Rolf Bögli war zu seiner Zeit als Spitzenmann der Credit Suisse immer braungebrannt. Nun ist er seit 51 Wochen krankgeschrieben. Doch an der gesunden Farbe hat sich nichts geändert.
Ebenso wenig an seinem Lohn. Bögli, der zuletzt die Super-Reichen unter den CS-Kunden sowie die externen Vermögensverwalter leitete, ist weiter im Organigramm aufgeführt.
Das heisst: Bögli erhält Monat für Monat sein Salär.
Auf seiner Stufe können Jahresentschädigungen bis 2 Millionen betragen. Das würde zwölf Mal 170’000 Franken ausmachen – genug für ein gutes Haus, schönes Auto und den Ausgang.
Trotz oder wegen seinem Burnout – daran leidet Bögli laut Medien – suchte der Edelreservist der CS-Teppichetage eine Luftveränderung.
Wenige Wochen nach seinem internen Abgang tauchten Fotos von Bögli und seiner Frau auf, wie sie auf den Weltmeeren kreuzten.
Ein lachender Bögli, der Wind und Wetter trotzt – so der Eindruck.
Ab und zu taucht Bögli aus der Versenkung auf. Letzthin war er wieder einmal in der Bank, zu der er vor 5 Jahren von Erzrivalin UBS gestossen war – im Schlepptau seines Ziehvaters.
Der heisst Hans-Ulrich Meister und sorgte für Bögli, wo er nur konnte.
Als Ende 2012 klar wurde, dass Bögli als Chief Operating Officer im Private Banking abgelöst würde, rettete ihn Meister vor dem Absturz.
Bögli kriegte die Premium-Kunden, die zuvor einem anderen CS-Topshot versprochen worden waren. So stand Bögli nicht als abgehalfterter Kapitän da, sondern als einer, der zu neuen Ufern aufbricht.
Im Verlauf von 2013 merkte die Führungsriege der Schweizer um Hans-Ulrich Meister, wie sich ein Sturm aus Übersee über ihrem Kopf zusammenbraute.
Ein Insider, der ehemalige Amerika-Vermögensverwaltungs-Chef, hatte sich in einen Whistleblower verwandelt und packte bei der US-Börsenaufsicht aus.
Was nun? Statt die Wagenburg noch enger zusammenzuziehen und geschlossen gegen die Unbill anzukämpfen, lautete die Losung nun: Rette sich, wer kann.
Der grosse Meister konnte. Der schöne Rolf – nicht.
Er wurde krank. Zur rechten Zeit. Als Meister & Co. im Februar dieses Jahres ihren Kotau vor einem US-Senatsausschuss vorführten, war Bögli plötzlich der Bösewicht.
Meister liess zu, dass alle Schuld an Asset-Tricksereien – mal wurden Milliarden von Neugeld in der Schweiz, mal in den USA verbucht, je nachdem, was besser fürs Gesamtbild der Division war – bei seinem Adjutanten Bögli landete.
Der konnte sich nicht wehren. War am Segeln. Oder sonstwo. Jedenfalls nicht in Washington, bei seinen vermeintlichen Freunden.
Bögli der Übeltäter, Meister der Saubermann – so der Eindruck von aussen.
Zu Recht? Meister dürfte im Bild über die Neugeld-Tricks gewesen sein. Warum sonst sollte Bögli in entscheidenden E-Mail-Konversationen mit dem abtrünnigen CS-Amerika-Leiter explizit auf Wünsche seines Chefs Meister verweisen?
Bögli steht als best bezahlter Freizeitsegler der Welt imagemässig im Regen, wird aber von der CS finanziell nicht hängen gelassen.
Er kriegt Lohn, AHV, PK, Fringe benefits, und – wer weiss – vielleicht sogar einen Anteil am Bonus-Kuchen.
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Weniger gut sorgt die CS für Leute, die weiter unten in der Futterkette stehen. Beispielsweise das „Dutzend“ Krimineller des einstigen US-Offshore-Geschäfts.
Diese plagen ganz andere Sorgen als Bögli. Statt durch die Meere zu törnen, sitzen sie im goldenen Käfig Schweiz fest.
Seit 2 Wochen schöpfen sie neue Hoffnung.
Nach dem Freispruch für Ex-UBS-Steuermann Raoul Weil vor einem US-Strafgericht prüfen einige der CS-Angeklagten, ob sie sich ebenfalls Uncle Sam stellen sollen.
Das Problem: Das Vorhaben ist nicht ganz billig.
Weil konnte sich eine vielköpfige Anwaltsschar leisten, die am Prozessort in Fort Lauderdale in Florida im Hotel Ritz logierte – alles bezahlt von der UBS respektive deren Eigentümern, den Aktionären.
Die CS zahlte bisher auch etwas. Die Anwaltskosten der Angeklagten, in der Mehrzahl einfache ehemalige Angestellte und mittlere Kaderleute, wurden von der Grossbank getragen.
