Die Zürcher Julius Bär kündigte letzten Herbst lautstark „rechtliche Schritte“ an wegen „geschäftsschädigenden und jeder Grundlage entbehrenden Behauptungen“.
Es ging um News zu einem Dutzend Fifa-Funktionären bei der Privatbank. Geklagt hat sie nie.
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Mit gutem Grund: Die Bank hatte nicht 12, sondern 16 Kunden, die bei ihr ein Konto hatten und die rund um den Korruptions- und Geldwäscherei-Fall Fifa bei einer internen Sofortsuche aufleuchteten.
Die Konten dieser 16 Personen meldete die Privatbank nach Bern an die Geldwäscherei-Meldestelle. Sie tat dies, nachdem die Strafbehörden in der Schweiz und den USA die Jagd auf Fifa-Verdächtige eröffnet hatten.
Julius-Bär-Kommunikationsleute hatten sich im letzten Herbst gewehrt mit dem Argument, dass die Zahl von Fifa-Funktionären mit einem Konto bei ihr weit tiefer läge.
Pressechef Jan Vonder Mühll hatte, unmittelbar nachdem die Story online gegangen war, dem Autor per SMS Konsequenzen angekündigt.
„Woher haben Sie denn das mit dem Dutzend Fifa Funktionären?“, stand dort. „Hätten Sie mich auch fragen können. Ist völlig falsch. Werden uns das nicht bieten lassen.“
Wenig später fand ein langes Telefongespräch mit dem Oberchef der Bär-Kommunikation statt. Jan Bielinski heisst dieser, ein seit „ewig“ hinter den Kulissen tätiger Strippenzieher der Privatbank.
Bielinski meinte, seine Bank habe höchstens 4 Fifa-Funktionäre als Kunden gehabt, vielleicht nicht einmal so viele.
Er drohte, dass der Informant, der offenbar wider besseres Wissen dem Journalisten solche schädigenden Falschinformationen ins Ohr flüstere, mit maximaler Härte bestraft würde.
Die Bär-Chefs, die sich damals im Wissen um das wahre Ausmass der Fifa-Connections ihrer Arbeitgeberin derart weit aus dem Fenster lehnten, schweigen heute.
Auf eine Anfrage von gestern Abend, welche die genaue Zahl der nun offenliegenden Fifa-Konten beinhaltete, antwortete Pressechef Vonder Mühll mit einem Einzeiler. „Wir nehmen zu diesen Spekulationen keine Stellung“, lautete dieser.
Unter den 16 von Bär gemeldeten Fifa-Personen hat es vier in den USA Angeklagte sowie viele mit diesen eng verbundene Figuren, darunter Familienangehörige, Sekretärinnen und Geschäftspartner.
Die vier im Zentrum stehenden Fifa-Angeklagten mit Konten bei Bär sind:
Nicolas Leoz, lange Präsident des Südamerika-Verbands der Fifa, dessen Generalsekretär Eduardo Deluca, der Argentinier Alejandro Burzaco, Chef einer verbündeten Marketingfirma sowie Jose Margulies, ebenfalls ein Fifa-Vermarkter.
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Die beiden Marketing-Unternehmer Burzaco und Margulies, die jahrelang eng mit dem Fussballverband zusammenarbeiteten und dank exklusiven Vertriebsrechten der Fifa reich geworden waren, sind geständig und kooperieren mit den USA, wie das Department of Justice im Winter vermeldete.
Für Bär verschlimmerte sich die Lage vor allem wegen dem Argentinier Burzaco. Dieser war seinen Häschern vor Jahresfrist bei der ersten Fifa-Razzia im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac noch entwischt.
Doch dann stellte er sich – offensichtlich mit einem Deal in der Tasche. Jedenfalls liess sich Burzaco in die USA überstellen, um dort ein umfassendes Geständnis abzulegen.
Das waren Bad news für einen hochrangigen Bär-Berater. Der Mann heisst Jorge Arzuaga und war erst wenige Jahre zuvor bei der „Nobelbank“ untergekommen.
Arzuaga war bekannt im Markt für seine engen Links zu einer ganz bestimmten Klientel: den grossen Fifa-Tieren.
Selbst ebenfalls aus Argentinien, brachte Berater Arzuaga seinen absoluten Spitzen-Fifa-Kunden Burzaco mit zur Bär.
Aber nicht nur ihn: Im Schlepptau des Fifa-„Affiliate“ eröffneten zwei von Burzacos Familienmitgliedern ebenfalls eine Beziehung bei der Bär-Bank, gleich wie einer seiner langjährigen Businesspartner.
Als neuer Bär-Kundenberater hatte Arzuaga seiner Bank aber noch mehr zu bieten. Er kannte nämlich einen zweiten hohen Kunden aus dem Fifa-Beziehungsgestrüpp. Auch diesen wollte er zur Bär bringen.
