Burkhard Varnholt lässt bitten. „Wealth Report Europe“ heisst der Anlass Anfang Oktober im Julius-Bär-Private-Banking nahe der Zürcher Börse.
Auftritt von Varnholt: schwarze, markante Hornbrille, Brusttuch, grauer Anzug. In Bühnendeutsch spricht der Banker von einem „wichtigen Diskussionsbeitrag“ in Zeiten von „finanzieller Repression“ und dem „Transfer von Sparern zu Schuldnern“.
Nach fünf Minuten lächelt Gastgeber Varnholt breit, übergibt das Wort einem Mitarbeiter, und verabschiedet sich. Es sei – leider – eine neue Verpflichtung hinzugekommen.
Willkommen in Varnholts Welt. Der Banker aus dem Norden, der als eloquenter und weltmännischer gilt als die meisten seiner Zunft, ragt weit über den Niederungen.
Als ob ihm seine eigene Karriere in den Kopf gestiegen wäre, nimmt es Varnholt bei seinem Curriculum nicht tierisch ernst.
So findet sich auf der Homepage der Julius Bär, bei der Varnholt seit diesem Frühling die Produkteabteilung leitet und Chief Investment Officer ist, ein erstaunlicher Eintrag.
Für die Periode 1996 bis 2006, also zehn Jahre lang und somit die entscheidende Berufsphase für den Banker, steht bei Varnholt: „Credit Suisse Group, Global Head Financial Products & Investment Advisory und Mitglied der Geschäftsleitung“.
Mitglied der Geschäftsleitung der Credit Suisse Group? Damals schied gerade Josef Ackermann als CS-Chef aus, es übernahmen die McKinseys Mühlemann und Wellauer, später Oswald Grübel und John Mack in der Investment Bank.
Aber Varnholt? Von einem Einsitz in der Geschäftsleitung der CS Group, was als Mitglied der obersten operativen Führung der Mutterbank daherkommt, war in der Öffentlichkeit nie zu hören.
Darauf angesprochen, meinte die Bank Bär gestern, Varnholts Curriculum sei akkurat. Mitglied der CS Group Geschäftsleitung „ist korrekt“, sagte jedenfalls ein Sprecher. „Ist nicht dasselbe wie das Group Executive Board.“
Hat somit Varnholt, der vom ebenfalls CV-gewandten Bär-Chef Boris Collardi den Topjob bei der Privatbank erhalten hatte, einfach die offizielle Funktion widergegeben?
Geht es nur um Worte, die missverstanden werden können?
Stutzig macht, dass Varnholt seine Karriere bei der Grossbank früher anders in seiner Vita aufführte.
Beispielsweise im „Swiss Financial Services Newsletter„ der Beratungsfirma KPMG vom Januar 2013, in dem Varnholt als Mitglied einer Panel-Runde auftritt.
Zu seiner Person steht dort: „Vor seinem Eintritt in die Bank Sarasin & Cie AG war Burkhard Varnholt zehn Jahre bei der Credit Suisse – zuletzt als Mitglied des Global Executive Council – tätig.“
„Global Executive Council“ bei der Credit Suisse ist nicht ganz das Gleiche wie „CS Group Geschäftsleitung“. Beim Council handelt es sich um ein eher exotisches Gremium mit wenig bekannten Figuren.
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Auch an einem Anlass im 2012 bei der Basler Bankenvereinigung oder als Mitglied des Collegium Helveticum, einem Forum der ETH Zürich, begnügte sich Varnholt mit dem Titel eines ehemaligen CS-Council-Mitglieds.
Ähnlich schwungvoll, wie Varnholt seinen „Council“-Einsitz in eine Geschäftsleitungs-Mitgliedschaft verwandelte, hat sich auch der Werdegang von einer Bank zur nächsten entwickelt.
Bei der Credit Suisse war Varnholt um die Jahrtausendewende Chef einer neuen Produktetruppe, zu der auch David Blumer gehörte, ein Intimus des damals starken Manns Oswald Grübel.
Varnholt, Blumer & Co. schufen die sogenannten Absolute Funds, eine neue Produkteklasse, bei der keine relative Performance versprochen wurde, sondern eine absolute.
Varnholts Vehikel gingen weg wie frische Wegglis. Die Kunden waren gierig auf vermeintlich sichere Gewinne in stürmischen Zeiten und kümmerten sich einen Deut darum, was tatsächlich in den Fonds steckte.
