Das Debakel der Avaloq mit ihrer deutschen Ex-Kundin BHF Bank zieht immer weitere Kreise. Nun wird bekannt, dass die Schweizer Banken-Informatikfirma externe Programmierer und Zulieferer nicht bezahlt.
Diese arbeiteten für das BHF-Projekt, das kürzlich gestoppt wurde. Laut einem Betroffenen soll die BHF abrupt auf die Bremse gestanden sein und der Avaloq kein Geld mehr überweisen.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_banner“]
Die Avaloq hätte somit in Deutschland hohe Ausstände und keine Einnahmen.
Diese Annahme beruht auf dem Fakt, dass die Avaloq ihrerseits die sogenannten Freiberufler – das sind IT-Leute, die selbstständig für das BHF-Projekt gearbeitet hatten –, hängen lässt.
Die Avaloq müsste diese Spezialisten über Vermittler zahlen; Firmen, welche die freischaffenden Programmierer im Auftrag und auf Rechnung von Avaloq für das BHF-Vorhaben organisiert hatten.
Einer dieser Vermittler liess die selbstständigen Programmierer und Techniker wissen, dass er von der Avaloq keinen Euro erhalten habe.
„Bis heute hat die Firma Avaloq noch keine Rechnung an uns bezahlt und unsere Ausstände sind erheblich“, teilte der Vermittler seinen Avaloq-Informatikern mit.
Laut dem Vermittler laufe zwischen der BHF und der Avaloq eine „Qualitätssicherungs-Massnahme“. Gemeint ist die Analyse, wer welche Arbeiten wie erbracht hatte.
Die Vermittler wollen nicht einfach Däumchen drehen. „Unabhängig davon haben wir gegenüber der Avaloq ein Mahnverfahren eingeleitet“, schreibt der Vermittler.
Die Situation droht zu eskalieren. Zuunterst in der Kette stecken die Selbstständigen, die wegen dem BHF-Grossprojekt andere Arbeiten liegenlassen mussten.
Sie arbeiteten in der Überzeugung, es mit einem soliden Kunden – der Schweizer Avaloq – zu tun zu haben.
Nun müssen sie feststellen, dass die Avaloq ihre Rechnungen nicht begleicht. Sie können aber nicht direkt auf die Avaloq losgehen, da sie via Vermittler engagiert worden waren.
Das Feld für Klagen und Juristenfutter öffnet sich in Windeseile, jeder geht auf jeden los. Beim Geld hört für die Deutschen der Spass auf.
Der Fall könnte Avaloq teuer zu stehen kommen.
Ein betroffener Programmierer sagt, dass ein Zahlungsausfall von Avaloq in Deutschland dazu führen würde, dass die Schweizer im ganzen Markt für immer gebrandmarkt seien.
Diese würden nie mehr einen Auftrag erhalten, weil ihr Ruf nach einem solchen Fall zu stark beschädigt wäre.
Die Avaloq stellt sich auf den Standpunkt, dass das Projekt gescheitert sei, weil die Besitzerin der BHF Bank, die französische Vermögensverwalterin Oddo, strategisch umdisponiert habe.
Nicht die „Avaloq Banking Suite“ sei das Problem, sondern Besitzerin Oddo habe „die Prioritäten für die BHF-BANK anders gesetzt“, sagte eine Sprecherin letzte Woche.
Damit macht es sich das bis anhin ungestüm wachsende IT-Unternehmen, das einen baldigen Börsengang zum Ziel hat, zu einfach.
Die Avaloq-Chefs haben in Deutschland bei der BHF-Bank ganz offensichtlich einen Pfusch abgeliefert.
Zu diesem Schluss kommt, wer ein BHF-Dokument liest, das die Mängel und Fehler der Avaloq auflistet. „Konsolidierter Gesamtstatusbericht“ lautet der Titel der Präsentation vom 9. September.
Auf 25 Seiten sind sämtliche Pendenzen, Schwierigkeiten, offenen Punkte und Mängel zum damaligen Zeitpunkt aufgeführt und mit grün, gelb und rot für die jeweilige Risikoeinstufung markiert.
Rot kommt im Bericht oft vor – insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Plan war, in Kürze live zu gehen.
Dieser Schritt rückte am 9. September, als der Bericht erstellt wurde, in weite Ferne. Der Grund ist eine unübersichtlich grosse Anzahl von Mängeln.
An mehreren Orten ist die Rede von „nicht final abgeschlossen“, „Test (…) nicht möglich“, „offene Order Tests mit Fehlern“, „neuer Fehler“.
