Zehn Jahre lang war das „Wienachtsdorf“ am Bellevue mehr als ein Weihnachtsmarkt – es war ein Ritual.
Ein städtisches Lagerfeuer aus Glühwein, Lichterketten und einem Hauch Chaos, das Zürich jedes Jahr seufzend „so sind wir halt“ zu akzeptieren schien.
Doch Rituale haben es schwer in einer Stadt, die Tradition liebt, aber Erneuerung fordert. Und genau darin beginnt die Geschichte zu kippen.
Die Stadt vergibt den Zuschlag neu – und das „Wienachtsdorf“ verliert. Ein Verwaltungsakt, eigentlich.
Doch in Zürich, wo jede Umgestaltung zur Identitätsfrage mutiert, zündet dieser Entscheid wie ein überhitzter Glühweinkocher. Peter Stiefel startet sofort die Petition „Das Zürcher Wiehnachtsdorf am Bellevue muss bleiben“.

Ein Blick in die Kommentarspalten zeigt: Der Adventsfrieden ist abgesagt.
Da jubeln die Erneuerungsromantiker „endlich frischer Wind“, dort kreischen die Bewahrer „ihr könnt das doch nicht ernst meinen“.
Ein Stadtfest zerfällt in zwei Glaubensgemeinden. Und das neue Projekt?
„Bellevue Noël“, sagt die Stadt – innovativ, modern. Was man bisher sieht, wirkt wie ein digitaler Schneesturm aus PowerPoint-Kitsch und Alpenromantik.
Diese Leerstelle wird jetzt zum perfekten Projektionsraum. Alles, was man nicht weiss, wird mit Befürchtungen aufgepumpt.
Die Future Events GmbH, Gewinnerin des Zuschlags, gerät prompt ins Fadenkreuz. In der Petition heisst es, sie habe Erfahrung mit Clubnächten, Technopartys, Pop-up-Bars.
Aber keinerlei Ahnung von Weihnachtsmärkten, Familienangeboten oder wintertauglicher Infrastruktur.
Nur: Exakt dieses Argument hätte man vor zehn Jahren auch dem heutigen Team entgegenhalten können. Tradition beginnt nun einmal damit, dass jemand zum ersten Mal etwas macht.
Mit jeder neuen Online-Debatte dreht die Spirale höher. Kritikerinnen zeichnen ein düsteres Bild: ein Monster-Weihnachtsmarkt, lauter, grösser, enger.
Zürich im Dichtestress. Und die Angst um das liebgewonnene Ritual lässt die Community endgültig überkochen.
Die Stadt diskutiert plötzlich nicht mehr über einen Markt; sie diskutiert über Identität.
Ein Déjà-vu für Katja Weber, die bisherige Macherin des „Wienachtsdorfs“ am Bellevue. Als Weber vor drei Jahren das Seebad Utoquai übernahm, liefen die Stammgäste ebenfalls Sturm.
Heute dreht sich das Rad rückwärts – jetzt steht sie selbst auf der Seite der Verdrängten.
An eine Kehrtwende glaubt kaum jemand. Die Petition wirkt eher wie ein kollektiver Wutschrei als ein politisches Werkzeug.
Vielleicht kommen noch ein paar Einsprachen. Aber Zürich wird sie wohl schneller abarbeiten als eine heisse Maroni.
Weber bleibt erstaunlich gelassen: „Wenn wir es nicht mehr kriegen, machen wir etwas Anderes.“
Möglichkeiten hat sie reichlich. Ihre Rens Rollo & Cie AG betreibt bereits die Weihnachtsallee an der Europallee beim Zürcher Hauptbahnhof.
Und ein Kommentator hat ihr sogar schon einen neuen Standort angeboten: „Im Albisgütli fehlt noch ein Weihnachtsmarkt. Platz hat’s dort wenigstens genug.“
So bleibt vom Streit am Ende nicht die Frage, wer den besseren Glühwein ausschenkt, sondern ein altbekanntes Zürcher Märchen: In dieser Stadt liebt man das Neue – bis es das Alte verdrängt.

Damit keiner in die Leute rasen kann, baut man eine Festung und die Leute müssen in die Höhe um sicher zu sein. Was macht man wohl, wenn die ersten Kirchen brennen?
Das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt scheint mir nicht schlecht. Wie schützt man die Kirchen ?
Im Moment nicht nötig.
Im Vergleich zu den Weihnachtsmärkten in Wien wirkt das Weihnachtsdorf am Bellevue künstlich, unauthentisch, charakterlos und (wie alles in Zürich) überteuert.
Genau so ist es. Schon lange überflüssig.
… wenn die Stadtzürcher Regierung periodisch ausgetauscht werden würde.
Früher gab’s Glühwein/Punsch und Marroni und die Heilsarmee trällerte nebenbei Weihnachtslieder. Diese Märkte sind importiert aus DE und AUT und haben mit Schweizer Tradition absolut nichts zu tun.
