Auf Wikipedia lernen wir, dass der sogenannte VIX, der die Volatität des S&P 500 Index der USA misst, auch „Angstbarometer“ genannt wird. Ist der VIX hoch, haben Investoren Angst, ist er niedrig, haben sie keine Angst.
Über die letzten Monate war der VIX so niedrig wie noch nie. Also keine Angst mehr im Markt. Ist das positiv zu sehen, oder eher ein Warnsignal?
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Wikipedia schreibt: „Zwischen VIX und S&P 500 liegt eine gegenläufige Korrelation vor. Steigt die Volatilität des VIX an, dann fällt in der Regel der S&P 500. Fällt die Volatilität des VIX, dann steigt der S&P 500“. Das heisst im Umkehrschluss: Kann der VIX nicht mehr weiter fallen, steigt er und der S&P 500 fällt.
Um einen Eindruck zu bekommen, wie tief das Level des Volatilitätsindex derzeit ist, kann man sich das Chart der letzten 10 Jahre VIX auf Google Finance ansehen. Die „Hochs“ werden immer niedriger, und die „Tiefs“ werden auch immer niedriger. Es sieht aus, wie wenn sich hier „eine Feder spannt“. Wie lange kann das noch weitergehen?
Die „Volatilitäts-Feder“ spannt sich.
Noch eindrücklicher ist es, sich die Daten in Tabellenform anzusehen und neu zu ordnen. Von den letzten 251 Tagen, an denen der US-Markt offen war und der VIX gehandelt wurde, waren die 30 tiefsten Schlusskurse alle in den letzten 3 Monaten (Mitte April bis Mitte Juli 2017). Von den 10 tiefsten Schlussständen des VIX seit 2003 (Datenquelle: CBOE Historical Data) waren 8 von Mai, Juni und Juli 2017.
Volatilitätsindex VIX: Die Schlusskurse der letzten 3 Monate sind extrem tief.
Am letzten Freitag, 14. Juli, schloss der VIX bei 9.51. So tief, wie seit 24 Jahren nicht mehr. Da die Berechnung aber erst seit 24 Jahren durchgeführt wird (1993) und sie sich die ersten 10 Jahre noch auf den damals nur aus 100 Firmen bestehenden S&P 100 Index bezog, kann man eigentlich sagen, dass der VIX letzten Freitag auf seinem Rekordtiefstand war. Gleichzeitig sind die weltweiten Aktienmärkte auf Rekordhoch.
Auch Donald Trumpf feiert (sich?) deswegen. Im Wahlkampf hatte er noch gesagt, dass die Märkte in einer „Big fat ugly bubble“ sind. Jetzt plötzlich nicht mehr? Vielleicht ist es keine gute Idee, so zu tun, als seien die Finanzmärkte eine Reaktion auf seine politischen Entscheide, denn falls die Märkte dann fallen, wäre Präsident Trump der perfekte Sündenbock.
Zwei Tweets des amerikanischen Präsidenten Donald Trump vom 15. Juli 2017.
Zurück zum VIX: Sind diese rekordtiefen Stände im Volatilitätsindex gerechtfertigt? Oder wäre es nicht besser, dies alles als ganz starkes konträres Signal anzusehen und sich schön langsam von der Börsen-Party zu verabschieden? Auch Ende 2006 und Anfang 2007 gab es eine Reihe von sehr tiefen Schlusskursen im VIX. Und dann kam Bear Stearns. Der Rest ist Geschichte.
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Schaut man sich genauer auf der jetzigen Party um, fällt auf, dass auch die Zufuhr von „Alkohol“ langsam weniger (weniger Quantitative Easing der EZB) und schon vom Aufräumen gesprochen wird (FED-Gerede von „Normalisierung“). Der beste Kollege, der vorhin noch wild getanzt hat, ist auch nicht mehr aufzufinden. (Institutionelle Investoren kaufen kaum noch in den Aktienmarkt ein.)
Die Mehrzahl der Partygäste ist voll bis oben hin betankt mit Sangria (Haushaltsverschuldung, Auto-Schulden, Studentenschulden, Hypotheken), wer soll denn jetzt noch saufen? Im Eck liegen ein paar Leichen herum, die sich völlig übernommen haben (Italienische Banken). Star-Djs kommen nun keine mehr. Was ist denn von dieser After-Party überhaupt noch zu erwarten?
