Antonio Palma schwitzt. Der Chef der noblen Mirabaud-Bank mit Sitz in Genf steht vor seinem grössten Stresstest.
Er passiert ausgerechnet in Madrid, der Hauptstadt von Palmas Heimat. Die spanische Polizei Guardia Civil fuhr laut der Zeitung El Confidencial am Mittwoch vor dem Mirabaud-Ableger vor und beschlagnahmte Material.
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Es geht um Geldwäscherei im grossen Stil. Die Spanier ermitteln mit den Daten von Hervé Falciani, dem Ex-HSBC-Schweiz-Informatiker, der tonnenweise Daten gestohlen und verteilt hat.
Im Fall von Mirabaud haben es die Spanier auf einen Vermögensverwalter namens Venture Finanzas abgesehen. Dieser landete vor 7 Jahren im Hafen der Mirabaud.
Die Genfer erwarben damals den kleinen Broker mit seinen reichen Kunden. Es war der Türöffner zum spanischen Markt. Aus der Venture Finanzas wurde die Mirabaud Madrid.
Die Akquisition ging auf eine persönliche Nähe von Mirabaud-CEO Palma und einem der Partner der Venture Finanzas zurück.
Dieser heisst Alejandro Perez Calzada. Er und der Schweizer Privatebanker waren nicht nur alte Freunde. Sondern die beiden verband auch ein teures Hobby. Sie lieben das Segeln.
Der neue Mirabaud-Ableger in Spanien bescherte in der Zentrale in Genf keine grosse Freude. Die Niederlassung unter Führung von Segler-Freund Calzada brachte es nie richtig auf einen grünen Zweig, die meisten Jahre blieben negativ.
Mirabaud-CEO Palma konnte das nichts anhaben. Der einstige Revisor der Mirabaud von der PWC hielt sich nicht nur an der Spitze der Genfer Bank, sondern er wurde sogar Partner, also Mitbesitzer.
Ein steiler Aufstieg, was das Renommée und vor allem das Geld angeht.
Nun drohen Palma schwere Zeiten. Es stellt sich die Frage, wie gut er die Venture Finanzas seines Intimus unter die Lupe genommen hatte, als er sie für seine Mirabaud erworben hatte.
Unter Palmas Leitung wurde die Crew der Venture, die sodann unter Mirabaud Madrid segelte, einmal mehr oder weniger komplett ausgewechselt.
Nicht, weil Palma den Verdacht hatte, dass unschöne Machenschaften getätigt worden seien. Sondern, weil die Bank zu wenig Geld verdiente.
Was Palma aber offensichtlich nicht genau genug anschaute, waren die möglichen Machenschaften seines Freunds.
Der steckt zusammen mit einem Partner mitten im Skandal um reiche Spanier-Kunden, die ihr Geld bei der HSBC in Genf hatten. Genauer: Ihr Schwarzgeld lag dort.
Dieser Calzada, der Freund des Mirabaud-Chefs also, betreute die Kunden und lagerte ihr Vermögen zum Teil bei der englisch-asiatischen Grossbank.
Als dann die Affäre Falciani Kreise zog, wurde es für Calzada und seine vermögende, aber lichtscheue Klientel heiss.
Mit der Razzia bei der Mirabaud Madrid verstärken die spanischen Ermittler den Druck. Ein Sprecher der Schweizer Privatbank sagte gegenüber spanischen Medien, man kooperiere mit den Behörden.
Eine zweite Bank, die spanische Sabadell, wurde am Mittwoch von der Guardia Civil gestürmt.
Pikant übrigens, dass Calzadas Gattin ausgerechnet die Chefin der Nationalen Betrugsbekämpfungsbehörde (ONIF) ist. Die Guardia Civil hat auch sie an ihrem Wohnsitz aufgesucht. Die Affäre Falciani zieht weite Kreise…