Als nun Bär-Mann Arzuaga erfuhr, dass sein tief verstrickter Fifa-Special-Kunde mit den USA kooperierte, kriegte er kalte Füsse.
Bei Bär war er dazumal bereits entlassen. Nun dislozierte er nach Buenos Aires. Von dort aus handelte er dann seinerseits einen Deal mit der US-Justiz aus.
Nach seiner Überstellung landete er kurz im Gefängnis. Danach packte er aus.
Und wie. Laut einer Quelle soll Arzuaga alles auf den Tisch legen, was er rund um Bär und Fifa wisse.
Für Bär ist das der Gau. Die Konstellation erinnert an den Anfang des US-Steuerkonflikts der UBS. Im Frühling 2008 war ein Topshot der Grossbank verhaftet worden, nachdem ein Ex-Berater ausgepackt hatte.
Danach hatten die USA die UBS im Würgegriff. 2009 fiel das Bankgeheimnis.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Höchste Zeit, einmal ein paar überflüssige Stäbler, sprich die sog. Kommunikationsprofis, über die Klinge springen zu lassen. Ein professionelles Krisenmanagement sieht anders aus.
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Abstreiten und Schönreden bis der Gegenbeweis vorliegt. Peinlich, peinlich liebe Pressefritzen von JB…
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Die Bär-Kommunikation in dieser unschönen Angelegenheit ist ein schlechter Witz, oder? SMS-Drohungen, unklare, sich widersprechende Aussagen von zwei Inhouse-Kommunikationsprofis, die sich so gegenseitig das Wasser abgraben. Unglaublich dilettantisch, aber eben Julius Bär.
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Das ist eine unkoordinierte, hemdsärmelige, nicht professionelle Kommunikation. Das lässt für mich eindeutig auf ein Führungsdefizit, des CEO, zurück schliessen und lässt für mich nichts Gutes erahnen. Mein Vertrauen in die Führungsriege der Julius Bär Bank, insbesondere auch nach den diversen negativ Berichten um Herr Collardi, ist geschwächt. Ich hoffe, der VR nimmt sich dieser Sache an, und tut was zu tun ist. Ich finde das ganz und gar nicht eine Lappalie über die man einfach mal kurz hinweg schauen kann.
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Sehe ich genauso. Besonders störend finde ich das unwürdige Kommunikationsverhalten der Bank.
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Wo willst Du denn hin, liebe Bär-Kundin. Zur Postfinance?
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@Le Saldeur
völlig falsche Frage; selbst die ironisch erwähnte Postfinance dürfte bald die bessere Variante sein.
Die Kundin hat doch Recht, das Vertrauen in diese Mannschaft ist doch sehr stark ramponiert.
ich erinnere mich mit Wehmut an die Alte Garde! -
Le Saldeur:
Wissen Sie, es gibt noch andere Institute und ich bin auch Kundin bei der Postfinance. Ich bin nicht im Bankengeschäft tätig, aber langjährig in der Internationalen Luxusgüter Industrie. Ich überlege mir meine Anlagen bei Julius Bär abziehen zu lassen. Ich bin hin und wieder auf dieser Plattform und ich bin immer wieder überrascht von der Überheblichkeit, Arroganz und Dummheit, Einzelner.
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Der Pressechef müsste für die Drohung per SMS und die Vernebelung achtkantig rausgeschmissen werden…..
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Swiss Private Banking at it’s best! Und da fragt man sich, warum unsere Nachbarländer (und viele weitere) über den Finanzplatz Schweiz die Nase rümpfen.. Wer die Antwort selber nicht findet, hat ein echtes Problem.
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erstaunt mich gar nichts mehr, alles verlogen und betrogen ! cheers
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Natürlich hat sich Bär wohl nicht ganz so toll verhalten. Aber wegen 16 FIFA-Konti (wo nicht mal bekannt ist, welchen Umfang die einzeln oder gesamthaft hatten oder haben) wird mit Sicherheit nicht die ganze Finanzwelt untergehen! Immerhin sind diese ja offenbar aufgrund unserer strikten GWG ans Licht gelangt. Möchte diesbezüglich nicht wissen, wieviel Hunderte oder Tausende andere Schwarzkonti irgendwo auf dieser Welt versteckt sind?
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Supermario. Sie verhalten sich wie beim sog. Bankgeheimnis nach
dem Motto „ich nicht Du auch“. Typisch unbelehrbare Einstellung. Ich
kanns nicht glauben. -
@“Supermario“
Genau diese unsagbare Naivität und Verniedlichung ist das Kalkül vieler gespaltener Persönlichkeiten.
