Peter Wuffli, 54, gibt keine Ruhe. Gestern Mittag war er Stargast des HSG-Lunch-Clubs. Zum Dreigangmenu für 80 Franken gabs an der 272. Ausgabe des Hochschul-Alumni-Treffens Peter Wuffli live.
„Dr. Peter Wuffli, Verwaltungsrat, Stifter, Autor, spricht über <unternehmerische Philantropie (sic)>“, lockte die Einladung.
Wuffli, der die UBS von 2001 bis Sommer 2007 als CEO leitete und zuerst nach oben und dann in den Eisberg steuerte, kann aus dem Vollen schöpfen. Nach seinem persönlichen Crash als Grossbanken-Kapitän erfand er sich neu als Gutmensch, mit eigener Stiftung, Engagements in Afrika, Büchern und Auftritten als bekehrter Shareholder-Value-Fetischist.
Ist Wuffli geläutert oder nur ein Moralapostel? Die Antwort kennt allein der Ex-Big-Banker. Eines aber ist sicher: Um alles in der Welt versucht Wuffli, seinen ramponierten Ruf wieder herzustellen.
Reden vor Wirtschaftsführern mit St. Galler Eliteabschluss in der Tasche gehören ebenso zu Wufflis Comeback-Strategie wie Interviews in Funk und Print. Zupass kommt dem in einem bescheidenen Haus in Egg im Zürcher Oberland wohnenden Wuffli, dass er offenbar über eine selektive Wahrnehmung verfügt, wenn es um persönliche Verantwortlichkeiten und Fehler geht.
Zur Lancierung seines Buchs „Liberale Ethik“ im Herbst 2010 publizierte Wuffli ein langes Essay in der „Bilanz“. Darin nahm er ausführlich Stellung zum Ausbruch der Subprime-Krise innerhalb der UBS, die der Bank das Genick brechen und eine Staatsrettung nötig machen sollte.
Im Artikel sprach Wuffli seine eigene Fehlleistung klein, indem er seine Ausführungen auf erste Verluste rund um den UBS-Hedgefund Dillon Read beschränkte.
„Wir entschlossen uns im Frühjahr 2007 schweren Herzens zur Schliessung des Geschäfts und zur Reintegration der Aktivitäten in unsere Investmentbank“, schrieb Wuffli. „Dieser geschäftliche Misserfolg war für mich als CEO eine neue und ungewohnte persönliche Erfahrung.“
Es folgte eine Einordnung der speziellen Art. „Die UBS bezifferte den entstandenen Verlust (nach Steuern) in ihrem Bericht für das zweite Quartal 2007 mit 229 Millionen Franken (UBS, 2007, Seite 2). Diese Zahl sehe ich im Vergleich zum während meiner Zeit als CEO von 2002 bis 2006 von 5 auf 10 Milliarden Franken verdoppelten Konzerngewinn.“
Hier ein paar Millionen Verlust, dort ein gigantischer Milliardenberg an erwirtschaftetem Gewinn – so die persönliche Bilanz von Wuffli, aufgestellt zu einem Zeitpunkt, als für alle, die bei klarem Verstand sind, offensichtlich war, dass die UBS unter ihrer alten Führung kolossal fehlgeleitet worden war.
Schon zur UBS-Blütezeit zeichnete sich Wuffli durch Laisser-faire und falsche Beurteilungen aus. Auf die Schliche kamen ihm seine Vorgesetzten im Verwaltungsrat erst, als es zu spät war.
Als im Februar 2007 erste Grossbanken US-Subprime-Verluste publizierten, nannte Wuffli seine UBS eine „Growth company“, eine Wachstumsfirma. Damals wies die Grossbank fast 30 Prozent Eigenkapitalrendite aus. Wufflis Deputy Marcel Rohner sonnte sich im Glanz von Wufflis scheinbarer Meisterleistung.
Kurz darauf meldeten sich US-Konkurrenten bei UBS-Topshots in der Zentrale, wie ein hochrangiger Insider der Schweizer Grossbank im Rückblick weiss. Was sie berichteten, war besorgniserregend. Die UBS war mit ihrem Hedgefund Dillon Read in ein Eismeer geraten.
Hohe Millionenverluste hatten erste Lecks in den Rumpf geschlagen. Für Wuffli kein Grund zur Panik. Er liess einen internen Prüfbericht erstellen.
Wochen vergingen, ohne dass Wuffli die Krise erfasste und das Steuer herumriss. Der Fokus lag allein auf Dillon Read und den Verlusten im US-Immobilienmarkt.
Dass sich im weltweiten UBS-Reich weitere Subprime-Berge türmten, blieb dem obersten Steuermann des Supertankers verborgen. Entweder kam er nicht auf die Idee, oder er kehrte Gefahren den Rücken.
Als Wuffli bei Dillon Read im Mai 2007 den Stecker zog, waren 2 Topleute im UBS-Verwaltungsrat hellhörig geworden. Marco Suter, ein Vize-Präsident und bis vor wenigen Jahren Chief Credit Officer unter CEO Wuffli, und Fiat-Boss Sergio Marchionne begannen an Wufflis Leadership zu zweifeln.
