Der Meinungsbeitrag von Dr. Dietmar Luchmann auf Inside Paradeplatz hat hohe Wellen geschlagen – nicht zuletzt, weil er einen ganzen Berufsstand pauschal infrage stellt und Patient:innen unter Generalverdacht stellt.
Kritik an der psychotherapeutischen Versorgung darf und muss sein. Aber sie braucht Tiefe, Fakten und Verantwortung – besonders dann, wenn man sie einem breiten Publikum zumutet.
Dr. Luchmann wirbt für eine stark verkürzte, schriftbasierte Form der kognitiven Therapie – zehn Sitzungen, kein Praxisbesuch, kein persönlicher Kontakt. Das soll schneller und effizienter sein als herkömmliche Gesprächstherapie.
Für bestimmte Personen – hochfunktionale, reflektierte Menschen in akuten Entscheidungskrisen – mag das durchaus hilfreich sein.
Doch für viele andere ist dieser Ansatz unzureichend. Menschen mit komplexen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen, Traumafolgestörungen, Persönlichkeits- oder Suchterkrankungen brauchen mehr als Denkprozessoptimierung.
Sie brauchen Beziehung, Stabilisierung, Begleitung – auf einem Weg, der oft nicht linear verläuft. Psychotherapie ist mehr als Technikeinsatz.
Sie ist ein professioneller Raum, in dem Vertrauen, Reflexion und Veränderung möglich werden – und zwar mit wissenschaftlich fundierten Methoden, individuell angepasst und klinisch geprüft.
Das bedeutet nicht Beliebigkeit, sondern strukturierte und erprobte Vielfalt.
Was Luchmanns Beitrag vermissen lässt, ist eben das, was er von anderen fordert: Evidenz.
Es gibt – soweit öffentlich ersichtlich – keine unabhängigen Studien, keine kritischen Fachbeiträge, keine überprüfbaren Erfolgsquoten zu seinem schriftbasierten Therapiekonzept.
Die wenigen positiven Rückmeldungen stammen ausschließlich von seiner eigenen Plattform. Was fehlt, ist die Bereitschaft zum offenen wissenschaftlichen Diskurs.
Wer sich so eindeutig gegen die etablierte psychotherapeutische Versorgung positioniert, sollte mehr liefern als Eigenwerbung.
Besonders problematisch ist der Ton: Patient:innen werden als bequem, therapieabhängig oder intellektuell träge dargestellt. Therapeut:innen als systemtreue Wohlfühlbegleiter:innen.
Solche Aussagen sind nicht nur unhaltbar – sie sind gefährlich. Sie befeuern Vorurteile, erschweren Zugänge zur Versorgung und fördern das Stigma, das so viele Betroffene ohnehin schon belastet.
Psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten und am stärksten leidverursachenden Gesundheitsproblemen weltweit. Sie sind keine Folge von Denkfehlern, sondern komplexe biopsychosoziale Prozesse – oft begleitet von Unsicherheit, Schmerz, Scham und einem langen Weg bis zur ersten Hilfe.
Wer das übersieht oder diskreditiert, trägt nicht zur Lösung bei, sondern zur Verhärtung des Problems.
Psychotherapie verdient eine informierte öffentliche Debatte. Ja, sie muss sich Kritik stellen. Ja, sie muss sich weiterentwickeln.
Aber das geht nur mit Redlichkeit, mit fachlichem Fundament – und mit einem Mindestmass an Respekt gegenüber jenen, die in diesem Feld arbeiten oder Hilfe suchen.
Kurzformate können sinnvoll sein. Sie sind kein Feindbild. Doch sie dürfen nicht als universelle Lösung verkauft werden.
Was wir brauchen, ist eine Versorgung, die der realen Vielfalt psychischer Belastungen gerecht wird – mit professioneller Vielfalt, verbindlicher Qualität und menschlicher Haltung.
Wer sich an dieser Debatte beteiligen will, ist willkommen – aber bitte mit offenem Visier, überprüfbaren Daten und ohne rhetorische Herabwürdigung.
