Die Veröffentlichung der jüngsten Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) hat in Fachkreisen für einiges Aufsehen gesorgt – und das aus gutem Grund.
Zum ersten Mal spricht eine der einflussreichsten Notenbanken der Welt ganz offen über strukturelle Schwachstellen im internationalen Goldmarkt: Der Handel mit sogenanntem „Papiergold“.
Also Derivaten, nicht börslich gehandelten Verträgen (OTC-Geschäften) und diversen Vehikeln, die den Eindruck erwecken, Goldbesitz zu vermitteln, in Wirklichkeit jedoch lediglich Forderungen darstellen.
Diese Differenzierung ist alles andere als akademisch – sie ist zentral.
Papiergold ist nichts anderes als ein Versprechen. Und Versprechen sind nur so gut wie die Fähigkeit und Bereitschaft, sie im Ernstfall einzulösen.
Die jüngste Studie der EZB kommt deshalb einer institutionellen Bestätigung gleich für das, was kritische Marktbeobachter seit Jahren anmerken:
Der globale Goldmarkt funktioniert faktisch wie ein Teilreservesystem. Es existieren über hundert Forderungen auf eine Unze Gold, doch real vorhanden ist diese Unze nur einmal.
Im Falle eines anhaltenden physischen Gold-Runs könnten die umlaufenden Ansprüche folglich auch nur zum Teil erfüllt werden.
Die Marktstruktur weist somit Merkmale des bekannten Gesellschaftsspiels „Reise nach Jerusalem“ auf – in extremis eben mit mehr als hundert Teilnehmern je verfügbarem Stuhl.
Die Europäische Zentralbank schreibt in ihrer Analyse, dass die systemischen Risiken vor allem im Bereich ausserbörslicher Derivate und gehebelter Positionen liegen.
Besonders heikel ist die Erkenntnis, dass viele Marktteilnehmer im Vertrauen auf das Funktionieren der Märkte agieren, ohne sich der grundlegenden strukturellen Fragilität bewusst zu sein.
Was passiert, wenn dieses Vertrauen schwindet? Wenn ein exogener Schock – etwa geopolitische Spannungen, ein plötzlicher Zinsanstieg oder ein Liquiditätsengpass – eine Kettenreaktion auslöst?
Die EZB skizziert ein Szenario, in dem Margin Calls, Squeeze-Bewegungen und Liquiditätsengpässe ein fatales Zusammenspiel erzeugen könnten.
Dass die COMEX – eine der wichtigsten Terminbörsen für Gold – zu Jahresbeginn einen historischen Höchststand physischer Auslieferungen verzeichnete, passt ins Bild.
Diese Entwicklung signalisiert, dass immer mehr Investoren und institutionelle Akteure nicht mehr bereit sind, sich mit Papierforderungen zufriedenzugeben. Sie wollen das Metall selbst in die eigene Verfügung, ins eigene Eigentum.
Wir erleben also eine Rückbesinnung auf das, was Gold seit Jahrtausenden ausmacht: Es ist kein Versprechen, sondern Besitz.
Und dieser Besitz ist nicht beliebig vermehrbar. Er ist endlich, und genau darin liegt seine besondere Qualität.
In einer Welt, die von Schulden, Derivaten und expansiver Geldpolitik geprägt ist, stellt physisches Gold eine Art „letzten Vertrag“ dar – einen Vertrag, der keiner ist, weil er nicht auf Vertrauen basiert, sondern auf Substanz.
Was vielen Anlegern nicht bewusst ist – oder lange gleichgültig war – ist die Tatsache, dass etwa auch Gold-ETFs keinen unmittelbaren physischen Besitz vermitteln.
Wer einen ETF-Anteil hält, besitzt kein Gold, sondern eine Forderung auf Sachauslage, deren Einlösung diversen, im jeweiligen Prospekt vorgesehenen Einschränkungen unterliegt und auf das konkrete Zusammenwirken einer Kette von Intermediären angewiesen ist.
In normalen Marktphasen mag das ausreichen. In Stressphasen jedoch möglicherweise nicht.
Die Veröffentlichung der EZB ist auch deshalb so bemerkenswert, weil sie in einem historischen Kontext steht. Wir leben in einer Phase zunehmender geopolitischer Instabilität, wachsender Verschuldung, anhaltender Zentralbankinterventionen und einer strukturellen Überdehnung der Finanzmärkte.
In diesem Umfeld gewinnt die Frage nach „realen Werten“ an Brisanz. Die Veröffentlichung ist daher nicht nur Analyse. Sie ist auch Warnung: Wer sich auf Versprechen verlässt, könnte am Ende leer ausgehen.
