Lothar Cerjak ist im Private Banking der Credit Suisse eine grosse Nummer. Durch den 200-köpfigen Laden des Chefs Execution läuft jeder Wertpapierdeal der Grossbank.
Ausserhalb der CS ist Cerjak hingegen unbekannt. Und doch kommt dem Managing Director über die eigene Bank hinaus Bedeutung zu.
Mitte Woche soll der Prozess gegen aktive und ehemalige CS-Mitarbeiter rund um den Grossbetrug bei der Zürcher Beamtenversicherung (BVK) starten.
Angeklagt ist auch ein ehemaliger Cerjak-Unterstellter. Dieser war Stellvertreter von Cerjak und führte den Betrieb, als dieser ein Singapur-Auslandjahr absolvierte.
Vor 2 Jahren war die CS mitten in den BVK-Strudel geraten. Sie zahlte dem Kanton Zürich 19 Millionen zurück.
Hohe aktuelle und ehemalige Mitarbeiter hatten zulasten der Beamten-Pensionskasse und damit in letzter Instanz zulasten des Steuerzahlers über 4 Millionen Kursschnitt gemacht.
In der Folge wurden mehrere CS-Leute angeklagt, darunter eben auch der Stellvertreter von Cerjak. Dieser wurde von der Bank beurlaubt.
Cerjak stand nun vor der Wahl, seinen Ex-Kollegen intern zu verteidigen, sich neutral zu verhalten oder diesem zu schaden.
Er wählte mehr oder weniger deutlich die letzte Variante. Cerjak verordnete in seinem ganzen Reich ein absolutes Redeverbot über die Affäre.
Der totale Maulkorb wischte nicht nur die Frage der Verantwortlichkeit, von Schuld und Unschuld also, unter den Teppich.
Sondern das tiefe Schweigen führte faktisch zum Eindruck, dass der Ex-Stellvertreter gar nie im Trading-Bereich von Cerjak eine wichtige Rolle gespielt hatte.
Damit war auch der Fall BVK aus der Welt geschafft – zumindest aus Cerjaks Welt.
Das Beispiel zeigt, wie in den obersten Führungsetagen der Grossbank Ego vor Loyalität kommt. Als kürzlich ein anderer vermeintlicher Freund ins Abseits geriet, war von Cerjak erneut nichts zu hören.
Walter Baumann und Cerjak hatten jahrelang das Büro nebeneinander. Baumann wurde in einer Reorganisation zurückgestuft. Auf Support von Cerjak wartete er vergebens.
Statt Kollegen und Weggefährten in der Krise zu unterstützen, nutzt Cerjak seine Machtstellung zur Stärkung der eigenen Position.
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Gerne führt er sogenannte „Brown Bag“-Meetings durch. Gemeint sind Arbeitsessen mit Lunchpaket über den Mittag.
Thema war auch schon „Burnout“ und wie die Stresskrankheit vermieden werden könne. Der Anlass war für die Mitarbeiter obligatorisch – ohne Zeitkompensation.
Geht es um „Leadership“, dann lässt sich Cerjak nicht lumpen. Als Redner treten dann Cracks wie Ottmar Hitzfeld auf, der Ex-Coach der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft.
Zu reden gibt der „Trick“ mit der eigenen Benotung. Diese folgt aus den Mitarbeiter-Umfragen, welche CS-intern alle paar Jahre stattfinden.
Hier überlässt Cerjak laut einem Insider nichts dem Zufall. Der „Employee Satisfaction Survey“ sei kein „Kanal“ für die eigene Unzufriedenheit, liess er seine Mitarbeiter frühzeitig wissen.
Und plauderte dann aus dem Nähkästchen, indem der den Mechanismus der Umfrage offenlegte. Nur die Extremwerte würden ins Gewicht fallen, nicht hingegen Noten in der Mitte.
Vereinfacht gesagt rief Cerjak seine Leute dazu auf, so viele Fünfer und Sechser anzukreuzen, wie es nur ging. Und bitte nicht wahllos, sondern dort, wo es für den Chef besonders darauf ankommt.
Ins Spiel kommt die „Corporate Social Responsibility“. Was Gutes tut ein Manager ausserhalb seiner Arbeit?, wird in der CS für die oberste Führungskräfte heute grossgeschrieben.
