicht wie gewünscht. Nun sitzt dieser Mann im VR der Raiffeisen.
Konklusion: es ist wie’s ist. Und es bleibt wie’s ist.-
Wo ist der Fregonas denn hin? Der Mann bringt doch alles mit um einen CH-Konzern zu führen. Ich fand ihn immer sehr sympathisch und nahbar.
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Die CS ist doch selbst Expertin im Supply (Chain) Management…
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Mitglied des Verwaltungsrats von Swisscom IT Services, einer Tochtergesellschaft der Swisscom.[20]
Vorsitzender des Beirats des Internationalen Alpensymposiums (Interlaken, Schweiz)[21]
Mitglied des Beirats der Schweizerischen Post (Bern, Schweiz)
Mitglied des Verwaltungsrats der Planzer Transport AG (Holding, TM Transport & Management Holding Ltd.) -
Dann haben Sie ja verstanden, worum es geht. Das Risiko ist outgesourced an den externen procurer, und die, die es Schattenmässig weiter intern durchführen, setzten sich selbst ins risiko und der externe procurer ist ein weiteres risiko los.
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Anscheinend sind diese „grossen“ Firmen nicht mehr in der Lage, ihren Enkauf selber und optimal zu organisieren und sind gezwungen, weitere parasitäre Organisationen ins Boot zu holen, die ihre Unzulänglichkeit kaschieren. Ich frage mich, wie es bei diesen „grossen“ Firmen in ihren „corebusiness“ aussieht.
Normal ist die Logistik dafür zuständig. Anscheinend hat niemand mehr die Kontrolle. Schade. So kann man aus Unfähigkeit die Sache und die Verantwortung an Blender, Schwätzer und gute „Kollegen“ abschieben. Am Ende gibt es einen Knall und es stehen wieder hunderte infolge der Uebeforderung einer weniger Manager auf der Strasse. Hauptsache der kurzfristige Reibach (Bonus) ist gerettet.-
Vollkommen korrekt, lieber @EinInsider: Die „grossen“ wie auch die „möchte-gern-gross-sein“ Firmen sind „nicht mehr in der Lage, ihren Enkauf selber und optimal zu organisieren“ …
Ich würdesogar so weit gehen und sagen: Sie sind für fast alles nicht mehr in der Lage“. Und das leider nicht nur beim Einkauf.
Das einzige, das Sie im Griff haben ist der Ausverkauf. on Fachkräften in verscheidenen Branchen, nicht zuletzt in der IT ,,,
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Was mich interessiert:
Ist Tschusillo jetzt auch für den Einkauf bei Swiss Re zustndig? Sertscho sei Dank?
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Ich frage mich, wer dann noch Kunde der CS ist ? Diese Firma ist ein reiner Geldvernichter und das Geld muss schliesslich bei den Kunden reingeholt werden. Da kommen noch saftige Gebührenerhöhungen und Kürzungen in der Beratung auf die CS Kunden zu. Oder fokussiert sich die Bank nur noch auf die Superreichen und kassiert bei den kleinen und mittleren Kunden gigantisch ab ? Mal schauen wie lange das noch geht, bis die Pleite kommt.
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Na na, wenn sich eine Bank nicht gleich massiv goldene Wasserhahnen leistet, machen die Hardwarekosten einen Bruchteil der Personalkosten aus. Und allfällige Zusatzmargen zahlt in erster Linie der Aktionär; bei den Kundenkonditionen stehen sie nämlich immer noch in Konkurrenz!
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ich zähle mich zu den kleinen und die konditionen stimmen, und das ist das einige was für mich zählt.
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Im Einkauf langt die ChainIQ
auch bei der Marge kräftig zu. -
Ich bin geschockt! Der CS-Einkauf – mit seinen komplexen Outsourcing und Service Verträgen – wird zukünftig von dieser Truppe geführt? Adieu Compliance!
