Im Zusammenhang mit meinem letzten Artikel „Abgesang auf den Dollar“ thematisierte Leser Klaus Marte in seinem Kommentar das „stupid German money“.
Sein Gedankenanstoss geht in die Richtung, dass die mässigen Auslanderträge und unklugen Investitionen der Deutschen deren gigantische Leistungsbilanzüberschüsse reduzieren und sich so das amerikanische Defizit erholen könnte.
In der Tat machen sich die Angelsachsen seit Jahren über das „dumme deutsche Geld“ lustig.
Es ist diese eigenartige Kombination aus Sarkasmus und ernsthaftem Hintergrund, wie sie John Cleese in Fawlty Towers und seinem Gag über die Deutschen mit „don’t mention the war“ auf den Punkt bringt.
Es gibt eine Vielzahl an Studien, die belegen, dass die Deutschen trotz ihres gigantischen Leistungsbilanzüberschusses eine im Ländervergleich krass unterdurchschnittliche Rendite auf ihren Auslandanlagen erwirtschaften.
Macht der wirtschaftliche Erfolg träge? Sind sie einfach risikoscheu? Oder entspricht dieses Resultat der deutschen Seele?
Die letzte mir bekannte Untersuchung stammt von Kieler Institut für Weltwirtschaft („Exportweltmeister: The Low Returns on Germany’s Capital Exports“), veröffentlicht am 4. Juli 2019.
Die Wissenschaftler wiesen nach, dass die Germanen im Zeitraum von 1975 bis 2017 lediglich eine Rendite von 5% pro Jahr erwirtschafteten, während die Amerikaner mit 10.6% mehr als das Doppelte erzielten.
Das noch schlechtere Resultat von 3.7% p.a. im Zeitraum von 2009 bis 2017 mit einem für Deutschland eigentlich zu günstigen Euro beweist, dass es keinen wechselkursbedingten Zusammenhang geben kann.
Es scheint ein deutsches Phänomen zu sein, denn auch die Spanier, Italiener, Norweger, Schweden und Kanadier erzielten von 1975 bis 2017 jährliche Renditen von 8 bis 9%.
Ob sich das von Klaus Marte erwähnte Beispiel der Übernahme von Monsanto durch Bayer als „stupid Germany money“ entpuppen wird, bleibt abzuwarten, aber selbst wenn: Solche Investitionen werden kaum reichen, um den deutschen Leistungsbilanzüberschuss genug zu reduzieren.
Die aktuellsten Zahlen deuten darauf hin, dass 2019 durch Nettoabflüsse wieder für umgerechnet 280 Milliarden Dollar Kapital ins Ausland geschickt wurde. Dies ist immer noch weit vor Japan und China mit je rund 180 Milliarden Dollar.
Und die USA werden am anderen Ende der Skala wohl auf ein Defizit von etwa 500 Milliarden Dollar kommen. Ob dieses massive Ungleichgewicht noch lange tragbar ist, kann jeder für sich entscheiden. Ich denke eher nicht.
Ohne sarkastisch zu werden: Man muss doch zufrieden sein, dass die Deutschen solch schlechte Anleger sind. Man stelle sich die internationale Aufruhr vor, wenn sie auf ihren Rekordüberschüssen auch noch Rekordrenditen erzielen würden.
Ze Germans haben mittlerweile ein Auslandvermögen von 9 Billionen Euro angehäuft. Oder um ein deutsche Klischee zu bedienen: gebunkert.
Intuitiv erscheint es unlogisch, dass die Teutonen als Exportweltmeister gleichzeitig derart suboptimale Erträge auf den Auslandanlagen erzielen.
Nun ja, die Deutschen, das Land der Dichter und Denker – und „Henker“, wie Leser „Späher“ in seinem Kommentar zu Isabel Villalons Artikel zum verlorenen Jahrzehnt Europas etwas maliziös hinzufügt – sind möglicherweise mehr geprägt von ihren Philosophen als man denkt.
Der Einfluss von Friedrich Nietzsche und der „Umwertung aller Werte“ sollte man nicht unterschätzen. Der Hang des Deutschen zum Nihilismus und dem „Wertloswerden der Werte“ kann für den Rest der Welt eigentlich nur ein Segen sein.
Aber ernsthaft: Ist es nicht doch logisch, dass eine Nation, die zu viel produziert und zu wenig konsumiert – ja regelrecht zum Sparzwang neigt –, sich bei Anlagen ebenso verhält und auf der sehr vorsichtigen Seite bleibt?