Es wimmelt nur so von Problemen und Pendenzen. Und das weniger als 4 Wochen vor dem Start.
Die Migration, also die Überführung der Daten vom alten System auf das neue Avaloq, war auf den 3. Oktober terminiert.
Weil an diesem Going-Live-Datum festgehalten wurde, stand das gesamte Projekt Anfang September schief in der Landschaft.
Der Bericht hält dazu fest: „Aufgrund der fehlenden NEU-Planung wird weiterhin gegen den 3. Oktober 2016 als Migrationstermin reportet; hieraus ergibt sich der Status „ROT“.“
Kurz darauf zog die BHF-Bank den Stecker.
Für die Avaloq und ihre Expansionsgelüste ist das Ende beim deutschen Vorzeigekunden der bisher schwerste Rückschlag.
Ein Marignano im Norden.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Auszug aus:
Dass wegen des gescheiterten IT-Projektes mit Avaloq die BHF-Bank kaum bilanzielle Lasten zu tragen hat, weil das Softwarehaus die Hauptschuld auf sich nimmt, erfuhr die Frankfurter Allgemeine Zeitung am vergangenen Wochenende aus Finanzkreisen.
-
…wir programmieren -teuer- Illusionen, und wir programmieren uns damit „zu Tode“ … die meisten Menschen können nicht einmal kreativ mit einem Smartphone umgehen. Aber reinglotzen können sie den ganzen Tag.
Wir brauchen eigentlich höchstens nur eine Textvetarb., eine Tabellencalc. u. ansonsten eine Speicherung in Bildern. Alles andere per „Hand und Fuß“. Das ist stabil und klappt immer.
-
O, je. Ein „richtiger“ Banker … Zeit für die Pensionierung!
-
-
War 4.5 Jahre Controller einer CS Tochter im IT und habe ca 75 externe MA, die zwischen 960 CHF bis 2000 Euro am Tag verdienten, verarztet. Ich kann nicht nachvollziehen, wie Rechnungen länger las 30 Tage offen bleiben können. Alles läuft über Verträge- ALLES. Da wird sofort das Seniormanagement von der Kette gelassen, wenn EINE hohe Rechnung nicht innert 30 Tagen bezahlt wird.
-
Sie waren noch vieles, wenn der Tag lang ist.
-
Ich habe mit Avaloq zusammengearbeitet und musste froh sein, wenn Rechnungen 90 Tage nach Faelligkeit bezahlt wurden…
-
Ja, ja. Zum Glück gibt es Verträge.
Nur:
Wenn 2 einander vertrauen – brauchts keinen Vertrag
Wenn 2 einander nicht vertrauen – nützt auch ein Vertrag nichts
Alte Weisheit. Trifft aber immer noch zu und wird auch in Zukunft sehr oft zutreffen. -
Grammaticus: Ja, und jetzt bin ich endlich in Rente. Entschuldigen Sie bitte vielmals meinen Kommentar. Ich hoffe, ich habe Sie nicht beleidigt, als ich schrieb, dass ich als Controller externe MA verarztet habe und es waren nie externe Rechnungen offen. Höchstens von uns selbst, da gab es sogar eine offizielle Weisung, lieber Mahnungen zu generieren als schweizerisch pünktlich ehrliche Arbeit zu vergüten.
-
-
… sprach die Finnova-Mitarbeiter! Avaloq ist superbe!
-
Damen und Herren, dass ist nur die halbe Wahrheit. Hinter den Kulissen meint man zu wissen, dass die Avaloq Chnuschdis finanziell angezählt sind….
Wie naiv verbländet und sachlich derart inkompetent muss man qualifiziert sein, um Avaloq auch nur zu erwägen, in Betracht gezogen zu werden. Das wird den Anwendern noch dutzende von Millionen von Abschreibungen abzwingen!
-
-
Wer schon einmal in ein IT-Migrationsprojekt involviert war, weiss, dass üblicherweise
– Milestones vereinbart werden, deren Erreichen getestet, geprüft und freigegeben wird und
– nach der Freigabe eine Teilzahlung fällig wird.
Es ist dabei nicht unüblich, dass im Testing bis kurz davor Fehler entdeckt und korrigiert werden. Man arbeitet schliesslich unter Zeitdruck. Auch Projektverzögerungen gibt es leider.
