Als Kind dachte ich immer, mein Grossvater sei der weiseste Mensch auf Erden.
Heute, im Rückblick so vieler Jahre, erahne ich den Grund meiner kindlichen Begeisterung.
Und ich weiss auch, dass mein Grossvater tatsächlich sehr viel vom Leben verstanden hat.
Von seinem Umgang mit der Zeit möchte ich berichten. Stets, meist aber in schwierigen Zeiten, pflegte er zu sagen:
„Das wird auch einmal einen Wert haben in 50 Jahren.“ Damit meinte er, dass nichts so heiss gegessen wird, wie es gekocht ist.
Man konnte ihn sprichwörtlich nicht aus der Ruhe bringen.
Sein Umgang mit der Zeit war ein komplett anderer, und sein Urvertrauen in Prozesse und in die Arbeit, die eben nur die Zeit zu leisten vermag, war gross.
Sehr viel grösser, als wir es heute haben.
Mit dem Versuch, uns Zeit zu verschaffen, haben wir stets immer noch mehr Zeit vernichtet.
Mitte des letzten Jahrhunderts eroberten, ausgehend von Amerika, dem gelobten Land des Fortschritts und des Aufbruchs, viele neue Küchengeräte für jeden Haushalt die Massen.
Wer sich heute die Werbeinserate der 1940er und 50er Jahre über Staubsauger oder Küchengeräte aller Art anschaut, muss nicht nur schmunzeln, sondern wohl eher besorgt die Stirn runzeln.
Mit welchen Argumenten wurden den Hausfrauen von damals die revolutionären Errungenschaften der Technik verkauft?
Mit „mehr Freizeit“, die sie dank den vielen neuen Helfern nun mit der Familie, beim Sport oder im Garten mit Freunden verbringen könnten.
„Mehr Freizeit“ war das schlagende Argument.
Mit dem Einzug der neuen Kühlschränke, Mixer, Knetmaschinen oder Schnellkochtöpfe wurde zwar einiges erleichtert.
Nur: Mehr Freizeit gab es dadurch nicht.
Um einen Sprung von beinahe 100 Jahren zu machen, die seither vergangen sind, dürfen wir heute festhalten, dass die technische Entwicklung in Bezug auf die freie Zeit, die sie uns bringen sollte, ein ganz grosser Trugschluss war.
Das digitale Zeitalter, das die Menschheit quasi neu erfunden hat, brachte unglaubliche Zeitersparnis.
Mehr Zeit hatten wir deswegen noch lange nicht.
Ich möchte nicht gegen den Fortschritt wettern, ich finde es beispielsweise eine gute Errungenschaft, wenn man heute in Sekundenbruchteilen Nachrichten aus der ganzen Welt bekommen kann – und nicht drei Wochen auf einen Brief warten muss.
Ich frage mich vielmehr, warum wir Menschen mit der Freizeit offenbar nichts anfangen können.
Was macht diese Erkenntnis mit uns?
Mein Grossvater hatte noch ein Zeitgefühl. Er hatte Zeit, und er liess sie für sich arbeiten.
Wir meinen immer, dass wir unser Leben beeinflussen können. Das stimmt schon, aber wir vergessen dabei, dass im Umkehrschluss das Leben, das wir uns geschaffen haben, dann auch uns wieder beeinflusst.
Die Rastlosigkeit der Zeit, der erschwindelte Zeitgewinn, der eben keiner ist, lässt uns anders denken, anders leben und anders handeln.
Während mein Grossvater die Einsicht pflegte, dass man mit etwas Zeit die Probleme besser lösen könne, müssen heute Lösungen unmittelbar auf den Tisch.
Mein Grossvater ist zur Erholung und Bewegung in den Wald gegangen.
Er hat sich keine Puls- und Laufkontrollapp angeschnallt und ist die geplante, genau bemessene Zeit gejoggt.
Mein Grossvater musste die Zeit nicht messen, denn er hatte sie. Mein Grossvater arbeitete hart, Maschinenschlosser zu zwei Franken Tageslohn, sechs Tage die Woche.
Aber er hatte Zeit! Denn: Zeit ist etwas Relatives, das wusste schon Einstein, als er sagte:
„Wenn man zwei Stunden lang mit einem netten Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute.“
„Sitzt man eine Minute auf einem heissen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden – das ist Relativität.“
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Die beliebtesten Kommentare
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Kann jemand schreiben, was dieser Typ auf IP bringt? Ich habe noch nichts gelesen, was Sinn macht? Als Künstler verdient er Geld mit diesem Blog, das ist wie ein Tagedieb.