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Dem Mann würde ich gern IT Welte verwalten lassen aber nichts mehr.
Zuviel Glamour, zuviel ich, ich und nochmals ich. Zuviel Hunger stinkt nach brennen. -
NP würde wie der C-Clan fast alles verkaufen.
Und C ist und war schon immer Networker für „unterbezahlte“ VR‘s & Prominente die mit ihrem Wissen und einem neuen Mandat noch was dazu verdienen wollen. -
Nicole Patsch hat seitens UBS den Deal mit ChainIQ verhandelt und gleich nach Unterschrift zu ChainIQ gewechselt.
Keine Compliance Standards bei UBS?
Mcht Sicherheit keine ethischen Grundsätze! Ob diese Individuen noch ruhig schlafen können und sich im Speigel ins Gesicht schauen können?-
Vor rund 12 Monaten ging eine langjährige CS Mitarbeiterin (MD Supply Mgmt. ex PwC) bei ChainIQ an Bord. Gut bekannt mit David M. und Nicole P. Alles gut, alles sauber, aber es hinterlässt halt immer wieder ein Geschmäckle, wenn Claudio C. dahinter steht. Bin gespannt ob PwC die Due Diligence durchführen wird, wenns denn eine geben sollte. Jedenfalls ist der Deal einige Schuhnummern zur gross für ChainIQ. Die die das Supply Mgmt. der CS kennen, verstehen was ich meine.
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Ich vermute mal, die Auftrags-Offerte wurde nur proforma ausgeschrieben, wenn überhaupt. Zugewandertes Compliance und internationale Revision, wie immer am wegschauen, oder sich (intern) selbstschützend am ducken, wie das bei CS so üblich ist.
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von meiner Kundenkartei gestrichen!
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Was meint die WEKO zu dieser Verdichtung von Nachfragemacht?
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Die WEKO schläft genauso wie der Schnarchladen FINMA!
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Die Credit Suisse vergibt schon länger nicht an den Besten, sondern irgendwie pauschal.
Vor Cisullo kamen schon die Inder an die Honigtöpfe. Können und Qualifikation? Sekundär!
Eigentlich ist das Management der CS nicht weiter als ein Feudalstaat. Sehr wahrscheinlich war letzterer um Einiges besser organisiert.
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@Daniel Müller schreibt:
„Können und Qualifikation? Sekundär!“So ist es. Das Primäre ist der Preis. Koste es was es wolle.
Und klar: They get what they pay for. Wenn nicht sogar weniger.
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cisullo kann ich nur gratulieren!
a l’italianita, ganz einfach.
funktioniert immer noch.
tolles frauen team. -
Ich würde meinen, ein Händchen wäscht das andere.
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Die Auslagerung von nicht dem Kern-Geschäft zugehörender Bereiche ist nicht grundsätzlich falsch. Das heisst aber auch nicht, dass man hier den richtigen Partner erwischt hat.
Aber was soll’s?
Schlimmer geht immer und ein SPOF hat ja auch seine Vorteile 🙂 -
Wenn Leute miteinander können, hat Konkurrenz keinen Platz. Vetternwirtschaft stirbt nie aus – hat aber viele Namen.
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Ehe ich’s vergesse:
Der nächste James Bond Film heisst: „Nepotism Dies Last“
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Herr Cisullo ist ein guter Geschäftsmann na und? Eifersüchtig?
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Guter Geschäftsmann, der Lacher des Jahres!
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Ich bin geschockt! Der CS-Einkauf - mit seinen komplexen Outsourcing und Service Verträgen - wird zukünftig von dieser Truppe geführt?…
Anscheinend sind diese "grossen" Firmen nicht mehr in der Lage, ihren Enkauf selber und optimal zu organisieren und sind gezwungen,…
Was mich interessiert: Ist Tschusillo jetzt auch für den Einkauf bei Swiss Re zustndig? Sertscho sei Dank?