Die UBS-Spitze wollte im heissen März 2023 eine Milliarde für die CS zahlen. Am Ende zeigten sich Präsident Colm Kelleher, sein Vize Lukas Gähwiler und alle weiteren gnädig.
3 Milliarden.
Jetzt könnte es ein Vielfaches davon werden. Soeben hat nämlich das Zürcher Handelsgericht unter dem Vorsitz des zuständigen Oberrichters einen wegweisenden Beschluss gefällt.
Im Streit um den fairen Übernahmepreis, den rund 40 Kläger gegen die UBS angezettelt hatten, bestellte das Handelsgericht zwei unabhängige Gutachter.
Diese sollen den fairen Kaufpreis für die CS bestimmen. Die Richter sehen erhebliche Gründe, dass die von der UBS bezahlten 76 Rappen pro CS-Aktie deutlich zu tief waren.
Die Forderungen der Kläger reichen bis 13.70 Franken.
Am Freitagabend vor der Not-Übernahme der CS durch die UBS lag der CS-Aktienkurs bei 1.86 Franken, rund dem Zweieinhalbfachen des von der UBS am Sonntag bezahlten Preises.
Total hätte diese für die CS somit gegen 7,5 statt nur 3 Milliarden hinblättern müssen.
Die UBS-Anwälte von Bär&Karrer argumentierten in ihren Eingaben stets damit, dass die CS am Montag 20. März Pleite gewesen wäre. Wert zero.
In der SonntagsZeitung sagte jetzt aber UBS-CEO Sergio Ermotti soeben, die CS hätte genug Kapital und übrige bereitstehende Gelder gehabt, um geordnet abgewickelt zu werden.
„(…) die CS hätte selber eine Liquidation durchführen können. Und ich kann Ihnen versichern, dass dies funktioniert hätte (…)“, sagte der Grossbanker laut der Zeitung kürzlich an einer IMD-Veranstaltung.
Die Analyse von Ermotti passt nicht zum Wert zero.
Der UBS-Konzernlenker schliesst sich damit erstmals der Meinung der entscheidenden internationalen Behörden an, die schon früher eine geordnete Abwicklung der CS für machbar hielten.
Der Bundesrat und die Nationalbank wollten das aber nicht. Sie gaben die CS der UBS – zum Dumpingpreis, wie die Kläger am Handelsgericht einwenden.
Die vom Gericht bestellten Professoren sind bekannte Gelehrte.
Zum einen Peter Leibfried von der HSG, zum anderen Roger Neininger, der es bis an die Spitze der KPMG Schweiz geschafft hatte und heute unabhängige „Beratung&Coaching“ anbietet.
Gegen die zwei können die vielen Kläger und die UBS Einspruch erheben. Viel Zeit gibt ihnen das Gericht nicht. Bis Donnerstag in einer Woche müssen sie ihren Widerspruch begründen.
Auch nicht gerade lange dauert die nächste Frist. Bis am 14. Juli, wenn die Zürcher Schulferien beginnen, muss die UBS zentrale Dokumente herausrücken.
Darunter die Einschätzung des damaligen CS-Topmanagements unter Führung von CEO Ulrich Körner und Präsident Axel Lehmann „zu den Konsequenzen einer Transaktion mit der Credit Suisse Group“.
Diese wurde laut dem Handelsgericht „dem Strategy Committee am 19. Dezember 2022 präsentiert“.
Um was es sich genau handelte, ist nicht bekannt.
Arthur Rutishauser schreibt in seinem Buch „Game Over – Der Fall der Credit Suisse“, dass Lehmann damals einen CS-Verkauf als „Plan Z“ bezeichnet habe.
Dagegen habe sich im VR der CS Widerstand gebildet.
Ein zweites Dokument, das die UBS-Spitze jetzt dem Gericht herausrücken muss, ist der „Credit Suisse Business Plan“ vom Februar 2023.
„(B)usiness plan of Credit Suisse prepared by its management in February 2023 for the years 2023-2027 on a going concern basis“ heisst das von den Zürcher Richtern geforderte Dokument genau.
Es stammt aus der Feder von Rotschild&Co, der damaligen Beraterin der CS-Spitze.
Sodann muss die UBS auch zwei Dokumente von Morgan Stanley herausrücken, der US-Investmentbank, die Colm Kelleher und seine Männer und Frauen des UBS-VRs in der heissen Phase beraten hatte.
„(S)elected internal financial statements and other financial and operating data concerning CS“.
Schliesslich noch „Interne Business Pläne des Managements der (UBS) zur Credit Suisse (‚certain financial projections prepared by the management of UBS on UBS and CS‘)“.
Die Handelsrichter machen klar, was die UBS und ihre Bär&Karrer-Anwälte zu bieten hätten, sollten sie an ihrer Position festhalten, nämlich:
„Gegenbeweismittel der (UBS …), dass die Credit Suisse Group AG am 19. März 2023 einen Wert von CHF 0.- hatte.“
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Im verlinkten SoZ-Artikel propagiert Ermotti die CS-Liquidation im Rahmen von PR: Die UBS könne sich notfalls ebenso selber liquidieren, sodass sie kein Risiko für die Schweiz darstelle, wie es auch die CS gekonnt hätte, aber bei der CS in Liq. wären viel mehr jobs verloren gegangen als jetzt durch die Integration in die UBS.