Und siehe da: Cerjaks Stabschef, ein enger Vertraute, änderte das traditionelle Herbstprogramm für die Mitarbeiter im Private-Banking-Trading.
Statt wie die letzten Jahre zum geselligen Oktober-Bierfest auf dem Zürcher Bauschänzli wurden die Mitarbeiter nun zum gemeinsamen Bäume-Pflanzen aufgeboten.
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Die beliebtesten Kommentare
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gute MDs gabs mal waehrend meiner Zeit bei CS… es wurden alle ‚gegangen‘, einige sind eigentuemer von sporteinrichtungen geworden, andere sind nach asien und zurueck, aber alle guten MD mit rueckgrat die ich kannte sind nicht mehr bei CS.
zu zeiten cerjaks aufstieg von leiter bondhandel zu AOF chef hatte er riesiges ego und arroganter auftritt gegenueber mitarbeitern, aber unterwuerfigkeit gegenueber vorgesetzten, z.b. arthur vayloyan. der starke kontrast hatte eine gewisse komik.
etwas, was cerjak beiden gruppen stehts entgegenbrachte, war 100%ige unaufrichtigkeit.
ein lieblingsspruch von loddar ist ‚unser image ist alles’… nun, der spruch trifft mehr auf sie zu als sie denken, herr cerjak.der artikel suggeriert, dass walter baumann ein besserer mensch sei… gegenueber unterwuerfigen mitarbeitern mag das so sein, er mag es als vaterfigur aufzutreten aber sein ego ist mindestens genauso gross wie das von cerjak. es heisst ja auch Walter J Baumann. und er ist der groesste und beste spezialist der CS fuer das brokerage geschaeft, obwohl seine kenntnisse dem heutigen stand zwei generationen hinterherhinken. andersdenkende will er aus der organisation bugsieren.
viel zu viele CS manager denken nur an ihre stelle und karriere anstelle von dem wohle des unternehmens, und sind spitze im entscheidungen vermeiden…
bin froh, nicht mehr dabei zu sein.
das beste, was ich ’normalen‘ leuten empfehlen kann ist: such euch eine operative stelle als fachkraft und vermeidet befoerderungen ins management. denn dort eliminieren die saftsaecke jeden, der kein saftsack ist.
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@Beobachter
schön dass Sie sich auch mal hier melden. Ihre griffigen Analysen habe ich immer sehr geschätzt. Um Ihre Frage zu beantworten, in dieser verdorbene Firma und Sammelstelle für die Kaputtnix dieser Welt, würde ich nicht damit rechnen. Die sind doch alle viel zu sehr auf das Geld fixiert. -
Interessant wäre von LH und seinen Recherchen ein paar Beispiele guter MD in der CS. Ob es so was gibt? Und ob die etwas gemeinsam haben was es sonst in der heutigen CS nicht gibt?
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Alsooo…
die Zeit die ich in dem „Laden“ von Herrn Cerjak verbracht hab kann ich getrost als verschwendete Lebenszeit abhaken. Das Einzige was Mitarbeiter da lernen können ist ein Gespür dafür zu entwickeln wem Sie wie tief die Zunge in untere Körperöffnungen schieben müssen um sich gut zu stellen.
Es war übrigens nicht nur die Mitarbeiter-Befragung für die Vorgaben gesetzt wurden. Year End , persönliches Feedback zum Gespräch mit dem Vorgesetzten: da gab’s n mail aus dem JEDER per copy/paste den Text Übernehmen durfte. Heissa Hoppsa, was ne Freude und sinnvolle Beschäftigung. Und da wundert sich irgendjemand wenn die Fluktuation im Team zunimmt? Eher nein, denn die denen die Egoshow aller Beteiligten tagtäglich die Kotze hochgetrieben hat sind auf nimmer Wiedersehen weg. Übrig bleiben die mit den braunen Nasen und die die meinen sie sind zu alt um was anderes zu finden. Negative Selektion at it’s best. -
Und jetzt türken unsere lieben CS MDs auch schon nach Lust und Laune den Engagement Survey… Da wird einem speiübel, wenn man sieht wie moralisch verkommen die sind. Aber der Zweck heiligt die Mittel, schliesslich sind Ergebnisse der Umfrage ja bonusrelevant.