Je mehr Suter und Marchionne dem Thema nachgingen, desto überzeugter waren sie, dass Wuffli die Kontrolle über den Finanzmulti entglitten war, sagt die Quelle. Schlimmer noch, sie kamen offenbar zum Schluss, dass Wuffli die Bank gar nie wirklich im Griff gehabt hatte.
Wuffli spürte, dass sich sein Zeitfenster schloss. Nun ging er auf tutti. Als Super-CEO, als den er nach wie vor bei vielen galt, drängte er auf einen raschen Entscheid, ihn zum Präsidenten der Grossbank zu küren.
Marchionne und Suter mussten rasch handeln. Sie beschlossen, Wuffli abzuschiessen.
An einer mit viel Pomp anlässlich der Alinghi-America-Cup-Fete begangenen VR-Sitzung im spanischen Valencia nahmen die beiden Verwaltungsräte jeden einzelnen Kollegen im Obergremium ins Gebet.
„Zuletzt waren alle gegen Wuffli als neuen Präsidenten“, sagt der UBS-Insider. „Das war ein derart starkes Misstrauensvotum, dass damit auch Wufflis Ende als CEO besiegelt war.“
Anfang Juli trat Wuffli zurück, Stellvertreter Rohner rückte nach, UBS-Präsident Marcel Ospel kündigte eine weitere 3-Jahres-Präsidentschaft an. 3 Monate später gab die Bank 4 Milliarden Subprime-Verluste bekannt, am Ende der Krise waren es über 50 Milliarden.
Bevor Wuffli zum Philanthrop wurde, liess er sich ein letztes Mal vergolden. Wuffli und seine im Herbst 2007 geschassten Weggefährten, Finanzchef Clive Standish und Investmentbankchef Hew Jenkins, erhielten für 2008 und 2009 rund 61 Millionen Franken.
Ende 2008 verzichtete Wuffli auf 12 Millionen. Das tat er nicht still und leise, sondern offenbarte seine Tat in einem grossen Zeitungsinterview.
Auch als Philanthrop fällt Wuffli nicht durch leise Töne auf.
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Die beliebtesten Kommentare
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Was für ein dummer, besserwisserischer Bericht eines Journalisten, der im Nachgang und Rückblick seine pseudo Weisheiten und Halbwahrheiten zum Besten gibt.
„Wie Globi sich die Wirtschaft vorstellt“…das ist etwa das Niveau dieses intellektuel doch äusserst bescheidenen Berichtes…..-
@Martin: Der Bericht mag wohl die Vergangenheit aufrollen und nicht so spektakulär sein wie andere Teile hier auf diesem Blog, aber…
… als dumm könnnen Sie den Herrn LH nicht darstellen, da er selbst solche Kritik stehen lässt, was im Gegensatz zu anderen Portalen mit viel Selbstvertrauen und tolorierter Feedbackkultur zu tun hat.
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Wuffli war, und das muss man ihm lassen, stets ein hochintelligenter Stratege.
Was ihm zum Verhängnis wurde, war, dass er die Brücke von der theoretischen / konzeptionellen Welt in die Praxis nie schlagen konnte (und auch kein „Leader“ war). Ein Schicksal, das er mit sehr vielen (Ex-)McKinseyanern teilt.
Wer in einer Welt gross geworden ist, wo alle Mitarbeiter clever und top ausgebildet sind und sich nicht scheuen, 12 Stunden pro Tag zu arbeiten, der wird sich in der realen Business-Welt oft nicht zurecht finden.
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Lieber Toni,
eine – wie ich finde – sehr faire und treffende Analyse.
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trifft wohl ziemlich zu, so wie Sie es beschreiben.
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Sie haben da schon Recht. Es ist wirklich nicht zu unterschätzen, der Umgang mit weniger intelligenten Menschen muss erst auch gelernt werden.
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Hier sehen wir einmal mehr, wie diese Herren keine Ahnung haben und sehr gut daran sind, Verluste und Ihre Machenschaften kleinzureden.
Als Dillon Read Capital Management vom früheren Investment Chef John P. Costas gegründet wurde, hatte die UBS nichts besseres zu tun, als diesem auch noch 500 Mio CHF als „Spielgeld“ zu überlassen. Profitiert haben bis zur Reintegration in die UBS vorallem Costas sowie das Mangement der UBS.
Was die Aktionäre davon haben, sehen sie heute immer noch, wenn sie ihre Depotauszüge anschauen!
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Wuffli interessiert hier niemand mehr. – Wieder einer, der „anderswo“ niemals eine Eliteinheit hätte führen können/dürfen und durch McKinsey- und sonstigen Filz und etwas Intelligenz irgendwie an Schalthebel der Macht in der Wirtschaft gelangte.
Wuffli interessiert hier niemand mehr. - Wieder einer, der "anderswo" niemals eine Eliteinheit hätte führen können/dürfen und durch McKinsey- und…
Hier sehen wir einmal mehr, wie diese Herren keine Ahnung haben und sehr gut daran sind, Verluste und Ihre Machenschaften…
trifft wohl ziemlich zu, so wie Sie es beschreiben.