„Münchenstein – e guets Pflaschter“ heisst es auf der Gemeinde-Homepage. Vor allem für die Chefs der ASE Investment: Diese fanden im basellandschaftlichen Kaff an der lauschigen Birs massenhaft gutgläubige Anleger.
Ein grosser Teil des Münchensteiner Vermögens könnte sich in Luft aufgelöst haben. Gegen die ASE-Chefs wird wegen Betrugsverdachts ermittelt, der Geschäftsführer ist seit Wochen in U-Haft.
Die von Witwen und Waisen aus der kleinen Gemeinde anvertrauten Ersparnisse deponierten die ASE-Leute bei der seriös wirkenden Basler Kantonalbank; oder sie investierten ihre Gelder in ASE-Devisenfonds, die von anderen honorigen Finanzhäusern gemanagt wurden.
Für die Bankinstitute entwickelt sich die ASE zum Desaster. Die Basler KB musste einen Kadermann suspendieren und eine externe Untersuchung anordnen.
Der Fall der kleinen, aber scheinbar exquisiten ASE Investment hat das Potenzial zu einem Schweizer Madoff.
Wie der zu 150 Jahren verurteilte US-Investor Bernard Madoff profitierten die ASE-Chefs von Fangemeinden, die ihnen ihr Vermögen unbesehen von Fragen und Abklärungen anvertrauten.
In Münchenstein hatten die ASE-Cracks gar den Ruf von eigentlichen Finanz-Heilsbringern. „Die Bürger standen Schlange“, sagt ein Zürcher Anwalt, der viele Geschädigte vertritt. „Münchenstein war das ASE-Gravitationszentrum.“
Geschickt erweckten die ASE-Aushängeschilder den Eindruck, dass sie nicht jeden als Kunden akzeptieren würden. Ein Investment bei der ASE galt als Privileg für Auserwählte.
Das zeigte Wirkung. In Münchenstein galt als unvernünftig, wer nicht auf den Zug aufsprang.
Angeheizt wurde der Hype durch stolze Zahlen. Ein Investment bei der ASE schien besser zu rentieren als jede Highflyer-Aktie und wurde mit regelmässigen Ausschüttungen belohnt.
Mit dem Geldsegen stieg die Risikofreude. Münchensteiner Rentner verdoppelten ihre AHV und schraubten die Ausgaben nach oben.
Nach dem Knall kommt zum Verlust die Scham. Wie konnten wir nur so blind sein, fragen sich viele Münchensteiner.
Dass alle – vom Anleger über den Vermittler bis hinauf zum Kantonalbanker – vor lauter Gier sämtliche Warnungen in den Wind schlugen, ist ein schwacher Trost.
Was bleibt, ist Wut und der Versuch, über Klagen einen Teil des Verlusts wettzumachen.
Jeder sieht die Schuld beim Anderen: Die Anleger bei den Vermittlern, die Vermittler bei den Banken, die Banken bei der ASE. Deren Chef schmort hinter Gittern.
Als Erstes auf die Ermittler losgehen will die Zürcher Kanzlei von Daniel Fischer. „Unsere Klienten füllen einen 20-seitigen Fragebogen aus“, sagt der Anwalt, der sich mit der Vertretung von Lehman-Geschädigten einen Namen gemacht hatte. „Damit werden wir erste Forderungen stellen.“
Eine Parallele zu Madoffs berühmten Feeder-Funds könnten die Vermittler im Raum Basel sein. Personelle Verstrickungen stechen ins Auge.
Die ASE und zwei weitere Institutionen könnten ein Dreieck mit gemeinsamen Interessen gebildet haben.
Die Gesellschaft für Treuhandkompetenz wäre in diesem Setup das Backoffice der ASE Investment gewesen. Die Organisation besass die nötigen Ressourcen, um für die ASE Neugeld zu akquirieren.