Das blieb das Geheimnis der Varnholt-Truppe. Die Absolute-Fonds zeichneten sich nicht nur durch hohe Versprechen aus, sondern auch durch Intransparenz.
Und Kosten.
Für die Fonds verlangten die CS-Chefs mehr versteckte und offene Gebühren als für andere Produkte. Mit Bruttomargen im Private Banking von 130 Basispunkten und mehr setzte die CS die Konkurrenz inklusive UBS damals in Erstaunen.
2006, ein Jahr, bevor es im US-Häusermarkt knallte, zog Varnholt weiter. Er heuerte bei seinem Ex-Kollegen der CS, Joachim Strähle, in der Führungscrew der Basler Sarasin an.
Bei der CS folgte auf den Jubel über Varnholts Prudukte der Katzenjammer. Viele Absolute-Fonds zeigten sich wenig krisenresistent. Die Bank musste grosse Kunden entschädigen, sagt ein Insider.
Varnholt brauchte das nicht mehr zu kümmern. Bei der Sarasin schlug er ein neues Kapital auf. Doch auch dieses scheint im Rückblick ungeahnte Risiken zu beherbergen.
Die Rede ist von den inzwischen berühmt-berüchtigten Sheridan-Fonds der Bank Sarasin. Mit diesen wurde eine deutsche Steuerlücke ausgenutzt, die das zweifache Einfordern von nur einmal abgeführter Verrechnungssteuer ermöglichte.
Die Sheridan-Fonds haben Eric Sarasin, dem letzten der alten Privatbank, inzwischen das Genick gebrochen. Weitere Ex-Sarasin-Leute sind im Visier der Strafermittler.
Nicht so Varnholt. Der fand Unterschlupf bei Collardi.
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Die beliebtesten Kommentare
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An den „feinen Herrn Burkhardt“ kann ich mich gut erinnern als ich noch bei der altehrwürdigen Bank Sarasin arbeitete. Viel geleistet hat der Herr nicht wirklich. Er nutzte jedoch jede Gelegenheit um sich zu improvisionieren. Ich habe seine Nähe immer bewusst gemieden.
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Eigentlich ist er ein Genie! mit so wenig so, viel Zahltag abholen. Schönes Wochenende Dr.Trudi
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BV ist ein guter Geschichtenerzähler und Rhetoriker. Zudem relativ clever und schlagfertig. Trotz aller Kritik gut gebildet in Ökonomie. Sein Englisch ist sehr gut. Kurzum: alles was es braucht, um Leute zu beeindrucken und Karriere zu machen. Als er mein Chef war, hatte er zumindest einen Zug, der selten war, ich aber sehr geschätzt hatte: er vertraute Menschen und gab Freiheiten. Heute in der CS eine Illusion.
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BV tritt halt mit Schwung auf. Wir sind ja von unseren Nachbarn nichts Anderes gewohnt. Apropos Schwung – der fegt in stolzer Regelmäßigkeit mit seinem Fahrrad über Zürichs Straßen, ups eigentlich meinte ich Rotlichter. Ach wenn ich es schon mit dem CV nicht so genau nehme, wieso soll ich mich an die Schweizer Verkehrsregeln halten. Wehe wenn sie reingelassen….
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vielleicht sollten Sie ihre Minderwertigkeitskomplexe mal behandeln lassen, und dann daran arbeiten, mal selbst erfolgreich zu werden. Aber ist halt etwas anstrengender als Vorurteile zu pflegen und dumme Kommentare zu schreiben.
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Mr. B. Varnholt ist der Warm-Duscher der ZH-Banken-Szene.
Für seine Einbildung ist noch kein Derivat erfunden worden. Fast jeder Frühstücks-Direktor kann mehr auf die Waage bringen.
Manche Bank-Institute zieren sich mit akad. Wenigkönner weil dies das Einzige ist, auf das sie sich noch was einbilden können.
Period.
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Ich erinnere mich: Seinerzeit versuchte mir mein CS-Kundenberater aus Bern krampfhaft, die
Absolute-Fonds aufzuschwatzen, er machte wirklich auf Hardselling. Wohl im Auftrag von Herrn Varnholt. Ich widerstand jedoch standhaft. Zum Glück, muss ich sagen.-
BV bei der CS unter anderem die miserablen Absolute Fonds, dann bei der Sarasin die miserablen Ex Cum Laude Fonds und welche miesen Finanzprodukte bei der Bank Julius Bär jetzt ?
