Wer erzählt die Wahrheit? Die Whistleblowers oder die Leonteq-Chefs?
Die Version der Zürcher Finanzfirma ist seit letzter Woche erschüttert. Das Bafin, also die deutsche Bankenaufsicht, sieht „schwere Defizite“ rund um „Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung“.
Die Abmahnung publizierte die Leonteq nicht auf ihrer Webseite.
Auf Anfrage meinte ein Sprecher, man würde „die festgestellten Defizite ihrer deutschen Tochtergesellschaft“ bedauern.
Effektiv geht es um die Leonteq Securities (Europe) GmbH, an der alle europäischen Leonteq-Ableger hängen.
So auch Paris.
Dort stiessen Compliance-Leute im Sommer 2021 auf zwei verdächtige Transaktionen. Gelder eines Lille-Kunden hatten offiziell die Runde über eine Einmann-Firma auf den British Virgin Islands gemacht.
Wieso? Tatsächlich soll der Geldfluss ein ganz anderer gewesen sein.
„The BVI is a smokescreen“, sagte einer der Whistleblowers im Herbst 2022 zur Financial Times, welche die Story damals enthüllt hatte.
Die Leonteq-Aktie ging sofort in freien Fall über. Die Spitze unter CEO Lukas Ruflin verfiel in Schockstarre.
Erst zwei Tage später, eine Ewigkeit im Finanzgeschäft, lancierte die Leonteq-Führung ihre Gegenoffensive. „Leonteq weist die Vorwürfe entschieden zurück“, hielt sie in einem Communiqué fest.
Bezogen auf eine Analyse der herbeigerufenen EY meinte Leonteq: „Bei dieser Untersuchung wurden keine Hinweise gefunden, welche die erhobenen Vorwürfe erhärtet hätten.“
An dieser Version hält die Struki-Boutique bis heute fest. Die von der deutschen Aufsicht entdeckten Schwächen seien zwar nicht schön.
Aber sie hätten null und nichts mit den im 2021 von den internen Kontrolleuren der Pariser Niederlassung untersuchten Transaktionen zu tun.
Diese wären absolut einwandfrei.
Die Aussagen im Anschluss an den Financial Times-Artkel sind riskant.
Hat Leonteq den Investoren, an die sie sich mit ihrem Vorstoss hauptsächlich gewendet hatte, wirklich reinen Wein eingeschenkt?
Wenn nicht, dann haben die Verantwortlichen nicht nur ein Compliance-Problem, wie das nun die Bafin offiziell aufgezeigt hat.
Sondern sie müssen sich mit dem Vorwurf der Irreführung der Märkte auseinandersetzen.
Was also hat sich damals vor gut 2 Jahren intern bei der Leonteq abgespielt?
In der zweiten Jahreshälfte 2021, nachdem die Whistleblowers den Ungereimtheiten mit den beiden BVI-Deals auf die Spur gekommen waren, stieg intern die Nervosität.
Der zuständige Compliance-Chef sagte im Verlauf der Untersuchungen, seine Befürchtung sei, dass die BVI-Firma „nicht in die Transaktion involviert“ gewesen sei.
Und dann, alles nachzulesen im damaligen FT-Artikel: „We have seen it in another case five years ago.“
Im Oktober 2021, rund 4 Monate, nachdem er den Alarmknopf gedrückt hatte, erhielt einer der Whistleblowers die Kündigung.
Weitere zwei Monate später hielt die mandatierte Simmons+Simmons-Anwaltskanzlei in einem geheimen „Memo“ zuhanden der zuständigen Rechtsfrau der Leonteq Zentrales fest.
Nämlich, dass Leonteq Paris gemäss „French Specific Obligations“ viel rascher verpflichtet sei, sogenannte „supspicious transaction reports“ (STRs) zuhanden der zuständigen Behörden zu verfassen.
Frankreichs Anti Money Laundering-Vorgabe „requires obliged entities to carry out STRs for any sums or transactions which they know, suspect or have good reason to suspect originate from: tax fraud (…).“
Die Whistleblowers der Leonteq waren sich einig, dass die beiden BVI-Transaktionen von Anfang 2021 und weitere in früheren Jahren zwingend zu melden gewesen wären.
Im Januar 2022 schrieb eine hohe Pariser Compliance-Frau der mit dem Fall betrauten Juristin in der Leonteq-Zentrale in Zürich:
„It is important to specify that the suspicious nature of the distribution scheme/fees used was also repeated in at least 8 other transactions (known to date by Compliance).“
„Finally, the fraudulent transaction reported by Eramet also fits into a similar scheme to those presented above.“
Eramet war ein früherer Fall mit Derivaten, der in Frankreich hohe Wellen geschlagen hatte.
Die Leonteq-Spitze im Headquarter ging nicht auf die Pariser Warnungen ein.
Beraterin sei Dank.
Im Februar 2022 überreichte die mandatierte EY nämlich eine Präsentation, mit der sie die Führung offiziell von Schuld freisprach.
Seither haben unzählige Involvierte das Unternehmen verlassen. Sogar der Finanzchef Marco Amato, der von der EY zur Leonteq gestossen war, ist nicht mehr mit von der Partie.
