Die Zürcher Baugenossenschaft Frohheim (BGF) erlebt ein Erdbeben der Extraklasse. Sie hat soeben ihren langjährigen Chef „fristlos“ entlassen. Dessen Vorgesetzter, der Präsident, ist am Samstag zurückgetreten.
Die Nachricht jagt Schockwellen durch die Zürcher Baugenossenschaft-Szene. Die verkörpert im grossen Fight um den raren Wohnraum in der Limmat-City die „Guten“, während die Privaten die skrupellosen Bad-Guys sind.
Nun präsentiert sich die Lage anders. „Der Schritt erfolgte aufgrund eines einstimmigen Beschlusses der Vorstandsmitglieder“, teilte der BGF-Gesamtvorstand den Genossenschaftern heute mit.
Und weiter: „Hintergrund sind potenzielle finanzielle Unregelmässigkeiten. Es gilt die Unschuldsvermutung.“
Enrico Magrio, ein Anwalt, der schon bisher im Vorstand sass, übernimmt das Präsidium der BGF, die Stellvertreterin des geschassten Geschäftsführers wird vorläufige operative Leiterin.
Ob Strafanzeige eingereicht würde, sei „noch offen“, sagte Magro heute Nachmittag am Telefon. Mehr als was im Schreiben an die Genossenschafter stünde, könne er derzeit nicht kundtun.
Die auf den 1. April angekündigte Mietzinserhöhung, die in Uster 30 Prozent beträgt und in einer der Siedlungen in Zürich 25 Prozent, würde auf den 1. Oktober verschoben.
Diese Erhöhungen würden „in keinem Zusammenhang mit möglichen finanziellen Unregelmässigkeiten“ stehen, heisst es im Brief von heute.
Nach den Berichten über die Zins-Erhöhungen rückte eine Tochterfirma der BGF ins Rampenlicht. Es handelt sich um die SE Portfolio AG. Ein halbes Dutzend der Liegenschaften der BGF gehören dieser AG.
Die Frage, welche Kosten in der Tochter anfallen und wie diese allenfalls mit den Mieterhöhungen zusammenhängen, liessen die jetzt ausscheidenden BGF-Chefs im Dezember offen.
Statt zu antworten, reagierten sie nach Publikation der Story mit einer langen „Gegendarstellung“.
„Die SE Portfolio AG wurde nicht von der Baugenossenschaft Frohheim Zürich (BGF) geschaffen, sondern erworben“, schrieb der Geschäftsführer der BFG, der jetzt Gegenstand einer Untersuchung ist.
„Die Kosten trägt die SE Portfolio 1 AG selbst, kein Mieterfranken der Baugenossenschaft Frohheim Zürich (BGF) wird für Kosten der SE Portfolio 1 AG verwendet.“
Unter dem Präsidenten-Geschäftsführer-Duo kaufte die BGF in den letzten 13 Jahren eine Liegenschaft nach der anderen.
Der Wert der Objekte explodierte dadurch von rund 100 auf über 370 Millionen, ebenso schossen die Hypotheken in die Höhe, nämlich von 97 auf 309 Millionen Franken.
Das Eigenkapital blieb angesichts dieser Dimensionen mit 10 Millionen per Ende 2022 ultradünn.
Der Geschäftsführer setzte nach Erscheinen der Story am 19. Dezember Druck auf. So wollte er, dass ein Foto von ihm verschwand. Dem Wunsch wurde entsprochen.
Gegenüber den Genossenschaftern meinte der Geschäftsführer, die Berichterstattung sei mit Ausnahme des in diesem Medium erschienen Artikels ausgewogen.
Die NZZ am Sonntag hatte am 17. Dezember den Auftakt gemacht. Die Zeitung legte den Fokus rund um die enormen Zinserhöhungen auf die Bauteuerung sowie die höheren Zinsen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Mit Sozialisten hatte der Geschäftsführer wahrlich nichts am Hut. Selber Besitzer von mehreren teuren Sportwagen, Verpflegung nur in den besten Restaurants und sich bei Reisen einladen lassen – so lebt der GF ad. Von allfälligen Provisionen munkelt man natürlich auch schon lange…. viele Jahre hat das bestens funktioniert.
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Das mit den CHF 10Mio Eigenkapital verstehe ich hier nicht ganz. Der Anlagewert wird mit CHF 370Mio und die Hypotheken mit CHF 309Mio angegeben, das macht dann ein Bruttoeigenkapital von mind. CHF 61Mio. Immer noch nicht der Hammer, aber immer noch besser als die vermeintlichen CHF 10Mio wie im Artikel…
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Das ist doch seit Jahren ein Selbstbedienungsladen mit viel zu hohen Vergütungen der Angestellten…….aufräumen ist angesagt!