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Das ist ja lustig, jetzt kriegt auch mal „Teflon Lothar“ seine eigene Story. Bisher waren es ja immer seine Mitarbeiter, die für seine Abenteuer gerade stehen mussten… Man denke nur an die Projektmanager, die wegen Cerjaks EUROM-, JUMP- und sonstigen Eskapaden ihren Job verloren haben.
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I LIKE IT WIE SIE SICH GEGENSEITIG HASSEN. WEITER SO. DAS IST EUN SCHRITT DASS SICH MAL DIRT WAS ÄNDERT.
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Willst Du Loyalität kauf Dir einen Hund – willst Du keine geh zu CS.
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Null Loyalität? Das stimmt doch gar nicht! Diese Herren haben sehr viel Loyalität zu bieten…. einfach nur zu sich selbst 😉
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Naja, Hr. Hässig, das war ja jetzt wohl eher eine seichte Recherche, die sie da betrieben haben. Ich könnte noch ganz andere Geschichten von L.C. und seinem Management-Stil berichten…
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ja , das waere doch was!
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Klar, das stimmt schon, dass Cerjak über seine DU’s dem ganzen Laden mitgeteilt hat, wie seine Mitarbeiter im Employee Engagement Survey abzustimmen haben. Aber ich glaube kaum, dass er der Einzige Dept. Head war, der es so macht. Diesen ganzen Survey kann man doch sowieso in der Pfeife rauchen. Geschehen tut doch sowieso nichts, egal ob die Zahlen echt oder getürkt sind.
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Wir haben noch jedes Jahr bevor die Mitarbeiterumfrage gestartet wurde eine spezielle „Einführung“ erhalten, wie die Fragen zu verstehen und entsprechend zu beantworten sind.
Viele haben daraufhin so geantwortet wie es gewünscht wurde und nicht so wie die Mitarbeiter selber es sahen. Die Umfrage kostet viel Geld bindet viele Resourcen und am Schluss gibts viel heisse Luft, welche vom Topmanagement in salbungsvollen Reden interpretiert wird. Obwohl die Werte über Jahre zusehens schlechter wurden, sah sich das Management bestätigt, dass es einen guten Job macht. CS nur weiter so – die Idioten halten euch die Stange.
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In der CS gibt es schon lange kein echtes „Leadership“ mehr. Das sind doch nur leere Worthülsen. Und wenn sich ein Cerjak den Hitzfeld holt, um mit ihm über Leadership zu parlieren, dann doch nur desbalb, um von den eigenen Defiziten abzulenken.
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Herr Hässig,
Handelt es sich bei Herrn Lothar Cerjak um einen jener wertvollen Ausländer, von denen wir weniger hätten bei Annahme der Ecopop-Initiative?
So schön, dass die CS-Leute Bäumchen pflanzen. Ich bin immer noch am Weinen. Hab schon gestern den ganzen Tag Tränen der Rührung vergossen, als ich auf der Safra Sarasin-Homepage las, dass Eric Sarasin sich in zahlreichen gemeinnützigen Stiftungen im In- und Ausland engagiert. Als ich dann aufgrund der gleichen Homepage realisierte, dass der Gutmensch Eric Sarasin den deutschen Fiskus in seiner Funktion als Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz über den Tisch zog, habe ich gleich nochmals bitterlich geweint. So schön!-
„Handelt es sich bei Herrn Lothar Cerjak um einen jener wertvollen Ausländer“
Cerjak ist Schweizer.
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Ein slowenischstämmiger Schweizer.
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Cerjak ist Bündner, von Chur um präzis zu sein. Ein Opportunist zwar, aber das sind ganz viele andere auch. Die MD mit Rückgrat sind entweder ganz oben (besonders machtbesessen) oder freiwillig weg sobald sie begriffen haben, wem sie dienen. Es gibt leider nicht viele Leaders mehr dort, ist ja auch kein Wunder in diesem Schönschwätzerladen.
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Ich finde von Mr. Cerjak kann die ganze Branche noch was lernen: OBLIGATORISCHE Infoveranstaltungen wie man Burnouts vermeidet in der MITTAGSPAUSE zu veranstalten ist schlichtweg grandios! Der Mann hat einnen feinen Sinn für Humor. Als Satiriker würde er sich gut machen!
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Lieber „Lacher“.