Getroffene Hunde bellen. Wasem will offensichtlich wie bisher weitermachen, ohne Kosten- und Qualitätskontrolle. Vorschläge zur Verbesserung der jetzigen unhaltbaren Situation? Fehlanzeige
Nichts ist unhaltbar an der jetzigen Situation. Wandern Sie aus, Herr Klartexter, in Ländern, in welchen psychische Probleme mit Kriegen in Übersee, mit Clan-Kriegen, mit Schul-Schiessereien, mit Fentanyl-Massentod, mit Massentod im Strassenverkehr, mit staatlicher Folter, mit täglichen Raubüberfällen und Massenvergewaltigungen beantwortet werden. Dort können Sie auf jegliche fundierte Psychotherapie verzichten.
Bestimmt habe ich manches vergessen, so z. B. die Zwangsprostitution, die Blutrache, der religiöse Eifer, die Geschlechtsverstümmelungen, die Zwangsverheiratungen und und und. Hier, in der Schweiz, behandeln wir psychische Störungen, was Schaden von der Gesellschaft abwendet. Wir behandeln auch die Opfer jener Zustände. Es ist ein Hohn, zu glauben, ein Opfer solcher Zustände – und wir haben davon viele, die eingewandert sind und/oder in zweiter und dritter Generation leiden! – könne man mit 15 Stunden abfertigen.
Ich danke Ihnen herzlich für Ihren tiefen und fundierten Beitrag.
Es ist nun leider so, dass man psychische Erkrankungen wieder anfassen noch direkt sehen kann.
So bleibt mir nur gerade Ihnen viel Erfolg bei der Überzeugungsarbeit zu wünschen. Denn diese Arbeit führt mit Sicherheit dazu, dass mehr Menschen geholfen wird als deren Erkrankung zu verstärken und so zu großem Schaden zu führen, der sich auch volkswirtschaftlich auswirkt.
Die meisten „psychischen“ Probleme wären wirksam bekämpft mit:
– Ein bisschen Bewegung an der Sonne
– Weniger fressen & saufen
– Pro Woche einmal irgendwas sinnvolles mit Leuten machen (Spieleabend in Gemeinde, kleines Ehrenamt usw.)
– Vor allem bei Hausfrauen: Einen Job suchen (im Zweifel in der Migros Gestelle auffüllen)
Die volkswirtschaftliche Auswirkung der Tätigkeit der Shrinks besteht einzig darin, dass die Krankenkassen Prämien steigen. Leute, die einem Psychiater benötigen, sind grundsätzlich für eine produktive Arbeit nicht geeignet. Klar, es gibt Ausnahmen, aber wenige
Das Bild mit Sonnenbrille von Herrn Wasem spricht Bände.
Vielleicht wäre es auch mal an der Zeit seine Homepage zu überarbeiten.
Also ich würde meinen Psychotherapeuten nicht nach seiner Sonnenbrille oder Aussehen aussuchen 😎
Natürlich wollen Psychologen weite sinnlose „Therapien“ (faktisch Kaffeekränzchen) durchführen, die den Patienten nichts bringen.
Ich musste selber mal zum Psychologen, bei der Scheidung der Eltern.
Als 14-jähriger habe ich schon gemerkt, was hier gespielt wird und dass der Psychologe eigentlich vor allem seine eigenen Probleme verarbeiten will.
Hier muss man radikal ausforsten.
Das tut mir leid zu hören, dass Sie nicht zufrieden waren mit ihrer Therapie. Darauf auf alle anderen Therapeuten und Patienten zu schliessen ist allerdings nicht richtig.
Eine „simple Scheidung“ hätte jeder ernsthafte Psychotherapeut in ein paar Sitzungen abgehandelt.
Wenn es darum geht, Vergewaltigungen, die Ermordung oder Verstümmelung eines Kindes, Zwangsehen, das Leiden nach Erpressung und Zwangsprostitution usw. usf. „auszubügeln“, reichen ein paar Sitzungen nie und nimmer.
