Wie Wladimir Putin, der russische Präsident, wirklich einzuschätzen ist, bleibt weithin ein Rätsel. Die Politiker des Westens haben so wenig echte Anhaltspunkte wie die Schweizer und westeuropäischen Medien.
Sie stochern im Nebel und verkaufen dies als ihre Wahrheit.
Für einen Augenblick wurde dieser Nebel über Zürich und der Schweiz aufgebrochen. Zu sehen war nicht ein künftiger Welteroberer Wladimir Putin, sondern ein eher ängstlicher russischer Regierungschef, der Frieden im eigenen Land und Sicherheit gegen Forderungen aus dem Ausland verlangt.
Ein ganz anderer Putin, als ihn die Schweizer Medien seit Jahren schildern.
Deshalb war es eine grosse Überraschung, als Karin Stüber, die Präsidentin der Handelskammer Deutschland-Schweiz, den bedeutendsten deutschen Sicherheitsberater nach Zürich einlud.
Vor mehreren hundert Mitgliedern und Freunden der Handelskammer Deutschland-Schweiz, aber unter Abwesenheit Schweizer Politiker aller Parteien, sprach Christoph Heusgen über die geopolitische Lage.
Heusgen war in den kritischen Jahren der deutschen Aussenpolitik seit 2005 sicherheitspolitischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel, gewissermassen der Henry Kissinger Berlins.
Heute ist er Präsident der Münchner Sicherheitskonferenz, des weltweit bedeutendsten Treffens der Regierungs- und Sicherheitschefs der ganzen Welt.
Heusgen, der als Absolvent der Universität St. Gallen und Liebhaber des Engadins („Dem Paradies am nächsten“) der Schweiz seit Jahrzehnten eng verbunden ist, hat die Jahre mit Wladimir Putin ganz direkt erlebt.
Als Berater von Angela Merkel hatte er 25 direkte Begegnungen mit Wladimir Putin, dem zu Beginn des 21. Jahrhunderts friedlichen russischen Herrschers.
Putin fühlte sich, so Heusgen, nicht bedroht durch die Mitgliedschaft baltischer Staaten in der EU und der NATO. Er blieb auch ruhig, als die Mitgliedschaft Georgiens und der Ukraine zur Diskussion standen.
Allerdings war ihm bekannt, dass Angela Merkel und Nicolas Sarkozy, der französische Präsident, die NATO-Erweiterung nicht vorantreiben wollten.
Als 2008 Dmitry Medwedew in der Nachfolge von Putin russischer Präsident wurde, wollte dieser Russland liberalisieren und an Westeuropa heranführen.
Bald kam es in Moskau und andernorts zu den bedeutendsten Demonstrationen in der jüngsten Zeit.
Putin, so Heusgen, sah sich auch durch die Revolutionen in Nordafrika und im Mittleren Osten bedroht, die gleichzeitig abliefen.
Deshalb brachte er Russland auf einen neuen Kurs der äusseren und inneren Sicherheit.
US-Präsident Barack Obama tat das Seine, um die Spannungen zwischen Ost und West zu steigern, indem er Russland als Regionalmacht bezeichnete.
Wladimir Putin suchte deshalb einen Weg, Russland wieder zur alten Stärke zu bringen. Seine Politik hiess: Ruhe im Inland, Sicherheit vor dem Ausland.
Er besetzte 2014 die Halbinsel Krim, damit die US-Flotte ihm nicht den Zugang zum Schwarzen Meer und zum Mittelmeer verbaute.
Er griff 2022 die Ukraine an, um dort „einen Fuss in der Tür“ zu haben, wie das auch in Georgien und anderen Kaukasus-Staaten der Fall ist.
Die Ukraine hatte ihre Selbständigkeit erst 1994, vor 30 Jahren, erhalten, weil sie auf eigene Atomwaffen verzichtete.
Heusgen hält einen „Deal Putins mit Trump“ nicht für ausgeschlossen, aber es sei abzuwarten, bis Trump fest im Sattel sitze.
