Heute früh ging nichts mehr bei der Nummer 1 der Schweizer Kantonalbanken. „ZKB Mobile steht wegen Wartungsarbeiten nicht zur Verfügung“.
Wartungsarbeiten? Am helllichten Donnerstag?
Der Absturz traf sowohl das Mobil-Banking als auch das E-Banking auf dem Desktop. Nirgends konnten sich die Kunden der Zürcher Kantonalbank anmelden.
Auf Anfrage reagierte die Medienstelle nicht unmittelbar. Laut einem Nutzer scheint es um „etwas Gröberes“ zu gehen. Um 12 Uhr schien der Fehler behoben.
Der kurzzeitige Komplett-Absturz des E-Bankings reiht sich ein in eine Serie von Problemen in der IT. Seit Wochen leidet die Bank unter chaotisch anmutenden Ausfällen.
Die sind mal länger, mal kürzer – aber dass das System des wichtigen Finanzplayers mit der grossen Bilanz stabil laufen würde, davon kann keine Rede sein.
Hinzu kommt der eigenartige Fall mit gestohlenen Kunden-Daten. Dieser versetzte die Bank und ihre oberste Führung in helle Aufregung.
Hinter der Erpressung soll ein junger Ex-Mitarbeiter der Bank stecken. Er landete im Gefängnis.
Nachhaltigen Schaden richtete die Doppelzahlung der städtischen Löhne. 175 Millionen Franken für den Februar landeten zwei Mal bei den gegen 30’000 Mitarbeitern der Stadt Zürich.
Der Fehler passierte in einer Swisscom-Software, die von der ZKB bedient wurde. Der Operateur startete nach einer Fehlermeldung den Überweisungsjob ein 2. Mal – ohne dies zu überwachen.
Schliesslich noch der GAU mit den Dritt-Kundendaten, die auf dem Handy einiger ZKB-Nutzer aufleuchteten – dies nach einem Update der App.
Dieser Vorfall war der schlimmste. Seither hat die ZKB die Finma im Haus.
Hat die Bank ein gröberes IT-Problem? Ist Remo Schmidli, der Benjamin in der Geschäftsleitung der grössten Staatsbank des Landes, zuständig für IT und Operations, die problematische Person?
Laut einer Quelle soll nicht Schmidli verantwortlich sein für die gehäuften Crashes und Krisen, sondern sein Kollege ganz oben in der Bank.
Daniel Previdoli. Der leitet „Products, Services & Directbanking“. Previdoli und seine Leute entwickeln das, was die Kunden der Bank happy machen soll.
Der hohe Manager, der von der UBS zur ZKB gekommen war und bei der Kantonalbank seit Urzeiten, nämlich 2007, zur Geschäftsleitung gehört, führte zunächst den Bereich Privatkunden.
Das Retail-Geschäft. Vor genau 10 Jahren kürte ihn der Bankrat dann zum Herr über alle Produkte und Services.
Previdoli, das Krokodil in der obersten Führung der systemrelevanten Zürcher Bank.
Deren E-Banking kommt wie bei allen Finanzhäusern eine entscheidende Rolle zu. Die Raiffeisen hat das soeben einmal mehr klargemacht.
Deren Versuch, alle Angebote via Handy anzubieten, wurde zum Kostengrab.
Bei der ZKB entspreche das E-Banking schon lange nicht mehr den Ansprüchen, vor allem nicht, wenn man Kunde des gehobeneren Private Bankings sei.
Das sagt ein hoher Kadermann, der seit Jahren bei der Bank ist und sich namentlich nicht zu erkennen geben will.
„Vermögende werden mit einem E-Banking abgespiesen, das sich durch Retail-Funktionen auszeichnet“, so der Mann.
Die Schwächen des in die Jahre gekommenen E-Bankings sei dem Management längst bekannt.
Das mit Pauken und Fanfaren angekündigte „Gratis-Konto“ der Bank würde zu enormen Kosten führen; dies, weil man von einem voll-digitalen Anmeldeprozess um Lichtjahre entfernt sei.
Der Eröffnungs-Prozess würde „mittendrin“ stoppen, dann kriege man „50 Seiten Papier nach Hause geschickt“.
„Jede Wald-und-Wiesen- oder Neo-Bank kann das besser“, befindet der Insider.
Der nächste Kritikpunkt betrifft den heiklen Punkt der Zugangsberechtigungen. Wie konnte der Ex-Mitarbeiter der ZKB, der dann Kryptos als Lösegeld forderte, Promi-Kunden im System aufrufen?
„Die Berechtigungen sind ein einziges Chaos“, meint die Auskunftsperson. „Deswegen gabs den Vorfall. Und es wird noch mehr passieren.“
Dann würden erneut alle auf IT- und Logistik-Chef Schmidli zeigen – und nicht auf den wahren „Schuldigen“. Previdoli.
Bei ihm handle es sich um einen typischen Grossbanker „ohne Gespür für die digitale Transformation“.
Diese dafür immer toll in Worte verpacken, mit Interviews zur Digitalisierung, zur Bedeutung von Krypto, frischen App-Auftritten, sei die herausragende Stärke des hohen Managers.
Das Problem sei, dass der wenig tech-afine Previdoli nach so vielen Jahren in der obersten Führung über mehr Macht verfüge als alle seine Kollegen zusammen im Top-Gremium.
Es sei dieses „Nichtwissen“ gepaart mit der einflussreichen Stellung in der Geschäfsleitung, das „zu all den Problemen auf den ZKB-Apps“ führen würde, zeigt sich der Insider überzeugt.
Eine hohe Kaderfrau im Bereich von Previdoli, die sich um die verschiedenen Verkaufskanäle gekümmert habe, habe nach Jahren des Misserfolgs die Bank kürzlich verlassen.
Nicht freiwillig. Previdoli habe für sei ein Plätzchen bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank gefunden.
„Zu Gerüchten und Unterstellungen, welche aktuelle, ehemalige sowie zukünftige Mitarbeitende betreffen, äussert sich die Bank nicht“, heisst es auf Anfrage bei der ZKB-Medienstelle.
Dort dementiert man auch die Probleme mit den Zugriffs-Berechtigungen.
„Die Zuständigkeiten und Berechtigungen sind klar geregelt sowie mittels technischer und organisatorischer Massnahmen sichergestellt.“
Bezüglich Onboarding beim Gratis-Konto heisst es schliesslich: „Die Roadmap zur Digitalisierung des Onboardings neuer Kundinnen und Kunden wird eingehalten.“
We, a Problem? Nö.
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