Laut Miami Herald handelt es sich beim Straf-Rabatt für den Schweizer Banker Matthias Krull um „one of the biggest sentence reductions in U.S. history“. Grund sei Krulls „assistance in helping federal authorities unravel an international web of financial corruption“.
In weniger honorigen Kreisen würde man es Verrat nennen. Der Ex-Bär-Berater hatte mitgeholfen, über eine Milliarde Dollar von Regime-Leuten ins Ausland zu transferieren.
Der Swiss Banker wurde im Sommer 2018 verhaftet und stand vor der Wahl, den US-Polizisten bei deren Ermittlungen zu helfen oder für lange Jahre im Gefängnis zu schmoren.
Krull entschied sich fürs Kooperieren. Dank seiner Hilfe flogen darauf hohe Vertraute rund um Venezuelas Präsident Nicolas Maduro auf.
Für den Ex-Bär-Mann ging die Rechnung vorerst auf. Eine Reduktion auf einen Drittel der ursprünglichen Strafe ist laut dem Miami Herald-Bericht ein höchst seltenes Entgegenkommen.
Hinzu kommt, dass der Private Banker vom Gericht weitere Schonfrist zugesprochen erhielt. Er müsse erst im Juli seine Haftstrafe antreten, so das Urteil, das am Dienstag offengelegt wurde.
Weniger erfreulich geht der Venezuela-Geldwäscherei-Skandal für Krulls einstige Arbeitgeberin und deren frühere Chefs aus. Die Julius Bär erhielt von der Finma vor Jahresfrist einen Aufseher ins Haus gesetzt und darf ohne grünes Licht der Berner Behörde bis auf weiteres keine grössere Übernahme tätigen.
Für Krulls damals obersten Chef, Boris Collardi, wären Vorfälle dieser Art fast ins Auge gegangen. Unbekannte zeigten ihn bei der Polizei an, die Finma nahm den flamboyanten Ex-CEO der Julius Bär unter die Lupe.
Schliesslich liess ihn die Behörde aber mit einer „Rüge“ davonkommen. Collardi leitet heute das Zürich-Geschäft der Pictet aus dem frisch herausgeputzten „Leuehof“ heraus, direkt vis-a-vis des Bär-Hauptsitzes.
Unter Collardi war Gustavo Raitzin für Lateinamerika und damit Venezuela verantwortlich. Raitzin hätte wohl ein Gewährsverfahren der Finma am Hals gehabt, wenn er sich nicht dazu verpflichtet hätte, nie mehr im Schweizer Banking aktiv zu werden.
Am Laufen ist hingegen ein Gewährsverfahren gegen den ehemals Verantwortlichen der Bär-Bank für das Marktgebiet, zu dem Venezuela gehörte. Dieser war nicht bereit, wie Raitzin „freiwillig“ auf eine Fortsetzung seiner Karriere im Geldgeschäft zu verzichten.
Nun läuft er Gefahr, von der Finma mit Gewalt aus dem Verkehr gezogen zu werden. Für seinen einstigen „Super-Berater“ Krull ist die Geschichte hingegen in ein paar Jahren endgültig zu Ende. Er wird Ende 2024, dannzumal als 51jähriger, frei sein.
Und auch reich? Das ist nicht klar. Vorerst muss er gemäss Urteil den USA 600’000 Dollar Strafe für eine Vergehen zahlen.
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Meine Meinung:
Erst einen Fehler gemacht und dann alles richtig gemacht.
Hut ab! Ich denke das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
War eigentlich schon vor Wochen klar, als IP schrieb das er sich ein neues Haus gekauft hat. -
Dass das alles darauf basiert, dass die USA US-Recht ausserhalb ihrer Grenzen erwzingt, was ihnen n keiner Weise zusteht, interessiert wohl niemanden? Warum auch? Ist man hier ja gewohnt sich US-Recht zu unterwerfen. FATCA, UBS, KYC, AIA, AML, inzwischen bei allen Banken und getarnt als EU- und schweizer Recht.