Die Berest, ein Gastro-Konzern mit bekannten Restaurants in der Nordwestschweiz, könnte danach fürs Investieren der eingesammelten ASE-Geldern zuständig gewesen sein.
In allen drei Firmen tauchen die gleichen Namen auf. Involvierten fällt auf, dass sich die Homepage der Treuhand-Gesellschaft seit Ausbruch der Affäre nicht mehr aufrufen lässt.
Die ins undurchsichtige Geflecht von Investoren, Treuhändern und Gastronomen verstrickte Basler Kantonalbank agiert aus der Defensive.
„Um die Untersuchung unabhängig durchführen zu können, verzichtet die Bank auf eine Kommentierung von Einzelheiten“, sagt ihr Sprecher.
„Ergänzend weisen wir nochmals darauf hin, dass sämtliche Untersuchungen der Behörden durch die Anzeige der BKB ausgelöst wurden. Sowohl die Finma wie auch die Strafuntersuchungsbehörden des Kantons Aargau haben diesen Sachverhalt bestätigt.“
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Die beliebtesten Kommentare
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ASE ist leider eine von mehreren ähnlichen Geldvernichtungsinstitute und die FINMA schaut weg. Wie lange noch?
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Nebentopic: Weitere Madoff s und Ponzi s in Russland und US
http://maxkeiser.com/2012/06/07/kr298-keiser-report-planet-ponzi/ -
Immer wieder geht die Finanzaufsicht vergessen. Die damalige EBK wusste seit Mitte 2007 vom unseligen Wirken des Martin Schlegel mit seiner ASE Investment AG. Es war der EBK bekannt, dass Schlegel/ASE Millioneninvests i.Z. mit dubiosen Aktien der Eastern Exploration (heute Cyclon Capital, Inc.) bezw. des Aktienpromotors Jürgen Käfer getätigt hat. Invests klar ausserhalb des Devisenbereichs. Die Aufsichtsbehörde muss sich vorwerfen lassen, dass sie damals weder Strafanzeige erstattet hat noch den damals vom Untersuchungsbeauftragten geforderten Kontakt mit der US Aufsicht SEC aufgenommen haben. Die Auskunft, welche der Bundesrat anlässlich der Fragestunde vom 4.6.2012 gegeben hat ist also nachweislich falsch.
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…dann sollte Münchenstein den Namen doch auf „Münchhausen“ ändern. bis das durch ist, kommt vielleicht der „Baron“ schon wieder
aus dem Knast.
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Am DO-Abend, 3.5.12, verkündete BKB-Bankratspräsident Albrecht vor den BKB-Partizipanten (Besitzer eines PS mit dem „komischen“ Chart), es gäbe keine Anzeichen, dass auch nur ein BKB-MA in die ASE-Affaire involviert wäre. Keine 12 Stunden später wurde der stv. Filialleiter der BKB in Zürich freigestellt.
Weitere von der BKB verbreitete Unwahrheiten könnten uferlos aufgelistet werden: Noch im März 12 durften ex-UBS-US-VV innerhalb der BKB Zürich ihren Geschäften nachgehen, usw.
Dass mit ASE Investment eine weitere „Bombe“ platzen wird, dürfte dem neuen BKB-GL-Mitglied Schöniger schon länger bewusst gewesen sein. Erst als es keine anderen Alternaiven mehr gab, suchte die BKB ihr Glück in der Flucht nach Vorne.
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Am DO-Abend, 3.5.12, verkündete BKB-Bankratspräsident Albrecht vor den BKB-Partizipanten (Besitzer eines PS mit dem "komischen" Chart), es gäbe keine Anzeichen,…
...dann sollte Münchenstein den Namen doch auf "Münchhausen" ändern. bis das durch ist, kommt vielleicht der "Baron" schon wieder aus…
Immer wieder geht die Finanzaufsicht vergessen. Die damalige EBK wusste seit Mitte 2007 vom unseligen Wirken des Martin Schlegel mit…