Die Gegenbestätigung zu dieser These erfolgt durch die Amerikaner, die mit ihrem riesigen Leistungsbilanzdefizit hart am Wind segeln, dafür mit den Auslandanlagen die besten Renditen erzielen. So gleicht es sich zumindest hier aus.
Letztendlich relevant ist aber, dass Deutschland nur ein Teil Europas darstellt, und da sehen die Verhältnisse nicht so aus, wie Donald Trump behauptet.
Die USA haben zwar sowohl mit der EU-27 als auch den Ländern der Euro-Zone ein massives Defizit beim Güterhandel, im Durchschnitt von etwa 150 beziehungsweise 140 Milliarden Dollar pro Jahr.
Dafür erzielen sie aber einen Überschuss bei den Dienstleistungen (50 respektive 40 Milliarden Dollar) und vor allem eben riesige Nettoerträge aus den Direkt- und Portfolioinvestitionen (100 beziehungsweise 80 Milliarden Dollar).
Die Leistungsbilanz mit der EU und der Eurozone ist somit mehr oder weniger ausgeglichen. Es gibt keinen Grund für The Donald, sich diesbezüglich aufzuregen.
Was ist eigentlich genau Trumps Problem? Die Amerikaner produzieren ja kaum etwas Vernünftiges, das sich im grossen Stil exportieren lässt, dafür erhalten sie von Europäern, die für sie arbeiten, schöne Renditen auf ihre Investitionen.
Anstatt auf einzelnen Komponenten wie dem Güterhandel herumzureiten, die ihm gerade in den Kram passen, würde Trump gescheiter sein lotterig gewordenes Haus in Ordnung bringen. Knock-knock.
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Die beliebtesten Kommentare
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Jedes Kind ist gewissermaßen ein Genie
und jedes Genie gewissermaßen ein Kind.Arthur Schopenhauer
* 22. Februar 1788 † 21. September 1860 -
Ich wünsche mir eine ausführlichere Darstellung der verschiedenen Bilanzen …
Zahlungsbilanz = Kapitalverkehrs- plus Leistungsbilanz
Leistungsbilanz = Handels- plus Dienstleistungsbilanz… und den Ausgleich dieser Bilanzen zwischen den Ländern aufgrund der Wechselkursveränderungen.
Meine Hypothese: Deutsche und Schweizer arbeiten viel, Amerikaner konsumieren eher?
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Sehr geehrter Herr Mettler
In welcher Währung wurden die Renditen für die einzelnen Länder angegeben?
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in Prozent „%“
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bin erstaunt das wir in Schweizer medien immer mehr Artikel findne die sich auf Deutschland beziehen, wie kommt das…
z.b. beim tagi ist klar copy paste aus der sz.. (was ich sehr bedenklich finde)aber fundierte Analysen zu Entwicklungen die spezifisch die schweiz betreffen finden sich immer weniger.. wohl an… tolle entwicklung-
Könnte auch daran lieben, dass unsere liebe SChweiz an nur wenigen europaweiten Datenerhebungen teilnimmt. Die Datenlage für D und EU ist einfach besser, was bei vielen Journis mit Hang zum recherchieren lassen zu Artikeln über den nordlichen nachbarn führt.
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Das dient dem eigenen Wohlbefinden. Irgendwie müssen „die“ Schweizer ja ihre Minderwertigkeitskomplexe ausgleichen
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Also sprach Zarathustra…….und ja, die Maxime von F. Nietzsche ist bekanntlich „Amor Fati“ und treffender könnte es für die „Germanen“ nicht sein
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Bitte nicht vergessen, die Verluste mit AAA Subprime Anleihen haben D fast 1 Bio. $ gekostet.
Was „Land der Henker“ hier zu suchen hat, weiß ich nicht. Persönliche Animositäten machen die Analyse schwerer, besonders aus Sicht eines Investors.-
Richtig. Sagt viel über den Investor und dessen Professionalisierunsgrad aus, nicht wahr?
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@Jürg Mettler
Ein Dilemma führt immer zu einem Chaos, egal ob man den falschen Weg weitergeht, umkehrt oder auf der Stelle verharrt.
Herzliche Grüsse
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Eine Nation welche so stark vom Export abhängig ist, bzw in der Vergangenheit war ist per Definition viel mehr dem Geschäftszyklus unterworfen. Dass Deutsche Sparer in Pfandbriefe investieren, welche in Rezensionen outpreformen, ist daher eine gute Diversifikation bzw Anlageentscheidung. Wie auch bei den meisten Ölstaaten ist die Investition in den USD und US Staatsanleihen nicht nur der Größe des Marktes geschuldet oder der Faulheit der Investoren sondern, wie schon seit 2008 zu beobachten, ein guter Hedge welcher performed wenn die Weltwirtschaft mal nicht so rund läuft.