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Gaga Geschichten vom Gedönsheini. Dieser „Autor“ kann vieles, aber nicht schreiben. Seine Argumentation ist ein völliges wirrwarr, er hat offensichtlich einen Gedankensalat im Hirni, ich mag solchen Schrott nicht mehr auf IP lesen, wann hört es endlich auf?
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In Italien soll es ein Sprichwort geben, das besagt: Wirklich Zeit haben nur die Leute, die nichts erreicht haben. Und damit haben sie vermutlich am Meisten erreicht…
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Bin mit dem meisten einverstanden, ausser mit der Aussage, dass sich Zeit vernichten lässt. Der Tag wird immer 24 Stunden haben, egal ob wir schnell oder langsam arbeiten , egal ob wir unsere Zeit mit sinnvollen oder sinnlosen Dingen verbringen. Was sich aber sehr wohl vernichten lässt, ist Geld. For Werbewirtschaft hämmert uns pausenlos ein, dass uns Anschaffungen glücklich machen. Je teurer, desto besser und daher zeitsparender, wodurch wir glücklicher sein werden sollen. Bis wir feststellen, dass in ein paar Monaten das verbesserte Modell rauskommt, das uns noch glücklicher macht wenn wir es kaufen. Dies ist das Hamsterrad, in dem wir uns befinden
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Einer meiner Lieblingsfilme ist Momo, basierend auf der Geschichte von Michael Ende. Im Zentrum: Pippo Strassenkehrer, nebenbei auch noch als Fremdenführer tätig. Wenig Geld, aber der glücklichste Mensch. Eines Tages tauchen graue Männer auf, die den Menschen weismachen, sie sollen schneller arbeiten und die ersparte Zeit auf ein Zeitsparkonto einzahlen. Ab da ist alles hektisch, Freundschaften gehen in Brüche, keiner ist mehr freundlich….
Ein schönes Märchen, aber sind wir wirklich so weit davon entfernt, abgesehen davon, dass die hiesigen Banken bisher keine Zeitsparkonten anbieten?
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Jeder einzelne Satz ein eigener Abschnitt. Damit soll wohl das Lesebild eines inhaltlich äusserst dünnen Artikelchens der Lesefähigkeit der angesprochenen Zielgruppe entsprechend gestaltet werden. Wenig Inhalt auf viele Zeilen verteilt, damit die Leserschaft nicht überfordert wird. IP ist die perfekte Vorbereitung auf die gerontopsychiatrische Betreuung, die vielen von uns in unseren letzten Lebensjahren zuteil werden wird. Danke, IP.
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Soso…eine Minute auf dem heissen Ofen fühlen sich für den Märchenonkel an wie zwei Stunden.
Der verwirrenste Satz ist aber dieser:
„Das wird auch einmal einen Wert haben in 50 Jahren.“ Damit meinte er, dass nichts so heiss gegessen wird, wie es gekocht ist.“
Hat das der Grossvater wirklich so gemeint, hatte er keine Ahnung, was mit dem heiss gegessen wie gekocht ausgesagt wird.
So oder so ein Nonsense Artikel mehr. Leider scheint der Märchenonkel ein 10er Abo gelöst zu haben
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Proletarier sollen Proletarier bleiben und sich nicht als Philosophen versuchen.
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„Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding. Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie, in meinen Schläfen fließt sie. Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder. Lautlos, wie eine Sanduhr“ (Hugo von Hofmannsthal, Der Rosenkavalier. Komödie für Musik, Libretto zu einer Oper von Richard Strauß, Uraufführung 1911)
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Wuff da hat einer das mit der Zeit nicht intus.
Man kann, logo „Künstler“ pflegen das, das gleiche lebenslang im Kreis drehen. Gleich einem Zugtier am Göppel. (Das wissen nur noch wenige, was ein Göppel ist 😊)
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Die Zeit läuft im jeweiligen Standort -A- Konstant gleich schnell, so nebenbei für alle am jeweiligen Standort gleich schnell.