Die Frage, ob es zu einer tatsächlichen Krise im Goldmarkt kommt, lässt sich nicht abschliessend beantworten. Doch das strukturelle Risiko ist eindeutig.
Und es ist jetzt dokumentiert durch eine der höchsten Instanzen im Finanzsystem. Was jeder Einzelne daraus macht, ist eine Frage der Risikoeinschätzung. Doch eines ist klar: Besitz ist keine Meinung. Besitz ist Realität.
Papiergold mag glänzen. Doch nicht alles, was glänzt, ist auch Gold. Die Unterscheidung zwischen Eigentum und Anspruch, zwischen Substanz und Vertrauen, könnte in der nächsten Krise entscheidend sein.
Kommentare
Kommentar zu Steuerzahler Abbrechen
Die beliebtesten Kommentare
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Nun ja, es ist ein Zahlenspiel. Gefördert wurden bisher schätzungsweise zwischen 210‘000 bis 220‘000 Tonnen Gold, 35‘000 liegen in den Depots der Zentralbanken, der grösste Teil vermutlich in Privatbesitz in unterschiedlicher Form. Über die Menge der bekannten und noch abbaubaren Mengen liest man Unterschiedliches. Es stellt sich nun die Frage, für welche Menge wurden Papierforderungen ausgestellt?
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Wer in Gold Derivate oder ETFs ohne 100% physische Hinterlegung der Zertifikate investiert, dem ist nicht zu helfen und selbst Schuld…
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Manchmal sind gewisse Entwicklungen offensichtlich und trotzdem wird weiter gemacht, bis es dann eben doch knallt.
Wie hiess dieser Song noch? „1000 und 1 Nacht“ mit Text „tausendmal ist nichts passiert“. Und dann ist es eben doch passiert. Wie bei der CS, der UBS, der Finanzkrise 2007-2008 etc.
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Beim Investieren stellt sich immer die Frage: Kann ich meinem Gegenüber vertrauen? Ist Besitz auf der Scholle, im eigenen Safe oder bei einer Bank wirklich sicher? Irgendwie ist alles eine Zitterpartie. Beste Strategie ist und bleibt immer noch Diversifikation – und damit meine ich nicht nur in der Schweiz.
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Halter von Papiergold hin oder her,…selber schuld! Mit dem EU-Kolonialvertrag, dem neuen Rütlischwur, wie es der Jans despektierlich nennt, geht das ganze Schweizer Volk, unsere gesamte Nation, den Bach runter! Tipp, hier zuhören: https://www.youtube.com/watch?v=gDeixe0Ssf0
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Irgendjemand hat den Bullionbanken erlaubt das hinterlegte Metall mit Risiko zu behaften. Oder auf Deutsch übersetzt: auf jede Tonne Gold in eigenem Tresor die Papierzertifikate die den Bezug von 100 Tonnen Gold versprechen zu drucken und zu verkaufen.
Irgendjemand hat in einigen Jurisdiktionen die Mindestreserve der Bankeinlagen auf 0% gesetzt, was das Ausstellen und den Verkauf der Goldzertifikate ohne hinterlegtes Gold in eigenem Tresor ermöglicht. Diese Bananenrepubliken sind:
Australia, Kanada, Denmark, Grossbritanien, Hong-Kong, New Zealand, Norwegen, Schweden, USA.Wenn eine Zentralbank wegen Folgen die Teilreserve verursacht meckert dann meckert sie des Grundes ihrer Existenz wegen.
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Bei Gold gilt:
If you don’t hold it
You don’t own it -
Kauft Häuser, Häuser, Häuser!
Betongold ist das wahre Gold.
Einfach das Monopoly immer bis zum Knall weitertreiben, äh spielen. Am besten mit dem Geld anderer.
Der Mensch braucht Beschäftigung.-
Leider nein, nicht in diesem Schurkenstaat
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Ich vertrau auf Goldvreneli
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Da braut sich was zusammen.
Besser noch ein paar Vreneli und Bärreli physisch kaufen, das könnte hässlich werden.-
Ach kommen sie schon. Der Autor macht hier schlicht Werbung für seine eigenen, cash-flow-freien Produkte, welche grundsätzlich mit sehr satten Depotgebühren unterlegt sind. Und den Handel wird er wohl auch kaum mit tiefere Margen vornehmen, als man auch bei „gewöhnlichen“ Banken „geniessen“ kann. Die Behauptung nahezu alle briefmässigen Forderungen seien zum 100-fachen gehebelt, kann er kaum belegen, wie denn auch?