Diese Veranstaltung war überaus sinnvoll und geht insbesondere auf einen Vorfall zurück, den man sehr Ernst hat nehmen müssen bei der Credit Suisse (und folglich auch genommen hat). Ich fand und finde es gut, dass man sowohl Mitarbeiter, als auch Manager bei diesem Anlass hinsichtlich der Problematiken von Burnout und Stressdepression sensibilisiert und Ansätze zur Prävention aufgezeigt hat.
Es ist eine etwas simplistische Haltung von Ihnen, grundsätzlich einfach Alles zu kritisieren. Hätte die Veranstaltung am Abend oder früh morgends stattgefunden, wär’s ja auch nicht ok gewesen, oder? Wann wär denn Ihrer werten Meinung nach der richtige Zeitpunkt gewesen?
Versuchen Sie es doch mal anders anzuschauen: Wenn Ihre Mitarbeiter systematisch im roten Bereich drehen, so dass sich viele von ihnen noch nicht einmal mehr richtige Mittagspausen gönnen, ist eine solche Veranstaltung vielleicht gar nicht so schlecht, weil sie eben diesen Rythmus bricht… Sie holt die Leute (in Tranchen) aus Ihrem Ablauf raus, transportiert sehr wertvolle Denkansätze, und obendrein werden die Mitarbeiter durch gesunde Verpflegung noch etwas gestärkt…
Es gibt Vieles, dass bei der CS nicht optimal läuft. Aber diese Veranstaltung(en) gehören mit Sicherheit nicht dazu…
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@AOF DAGOBERT DUCK
Ach ja? Sie finden es gut? Na dann prost.
Wenn man die Leute zu einem Muss-Info-Anlass einlädt, während der Mittagspause, um solche Diskussionen über Burnouts zu führen ist das reine Selbstgefälligkeit, und dann auch noch ohne Entschädigung der Arbeitszeit. Paahhh, ist ja zum lachen oder?
Ich entscheide immer noch selber, mit wem ich meinen Mittag verbringen möchte. Das scheint ja bei der CS nicht mehr der Fall zu sein. Da sagt offensichtlich der Chef mit wem man(n)/frau den Mittag zu verbringen hat. Vielleicht sollten die Chefs, vor allem die obere Etage, die Arbeiter unten mit etwas mehr Respekt behandeln und nicht wie den letzten Dreck, dann würden die Mitarbeiter auch weniger Burnouts haben. Aber eben, Jeder ist sich Selbst am Nächsten, vor allem da oben. -
@dagobert: Das irre ist ja, dass es dir (und etlichen CS-managern) nicht einmal in den Sinn kommt, dass man diese Übung auch WÄHREND der Arbeitszeit durchführen könnte!
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Also ich fand diese Brown Bag Session mehr so…. GÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHN. Ich hatte eigentlich geplant am besagten Mittag wie üblich eine Runde Joggen zu gehen am Uetliberg. Aber nein, statt Joggen, musste ich mir obligatorisch anhören, wie ich mich fit zu halten habe.
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Als Manager hat man die Pflicht die Arbeitsbedingungen si zu gestalten, dass sie nachhaltig zu guten Leistungen führen. Das kann auch heissen, gegen oben die benötigten Resourcdn zu verteidigen. Einen Anlass zur Burnout-Prävention ist nicht prioritär (sonst läuft echt was schief), aber sicherlich nicht daneben. Mittagszeit hin oder her.
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Weiter so! Schlagt Euch die Köpfe ein wegen dem lieben Geld.
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Lieber „AOF Dagobert Duck“
vielleicht wäre es ja auch möglich gewesen, diese „Veranstaltung“ während der Arbeitszeit zu machen. Zum entschleunigen sozusagen und um mit gutem Beispiel voranzugehen. Aber das wäre wohl ins gleiche Kapitel wie die Pflanzeneinsparungen oder beim Kaffee gegangen. Spare unten so hast Du mehr oben.
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gute MDs gabs mal waehrend meiner Zeit bei CS... es wurden alle 'gegangen', einige sind eigentuemer von sporteinrichtungen geworden, andere…
Ich finde von Mr. Cerjak kann die ganze Branche noch was lernen: OBLIGATORISCHE Infoveranstaltungen wie man Burnouts vermeidet in der…
Alsooo... die Zeit die ich in dem "Laden" von Herrn Cerjak verbracht hab kann ich getrost als verschwendete Lebenszeit abhaken.…