Im Sommer hiess es dann von der CS-Zentrale am Paradeplatz her: Wir zahlen bis auf weiteres nichts mehr.
Der Grund war von den Betroffenen nicht leicht vom Tisch zu wischen.
Es gebe derzeit sowieso nichts zu unternehmen, die Sache läge auf Eis, die US-Justiz würde sich zunächst um die Banken kümmern, nicht um die Banker, meinten die CS-Anwälte.
Jetzt ist später Herbst, und die Banker wollen ihr Leben zurück.
Nimmt die CS die Zahlungen wieder auf? Würde sie für Kosten, die ein Prozess in den USA mit sich brächten, der kleinen und mittleren Ex-Kollegen aufkommen?
Versprochen haben es die CS und die übrigen Banken des Finanzplatzes.
Als sie die Namen von Tausenden von Angestellten über den Teich schickten, genossen sie den Support des Bankpersonalverbands – weil dieser davon ausging, dass die Banken alle Rechtskosten tragen würden.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kündigungsfristen gemäss OR (Quelle: Beobachter)
Kündigung: Die FristenKrankheit und Unfall
Kündigungsverbot jeweils ab Beginn der ganzen oder teilweisen Arbeitsunfähigkeit
◾1. Dienstjahr: 30 Tage
◾2. bis 5. Dienstjahr: 90 Tage
◾ab 6. Dienstjahr: 180 Tage -
Na ja ich habe auch schon bessere Artikel gelesen auf Inside Paradeplatz. Die Kernbotschaft ist einfach gefunden – „Alle sind gleich, manche jedoch gleicher“.
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Vielleicht weis er einfach zuviel und unter dem Strich kommt es die Bank günstiger ihn einfach durch zu futtern. Bin ja mal gespannt was er macht wenn die Zeit abgelaufen ist. Zwei Varianten: 1. er kriegt eine gigantische Abgangsentschädigung und kann weiterhin seinen Hobbys frönen oder 2. er wird noch weiter nach oben befördert. Nun ja dass Fussvolk, der Aktionär und der Bankkunde bezahlens ja gerne.
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Jeden Tag auf’s neue staune ich über die völlige Apathie der CS-Belegschaft. Wie lange lassen die sich eigentlich noch für dumm verkaufen?
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Tja wenn alles was hier geschrieben wird der Wahrheit entsprechen würde, müsste ich Dir absolut Recht geben. Wer sich als ernst zu nehmender Journalist einen solchen Titel einfallen lässt, der hat nicht nur in der Jugend-/Schulzeit einiges verpasst, sondern wurde wohl auch bei den (Gross)banken mehr als einmal abserviert. Herr Hässig, was kommt, wenn Sie die Teppichetage Person für Person durch haben? Geht es dann eine Stufer tiefer weiter? Beim Niveau sind Sie auf jeden Fall schon ganz unten angelangt. Wie Sie dem Kommentar meines Vor-Schreibers entnehmen können, schaden Sie damit aber mitnichten Ihren Feindbildern. Für die sind Sie einfach zu unwichtig und Ihre Artikel zu durchsichtig. Sie treffen damit die einfach Mitarbeiter dieser Institute, die jeden Tag einen super Job machen und mit den Maucheleien aber rein gar nichts zu tun haben. Think about it!
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@line sider
man muss nicht unbedingt Arbeitspsychologe sein, um mitzubekommen, dass bei CS etwas nicht stimmt. Ich spreche jetzt nicht von der deformation professionelle die jeden irgendwann erreicht, der länger in derselben Branche arbeitet. Nein. hier passiert etwas neues, und zwar dass sich die gesellschaftliche Kohäsion mehr oder weniger innerhalb weniger Jahre in Luft aufgelöst hat.
deie meisten CS Mitarbeitern geht das Umfeld sowas von kalt an ihrem Südpol vorbei, dass man eigentlich nicht mehr mit denen anfangen kann.
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Das Skandal mit den Verrat an treuen Mitarbeietern spielt auch bei anderen Banken ua der BNP in Genf. Was sich da abspielt ist ziemlich skandalös. Inkompetente Mitarbeiter der Abteilungen Legal und HR die mit einer Arroganz auftreten der man bislang selten gesehen hat. Fehlerhafte Listen, falsche Namen, grau-en-haft was da passiert ist.
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Wo ist das Problem? Auch Kaderpersonen haben ein Anspruch auf KTG/UTG… Bei der CS müsste dieser 100% vom Jahressalär über die Dauer von 730 Tagen betragen. Ein krankgeschriebener zu kündigen ist nicht einfach. Dass der Bögli in dem Umfeld krank wurde überrascht mich auch nicht!
Die CS hat vieles verbrochen – aber diese Story kann ich nicht ernst nehmen!