Der Artikel suggeriert, dass kurz vor der geplanten Datenübernahme sogenannt „migrationsverhindernde Mängel“ bestehen. Das wirft ein schiefes Licht auf das Projektmanagement und -controlling – und zwar sowohl beim Auftraggeber als auch beim Auftragnehmer. Die Mängel hätten doch viel früher bekannt (und behoben) werden müssen! Die Auftraggeberin hat offenbar auch bereits Zahlungen geleistet – diese aber jetzt eingestellt. Ergo dürften Milestones erfolgreich erreicht worden sein. Im Kontext ist kaum zu glauben, dass die Vermittler resp. Freelancer bislang „keine Zahlungen“ erhalten haben. Sind denn die so naiv, dass sie Verträge abgeschlossen haben, ohne Zahlungen beim Erreichen von Milestones zu vereinbaren?
Dieser Artikel wirft mehr Fragen auf, als dass er beantwortet. Da ist noch viel Fleisch am Knochen! Erstaunlich ist, dass solches offenbar bei einem derart prestigeträchtigen und grossen Auftrag passiert. Was für Leute sind denn da am Werk?-
Ich kenne solche Freelancer, welche erst deutlich verspätet beazahlt worden sind. Das war allerdings vor über einem Jahr so… ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es jetzt schlimmer ist.
-
-
Dieser Avaloq fehlt der Stock! *)
————————————————————————————Es ist auch nur noch eine Frage der Zeit bis die Avaloq – Wimpeln im Efficieny Club Zürich und anderswo für immer verschwinden……..
*) eine unüberwindbare Last, hängt an diesem Fahnen-Mast 🙂
-
ist doch schön, wie rassant es berg ab geht mit swiss quality und schweizer geflogenheiten. als schweizer muss man sich im ausland ständig schämen. fertig mit schweizer zuverlässigkeit. nur noch schweizer preise. die sind garantiert zu hoch.
-
Genau so ist es Gölä. Nur noch „Lölis“ am Werk, sowohl im Business wie auch in der Politik. Beim Swissair Debakel hat die Misere angefangen. Danach wurde die neu gegründete Swiss an die LH quasi verschenkt (nachdem man 3 Milliarden mit unter Steuergelder investiert hatte). Stell Dir mal vor wie die Deutschen gelacht haben, als ein gewisser BR ML & KV am Tisch sassen, als die Verträge unterzeichnet wurden. Die Schwaben haben gestrahlt wie Maienkäfer über die blöden Schweizer.. Ich weiss von was ich rede, war damals in der Airlinebranche dabei. Weisst Du was ist nachher passiert? Kollegen von Lufthansa haben mich erstaunt angerufen und gefragt: „Du Walti was ist eigentlich mit Euch Schweizern los“? Ja Freunde so weit haben wir es gebracht in diesem Land. Alles was unsere Vorfahren aufgebaut und daraus das Swiss Quality Siegel hervorgebracht haben wird zerstört. Nur noch „Halbschlaue“ Abzocker überall. Amen.
-
SQM (9001???): hoffentlich hat die Tastatur diesen Frustbeitrag nicht überlebt!
-
lieber wälti, es ist schon so. auf der andren seite, wo waren unsere schweizer milliardäre, beim grounding? blocher zb.? auch ein beispiel, dass wir selber schuld sind an solchen beispielen und nicht die eu.
-
Ist das ein Wunder?
Es gibt ja auch keine Schweizer mehr mit Schweizer Mentalität und Schweizer Verantwortungs- und Qualitätsbewusstsein. Weder als Mitarbeiter noch schon gar nicht im Management. Und das bei den meisten Firmen.
Woher und von wem also bitte soll die Schweizer Qualität noch kommen?
-
-
Habe ich selbst auch schon erlebt, mit einer CH-Firma, welche die Programmierung intern nach Indien und Bulgarien ausgelagert hatte. Da half nur ein radikaler Schnitt nach 1 1/2 Jahren, ein Millionenabschreiber und ein Neuanfang mit einer Firma, die erfahrene Schweizer Ingenieure und Programmierer in der Schweiz beschäftigte. Qualität eben.
Habe ich selbst auch schon erlebt, mit einer CH-Firma, welche die Programmierung intern nach Indien und Bulgarien ausgelagert hatte. Da…
ist doch schön, wie rassant es berg ab geht mit swiss quality und schweizer geflogenheiten. als schweizer muss man sich…
Genau so ist es Gölä. Nur noch "Lölis" am Werk, sowohl im Business wie auch in der Politik. Beim Swissair…