Rational müsste man sich jetzt denken: Die Ausgänge sind noch nicht verstopft, es gibt noch Taxis. Jetzt ist ein super Zeitpunkt heimzugehen. Man soll ja immer heimgehen, wenn’s am schönsten ist. Let’s go.
Twitter: @bearsadvocate
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Die beliebtesten Kommentare
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Zinsrally, Crash und Deflation: Das Ende vom Auge des Hurrikanes ist nahe
http://www.iknews.de/2017/07/19/zinsrally-crash-und-deflation-das-ende-vom-auge-des-hurrikanes-ist-nahe/ -
@Kurt Wehrli, kann ich leider nur bestätigen. Börse ist nur noch Casino. Bei uns in der Zurich insurance, was da los ist, ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht jeden Tag erleben würde.
Die Teppichetage ist gefühlt seit 2014, „Unternehmen Dragen fly,“ non stop am Entlassungswellen branden lassen. Grad ist (erneut) das HR durch, nun trifft es (erneut) das Finance. Dann geht es weiter. Die Abteilungen haben dann wieder ein Jahr Ruhe. Roten Faden, den sind wir alle vergeblich am suchen. Der Weg ist das Ziel! Bonus und Aktienkurs sei dank. Es wird outgesourct, koste es was es wolle! Zur Freude der Teppichetage und Heuschrecken. Der innere Wert einer Zurich Aktie würde ich persönlich auf max. 20 CHF schätzen. Der Rest ist heisse Luft und dicke Eier. Qualität, Seriosität oder Kunde zuerst suche nicht nur ich vergeblich. Grad heute wurde ich, von einem nicht Schweizer Mitarbeitenden gefragt, ob ich bei einem evtl. Streik mitmachen würde. Die können alle nicht verstehen, wieso die Schweizer sich diesen, darf ich es als Wahnsinn bezeichnen, gefallen lassen. Ich kann sie verstehen. Die träumen alle langsam wieder von Deutschland und England.
Die Teppichetage ist meiner Meinung nach völlig abgehoben und hat aus reiner Gier jeden Bezug zur Realität verloren. Verantwortungsbewusstsein oder mittelfristiges Denken, Fehlanzeige. Ich habe gehört, teilweise aus erster Hand, alle Mitarbeitenden unter 50 sind auf Jobsuche und die anderen zählen die Monate bis zur Pension. Das erlebe ich auch in meiner Abteilung. Wie beschämend für uns alle und die Unternehmung ist das.
In Polen hat die Teppichetage grad noch mehr Immobilien gemietet, Die riesige Zurich Zentrale ist schon voll und Krakau feiert Weihnachten. Dass die Personalkosten durch die Decke schiessen (viel mehr Mitarbeitende bei stetig steigenden Personalkosten), man will nur den Aktienkurs pflegen, nicht die Unternehmung. In Bratislava und Barcelona klappt es nicht mit der Rekrutierung. Genau so wenig wie in Bukarest. Mein Tipp; Bukarest wird trotzdem die letzte Destination vor Asien sein. Für viele Abteilungen von vielen Unternehmungen mit Heuschrecken und McKinsey als Tackt Geber.
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Börse und Realwirtschaft: Gibt es einen Zusammenhang?
NEIN, nicht mehr.
Mr. President scheint noch in den 70er Jahren zu leben und zu denken.
Nicht nur er.
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In den vergangenen Jahren…
– sind in den USA und Deutschland die Aktienkurse schneller gestiegen als die Unternehmensgewinne. Die Dividenden werden regelmäßig erhöht. In den USA umfangreiche Kultur des financial engineering, z. B. Aktienrückkäufe, Leveraging, überteuerte Übernahmen und fremdfinanzierte Dividenden.
– sinken vielfach die Unternehmensgewinne in Großbritannien, obwohl die Aktienkurse oft gleich bleiben bzw. steigen wodurch die Bewertung steigt. Trotzdem werden die Dividenden weiter erhöht, so daß zum Teil der komplette Jahresgewinn und mehr ausgeschüttet wird. Zudem sind alle originär britischen Banken ertragschwach und unterkapitalisiert.