Ein aggressive Investitionsform Deutscher Sparer oder Unternehmer würde wohl zu mehr Bankrotten führen, welches nicht im Sinne der Deutschen Wirtschaft wäre. Es ist also alles OK in good old Germany.Zu dem Amerikanern lässt sich sagen, dass man sicher mehr Risiko auf sich nehmen kann, wenn man schon seit fast hundert Jahren als ‚Weltpolizist‘ bekannt ist und nicht für seine zimperlichkeit in der Wahrung seiner Interessen.
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Interessante Ausführungen die wenigstens eine kleine Teilübersicht zum ,,Gesamt-Kuchen,, liefert.
Ob da noch jemend den Globalen Gesamtüberlick hat?
Das kann man guten Gewissens mit faktisch Null=KEINER, einordnen, irgendwie läuft das Ding und keiner weiss
so recht, warum es noch läuft. -
Man muss nicht nur die Deutschen erwähnen, welche Schweizer Direkt-Investitionen haben sich dort gelohnt? Eigentlich nur die Basler Chemie und Nestle! UBS war ein Desaster und die CS etwas weniger, die ganzen Investitionen der Finanzbranche mit Ausnahme der Schweizer Rück in früheren Jahren waren ein Desaster, sogar bei der Zürich, die jahrzehntelang in den USA heimisch war. Gleiches gilt für die Industrie, wo viele von groß (ABB!) bis klein so investierten, dass es beinahe oder ganz zum Untergang der Schweizer Unternehmung führte.
Was die Deutschen betrifft, scheint die Autozubehör-Industrie gewissen Erfolg zu haben, wie zum Beispiel ZF Friedrichshafen mit TRW. Mercedes wenigsten mit den Lastwagen.
Die US-Schrott-Industrie ist gewaltig und jeder kann dort sein sauer verdientest Geld verspielen, dafür erhält er dann das geheiligte und himmlische US Manager-Leben.
Was die US-Direktinvestitionen im Ausland betrifft, betteln die europäischen Banken auf den Knien vor den Super-Manager aus den USA, diese zu finanzieren. Geht es schief, kostet dies die Amerikaner nichts. -
Sehr geehrter Herr Mettler
Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Ich halte den Bayer Fall – und nicht nur diesen – für einen Akt, der mit viel fragwürdiger Energie von Herrn Baumann und etlichen anderen durchgeführt wurde.
Es ist nicht denkbar, dass in einer seriösen Due Diligence die Anzahl tausender Gerichtsfälle von Glyphosat-Opfern nicht bekannt geworden wäre.
Auch ist es nicht denkbar, dass es ein Zufall ist, dass kurz nach dem Kauf, die ersten Gerichtsfälle in Milliardenhöhe gegen Monsanto entschieden wurden.
Freundliche Grüsse, Klaus Marte
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Mein Originalkommentar hatte eine deutliche schärfere Wortwahl zu diesem Thema.
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Unseriös. Stammtisch Überlegungen eines ehemaligen Devisenmitarbeiters der aus unerfindlichen Gründen eine Trump Neurose hat. Diese sollte er im Familienkreis kurieren und nicht auf IS.
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Glaubt der Autor wirklich Trump sei auf seine unqualifizierten Ratschläge angewiesen. Devisenhändler überschätzen sich meist, wie der Artikel deutlich zeigt.
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http://www.immoschaden.de/index.htm?/links.shtm
_https://www.automobile-gath.de/young-oldtimer/xj6-xj12-serie-1-3/
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https://www.ariva.de/US912810EF13
http://daneben.blogsport.de/images/Schwarzbuch_Fundus.pdf
https://www.amazon.de/Berlin-Brandenburger-Exklusives-Angebot-Deutschland/dp/B001SNUJKO
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„Die Amerikaner produzieren ja kaum etwas Vernünftiges, das sich im grossen Stil exportieren lässt“
https://www.tagesschau.de/ausland/sipri-waffenexporte-101.html
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@ ⚔⚔⚔ Erst schießen dann fragen…..
das ist schon ein wenig richtig gesagt……
Das was sie früher produzierten, kommt heute nahezu alles aus China.