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Ähnliche Probleme könnte es bei allen z.B.MSCI World ETF geben…
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Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit. Ein Römer konnte mit einer Unze Gold eine Toga und Caligae kaufen. Im Mittelalter gab es für eine Unze Gold einen Wams und Schnürstiefel. Heute gibt es für eine Unze einen Anzug mit den besten Schuhen.
Man bringts einfach nicht rüber. ETF ist Papier, kein asset.
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das nicht eingehaltet werden kann.
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Beim jetzigen Preis pro Unze Gold gibt das einen sehr schönen Anzug, mit 2 Paar Hosen, und rahmengenähten Schuhen. 🙂
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Lieber in sicheres und ehrliches physisches Gold investieren:
Auf E-Bay:
836 Gramm Schrott Goldbarren zur Goldgewinnung geschmolzen verschiedene Computer Münzen Pins …
nur EUR 96,08 oder Preisvorschlag
Kostenloser internationaler Versand aus Israel (oder Palästina?)250 Gramm Schrott Goldbarren zur Goldgewinnung geschmolzen verschiedene Computermünzen Pins …
Privat nur EUR 44,43
Kostenloser internationaler Versand aus Israel (oder Palästina?)Ganz viele Angebote 400g, 105g, 360g, 790g, 335g, …
Angeboten z.B. von David Heim und vielen anderen Israelis …Wie es geschmolzen wurde und was alles drin ist möchte ich jetzt lieber nicht wissen …
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So lang es sich nicht um Zahngold handelt…..
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Ich bin auch ein Verfechter von physischem Goldbesitz. Wir müssen uns allerdings auch des Risikos bewusst sein, dass die Politik ganz einfach physischen Goldbesitz verbieten kann. Das wäre in einigen Ländern nicht das erste Mal.
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Empfehlung: das Kleingedruckte im Prospekt von GLD und SLV, den beiden weltgrössten Gold- bzw. Silber-ETSFs, aufmerksam lesen. Hilfreich auch, wenn man die diversen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit diesen beiden Vehikeln über Jahre verfolgt hat.
Beide von Blackrock
Der Custodian von GLD ist HSBC London
Der Custodian von SLV ist JP Morgan-
Die Politiker müssen nicht den Besitz von physischem Gold verbieten, sondern die Verbuchung von Fiatwährungen (Falschgeld) auf Bankkonten.
Die Politik hätte sowieso ein Erklärungsproblem, wenn sie den Staatsbürgern den Besitz von echtem Geld (Gold) verbieten würde, den Zentralbanken aber nicht.
Staaten müssten ja daran interessiert sein, dass die Bürger ihre Vermögen gegen Währungsentwertung sichern können, denn mit verarmten und enteigneten Bürgern und Steuerzahlern ist kein Staat mehr zu machen. Das weiss insbesondere die Chinesische Regierung, denn sie empfiehlt ihren Bürgern ausdrücklich den Erwerb von physischem Gold zur Absicherung.Die Chinesischen Regierenden scheinen viel intelligenter und wissender zu sein wie die desinformierten Regierungen hier in Europa, EU, und Schweiz.
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Es wäre hier noch anzumerken, dass die COMEX in der letzten Stresssituation (silber in den 70er Jahren mit Gebr. Hunt) einfach die physische Lieferung ausgesetzt hat.fazit: Welt gerettet…Hunt pleite
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Nicht zu vergessen:
Die EZB warnte vor wenigen Jahren beim Kurs von 3.000 USD das erste Mal massiv vor BitCoin (aktueller Kurs: Über 100.000).
Die EZB veröffentlichte mehrere „Fach“aufsätze zum Thema. Gespickt mit haarstreubenden Irrtümern & Fehlern, welche selbst dem hier oft zu Wort kommenden „Banken-Professor“ nicht unterliefen.Wer zu 100% farbenblind ist, Rot nicht von Grün nicht von Gelb unterscheiden kann und sich dann als die Autorität für Kunst ausgibt: Nimmt man den Ernst?
Was nicht bedeutet, dass man kein physisches Gold besitzen soll. Das gehört in den heimischen Safe. Aber wer wie ich ein grösseres Depot und derzeit 65% davon in Gold & Platin angelegt hat, macht das auch mittels physisch hinterlegter ETF. ETS welche bei richtiger Auswahl nichts, rein gar nichts mit Derivaten zu tun haben.Was der Autor nicht verstanden hat.
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Genau da ist doch das Problem. Sie haben zwar das Recht der Lieferung, aber nur zu den Bedingungen gem. Prospekt. Und viele Leute meine, das wäre dann ein kg oder so, nein teilweise auch wesentlich mehr. Und was machen die ganzen Schlauberger, wenn die Bank nicht liefern will? Verklagen ?