Viel bla, bla um mit schönen Worten zu verstecken, dass es wohl eher ums Geld geht. Immer muss das Wort Wissenschaft eingefügt werden. So stoppt man Kritik. Milliarden werden so von der arbeitenden Klasse geholt.
Die Patienten arbeiten auch. Den Schaden, den die Psychotherapeuten auch von der gesunden arbeitenden Bevölkerung abwenden, erkennen Sie nicht. Schaffen Sie mal die Polizei und die Feuerwehr ab und gucken Sie dann.
Mir hat’s zuviele doppelpunkte in den wörtern. Da läuten bei mir sämtliche alarmglocken.
@Gendi: Das mit deiner Pavlov’schen Alarmglocke lässt sich bestimmt professionell therapieren.
Man sollte nicht auch noch vom Gaggo trinken, durch den man gezogen wird.
Eine Bekannte sagte mir, sie hätte Psychologie studiert vor allem um sich selber zu helfen. Sie arbeitete dann während 30 Jahren als Psychologin. Weil es ihr oft langweilig war den Leuten zuzuhören, zählte sie die Maschen am neu gestrickten Schal.
Ich kenne genug Leute die ein Burnout beklagten und sich für sechs Wochen zum Malen oberhalb von Meilen verabschiedeten. Aus meiner Sicht ein PseufoSabbatical den andere bezahlen müssen und jeder der etwas auf sich gibt, meint mit einem Burnout seine Leistungsbereitschaft dokumentieren zu müssen. Gewisse Leute machen danach erst recht Karriere, gerade in der Politik. Es würde mich nicht so sehr kümmern, wenn auch nicht wieder hier die KK alles übernehmen müsste. Genau darum haben wir eine Psychoindustrie. Ansetzen muss man bei der KK, die bezahlt mit dem Portemonnaie von anderen.
Vielen Dank Herr Luchmann für diesen konstruktiven Beitrag.
Zhd. Hr Wasem
Faktisch argumentieren ist fair.
Psychische „Krankheiten“ sind oft wie ein Fass ohne Boden. 👉 In den ca 10 Fällen, welche ich in meinem privaten/geschäftlichen Umfeld die letzten 20 Jahre erlebt habe, gab es nicht einen einzigen Fall, wo Psychotherapie zum Erfolg geführt hat. Dauertherapien -mit einigen- Beraterwechseln war die einzige Konstante. 👉Eher „schwammige Business-Basis“ mit sehr viel „GrauzonenPotential“
(Kunden wie auch beruflich).
Der Zeitenwandel mit AI verändert viele Berufe resp. deren Tätigkeiten. 👉Umgang mit Angst & Unsicherheit. (Selbsttraining).
Ja es gibt psychische Erkrankungen und diese sollte man medizinisch Behandeln. Nicht bei Psychotherapeuten sondern beim Psychiater.
Aber die grosse Masse der „psychisch“ Kranken leidet einfach nur an einem zuviel an Social Media sowie einem zuviel an Freizeit in Kombination mit einem scheiss Leben. Das kann man alleine ohne Medikamente und Therapiegespräche behandeln.
Leider ist psychisch krank sein heute Mode und ermöglich Freizeit auf Kosten der Allgemeinheit.
Leider hat Dr. Luchmann trotzdem in Vielem recht was er sagt. Zu viele Psychotherapeuten verorten alle Probleme nur beim Patienten und diagnostizieren wild darauf los. Das Umfeld und viele möglichen Ursachen um Aussen werden einfach ausgeblendet. alles ist „nur“ auf den Patienten und „seine Krankheit“ oder Störung fixiert. Dabei gibt es genügend reale Auslöser für Trauma und/oder sog. Störungen im Umfeld. (Nicht nur Familie) Aber das wird nie angegangen oder auch nur mit einbezogen. Deshalb ist Psychotherapie bereits von Anfang an und seit Sigmund Freud „biased“ und viel zu einseitig.