Trump will genau da den Rückwärtsgang einschalten, denn es gibt in den USA genug Menschen die auch eine Arbeit brauchen können.Naturgemäss bleiben Dinge wie Rüstungsgüter in Inland, denn da vom Ausland abhängig zu werden wäre Existenzgefährdend.
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Wenigstens haben sie Subprime-Papiere und anderen “Derivatemist“ produziert, und die dümmlichen Europäer und Schweizer fallen drauf rein.
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Und nicht zu vergessen: Die Deutschen haben die dümmsten Bänker Europas (KfW/HRE/Lehman).
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@ Rückbauer….neben den Schweizer Bankern ja….., und dann noch die dümmlichsten Steuerbürger bei denen man versucht den Dreck abzuladen. Und dazu noch die dümmsten Politiker/-.innen, welche tatkräftig mithelfen, dass dies so geschieht.
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Also meines Wissen versaufen die Handelsbilanzüberschüsse schlussendlich in den Targetsalden, und diese sind dankt Marktmanipulqtion der EZB halt mies verzinst, schliesslich steht ja immer noch die EZB als Kapitalgeber bei Fuss….zu Top Konditionen, wieso sollten Griechenland, Italien oder Spanien also Marktgerecht die Targets verzinsen, wenn es auch günstiger geht….
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In ihren 5 Zeilen steckt mehr Gehalt und Hintergrundinfo, als in diesem emotionalen Devisenhändler Lamento, das mehr über den Autoren sagt, als über das Thema. Targetsalden sind im Beitrag nicht mal erwähnt. Die Situation ist weitaus komplexer als ein trader auf seinen Bildschirmen sieht, wenn er auf IP Kommentatoren repliziert. @LH Halten Sie die schöne Trennung von Beitrag und anonymen Entertainmentkommentaren bitte wieder aufrecht.
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@Brettonwood
Innerhalb der Teilnehmer (EU) an diesem System könnte dies einen Ausgleich bringen, aber gegenüber den USA nicht.
Den Einfluss des US-Dollar-Kurses halte ich für wichtig.
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….Die Deutschen wurden nicht nur durch die Versailler-Zwangsverträge, nach dem ersten Weltkrieg zur Kasse gezwungen, sondern auch wieder durch Target 2 zur Zahlung gezwungen werden…..Es läuft immer nach dem gleichen Schema, und die Deutschen bezahlen. Subprime-papiere, Monsanto etc. gehören auch dazu. Gegenüber den Angelsachsen wäre mehr Vorsicht angebracht, die versuchen regelmässig, die anderen über den Tisch zu ziehen.
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Niedrige Preise (Zinsen), hohe Umsätze (Investitionen) …
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Siehe Japan – seit nun 30 Jahren …
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https://www.fuw.ch/article/die-aktien-und-immobilienblase-in-japan/
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Stupid european central banksters:
2009 –> 2020
Dow Jones, S&P 500 = x 4
Nasdaq = x 7EURO STOXX 50, Stoxx Europe 600 = x 2
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Danke für diese Vergleiche … die Amerikaner verdienen ja auch 4mal mehr als vor 10 Jahren, sagenhaft! Da sehen Sie das enorme Inflationspotential in den USA!
Und der SMI?
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In Europe, bonds outperform market-wide indices:
https://www.boerse.de/anleihen/Bundesrepublik-Deutschland-Bundesanleihe-v-2010-2042/DE0001135432
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@ Smart Investor:
Vergleichen sie die Unternehmenskennzahlen S&P 500 – Unternehmen mit denen im Stoxx Europe 600.
In Amerika gab es während der letzten Dekade viele unternehmerische Erfolgsgeschichten, wie sie in Europa nicht zu finden sind.
Zudem die höhere Kapitalmarktorientierung der amerikanischen Unternehmen (Aktienrückkäufe).
Unternehmenswachstum + Bewertungserhöhung = Zuwachs des Aktienkurses
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Und jeden Morgen steht ein Dümmer auf…
https://www.nrz.de/wirtschaft/us-autobauer-chrysler-meldet-insolvenz-an-id658128.html?service=amp
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Glaubt der Autor wirklich Trump sei auf seine unqualifizierten Ratschläge angewiesen. Devisenhändler überschätzen sich meist, wie der Artikel deutlich zeigt.
Und nicht zu vergessen: Die Deutschen haben die dümmsten Bänker Europas (KfW/HRE/Lehman).
Stupid european central banksters: 2009 --> 2020 Dow Jones, S&P 500 = x 4 Nasdaq = x 7 EURO STOXX…