In einem sehr aufmerksamen, mäuschenstillen Saal, weil derlei in Zürich noch nie vernommen wurde, führte Heusgen weiter aus, ein Handelskrieg mit China sei möglich.
Xi Jinping habe zuerst wirtschaftliche Ziele, sieht sich aber auch dem chinesischen Nationalismus verpflichtet. Es sei daher ernst zu nehmen, dass er die Insel Taiwan einnehmen wolle.
Das führe zu einer Katastrophe für die Weltwirtschaft, weil dort äusserst wichtige Unternehmen angesiedelt seien.
Europa werde mehr noch als andere Kontinente davon betroffen sein.
Die Europäer hätten keine Alternative zu den USA. Das sei mit ein Grund, weshalb die neue EU-Kommission den Weg zur zweiten Trump-Administration suche.
Der globale Süden sei bisher von Europa vernachlässigt worden, weshalb in Afrika und Lateinamerika die Chinesen und die Russen auf dem Vormarsch seien.
Afrika, so betonte Heusgen, sei eine Chance für Europa.
Totenstille im grossen Saal des Marriott-Hotels am Zürcher Neumühlequai, gefolgt von einem Ausbruch heftiger Diskussionen.
Karin Stüber hat mit dieser mutigen Einladung ein Zeichen gesetzt, wie sie die Handelskammer Deutschland-Schweiz künftig führen möchte.
Sie erwartet, dass man den Tatsachen ins Auge blicken sollte. Derlei hört man nicht alle Tage.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Laut letzten Gerüchten wird übrigens Christian Lindner bei Trump zuständig fuer die Finanzen sein.
Passt doch gut zu den anderen Schaudergestalten!
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Aha, also alles nur ein Missverständnis das bald eine
Mio. Tote fordert. Habe kapiert. -
Die gelb blauen Flaggen auf öffentlichen Plätzen?
Ach ja, heimlich über Nacht abmontiert als die Ukraine verlor.
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Ersetzt durch Solarpanels, Du lernresistenter Vollkoffer!!
Wann lernst Du das mal??
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Es ist an der Zeit, dass die richtigen Politiker wieder Frieden in der Welt herstellen. Das war nach dem zweiten Weltkrieg sogar eine Tugend der deutschen Politik geworden.
Das man mit „linksextremistisch gesinnten“ Persönlichkeiten und deren Hass- und Hetze-Parolen letztendlich nur Kriege weiter anheizt, dürften nun viele Bürger verstanden haben.
Deutschlands Wirtschaftswunder und Wohlstand für die Bürger nach dem Krieg ist insbesondere durch „rechte Politiker“, (CDU/CSU) mit herbeigeführt worden und wurde auch teilweise von SPD-Politikern positiv unterstützt.
Wann haben jemand ideologische verblendete „Linksextreme“ für Wohlstand in der Bevölkerung gesorgt?
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Putin nicht als des Teufels zu nennen.
Geht gar nicht und ist im Widerspruch zu unseren Qualitätsmedien.
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Natürlich wird die Ukraine die russischsprachigen Gebiete abtreten müssen. Allein schon aus Gründen des Völkerrechts, das einen Minderheitenschutz vorsieht. Die Russischen Minderheiten in der Ostukraine und auf der Krim haben ein Recht auf Selbstbestimmung. Die Ukrainischen Faschisten werden dort inskünftig nichts mehr zu melden haben.
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Was machen die Ukrainer, die von ihren russischen Freunden vertrieben worden sind? Nicht gerechnet, diejenigen die dort umgebracht worden sind.
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Die Ukraine wird von einem Schauspieler ohne vorherige politische Erfahrung geführt. Russland von einem Vollblut Politiker.
Das sagt schon viel darüber wie kaputt die Ukraine bereits vor dem Krieg war.
Marco Scopare
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Selten mehr Fehler und Missinformation in einem Artikel gefunden.
Zb. Haben die Russen 2008 protestiert als Bush die Ukraine als NATO Mitglied erwähnt hat.