Die Geschwindigkeit der Zeit verändert sich erst wenn wir den Standort -A- verlassen und uns entfernen.Entfernen wir uns mit Lichtgeschwindigkeit vom Standort -A- dann bleibt die Zeit aus der Sicht des Entfernenden am Standort -A- stehen. Für den sich Entfernenden läuft die Zeit wie beim Standort A genau gleich schnell weiter.Soweit das mit Zeit, Raum und absoluter Lichtgeschwindigkeit.
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Für den Grossvater ist die Zeit genau gleich schnell gelaufen wie für den lustigen Enkel.Der Enkel packt einfach mehr, an was auch immer in diese Zeit.Möglicherweise verschwendet der Enkel mehr ZEIT, in Sinnloses und Schräges. Es ist gut möglich, das der Grossvater Seine ihm gegebene Zeit, sinnvoller und produktiver ausfüllte.
Jene die über die ,,fehlende“ Zeit jammern, sollten sich vielleicht fragen ob sie ihre Zeit für Sinnlosen Schwachsinn verbraten, zum beispiel Sinnloses Philosophieren zum Thema ZEIT, an den Erkenntnissen eines Albert Einstein vorbei?
Zeit ist kostbar, man sollte sie nicht verschwenden, den die Zeit hat eine weitere Eigenschaft, man kann sie nicht zurückdrehen. Verschwendete,Verblödete Zeit bleibt verblödet, auch Dummheiten eines zurückliegende Zeitabschnittes -—bleiben– nicht korrigierbar.
Am besten (sollten wir) die Zeit dahingehend nutzen, möglichst wenige Dummheiten zu machen. Denn Dummheiten kann keine Zeit rückgängig machen.
Die Zeit kann null und nix heilen oder was auch immer (das ist Schwachsinn) sie kann was auch immer, lediglich im „Nebel“ der Vergangenheit zurücklassen, „Deponieren“.
Mehr vor allem Rational vorausdenken und weniger Zeit für die Vergangenheit und Dummheiten verschwenden, kann, könnte AUCH sinnvoll sein. Schönen erkenntnisreichen Sonntag.-
@Schamane:
Mein lieber Schamane
Leider sind Sie mit Ihrer Einschätzung auf dem Holzweg, denn Zeit ist beileibe nichts Rationales. Sie wird von unserer 3D-Pseudowissenschaft zwar als rationale Einheit deklariert, in Wahrheit ist Zeit jedoch mit unserem 3D-Verständnis nicht fassbar, nicht linear, und sie kann auch unterschiedliche Qualitäten aufweisen. Es gibt parallele Zeitlinien, diese können sich bspw. auch kreuzen und/oder parallel verlaufen.Wer mit seinem beschränkten 3D-Verständnis die Zeit erklären will, wird damit etwa so erfolgreich sein wie wenn ein Blinder eine Farbe erklären würde. Ihnen fehlt ganz einfach der multidimensionale/spirituelle Hintergrund, also der entsprechende Wahrnehmungssinn.
Und dass philosophische Beiträge in diesem Blog, der hauptsächlich das Ego, das Materielle und somit die 3D-Welt bedient, nicht auf grosse Gegenliebe stossen, ist ehrlich gesagt auch nicht weiter verwunderlich.
Zu viele Menschen schlafen eben immer noch, sie glauben das uns servierte Hamsterrad sei das Leben…
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Der Grossvater hatte Zeit, weil er keine sinnbefreiten Blogeinträge schrieb.
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Aber Ueli, es gibt nur etwas, was noch blöder ist als ein als ‚sinnbefreit‘ empfundener Kommentar: diesen zu kommentieren.
Da frag ich, wer denn hier was verstanden hat.Aber eben, auch das ist nur meine persönliche Meinung und wie Sie richtig beurteilen werden, vollkommen unnötig.
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Leider gibt es diesen kranken Drang der Menschen, sich ständig zu messen, immer besser zu sein als „der Andere“, und das Schlimme ist: Manchen genügt nicht einmal das. Heute muss man ständig auch sich selbst übertreffen, jeden Tag, immer wieder, es zählt nur noch die „Leistung“, so nutzlos und fragwürdig sie auch sein mag. Hätte man dem Vater von Herrn Presta damals erzählt, dass es einmal Menschen geben würde, die von ihrem mobilen Telefonapparat tagtäglich angeordnet bekommen, wie viele Kilometer sie jeden Morgen zu Laufen haben, und dass sich das Diktat täglich um einige Kilometer steigert,
man hätte den Voraussagenden für verrückt erklärt. Diejenigen aber, die heute tatsächlich mit dem Telefon am Oberarm wie verrückt durch die Gegend rennen, die betrachten sich, man kann es kaum glauben, als durch und durch normal…-
Oder die Menschen die Selfies machen und dabei mit ihrem Handy sprechen, vor 15 Jahren hätte man das als Verrücktes Verhalten eingestuft, heute ist das normales Verhalten.