Die Stadt soll doch bitte an benachteiligte Personen mit Rot-Grün-Sehschwäche denken und an der Stadtgrenze Warnschilder aufstellen, welche auch mit Rot-Grün-Sehschwäche lesbar sind. Nicht dass noch jemand ohne Vorwarnung versehentlich in diesen linke Ghetto fährt.
Die Stadt sollte zum eigenen Halbkanton werden, kann ja nicht sein, dass man sich immer den Hillbillies unterordnen muss.
Nun ja, eigentlich ist es Hans wie Heiri, Weihnachtsgefühle werden bei diesem Kommerz nie aufkommen.
Genau. Weder in den letzten 10 Jahren, noch in Zukunft. Und schon gar nicht „Lagerfeuer“, sonen Quatsch.
Wie kann man sich nur sowas antun?
Diese unglaubliche Scheinheiligkeit mit vollkommen überrissenen Preisen.
Unglaublich, wie sich die Verantwortlichen um das Volksempfinden foutieren. Ein Weihnachtsdörfchen mit dem Charme einer Dorfchilbi, geht’s noch! Steht auf, Bürger, noch ist es Zeit!
Eigentlich doch OK oder wollen wir einen Filz der über Jahre die gleichen begünstigt? Eine Chance, den unsäglichen Zwang der Aussteller beim Organisator Trillionen Hektoliter billigen Industrie-Glühwein zu beziehen, aufzuheben und ein besseres Konzept zu etablieren. Kann nur besser werden.
…“Kritikerinnen zeichnen ein“… wow sind also nur weibliche Kritiker?
Merkt ihr eigentlicht, wie dämlich euer Gegendere ist?
Stellen dir vor, Folgendes geschieht: Ein Vater und ein Sohn sind mit dem Auto unterwegs und haben einen Unfall, bei dem beide schwer verletzt werden. Der Vater stirbt während der Fahrt zum Krankenhaus, der Sohn muss sofort operiert werden. Bei seinem Anblick jedoch erblasst einer der diensthabenden Chirurgen und sagt: »Ich kann ihn nicht operieren – das ist mein Sohn!«
Mir ist das so was von egal. Wenn ich nicht nach Zürich muss, mache ich bewusst einen grossen Bogen drum.
Beim Tsüri Völklein überrascht doch nichts, man muss sich ja von früh bis spät in Szene setzen. Eine teure Plörre in der Regenbogentasse neben einer Kerze im Kunterbuntständer schlürfen und schon ist man soooo cool. Tsüri halt.
Von etwas xMas Demut anstatt Zirkus haben Zürcher nicht die geringste Ahnung.
In Basel fuhren zum Chlausentag mitten durch Stadt ein paar Dutzend Pseudeorockers auf lauten, stinkenden Harleys je mit PlastikChristbaum, US like Disco LEDs und lustigen Kostümen. Motor-Freak Show ohne jeglichen Bezug zum Inhalt. Showtime für die Selbstinszenierung der BS Harley Owners & Eigenfan Clubs. Hier bei uns in ZH gibt’s x-mas Zoff wegen den Verkaufsstandorten, Konzepten, Zahlunsmethoden, ….
Glühwein-Kommerz Chilbi geworden
Wichtig ist doch nur das Geld.
😂
So hoch gehen diese Wogen nicht, ip. Der Markt wirkte schon vor zehn Jahren bemüht und deplaziert. Zürich kann Advent und Weihnacht einfach nicht. Ausser die herzigen Kinder die jeweils singen.
Dem Sächsilüüte-Platz fehlt es an Leben und Authentizität. Ganzjährig. Aber veranstaltet war ihr wollt… Mein Weihnachtstipp ist Schaffhausen: Kein Markt, einfach eine hübsche Altstadt in Weihnachtsstimmung, kleine, feine Läden, die nicht Boutique für Millionäre sein wollen.
Warum diese Weihnachtsmarkt-Epidemie? Warum zur wichtigsten Zeit des Jahres dem Handel noch Geld und Leute abgraben!?
Für den Aufbau werden viele Strassen gesperrt für die Lastenvelos welche das Material anliefern.
Endlich mal etwas Neues/Pfiffiges mit Spektakelpotential als der bisherige altbackene „stinknormale“ Weihnachtskram am Bellevue.
Welch Ironie: Als die super innovative und wunderschöne *Katja Weber* den Utoquai-Kiosk übernahm, gab es Proteste gegen sie, und jetzt als ihr Bellevue-Wiehnachtsdorf verdrängt wird, gibt es Proteste für sie. Die spinnen, die Zürcher 🙂
Der jetzige Weihnachtsmarkt ist absolut nichts Besonders und hässlich, der neue Vorschlag ist wenigstens etwas kreativ.
Diese geschmacklose Monstrosität die man am Bellevue aufstellen will passt zu Zürich, viel Geld, wenig Geist.