– sind in Japan die Gewinne vielfach schneller gestiegen als die Aktienkurse, so daß diverse Firmen ausgehend von Verlustsituationen oder dreistelligen KGV´s heute einstellige KGV´s aufweisen und mit den hohen Gewinnen ihr Eigenkapital deutlich verstärken. Die Banken verdienen durchwegs gut, sind niedrig bewertet und verstärken aus 2/3 der einbehaltenen Gewinne laufend ihr Eigenkapital. Das ausgeschüttete Drittel ergibt eine Dividendenrendite um 4%.
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Man darf die Politik nicht vergessen. Frau Yellen weiss, dass ihre Tage im Amt gezählt sind. Warum also nicht dem ungeliebten Donald Trump noch eins reinbremsen und mit Zinserhöhungen die Börse zum Absturz bringen? Genügend „rationale“ Gründe hätte sie dafür. Nach den Statistiken brummt die Wirtschaft und die Verschuldung der Konsumenten steigt. Wie es in der Realwelt aussieht spielt keine Rolle. Wenn es denn knallt wird sicher etwas davon am Präsidenten hängen bleiben.
Ich jedenfalls werde mich hüten gegen die FED zu wetten.
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1. ein wertvoller Beitrag bei Inside Paradeplatz! Grossen Dank.
2. Nach dieser erfolgten Warnung werden uns wieder hunderte von Personalien, Schiffbrüchen bei Banken und Bankstern erreichen.Was in den letzten 2 – 3 Monaten an den Börsen abging ist eine typische Uebertreibung , die letzte Phase der Hausse.
Die Argumente gehen sogar den Bullen aus. Mit dem “ Hurrah-Sieg“ des Gauklers Trump wären im Dow 2000 und mehr Punkte Korrektur schon im November 2016 naheliegend gewesen. Statt dessen wurden daraus sieben Monate lang: Neue Höchstkurse.Der vermeintliche Domino-Effekt ist längstens am Einlaufen. Es schaut aus als ob gewisse Kreise dieses Ereignis noch Tage und Stunden hinauszögern, bis ihre Positionen stimmen?
„Vor dem Nix steigt der Vix“
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Let’s go, aber wohin?
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„Let’s go, aber wohin?“
Wohin man halt nach einer verrückten Party geht: Nach Hause, Rausch ausschlafen, ausnüchtern und versuchen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Auf die Finanzwelt übertragen könnte das heissen: Einen Schritt zurücknehmen und überlegen, ob man nicht zu „gierig“ geworden ist? Vielleicht macht es Sinn, nicht mehr zu stark den Renditen hinterherzujagen, sondern mit einem Teil des verfügbaren Vermögens auf Erhalt der Substanz zu setzen („return of the money“ statt „return on the money“). Gewinne mitnehmen, in Cash (auf der Bank aber auch physisch) parken, Gold & Silber kaufen, Sachwerte kaufen wenn möglich. All das gilt für die, die viel Geld haben.
Aber auch diejenigen unter uns, die nicht UHNW sind (die meisten?) und diese „Probleme“ nicht haben, können sich recht günstig gegen ein „schlimmes Ende der Party“ versichern. Mit einer kleinen Gold-Vreneli Münze oder einer Rolle Silbermünzen. 20 Wiener Philharmoniker Silbermünzen sind derzeit für ca. 415 CHF zu haben!
Unbeeinflussbare oder wenig beeinflussbare Exposition gegenüber den Finanzmärkten hat man in der Schweiz weiterhin genügend, ob man es will, oder nicht:
Über z.B. 2. Säule, Pensionskassen, Schweizer Immobilien, Schweizer Banken, Schweizer Versicherungen oder die SNB… -
@ Bear’s Advocate: Sie müssen wohl ein Lobbyist von Philharmoniker Silbermünzen sein? Schon mal daran gedacht, dass bei 20 Stück ein Spread zwischen An- und Verkaufspreis von etwa 20% besteht und des weiteren 8% MWST bezahlt werden müssen? Ergo wird ein Kursanstieg von 30% benötigt um Breakeven zu erreichen.
Wenn schon Silber, dann definitiv nicht in Form von Philharmoniker!
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unabhängige Kenner weisen schon seit Jahren darauf hin, dass einzig die Notenbanken mit ihrer unglaublichen Erhöhung der Geldmenge und Kaufnachfragen nach Obligationen und Aktien die Märkte stützen.
Man muss sich bewusst sein, dass grosse Crashes nie zufällig geschehen.