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Die verratenen ex Kunden aus Venezuela werden sich bestimmt über Krull ärgern. Ein riskanter Deal!
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Na ja, der wahre Verantwortliche sitzt in Genf. Er war es auch, der am meisten Geld absaugte und verantwortlich war für das System von Krull und den anderen Kanonenfutter Private Banker. Krull hat den viel zu wenig in die Pfanne gehauen, auch hatte er wohl Angst von „the tribe“ welche Leute auf beiden Seiten sitzen hat, in der Bank die ihnen gehört und im DOJ. Da ist man nur bis zu einem gewissen Grad sicher. Rudolf Elmer weiss da ein Lied davon zu singen.
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Das grosse Problem ist eben unsere schweizerische Justiz und oben darauf auch noch die FINMA, die den Ruf des schweizerischen Finanzplatzes mit dubiosen Urteilen und Entscheiden nicht nur schwer belasten, sondern auf die Länge zerstören d.h. auch den Ruf der Schweiz. Weitsicht ist eben nicht jedem und insbesondere der Strafverfolgung gegeben! Vincent freut sich heute schon auf das Urteil, denke ich! Freispruch, weil Sachverhalte z.B. verjährt sind!
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Meines Wissens ist der Ex-Bär-Geldwäscher-Bänker aus dem grossen Kanton. Wenn schon Nationalität, dann korrekt.
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Hat Dir der Banker aus dem großen Kanton zu viele Kunden gestohlen?
Solltest Dich Isaac der Sozialneider nennen.
Ohne den großen Kanton hätten Leute wie Du keine Arbeitsstelle.
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Warum hacken denn alle so auf den armen Krull ein … er hat doch nur seinen Job gemacht wie alle anderen Private Banker.
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Jeder hätte kooperiert. Krull ist ein Krimineller. Die Bank ist auch schuld. Niemand kann mir erzählen,dass die Bank nichts ahnte. Das liebe Geld halt. Ich hoffe Collardi & Co. werden spätestens bei der nächsten Einreise in die USA befragt. Er hat sicher auch noch einiges zu erzählen, auch bezüglich anderen Märkten.
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Eine Schande dass Collardi kein Berufsverbot erteilt wurde, solche Typen besudeln den guten Ruf der Welt. CS und UBS lassen grüssen.
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Die ganze Geschäftsleitung trägt die Mitverantwortung. Alles Nieten.
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Rechtssstaat USA? Zuerst Birkenfeld und nun dieser Krull. Krull wird wenigstens einsitzen müssen. Der hat viele Leute verpfiffen, insbesondere auch Drogenhändler aus Kolumbien (enge Freunde Maduros).
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In dem Miami Herald steht das er andere Schweizer Banker überzeugt hat in die USA zu kommen und auszupacken. Ich denke mal das ist viel mehr wert als das eventuelle verraten anderer Personen und sicher ein Problem für deren Arbeitgeber. Diese Banker werden das System CH Banking in Venezuela sicher bestens beschreiben.
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Meinen sie den Drogenhändler der 22 Konten bei UBS hatte und laut Staatsanwaltschaft in Genf Keon Held gewaschen hat ?
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Anschauungsunterricht für hunderte „alter“ Berater von UBS, CS, Pictet, HSBC usw. Wie reise ich in meinen alten Zielmarkt, ohne Risiko aufgegriffen zu werden?
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Viel Glück Boris! Wann reist Du das nächste Mal nach USA? Ach ja, Pictet hat ja auch noch einen offene Rechnung beim DOJ. Dazu kommt, dass das Pictet US Business keinen Fokus mehr hat (PNAA). That’s ugly.
Eine Schande dass Collardi kein Berufsverbot erteilt wurde, solche Typen besudeln den guten Ruf der Welt. CS und UBS lassen…
Meines Wissens ist der Ex-Bär-Geldwäscher-Bänker aus dem grossen Kanton. Wenn schon Nationalität, dann korrekt.
Na ja, der wahre Verantwortliche sitzt in Genf. Er war es auch, der am meisten Geld absaugte und verantwortlich war…