Genau Leute wie Herr BV machen den Finanzplatz Schweiz kaputt und die FINMA schaut einfach zu. Miese Finanzprodukte mit Hardselling an die Kunden und der Dirigent BV musste dafür nie Verantwortung übernehmen. Warum eigentlich nicht, eine Frage ist das an die FINMA
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Wahrscheinlich nur ein Übersetzungsproblem. In der englischen Version stehts korrekt drin:
http://www.juliusbaer.ch/data/docs/download/8214/en_CH/CV-VARNHOLT-Burkhard-EN.pdf
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Viel Luft und nicht viel dahinter. Das war schon zu CS Zeiten so.
Dass nie jemand etwas merkt wundert mich immer wieder. Ebenso, dass solche Menschen ohne grossen Leistungsausweis und mit teils umso rüderen Umgangsformen immer wieder einen neuen Job mit blumigen Titeln finden.
Solang nicht Kompetenz sondern Schaumschlägerei und Beziehungen Karriere machen, wird es auch nicht besser werden bei den Banken. Leider machen anständige und kompetente Berufsleute keine Karriere oder müssen sich als hoch qualifizierte Frau im Bewerbungsgespräch sagen lassen „ab 40 sind Sie intern nicht vermittelbar“ (UBS). -
Dr. Dr. h.c. Varnholt ist ein absoluter Top-Shot. Das ist einer, den man nicht einfach mit Peanuts abspeisen kann. Absolut unersetzlich. – Björn J., hast Du den Mann schon auf Deiner Vermittler-Liste von Top-Schwätzern bzw. Cracks (they crack under pressure)? – Vielleicht macht ja mal Giacobbo eine worthülsenextrudierende Figur aus ihm und ersetzt damit seinen Dr. Klöti.
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Wunderbar ätzend geschrieben. Ich hoffe auf weitere Beiträge. Schön’s Wuchenändi! PS: Systemrisiken auf Finanzmärkten!
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Die Dissertation von Herrn Burkhard Varnholt der Universität St.Gallen erschien 1995 unter dem Titel: Systemrisiken auf Finanzmärkten. Somit ist der Doktortitel rechtmässig erworben.
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in der heutigen Zeit müsste man sich FRAGEN ob diese den auch auf (c) überprüft wurde ;-))
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Ja, klar, aber der Typ ist akademisch gesehen ein absoluter Dünnbrettbohrer: in knapp zwanzig Jahren wurde seine Diss gerade drei mal zitiert – soviel zur Wertigkeit seiner Arbeit. Und irgendwelche Veröffentlichungen in Peer-Reviewed Journals von Burkhard Varnholt(das wahre Qualitätsmerkmal unter Akademikern): NICHTS! Nada, null!
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Hats sonst keine Inhalte mehr? Billige Haarspalter-Story.
Was hier immer wieder an Sozialneid ausgekübelt wird, ist weit unter dem Niveau von Blick und 20 Minuten. Immer gleiches Schema: Jeder CEO ist schlecht, jedes GL Mitglied ist schlecht, alle Amis und Deutschen sowieso…hilft vielleicht, dass sich wieder ein paar AVPs Luft machen können, sonst aber für nichts zu gebrauchen.
Konzentrieren Sie sich auf fachliche Inhalte und nicht solche Billigstories!
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@ Lukas Wähgiler
WARUM LIEST DU ES DANN???
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Selbstdarsteller und selbsternannter Visionär. Es gibt immer wieder Chefs die ihn nehmen und denken „das ist ein Guter“.
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Zum CV gehört auch ein Dr. hc. aus dem Jahre 2012 einer dubiosen Universität in Genf…..
Hier geht es zum Link: http://genevadiplomacy.com/honoris_causa/563
Es ist unklar für welche Leistungen dieser Ehrentitel verliehen wurde.
Zur Imagepflege gehört auch die Reportage des Schweizer Fernsehen, welches kürzlich Herrn Varnholt porträtiert hat ohne einen soliden Background Check durchzuführen….
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Na ja, auch Nayla und Marc Hayek schmücken sich je mit einem „Dr.h.c. von irgendwo“. – Wenigstens ist dort zum Teil noch irgendwie Geld geflossen…
– Nick hingegen blieb diesbezüglich erstaunlich uneitel.