Und dass in grossen Crashes die grösste Vermögensumverteilungen erfolgen.Es geht nicht darum wie es der Wirtschaft geht oder um Inflation, Charttechnik steht etc.
Die Frage ist, wann die Grosseigentümer dafür bereit sind.
Da gibt es normalerweise zwei Seiten. Einerseits, dass sie ihre eigenen Mittel korrekt alloziert haben und andererseits, dass die einzelnen Staaten/EU die nötigen Prozesse und Gesetze vorbereitet haben.Beides scheint langsam komplett zu sein…
Jedoch ist es dieses mal zusammen mit dem Ende des nun überlangen Kreditlebenszyklus.
Es steht eine grosse Währungsreform / Umschuldung der Staatskonstrukte an.Ich denke für nach den Crash wollen sie die globale Kryptowährung bereit haben. Die sehe ich aber noch nicht.
Wobei man einige Zeit Chaos gebrauchen kann um eine neue Ordnung zu schaffen.Von da her: wir wissen nicht wann es sein wird.
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Wie es sich an Japan während der letzten 28 Jahre gezeigt hat, führt selbst das Platzen von gigantischen Vermögenspreisblasen und ein deswegen ruiniertes Bankensystem nicht unmittelbar in den Abgrund:
https://www.fuw.ch/article/die-aktien-und-immobilienblase-in-japan/
Selbst die Weltwirtschaftskrise von 1929 war knapp 3 Jahre später beendet:
https://www.fuw.ch/article/bobl/
Danach winkten satte Übergewinne demjenigen, der flüssig geblieben war:
http://www.boerse.de/historische-kurse/Dow-Jones/US2605661048
Wird dieses mal auch nicht anders sein, zumal die Risiken relativ gesehen zu 1929 heute geringer sind sowie die Bereitschaft der Staaten, die negativen Folgen aus der Verwirklichung dieser Risiken gemeinsam abzufedern, wenn sie sich verwirklichen.
Zudem besteht während des Abschwungs die Möglichkeit, short bzw. durch Leerverkauf von der richtig erkannten Entwicklung zu profitieren.
Kryptowährungen sind heute eher Spekulationsgut als Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel. M. E. ein ähnlicher Hype wie seltene Erden vor 6 Jahren.
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Kryptowährung, Herr Keller?
Glauben Sie im Ernst dass sich die USA das Privileg der Weltreservewährung nehmen lassen? Diese Lizenz zum Gelddrucken werden Sie mit allen Mitteln verteidigen. Und Bitcoin und Co sind schnell als „Hackergeld“ oder „Terrorfinanzierung“ verteufelt.
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Aus historischer Sichtweise kann man den VIX eher als Einstiegsindikator begreifen, wenn er Werte von 40 und mehr erreicht:
Die amerikanischen Wertpapierkredite (Nyse Margin Debt) sind bereits ab Mitte 2007 deutlich gesunken, als einzelne Hedgefonds und Hypothekenvermittler insolvent wurden, was am VIX nicht abzulesen war:
http://www.nyxdata.com/nysedata/asp/factbook/viewer_edition.asp?mode=table&key=3153&category=8
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Man hat nur Angst,
wenn man mit sich selber
nicht einig ist.Hermann Hesse
* 2. Juli 1877 † 9. August 1962 -
Da muss ich (leider) dem „Bären“ für einmal vollkommen zustimmen.
„Die Mehrzahl der Partygäste ist voll bis oben hin betankt mit Sangria (Haushaltsverschuldung, Auto-Schulden, Studentenschulden, Hypotheken)“
Da hat der liebe Bear nur noch die ziemlich breit gestreuten Short-Options-Strategien vergessen, welche dann in der Folge ebenfalls für ziemlich Unruhe beim panikartigen Rückkauf sorgen.
1. ein wertvoller Beitrag bei Inside Paradeplatz! Grossen Dank. 2. Nach dieser erfolgten Warnung werden uns wieder hunderte von Personalien,…
Börse und Realwirtschaft: Gibt es einen Zusammenhang? NEIN, nicht mehr. http://www.mathias-binswanger.ch/index.php/bilanzmenu/40-boerse-und-realwirtschaft-gibt-es-einen-zusammenhang Mr. President scheint noch in den 70er Jahren zu…
@Kurt Wehrli, kann ich leider nur bestätigen. Börse ist nur noch Casino. Bei uns in der Zurich insurance, was da…