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Fristlos Entlassen?!! In der Schweiz?!
Das muss man erst mal hinbekommen! Nicht mal Collardi, Rohner oder Gottstein wurden fristlos entlassen.
Die Sozis sind evtl. kein Deut besser. Was für ein Armutszeugnis.
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Bei jeder Genossenschaft wird „genosselt“. Schuld daran die genossenschaftliche Kontrollen von immer den gleichen.
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Benko hat viele inspiriert. Und wenn Präsident und Geschäftsführer sich einig sind, geht das locker. Selbst trägt man kein Risiko, weil man nur angestellt bzw. gewählt ist. Und in Zürich erhalten Baugenossenschaften per Definition einen goldenen Heiligenschein, was alles deutlich erleichtert. Kontrollen und Risikomanagement benötigt man nicht, die sind nicht genossenschaftsfreundlich.
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Seit Tagen funktioniert der Like-Button nicht richtig. Bitte um Bearbeitung.
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Zu fristlosen Entlassung in der Schweiz sagt das internet:
– schwere Verletzung der Pflichten
– Straftaten
– Verrat von Geschäfts-geheimniss
– BeleidigungenAuf diese Geschichte bin ich gespannt.
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Tatsächlich muss da in der Führung einiges schief laufen…..
Als Mieter erlebte ich als ein grossartiger Hausabwart weg ging, wie die Liegenschaft verlottert und unsauber geworden ist ! Für diesen Zustand ist nun eine externe Firma zuständig.. ! ! Kostengünstiger ??-
noch nie was von outsourcing gehört?
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Interessant: fristlose Entlassung – es gilt die Unschuldsvermutung.
Mit anderen Worten: ohne Grund fristlos entlassen? Das wird echt teuer!
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Da kommt sicher noch einiges raus, Vorstand und Geschäftsleitung wussten Bescheid. Und falls nicht, machten sie ihren Job nicht. Wird spannend.
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Das Baugewerbe ist ansich für sowas anfällig. Grosse Summen wecken Erwartungen, Kickbacks, Partys etc. Die Banken haben im endlosen Wachstumswahn alles finanziert (Benkos und viele andere). Wer ist schuldig? Derjenige der das Geld nimmt? Oder doch eher derjenige der es ohne zu hinterfragen verteilt.
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Schweizer Banken geben Benko Kredite ? Nun das ist eigentlich kaum zu glauben wie ein solch “ Unternehmer “ diese Schweizer Banken vorgeführt hat.
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Baugenossenschaften haben sich in den letzten 20 Jahren durch günstiges Bauland der Gemeinden und Städte, sprich Steuerzahler, zu Immobilienmultis entwickelt, bei welchen die Expertise in Bezug auf Compliance und good governance auf der Strecke geblieben ist. Ein Selbstbedienungsladen ohne Kontrolle wird immer genützt.
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zu einem Geschäft gehören immer Käufer und Verkäufer, Ossi!
wer hat denn den Selbstbedienungsladen betrieben?
steckt da eventuell deine Mutti Angie mit ihren Vasallen dahinter?
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„Finanzielle Unregelmäßigkeiten“ und nur 10 Mio. Eigenkapital, wo Rauch ist, ist auch Feuer! Und da ist die Diskussion wer was wann und wo erschaffen oder erworben hat, komplett irrelevant. Eine offensichtlich weitere stark gehebelte Immobilienbude die krachend in sich zusammenfällt.
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Oh, jetzt wird sich das Pack wieder über Cüplisozialisten echauffieren können, nachdem das Buzzwörtli „Kaviar“ schon zusammenhangslos durchgelutscht wurde.
Wenn man weiss, wer der Feind ist, hat der Tag Struktur. -
was soll ich nur mit den ganzen, schönen Immobilien machen, wenn ihr
bald nicht mehr hier seid? Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!
Oh, jetzt wird sich das Pack wieder über Cüplisozialisten echauffieren können, nachdem das Buzzwörtli „Kaviar“ schon zusammenhangslos durchgelutscht wurde. Wenn…
Baugenossenschaften haben sich in den letzten 20 Jahren durch günstiges Bauland der Gemeinden und Städte, sprich Steuerzahler, zu Immobilienmultis entwickelt,…
Interessant: fristlose Entlassung - es gilt die Unschuldsvermutung. Mit anderen Worten: ohne Grund fristlos entlassen? Das wird echt teuer!