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Sorry GERi
Für das normale Fussvolk nur 365 Tage KTG und 90 Prozent
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Liebe Banker
Freundschaften stehen auf solidem Grund. Bei Seilschaften besteht immer die Gefahr das einer oder sogar alle bei einem Fehltritt abstürzen aber mit dem Plus das sie finanziell sanft aufschlagen. Schon Ossi Grübel sagte einmal: wer auf einer Bank Loyalität sucht der kaufe sich lieber privat einen Hund. Rolf Bögli hätte ja genug Zeit um mit Fifi Gassi zu gehen-
Das Zitat mit Loyalität und Hund stammt übrigens weder von Grübel noch von Ackermann noch von Cabiallavetta, es stammt aus der Teppichetage einer US Investmentbank an der Wallstreet.
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Bei Herrn Bögli geht es nicht um Lohn. Wir nennen es Entgegenkommen…
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Geschätzter Rolf Bögli,
als Segler interessiert Sie ev. Nachstehendes:
Wir haben Kontakt zu etwa 400 Yacht Owner.
60 davon in UHNWI-Klasse gem. CS Verständnis.
Bisher hat sich bei der CS niemand ernsthaft für diese machbaren Prospects interessiert.
Eine Handvoll Segler mit NNM wäre sicher drin.
Sollen wir uns in Ihrem Office bemerkbar machen um das Thema gemeinsam anzugehen? MFG/BAYWINDS (auch Segler) -
Schade, dass Rolf Bögli stillgehalten wird. Er wäre der perfekte Whistleblower. Am 26. Februar wurde er in Washington vor dem US-Senatsausschuss von seinen „Ex-Kollegen“ Dougan, Shafir, Meister und Cerutti im Stich gelassen. Nur mit Leuten wie Bögli lässt sich das CS-Treiben effizient und wahrheitsgetreu an die Öffentlichkeit bringen. Alles andere über Politik, FINMA und Justiz ist Zeit- und Geldverschwendung.
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Lieber Fahrni,
die Frage ist warum Bögli still gehalten hat? Ich denke bei den Grossbanken ist mittlerweile alles möglich. -
@ Späher: Das habe ich auch so beschrieben. Aber Herr Hässig hat meinen Text entsprechend „editiert“.
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Meines Wissens schliessen die meisten Banken für ihre GL Versicherungen ab, welche allfällige Rechtsrisiken für die Mitglieder der Teppichetage abdecken.
Somit dürfte nicht die UBS direkt, sondern eben diese Rechtsversicherung die enormen Prozesskosten von Raoul Weil bezahlt haben. Hinzu kam ja auch noch, dass er relativ problemlos eine Prozesskaution von über USD 10 Mio hinterlegen konnte.
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Ist das geil! Diese Firma ist einfach nur noch ein einziges Tollhaus!
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Super: Professioneller Sündenbock (Prosübo) – ein neuer Beruf! Wenn etwas schiefläuft holt der Big Shot den Prosübo ins Meeting, scheisst ihn gehörig zusammen, brüllt „sie sind fristlos entlassen“ und schickt ihn mit Schimpf und Schande weg. Der Prosübo entschuldigt sich umschweifend und zeigt sich geknickt. Ziel erreicht: Der Big Shot hat seinen Arsch gerettet, der Kunde ist bass erstaunt über die Konsequenz des Handelns (der Prosübo tut dem Kunden fast schon ein wenig leid) und der Prosübo geht in sein Office zurück, freut sich über seinen Bonus (für jeden Einsatz je nach „Härte“ so CHF 10 bis 100k). Ich melde mich freiwillig!
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In der Schweiz ist es zum Glück noch normal bei Krankheit den Lohn weiter auszurichten – selbstverständlich auch bei Bankangestellten jeder Hierarchiestufe. Warum soll dies bei einem CS Top Shot in Frage gestellt werden?
Ich finde es tragisch, dass die Anzahl der Burnout Fälle signifikant angestiegen ist und die Reintegration aus diversen Gründen oft nicht oder nur schwierig realisierbar ist.
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Rolf Bögli arbeitet jetzt für die ZHAW.
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Zweifelhaft: Obwohl RB im Org Chart aufgeführt, ist sehr unwahrscheinlich dass er beim Lohn monatlich die volle Lieferung erhält.
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Wahrscheinlich macht er eine kleine Auszeit und denkt nach, dass muss auch mal sein.Das Arbeitsklima bei der CS entspricht ja nicht unbedingt dem einer einer Wohlfühloase. Recht hat er.
Ich wünschte die CS GL könnte sich zu mehr Normalität, Gelassenheit und Vernunft in Geldsachen durchringen. Die Vergangenheit dieser Bank war viel zu oft von Spannungen und kriminellen Handlungen geprägt. Und das geht auf die Lebensqualität der Mitarbeiter.
Na ja ich habe auch schon bessere Artikel gelesen auf Inside Paradeplatz. Die Kernbotschaft ist einfach gefunden - "Alle sind…
Wahrscheinlich macht er eine kleine Auszeit und denkt nach, dass muss auch mal sein.Das Arbeitsklima bei der CS entspricht ja…
Zweifelhaft: Obwohl RB im Org Chart aufgeführt, ist sehr unwahrscheinlich dass er beim Lohn monatlich die volle Lieferung erhält.