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Ist das Thema nicht eher Counter-Party-Risk? Prospekte der ETF genau gelesen? Die verleihen das Zeugs einfach weiter (für Derivate, hehe) und wenn es hart auf hart kommt, gehen irgendwelche Ansprüche einfach ins Leere.
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Ein guter Kollege hat vor einigen Jahren getestet, ob die physischen ETF bei ZKB tatsächlich ausliefern würden. Nun, sie haben nicht…
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Woher nehmen Sie, dass er das nicht verstanden hat? Er hat lediglich gesagt, dass in Stressphasen eventuell auch ein physisch besicherter ETF riskant sein kann. Und da hat er recht. Eventuell funktionieren dann die Börsen nicht mehr oder die Kommunikation mit den Banken. Oder es wird ein Goldverbot ausgesprochen oder eine windfall tax erhoben. Egal was, ein ETF ist sicher gut, aber auch nicht dasselbe wie eigener physischer Besitz.
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@ Peter
So ein Käse. Nicht ein guter Kollege sondern ich selber hab die ZKB getestet. Gold ETF in physisches Gold umwandeln ging zwei Wochen und dann hab ich die Standardbarren in der Hand gehabt … und ich bin dann gar kein ZKB Fan …
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Als Insider würde ich mit den Gewinnen aus Gold Investitionen jetzt Aktien von Idorsia (In CHF) kaufen.
Diversifikation! 🧠🫀💤
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Krypto vs Papiergold
Bei der Reise nach Jerusalem hat es für 100 KryptoTeilnehmer nicht mal einen Stuhl wie beim Papiergold sondern nur Luft.-
Ui, ein richtiger Blockchain/Leger Profi 😂 Ich erkläre es bildlich: es ist, wie wenn Fort Knox Schaufenster hätte und jeder der will, reinschauen und nachzählen kann.
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Lies mal die AGB ganz genau vom ZKB Fonds was dort steht bezüglich Lieferungspflichten im Falle Währungsreform…..aber dann wieder brüelä wie en wald voll affe
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Nicht die Marktteilnehmer, welche richtigerweise auf die Lieferung bestehen, sind das Problem, sondern die EZB selbst, welche verzweifelt Geld druckt und die Leute so ins Gold treibt..
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Wer ist so blöd und kauft nur Versprechen auf Gold?
Das geht ja in die Richtung, noch an $ und EUR zu glauben.
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Wer lesen kann kann, ist klar im Vorteil.
Der Autor zitiert korrekt: „dass die systemischen Risiken vor allem im Bereich ausserbörslicher Derivate und gehebelter Positionen liegen“
kann aber damit offenbar nichts anfangen. Denn es geht um Hebelprodukte und Derivate, nicht um physisch mit Gold hinterlegte ETFs.Trotzdem gehört die echte Notreserve in Form von physischen Barren und Münzen in den eigenen heimischen Safe und nicht als Papiergeld ins Depot.
Wer aber traden kann und Marktphasen für sich zu nutzen weiss, der tradet auch weiterhin zusätzlich physisch hinterlegte ETF aus einem sicheren Staat. Ob den weltgrössten Gold ETF „GLD“ aus den USA oder lieber einen Schweizer oder aus UK oder direkt am Londoner Markt, das muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich streue, meide aber inzwischen die USA.-
Endlich eine Erkenntnis, die mein Leben verändert. 😂
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DAS hat Verstand!!
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@Kopfschüttler
Schon wieder lachen sie über ihren eigenen „Witz“. Scheinen wohl sonst keine Freunde im Leben zu haben -
@Kopfschüttler
Schon wieder lachen sie über ihren eigenen „Witz“. Scheinen wohl sonst keine Freunde im Leben zu haben. -
Der Gold-ETF „GLD“ mag physisch hinterlegt sein, vielleicht auch nur teilweise, jedenfalls sind die Anteile nur Papiersansprüche auf angeblich vorhandenes Gold. Auch liefert er Gold an Kleinanleger grundsätzlich nicht aus, nur Geld. Zudem besteht ein Gegenparteirisiko. Die ZKB-Fonds scheinen da wesentlich seriöser zu sein.
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Nicht die Marktteilnehmer, welche richtigerweise auf die Lieferung bestehen, sind das Problem, sondern die EZB selbst, welche verzweifelt Geld druckt…
Nur Gold ist Geld, alles andere ist Kredit. Ein Römer konnte mit einer Unze Gold eine Toga und Caligae kaufen.…
Wer lesen kann kann, ist klar im Vorteil. Der Autor zitiert korrekt: "dass die systemischen Risiken vor allem im Bereich…