Falls der CS VR die Option Liq. auch glaubte, hätte er der Übernahme gar nicht zustimmen dürfen. Die Nullwert-Vermutung ist darum plausibler und der CS VR presste noch ein ‚Guetsli‘ heraus als Preis für seine sofortige Zustimmung.-
Un juste milieu dans l’évaluation globale de la situation est certainement utile pour toutes les parties concernées. L’établissement est probablement d’importance systémique au niveau international, et pas « seulement » en Suisse.
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Congratulations on the careful selection of the reviewers. As we know, no methodology has yet been developed to shut down the intelligence of an entire sovereign state.
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Die Sonne schein, der Baum ist schön.
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Am 19. März 2023 war der Wert der Aktie 0. Dass die Aktionäre überhaupt etwas bekommen haben, ist zumindest fragwürdig. Dass die Bank vor dem Konkurs gerettet wurde (oder genauer, dass keine „Resolution“ durchgeführt wurde wie an sich vorgeschrieben), ist nicht auf Vorkehrungen der Aktionäre zurückzuführen, sondern auf das Engagement des Steuerzahlers und der UBS. Entscheidend war, dass Gläubiger und Einleger nicht zu Verlust kommen. Dafür aber haben die Aktionäre nichts gemacht. Im Gegenteil: Sie haben sich von einem unfähigen Management in Form von Dividenden bestechen lassen und im Gegenzug die Füsse still gehalten.
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Der bezahlte Preis an die Aktionäre war wirklich lächerlich. Zudem wurde von Bund und UBS bis zuletzt eine Übernahme dementiert. Ich selbst war im Besitz von 1000 Aktien die dann auf 444 geschrumpft war. Als das nicht genug war hat man noch die geplante Dividende gestrichen.
Aber der CS Führung zahlte man Unsummen zum Abschied und auch die UBS Führung ging auch nicht leer aus.
Darum ist es nicht mehr als Recht, wenn hier noch nachgebessert werden muss oder zumindest eine nachträgliche Sonderzahlung an die damaligen CS Aktionäre zu leisten. -
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Nun ja, hätte man doch lieber die Finger davon gelassen und dem Lauf der Dinge zugeschaut.
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Hallo Luki, bist du und deine KI „i dr badi“??? wo bleiben die Kommentare?
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Was lehrte ich: (..) gegenseitig übereinstimmend, ausser gegen (..) Treu und Glauben !? …. Das war’s wohl kaum …
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Die UBS agiert insgesamt eher unglücklich. Nicht nur dass sie praktisch die Hälfte des Kapitals in das seit Jahrzehnten defizitäre US Geschäft fehlallozieren, jetzt graben sie sich mit solchen Äusserungen auch noch juristische Fallgruben. Sie haben die Rolle des roten Laternlis unter den europäischen Grossbanken seamless von der CS übernommen.
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Der Head Corporate Communication der UBS, Francesco Guerrera, hätte Ermotti von solchen Statements abhalten müssen. Ist halt ein Neuling in der Unternehmenskommunikation.
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Eine sehr schlechte Entwicklung, wenn hier das Zürcher Handelsgericht die Türe öffnet für die Kläger.
Die Credit Suisse Spekulanten können froh sein, wenn sie für ihre marode Bank überhaupt noch etwas bekommen haben.
Der Skandal ist, dass hier Kapitalgeber vor Gläubiger gestellt wurden. -
Ermotti hat den Bogen endgültig überspannt. Er erweist mit dieser Aussage seiner Bank einen Bärendienst. Ich fordere seinen sofortigen Rücktritt.
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Der faire Kaufpreis für das Casino CS ist CHF 1.— oder weniger. Die Bank war eine tickende Zeitbombe 💣 . Lesen Sie das Buch 📕 „game over“ oder schauen Sie den Film 🎥 dazu.
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Fakt ist und bleibt, dass Bern (Bundesrat und Nationalbank) die CS der UBS zu sehr vorteilhaften Konditionen und zum Schaden des Steuerzahlers zugeschoben hat, weil man das Problem schnell vom Tisch haben wollte.
Und ob die 76 Rappen ein angemessener Preis waren, daran darf man auch erhebliche Zweifel haben.
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Hallo Schlsumeier Markus
Der Struerzahler hat absolut keinen Schaden aus der Sache gezogen. -
@Eric Das wird sich erst noch zeigen, vor allem dann wenn die Schweiz Klagen von Investoren wegen der Auslöschung der AT1 Anleihen am Hals hat.
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Egal ob die CS Aktie 0 oder 13. Franken bei der Übernahme betrug. Fakt ist, dass diese Herren zur Verantwortung gezogen werden sollten und nicht so wie das bis heute passiert ist. Es ist eine der grössten Schande in dieser Schweiz.
