Die Digitec Galaxus AG hat in den letzten Jahren beeindruckende Erfolge erzielt – allein 2023 verzeichnete der grösste Onlinehändler der Schweiz einen Umsatz von 2,7 Milliarden Franken.
Das Unternehmen mit Sitz in Zürich betreibt unter anderem den Onlineshop Galaxus, der sich auf Elektronik und IT spezialisiert hat.
Seit seiner Gründung im Jahr 2001 und besonders seit der Übernahme durch die Migros-Gruppe, die 70 Prozent der Anteile hält, befindet sich das Unternehmen auf einer steilen Expansionstour.
Seit 2023 ist Digitec Galaxus auch in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden vertreten.
Um saisonale Spitzenzeiten wie das Weihnachtsgeschäft zu bewältigen, lagert Digitec Galaxus Teile ihres Kundendienstes aus. Einer der Partner ist das deutsche Unternehmen Yoummday, das Freelancer rekrutiert.
Für Digitec Galaxus eine Zusammenarbeit auf höchstem Niveau: „Wir gehören laut der jährlichen Zufriedenheitsumfrage von Yoummday zu den Top 10 Prozent der betreuten Unternehmen.“
Doch nicht alle Freelancer teilen diese Begeisterung. Ein ehemaliger Freelancer, der für den Kundendienst von Digitec Galaxus tätig war, schildert gegenüber diesem Medium, wie die Arbeit ihn in eine prekäre Lage gebracht habe.
Die Quelle, die bereits 2022 für Digitec Galaxus tätig war, wurde im Juni 2023 von Yoummday angefragt und nahm die Arbeit nach einer dreiwöchigen Schulung wieder auf.
Schriftlich wurden dabei mindestens 20 Stunden Arbeit pro Woche angeboten. Doch ab September 2023 reduzierte sich das Arbeitspensum drastisch.
Teilweise auf nur noch fünf Stunden pro Woche, was zu einem Monatsverdienst von lediglich 700 Euro führte.
Für die betroffene Person war dies existenzbedrohend – mit 700 Euro im Monat blieb kaum genug, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken.
„Ich hatte keine Möglichkeit, diese Situation zu ändern“, sagt der ehemalige Mitarbeiter im Gespräch.
„Der externe Partner hat mir keine anderen Projekte angeboten, ich wurde regelrecht im Regen stehen gelassen.“
Seit Monaten wurde den Freelancern versichert, dass im vierten Quartal aufgrund des Weihnachtsgeschäfts mehr Arbeit verfügbar sein würde.
Doch das Gegenteil trat ein: Die Stunden wurden weniger, zudem stellte Digitec Galaxus im Oktober neue Call-Center-Mitarbeiter ein, was das ohnehin knappe Arbeitsvolumen für die bestehenden Freelancer weiter reduzierte.
„Das Wohl der Agenten und die damit verbundene Armut scheint völlig egal zu sein“, meint der Betroffene.
Auf Anfrage verweist Digitec Galaxus auf ihre Partnerin Yoummday. Die Verantwortung für Arbeitsstunden und Bedingungen liege bei dieser.
„Die Vergütung basiert auf Arbeitsaufkommen und Produktivität, was den Mitarbeitenden von Anfang an bekannt ist. Digitec Galaxus macht keine Zusagen über die Arbeitsmenge gegenüber Yoummday-Mitarbeitenden.“
Zugleich betont die Medienstelle, dass die Freelancer bei Yoummday „Löhne über dem Durchschnitt vieler europäischer Länder“ erhielten.
Yoummday reagierte nicht auf eine Anfrage, was Transparenz zum nächsten Thema macht.
Während die Argumentation rechtlich standhalten mag, sollte die Digitec Galaxus AG moralisch das Verhalten gegenüber den Freelancern rechtfertigen können.
Genau diese Freelancer werden nur dann eingesetzt, wenn die festangestellten Mitarbeitenden an den Hauptstandorten in Zürich, Lausanne und Belgrad ausgelastet sind.
Während der Standort in Serbien weiter ausgebaut wird, verschwinden entsprechende Stellenanzeigen plötzlich von der Website – auch da: Transparenz sieht anders aus.
Der Fall des einen Freelancers wirft Licht auf die fragwürdigen Arbeitsbedingungen und das Geschäftsmodell des riesigen Onlinehändlers.
Während Digitec Galaxus die konkreten Umstände auf Flexibilität und saisonale Schwankungen zurückführt, bedeutet diese Flexibilität für die Betroffenen nichts anderes als Unsicherheit und Existenzängste.
Auf Hinweise, dass weder Digitec Galaxus noch Yoummday auf die prekäre Lage der Betroffenen reagieren, erklärt die Medienstelle des Händlers so:
„Transparenz und Fairness sind für uns von zentraler Bedeutung. Diese Werte erwarten wir auch von unseren Partnern.“
„Deshalb haben wir Yoummday angewiesen, in ihren Verträgen klarer darauf hinzuweisen, dass es keine garantierten Mindeststunden gibt”. Too little, too late.
Lieber diese Generalistenarbeit nach Germanien auslagern, als dass ein weitere niedrig qualifizierte Arbeitskraft in die Schweiz einwandert und den Steuerzahlern hier auf der Pelle liegt.