Heusgen muss Merkels Minsk deal mitgetragen haben und ist damit eher verblendet als ein richtiger, vorausschauender Experte. -
Wer hätte gedacht, dass Obama mit seiner Aussage „Regionalmacht“ so ins Schwarze getroffen hat? Überall auf der Welt reibt man sich seit 2022 (und vor allem in der Anfangsphase) verwundert die Augen, wie schwach (und diletantisch) die russische Armee in der Ukraine aussieht.
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Sehr interessant, ich kann Heusgen folgen. Herr Stöhlker: Der Friede, des Friedens, den Frieden, dem Frieden. Putin will Frieden (Akkusativ).
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Frieden mit einem Despoten.
😀Der ist gut.
Champignons League. -
Wer ist Friede? Seine neue deutsche Freundin?
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Die Gedanken sind frei! Jeder darf heutzutage fabulieren und schwurbeln, wie es ihm passt! Auch totale Fehleinschätzungen sind gefragt!
Uebrigens: Was sagt Mutti dazu? Hätte die Mutti je daran gedacht, dass Putler die Ukraine angreifen würde? Einfach so? Oder, dass er Deutschland die Energie kappen würde?
Naja, am Deutschen Wesen soll die Welt genesen…. -
Putin 😘. Nur wenige Länder sind verrotteter wie die Ukraine. Keiner mit Geld und Einfluss beteiligt sich am Krieg. Alle haben das Geschenk der freien Einwanderung nach Europa angenommen. Wer Geld hat und Einfluss, der geht. Würde ich auch, wäre nich nicht ein Thaimäusli und müsste gar nicht kämpfen.
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Willst du Frieden, so führe Krieg. Das sollte sich die Schweiz auch einmal zu Herzen nehmen.
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Die Europäer waren ja schon mal im globalen Süden – als Kolonialisten. Absurd, ihnen vorzuwerfen, sie würden Afrika, Asien und Lateinamerika „vernachlässigen“. Sie sind dort nicht willkommen (ausser Mrd. Entwicklungshilfe), überdies haben sie genug Probleme zu Hause. Europa ist keine Weltmacht und bloss ein ganz kleiner Teil der Welt, die EU noch weniger. Auch wenn sie sich gerne gross und wichtig sehen. Zudem hat Europa praktisch keine Rohstoffe, nur etwas Öl und Gas.
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Wien äusserte sich ein EU Kommissar kürzlich??? Seit D. Trump dürfen wir über ein Ende des UKR Konfliktes öffentlich reden. !!! Wie erbärmlich die EU Konstruktion doch ist… 100te tausende Menschen umgebracht deswegen. Weil es keine Leute gibt die genug von staatlichem Handwerk verstehen. Dafür wird neoliberale Politik umgesetzt.
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Bravo – bitte gerne weiter so!!! Die CH-Bürger müssen aus der Russophopie-Trance aufwachen und für ihre Souveränität sowie Neutralität einstehen. Denn die Classe politique befindet sich mehrheitlich offensichtlich in einer Art „Achse des Guten-Psychose“ und handelt entsprechend.
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Heusgen darf also also mitverantwortlich für die verhängsnisvolle Nähe Deutschlands zu Putin unter Angela Merkel bezeichnet werden.
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Leider sehen die Engländer, die Franzosen und die künftige deutsche Regierung unter Merz nicht so, sie wollen den totalen Krieg. Warum? Weil sie alle pleite sind. Ein Widerspruch? Nein Ablenkung.
Ich hoffe, Trump löst die NATO auf.
Putin 😘. Nur wenige Länder sind verrotteter wie die Ukraine. Keiner mit Geld und Einfluss beteiligt sich am Krieg. Alle…
Aha, also alles nur ein Missverständnis das bald eine Mio. Tote fordert. Habe kapiert.
Die Ukraine wird von einem Schauspieler ohne vorherige politische Erfahrung geführt. Russland von einem Vollblut Politiker. Das sagt schon viel…