Es wäre dringend nötig, Fortschrittes-Kontrollen einzuführen. Im Moment läuft alles so, dass Therapien völlig unkontrolliert unendlich dauern können.
Seit dem Anordnungsmodell können PT nicht mehr länger als 30 Sitzungen dauern, danach braucht es einen umfangreichen Antrag bei der KK, die dann auch bestimmt wie viele Sitzungen noch durchgeführt werden dürfen 😉
Falsch. Schon nach wenigen Sitzungen muss man detailliert Auskunft erteilen gegenüber der Krankenkasse.
Echte psychische Erkrankungen gehören in die Psychiatrie. Die meisten von Dr. Luchmann genannten Erkrankungen sind Wohlstands Erkrankungen, und der Grund warum ich mir als Laie erlaube diese Aussage zu machen ist einfach: in weniger entwickelten Ländern gibt es weder diese Krankheiten in der Häufung, noch gibt es Psychologen die sich damit beschäftigen.
Seien wir doch ehrlich zu uns selber: wir leben in einer Gesellschaft in der Leute an Einsamkeit erkranken und zu viel Zeit haben sich ihre Wehwehchen zu pflegen. Die Nachfrage nach psychologischen Diensten ist damit das Kernproblem.
Dass Herr Luchmann mit seinen Beiträgen auf IP auf Kundenfang geht, sollte jedem klar sein. Es tummeln sich ohnehin auffallend viele ausländische Psychotherapeuten in unserem Land – so versucht man sich halt mit Provokation aus der Masse hervorzuheben.
Und Herr Wasem darf nun auch noch etwas Werbung in eigener Sache machen…
Wer hat sich schon mal mit Betroffenen, also psychisch erkrankten Menschen konkret sich unterhalten, bevor er oder sie einen Kommentar schrieb? Jeder Mensch darf seine Meinung sagen, das ist klar und wichtig. Ich bin aber überzeugt, dass wir alle lernen sollten, auch zu reflektieren und nicht voreilig Meinungen zu bilden ohne mit Patienten zu sprechen.
Ich sehe zum Beispiel auch im Leistungssport, wie es dort oft zu psychischen Belastungen kommt, die eine eine qualifizierte psychologische Betreuung erfordert. Patienten, also psychisch erkrankte Menschen, sind dankbar über das Angebot.
Wie wäre es, wenn der Staat jedem Bürger kurz vor Erreichen der Urteilsfähigkeit einen Psychiater als Lebensbegleiter zuteilen würde, quasi wie einen Sozialhund? Vorbeugen ist doch besser als Heilen, oder?
Zu Luchmann und Wasem könnten wir wahrscheinlich noch zehn andere Persönlichkeiten dazunehmen. Mit zehn weiteren, differenzierten Betrachtungsweisen. Das gehört zu diesem Fachgebiet wie die Milch zur Kuh.
Wichtig scheint mir einfach die nötige Distanz und die Fähigkeit, aus mehreren Statements seine eigene Ansicht zu formieren.
Wenn jemand gendert – gemäss Duden falsches Deutsch – wie dieser Autor, dann schwärzt mein Computer den Text sofort und automatisch.
Psychologen bekommen pro Stunde 150 bis 200 Franken. Bei 7 Stunden am Tag gibt das ca 1200 täglich, gibt in 20 Tagen ca 24’000 Franken. Etwas gar viel muss der Patient da bluten.
Vielen Dank für diese fundierte Antwort auf einen Post der mich sprachlos macht: es gibt zahlreiche Studien zum Erfolg von Psychotherapie im Zusammenhang mit einer empathischen therapeutischen Beziehung. Herr Luchmann scheint zudem keinerlei Erfahrung mit schwereren psychischen Erkrankungen zu haben…Und – würden Sie (auch viele der Kommentierenden hier)wenn Sie ernsthaft krank werden zu einem Therapeuten/Arzt gehen wollen der so über erkrankte Menschen denkt?