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Bei „Supermario“ handelt es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um einen Finma-PR-Fuzzi, dem das Wasser auch am Hals steht. „Gell, Supermario.“
(Der Schreibstil kommt mir sehr bekannt vor.)
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da haben wir ihn ja wieder per Zufall über apple, den supermario, zufall!?
https://insideparadeplatz.ch/2016/05/20/die-snb-im-selbstzerstoerungsmodus/ -
Ein namensgleicher neoliberaler Dampfplauderi mit viel Meinung, aber wenigen Argumenten sucht seit Monaten 20 Minuten online heim.
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Ziemlich lachhaft; fehlt es an Argumenten bleibt eben nur noch die persönliche Schiene! Nur so nebenbei, das GWG mit dem Bankgeheimnis vermischen ist Selbstqualifizierung genug!
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Naja wir schicken momentan recht viel Geld aus Saldierungen an Uk-Töchter Amerikanischer Banken. Insofern hat sich das Dauerbombardement des Bankgeheimnisses also gelohnt, für EU und USA. Bravo, Eveline, gut gemacht
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16 Kontos ist nicht gleich 16 Funktionäre – Im Durchschnitt hat ein Kunde bei einer Schweizer privat bank mehr als 1 Konto…. Soviel für Bankwissen
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Jan Bielinski oder noch ist Polen nicht verloren! Aber bald…
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Das erstaunt mich nicht. Unsere Banken sind doch durch und durch korrupt, dazu gehören, vertuschen, lügen, drohen, Fakten leugnen und abtauchen. Eigentlich sollten die Banken von der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Rechenschaft gezogen werden weil sie den Ruf der Schweiz permanent und nachhaltig schädigen! LH hatte für seine Aufklärungsarbeit einen Preis verdient. Der Name Julius Bär ist Synonym für ein widerwärtiges und arrogantes Management, nicht nur bei Bankgeschäften auch im privaten und Strassenverkehr!
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Au weh!
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Entweder Information Salamitaktik (bei Hildebrand ziemlich in den Hosen geganggen) oder die Bänkers wissen nicht was in ihren Laden läuft.
Weiss nicht was schlimmer ist…. -
Ich bin zuversichtlich, dass die BA auch die „night trading“-Umsätze des Münchner ex-Fussballers analysiert, mit denen Gelder verschoben wurden. Irgendwie mussten die Boni von Kattner, Platini & Co ja finanziert werden.
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Die Annahme und Verwaltung der inkriminierten Gelder ist eine grobe Verletzung der Sorgfaltspflicht gemäss Geldwäschereigesetz.
Falls sich herausstellt, dass die Bank bei der Verschleierung dieser Gelder behilflich war mittels Offshore-Konstrukten und Einsatz von Gesellschaften für Dreiecksgeschäfte, dann sehen die Bankjuristen alt aus. -
Nichts aus der Vergangenheit gelernt, lieber Boris?
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Also doch. Umso erstaunlicher, dass kritischen Journis, in diesem Fall LH, juristische Konsequenzen angedroht werden. Dümmer geht’s nimmer. Auch dass sich die Bär-Kommunikation nicht abspricht und mit unterschiedliche Erklärungen versucht, abzulenken, finde ich unprofessionell. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Die PR-Fuzzies von Bär sind sich offenbar für nichts zu Schade. Sehr bedenklich.
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Gilt auch fuer eine andere zürcher Fussballbank, um die sich das OLG München bzw Rosenheim kümmert, statt die Finma …
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Der Name dieses Pessesprecher sagt schon
vieles aus as mam wissen muss. -
Ob 2, 4, 12 oder 16 ist mir eigentlich egal. Viel lieber wüsste ich die Euromillions Lottozahlen von heute Abend.
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Schon bei den US-Kunden war die edle Privatbank am Haken. Irgendwie schaffte sie’s dann glimpflich davonzukommen.
Gut möglich, dass der Boni wegen nun das neue Geschäftsmodell gröbere Verletzung beinhaltet.
Und wer BSI sagte, sollte auch B sagen!
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Was LH heute, stellte bereits vor rund 2000 Jahren Seneca fest:
«Admoneri bonus gaudet, pessimus quisque rectorem aperrime patitur!»
(Der Gute freut sich, ermahnt zu werden, gerade die Schlechtesten ertragen den, der sie belehrt, nur sehr schwer!)
Schon bei den US-Kunden war die edle Privatbank am Haken. Irgendwie schaffte sie's dann glimpflich davonzukommen. Gut möglich, dass der…
Entweder Information Salamitaktik (bei Hildebrand ziemlich in den Hosen geganggen) oder die Bänkers wissen nicht was in ihren Laden läuft.…
Abstreiten und Schönreden bis der Gegenbeweis vorliegt. Peinlich, peinlich liebe Pressefritzen von JB...