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Gestern wurden vom Kantonsparlament Zürich u.a. drei (!) ehemalige CS Mitarbeter (eine neu bei UBS) und ein UBS-Mitarbeiter als Fachrichter ans Handelsgericht gewählt. Vor einger Zeit bereits ein weiterer (ehemaliger) UBS-Vertreter. Hoffentlich bleiben mittelfristig gemug Fachrichter übrig, die auch (indirekt) innerlich ganz unabhāngig ihr Fachwissen im Bankenrecht einbringen können. Man beachte etwa auch die Grossaktionäre der grossen Institute und grossen ausländischen Vermögensverwalter und Asset Manager. Im Versicherunngsbereich wurden gleich zwei Mitarbeitende der Allianz gewählt. Gibt es micht mehr ganz unabhängige Fachrichter im Banken- und Versicherungsbereich?
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Ermotti ist ein Plapperi und ein Risiko für die UBS.
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Ermotti muss doch seinen Bonus erhöhen.
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Ermotti sieht die Zusammenhänge nicht. Er ist eine Fehlbesetzung.
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auch diese Geschichte unter „Schirmherrschaft“ der 7 Köppe in Bern. Die gegen das Volk entscheiden.
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Immer wieder tauchen nach der Übernahme tote Ratten im uBS Untergeschoss auf, deshalb sind die 26 Milliarden Eigenkapital mehr wie angebracht und eher als kulant einzuordnen.
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CS verzeichnete bis zum besagten Freitag einen Abfluss von 25% der Einlagen. Nach dem ominösen Wochenende wäre der Bankrun mit 100% Sicherheit weitergegangen (siehe SVB und Northern Rock etc.) und Bank hätte keine Liquidität mehr gehabt. Wieviel dann der Aktienpreis gewesen wäre ist ja klar (0).
Wer da noch Geld fordert ist entweder unglaublich naiv oder dreist.
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… und fürs Büsi. Vor Gericht zählen nur Fakten. Keine Spekulationen. Und diese Fakten weisen darauf hin, dass das Umtauschverhältnis massiv höher sein muss. Dumm gelaufen UBS: Gier hat stets kurze Beine. Hätte die UBS z.B. 9 Milliarden gezahlt, hätte sie keine Fläche für Klagen und potentielle Ausgleichszahlungen geboten. So wird es zur Retourkutsche kommen. Und nein: die Kläger sind nicht dreist. Und naiv schon gar nicht, da sie ja klagen. Nur nicht naive würden nicht klagen.
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Ihre Ausführung ist sehr einseitig. Sie sprechen nur von Abflüssen auf der Passivseite. Was ist dann mit den Aktiven (Hypotheken)? Auf diese verzichtet die Bank ganz sicher nicht. Bei einer Abwicklung hätten diese Hypotheken zurückgeführt werden müssen, was wieder Liquidität genereiert.
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Recht haben Sie. Dynamische Betrachtung versus buchhalterisch nominelle Werte. Dann ergibt sich total verändertes Bild: nämlich nonvaleur!
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Falsch. Keine Liquidität zu haben bedeutet nicht, dass das Unternehmen keinen Wert hat. Hier wurden Aktionäre sowie Anleihengläubiger zu Gunsten der UBS enteignet.
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@ Peter Meister: Die Credit Suisse (CS) hat in der Vergangenheit Teile ihres Hypothekengeschäfts, insbesondere Schweizer Hypothekarkredite, an eine eigens dafür gegründete Zweckgesellschaft in Guernsey übertragen und verpfändet. Dies geschah, um Liquidität zu sichern, und wurde im Rahmen von Maßnahmen unter Führung von Urs Rohner und Tidjane Thiam durchgeführt. Diese Verpfändung wurde geheim gehalten und erfolgte, obwohl die CS bereits damals finanzielle Schwierigkeiten hatte. –> Neue Liquidität hätte es also nicht gegeben!
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@ Peter Meister: Die Credit Suisse (CS) hat in der Vergangenheit Teile ihres Hypothekengeschäfts, insbesondere Schweizer Hypothekarkredite, an eine eigens dafür gegründete Zweckgesellschaft in Guernsey übertragen und verpfändet. Dies geschah, um Liquidität zu sichern, und wurde im Rahmen von Maßnahmen unter Führung von Urs Rohner und Tidjane Thiam durchgeführt. Diese Verpfändung wurde geheim gehalten und erfolgte, obwohl die CS bereits damals finanzielle Schwierigkeiten hatte. –> Neue Liquidität hätte es also nicht gegeben!
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Also unsympathischer als die UBS wird langsam schwierig. Arroganz ok, aber nicht so…
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Doch die Zürcher KB
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Da sind aber ein paar Leute ziemluch neidisch auf die ZKB 🙂
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Denk‘ besser über Deine Orthographie nach, oder was ist „ziemluch“ für eine Kreation.
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Also unsympathischer als die UBS wird langsam schwierig. Arroganz ok, aber nicht so...
CS verzeichnete bis zum besagten Freitag einen Abfluss von 25% der Einlagen. Nach dem ominösen Wochenende wäre der Bankrun mit…
Immer wieder tauchen nach der Übernahme tote Ratten im uBS Untergeschoss auf, deshalb sind die 26 Milliarden Eigenkapital mehr wie…