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Ach ja, der verklärte Blick in die Vergangenheit, schräge Vergleiche mit früheren Zeiten und daraus gezogene abenteuerliche Schlussfolgerungen in die Gegenwart. Das alles ist sehr subjektiv, und daraus Verallgemeinerungen über Generationen abzuleiten, ist heikel.
Mein Grossvater war Verdingkind und hat sich mit unendlicher Krampferei Unabhängigkeit und einen kleinen Wohlstand erarbeitet. Für ihn war das Jassen am Sonntagnachmittag Freizeit, viel mehr gab es nicht. Ich bin sicher, dass für ihn Joggen purer Luxus gewesen wäre und zwar trotz „Laufkontrollapp“.
Ich nutze GPS-Sportuhren und Apps, seit es sie gibt. Ich nutze aber solches Equipment nicht als Werkzeug zum Zeitmanagement wie offenbar Presta. Ausnahmen bei gezieltem Training auf Wettkämpfe hin hat es wohl gegeben. Ansonsten geniesse ich jede Laufeinheit, entspanne mich, beobachte die Natur, denke nach, meditiere (bis hin zum Runner’s High), etc. Die App nutze ich nach dem Laufen in der Retrospektive, um abzugleichen, ob mein Empfinden in etwa mit der gemessenen Leistung übereinstimmt (und staune immer wieder, wie genau die innere Uhr und der innere Tempomat funktionieren). Während dem Lauf schaue ich nur hin und wieder auf die Pulsfrequenz, damit ich meine (schon etwas ältere) Pumpe nicht überlaste.
So kann wohl jede und jeder etwas anderes berichten. Ist auch völlig OK. Fragwürdig finde ich, wenn dann gewisse Leute in der „wir“-Form sich zu Sprechern ganzer Generation machen wollen. Beispielsweise: „Wir meinen immer, dass wir unser Leben beeinflussen können.“ Es würde völlig ausreichen, wenn Presta für sich selber sprechen würde.
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Schauergeschichtenerzähler auf IP finde ich das Allerletzte.
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Glorifiziert die Vergangenheit mit einem Vergleich eines einzelnen Familienmitglieds und verpasst dabei eine differenzierte Betrachtung zur allgemeinen Gesellschaft.
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Was soll der Artikel auf Inside Paradeplatz – aber jedem das seine – lesen lieber das kleine
BUCH Tipp: https://www.orellfuessli.ch/shop/home/artikeldetails/A1049973661Die Zeit fliesst oder steht, sie ist, was die Uhren messen, und doch hat jedes Ding seine Zeit, im Moment scheint sie vor allem knapp zu sein: Zeit ist eine grundlegende Dimension des menschlichen Daseins, die in verschiedenen Formen auftritt – als physikalische Zeit, als individuell erlebte Zeit, als gesellschaftlich-intersubjektive und als historische Zeit. Doch so gut wie nie werden die Verbindungen dieser Thematisierungen deutlich. Diese Lücke schliesst der vorliegende Band, der die Zeit als Gegenstand von Metaphysik, Wissenschaftsphilosophie, Philosophie des Geistes und Ethik genauso in den Blick nimmt wie als Medium unserer Alltagserfahrung.
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Klar bringt die Digitalisierung keinen Zeitgewinn, denn die Anforderungen steigen einfach – siehe nur die Reporting-Vorgaben der Datenkrake FINMA. Und was bringt das Ganze – die Resultate sind geradezu überwältigend.
Der Grossvater hatte Zeit, weil er keine sinnbefreiten Blogeinträge schrieb.
Proletarier sollen Proletarier bleiben und sich nicht als Philosophen versuchen.
Soso...eine Minute auf dem heissen Ofen fühlen sich für den Märchenonkel an wie zwei Stunden. Der verwirrenste Satz ist aber…