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Hat mal jemand untersucht, wie der Dr. bei Herrn Varnholt zustande kam ? Ich kann nur sagen, dass er bei der CS vor allem Finanzprodukte entworfen hat, die die Kunden so richtig viel gekostet haben. Die Kundenberater mussten dann auf Befehl des damaligen CS-Managements, die Namen sind bekannt, diese teuren Produkte den Kunden VERKAUFEN. Die Bank verdiente sehr gut und die Kunden hatten Verluste oder allenfalls ein paar Brossamen, die übrig blieben. Interessant ist auch, dass unser staatliches Fernsehen SRF vor kurzem Herrn Varnholt als Wohltäter in Afrika porträtierte und feierte. Nie eine kritische Frage, wie der Bursche sein vieles Geld verdient(e). Danke IP für diesen Beitrag.
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Wird wohl einen Zusammenhang mit dem Sitz seiner Universität ;-))))
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Das Ego mit gepimpten Titeln aufblasen ist in der „Bänkerzunft“ von heute weit verbreitet. Während sich früher ein Leiter einer Finanzgesellschaft noch als Geschäftsführer bezeichnete oder der Chef einer Bank als Bankleiter, heisst dies heute CEO und bald noch als Präzisierung „Managing CEO“; so sieht man, dass er auch noch Entscheidungen trifft.. (! ) Im Übrigen hat die Vorliebe für Anglizismen trotz der „bösen“ Amis nach wie vor Hochkonjunktur in der Branche (ich rede hier nur von Titeln). Dass in diesem Umfeld immer mehr aufgeblasene Finanzinstrumente ohne Werthaltigkeit angepriesen werden ist ebenfalls nicht erstaunlich und entspricht diesem aufgeblasenen Zeitgeist.
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Wir Schweizer lassen uns immer wieder von ausländischen Blendern, Schauspielern und eitlen PR-Fuzzis ausspielen. Von wegen weltmännisch! Was hat denn der Varnholt schon tatsächlich grossartiges auf internationaler Bühne geleistet? Macht ihn die deutsche Herkunft etwa weltmännisch? Da lachen ja die Hühner.
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Herrschen eigentlich in der Schweizer-Bankenwelt nur noch Lug und Trug?
Das fördert das Vertrauen in die Banken ungemein. -
…ich denke ‚mal, dass auch bei Doktorchen Varnholt die Ermittler an die private Haustür klopfen könnten.
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Varnholt war immer ein genialer Kielwasser Surfer mit wenig Format. Einer, den man schnell wieder vergißt. Seitdem die Bänker den Bankier alter Klasse abgelöst haben, macht man mit einer so glatten Fischhaut sogar in Zürich Karriere.
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…Varnholt muss man sich nur schon einmal anschauen, um zu merken, dass da etwas nicht stimmt. – Am Ende ist gar die Werthaltigkeit seines „Dr.“ fraglich. Unverständlich, dass der sich immer wieder an neuer Stelle so aufblasen kann.
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Hoffentlich zieht ihm der Samichlaus die Ohren lang… Aber da ist er nicht allein: So die meisten CV’s sind gepimpt. „Mitglied der Geschäftsleitung“ ist auch kein exakt definierter Begriff. In Grossbanken war/ist es üblich, (intern) von der „Geschäftsleitung“ einer Region, eines Marktgebietes etc. zu sprechen. Das tat/tut dem Ego der Banker gut…
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Schein, Geschichtenerzähler und Status (z.B GL oder MD) ist heutzutage alles im Bankgeschäft. Richtig seriöse, kundenorientierte Leute in der Kundenberatung sind bei den Grossbanken, bei gewissen Kantonalbanken und auch bei einigen Privatbanken heute doch eher die AUSNAHME.
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Wir Schweizer lassen uns immer wieder von ausländischen Blendern, Schauspielern und eitlen PR-Fuzzis ausspielen. Von wegen weltmännisch! Was hat denn…
Hat mal jemand untersucht, wie der Dr. bei Herrn Varnholt zustande kam ? Ich kann nur sagen, dass er bei…
Selbstdarsteller und selbsternannter Visionär. Es gibt immer wieder Chefs die ihn nehmen und denken "das ist ein Guter".