Die Ermittlungen rund um die Leonteq und die Frage, wie diese genau ihre Produkte vertreibt, sind noch nicht abgeschlossen.
Laut einem der Whistleblower hätten mehrere Behörden präzise Informationen erhalten.
Darunter Strafbehörden – auch in der Schweiz.
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Die beliebtesten Kommentare
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Und hier zeigt sich einmal mehr mit wem die Leonteq gang ihre Geschaefte macht
https://www.businesstimes.com.sg/companies-markets/china-wealth-firm-hywin-vows-fix-defaults-shares-tank-59 -
LH zieht mit der Schlinge durch die Schweiz und sammelt Stichworte zum Aufblähen. Nur Klicks sind Wahres, die Geschichte kann ja auch erfunden sein.
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Zum Zurückschlagen eignet sich doch ein der Luzerner KB nahestehender, im Struki Bereich tätiger CEO bestens. Leonteq sollte den unter Vertrag nehmen.
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Leonteq is now in a corner. It may well end sooner than later
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Wieder ein Bericht mit Vermutungen.
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Before year-end regulators and prosecutors will be around that Fintech.
ARX Financial and Leonteq are similar, so no reason to have a different outcome -
Bei Pierin Vincenz gab’s zuerst auch nur Vermutungen. Zuletzt wurde er aufgrund von Fakten zu Gefängnis und Schadenersatz verurteilt.
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Ist schon interessant, dass in unseren Schweizer Banken jedesmal die „Whistleblower gefeuert werden“, um interne Drecksgeschäfte zu vertuschen- scheinbar mit Rückendeckung der Strafbehörden und Gerichte. War schon bei Safra Sarasins Cum Ex Fällen etc so. Eine Katastrophe dass wir in der Schweiz kein ordentliches Whistleblower Gesetz haben wie in den USA, wo Whistleblower geschützt und sogar prozentual honoriert werden.
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….weil (zu)viele Politiker mit drinn hängen, in der Schweiz!
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Cum-Ex ist eine lukrative Sache!
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Warum wohl…… Lobbisten bestimmen die Politik, die Politiker sind reine Staffage, das Feigenblatt der sogenannten Demokratie.
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Da hat man halt Pech, wenn man gegen Branson/Bafin und Co antreten darf!
…Laut einem der Whistleblower hätten mehrere Behörden präzise Informationen…
In Frankreich sitzt ja die EU Behörde für so Kram mit Personen gleichen Schlages wie Branson, die arbeiten anscheinend eng zusammen. Mit Whistleblowers wird es in Zukunft genug Einschläge Richtung Schweiz geben.
Wer nimmt den die ernst in der Börsenwelt oder Auslandsbehörden? Keiner!
…Darunter Strafbehörden – auch in der Schweiz…
Bis die in die Hufe kommen, können Schweizer Behörden die Einschläge vom Ausland zu Gemüte führen.
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Ob Leonteq, Cat Financial usw., die Geldgier der CEO’s ist unausweichlich so gross, das sie schon lange nicht mehr realisieren das die Restlaufzeit dieser unsersiösen Firmen dem Ende zugeht – auch Glockner der Cat – sämtliche dieser Drei-Wetter-Taft RM lernten nie sparen – man begutachte ihre Eltern – von irgend wo muss es kommen, nur immer Geld verprassen und Produkte aufgleisen mit eingebauten Margen von 100 bis 300 Basispunkten, somit reicht es noch für eine ordentliche Retro.
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Extra Meile, Commitment etc. You name it. Zeiten, wo man nichts Anderes als den Job kannte, sind definitiv vorbei. Es ist für mich absolut unverständnlich, wie meine Bosses immer versuch(t)en, mich davon zu überzeugen, wie cool (und erwartet) es ist, ständig verfügbar und einsatzbereit zu sein sowie 12h Schichten zu leisten. Nur weil sie das das ganze Leben so machten. Sorry but no sorry. Unternehmnen, die die Bedürfnisse der heutigen Generation nicht verstanden haben, sind zum Scheitern verurteilt. Das Leben besteht doch aus mehr als dem Job. Punkt. Dabei bin ich kein fauler Mensch – im Gegenteil.
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Genau, dann mit Vorerbbezug das Reihenhäuschen finanzieren, work life Balance zelebrieren und im Alter, wenn wir es denn erreichen, über die tiefe Pension jammern.
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wenn Gen Z schon nix zum Thema schreiben kann, dann wenigesten Sch**** schwurbeln…
…nein, Du bist vielleicht nicht faul aber scheinbar ziemlich intellektuell minderbemittelt
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Ist schon interessant, dass in unseren Schweizer Banken jedesmal die „Whistleblower gefeuert werden“, um interne Drecksgeschäfte zu vertuschen- scheinbar mit…
Ob Leonteq, Cat Financial usw., die Geldgier der CEO's ist unausweichlich so gross, das sie schon lange nicht mehr realisieren…
Genau, dann mit Vorerbbezug das Reihenhäuschen finanzieren, work life Balance zelebrieren und im Alter, wenn wir es denn erreichen, über…