Die Realität lässt sich lange verdrängen. Irgendwann aber setzt sie sich durch.
So bei Coop Finance+. Dahinter steht ein Vorsorgeangebot des Retailriesen. Der hat nun heute früh den Stecker gezogen.
Fertig, aus. Im Regen steht Partnerin Glarner Kantonalbank. Die steht ab sofort mutterseelenallein da.
„Für die Weiterführung des Vorsorgeangebots wird derzeit an einer Nachfolgelösung gearbeitet“, teilten die Glarner am Morgen mit.
„Das Angebot von Coop Finance+ wird bis zu deren Umsetzung unverändert fortbestehen.“
Ein Begräbnis mit Ankündigung.
Bei Coop war hinter den Kulissen das Ende vorgezeichnet. Trotzdem malte ein Sprecher noch vor 2 Monaten auf Fragen schön.
„In den vergangenen Monaten wurde der Funktionsumfang der App kontinuierlich erweitert“, meinte er.
„Aktuell arbeiten wir zusammen mit unseren Partnern an weiteren Funktionen und Services rund um das Thema Banking, Zahlung und Vorsorge.“
Zur Anzahl Kunden und dem Geschäftsvolumen wollte er nichts sagen. Dafür kündigte er eine Werbeoffensive an, nachdem es zuvor ruhig geworden war.
„Wir haben das Produkt optimiert und technisch stabilisiert. Mit den neuen Funktionen und Services werden wir auch die Kommunikation wieder verstärken.“
Daraus wurde jetzt nichts. Im Gegenteil, Coop hat Finance+ beerdigt.
Ob der Sprecher mit seinen kürzlichen Antworten den Dummen spielte oder von seinen Chefs bezüglich des Finance+-Schicksals im Dunkeln gelassen worden war, bleibt offen.
Der Entscheid passt jedenfalls zum Trauerspiel rund um die Finanzaktivitäten des Retailers. Coops Finance+ war nämlich der letzte Versuch des Basler Grossverteilers, im Geschäft mit Geld zu reüssieren.
Die Bank Coop zählte lange zu den grösseren reinen Retail-Banken des Landes – mit dem Ziel, der Migros Bank das Feld streitig zu machen.
Dann stieg Coop schrittweise aus, bis ihre Finanztochter schliesslich ganz bei der Basler Kantonalbank landete; die verwandelte sie in sodann in „Cler“.
Das verstand keiner mehr.
Eine zweite einst berühmte Finanz-Unternehmung, die Swiss Traveler Cheques, endete diese Woche als unabhängige Anbieterin im Grab.
Die Rede ist von der Swiss Bankers, wie die Herausgeberin der aus der Mode gekommenen Reiseschecks heisst. Sie versuchte sich in den letzten Jahren, als Digital-Finanzplayer neu zu erfinden.
Die Kosten schossen hoch, die Leitung gönnte sich Wimbledon-Reisli.
Im Business gings derweil bergab.
Ein geplanter Verkauf von Ende 2021 zerschlug sich. Diese Woche folgte Plan B. Der lautet: sich an die Brust eines Inland-Konkurrenten schmeissen.
Fündig wurde man bei der Hypi Lenzburg respektive deren IT-Tochter HBL. Diese hat die Swiss Bankers soeben zu einem unbekannten Preis übernommen.
„Die HBL plant, die Marke Swiss Bankers künftig breiter zu nutzen“, meldete die Hypi zum Wochenstart.
Brand bleibt, Firma verliert Eigenständigkeit: Reinemachen im Digital-Banking ist angesagt.
Weiter so tun, als ob nichts wäre, das pflegt fast nur noch eine: Die Radicant Bank der Basellandschaftlichen Kantonalbank.
Wie lange noch? Noch sehr lange, tönt es offiziell bei jeder Gelegenheit aus dem Headquarter in Liestal.
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Die beliebtesten Kommentare
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Einen Fehler gemacht, erkannt, korrigiert. Nicht toll, aber konsequent und okay. Man kann ja mal falsch liegen. Verlust < 1 Mio.
Einen Fehler gemacht, ignoriert, schöngeredet, neues Geld reingesteckt, nicht funktioniert, schöngeredet, neues Geld reingesteckt und nochmals und nochmals. Ergebnis: riesiger Verlust! Jedes Jahr zusätzliche Mio.
Erstes Beispiel: Coop
Zweites Beispiel: Radicant und BLKB -
Fintechs müssen letztendlich genau so profitabel sein wie alle anderen Unternehmungen, da führt auch das tollste Marketing nicht daran vorbei. Ich vermute mal, das die Bereinigung des Finanz-App Marktes noch nicht am Ende ist.
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auch ne geile Metapher für das Scheitern der Buenzli und Boomers!
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Bank Coop war auch wirklich eine miese App. Wurde eigentlich nur von radicant unterboten. Ich weiss nicht wie man sich im Jahr 202X noch so eine schlechte Oberfläche ausdenken kann.
Ich hab sie eigentlich alle ausprobiert – sogar bei einigen investiert. Überzeugt hat mich eigentlich nur Alpian.
Bei Inyova und Radicant ist die Performance ein Trauerspiel.Insbesondere bei radicant fragt man sich die letzten Wochen was die da treiben in den Portfolios. Aber den Vogel abschiessen tut ihr jüngster lustiger „blauer“ Newsletter. Was schlechteres hab ich die letzten Jahre noch von keiner Bank gelesen. Fremdschämen pur.
Aber selbst das wäre für mich noch gerade hinnehmbar wenn die verantwortlichen Personen nicht so schrecklich unsympathisch rüberkommen würden -
Die KI und das exorbitante Preisniveau in der Schweiz sind ein tödlicher Doppelschlag. Vieles wird immer schneller verschwinden. Bank- und Versicherungsdienstleistungen werden wohl noch gebraucht – aber nicht mehr die Tausenden von überbezahlten Fachkräften in teuren Büros mit Assistentinnen? Das ist seit Jahren etwas zwischen offener Psychiatrie und Freilichtmuseum Ballenberg! Es sind dramatische Zeiten; die tägliche Übermalung mit Woke, Wettergaga und einem angeblichen Fachkräftemangel irrwitzigen Ausmasses, der aus unerklärlichen Gründen nur in der Schweiz gesichtet wurde (8. Weltwunder), funktioniert auch von Tag zu Tag weniger. Geniesst die Sommertage und denkt über eure persönliche Rettung. Denn unser Dreck in Verwaltung und Regierung wird uns so wenig helfen wie der alle liebhabende Erich Mielke nach dem Fall der Mauer.
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Ruedi Hammer: Danke, endlich Einer der auch durchblickt. Gratuliere.
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Der Verkauf von Swiss Bankers an die Lenzburger ist gut. Besser, als dass deren Bankenlizenz ins Ausland abgewandert wäre. So bekommt Swiss Bankers nun doch ein bisschen Seriosität zurück.
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Ich investiere nur in Aktien (vorwiegend in Schweizer Firmen) und verdiene nicht schlecht.
Ich benötige keine Fonds und schleimige Finanzapps, welche die Anleger nur ausnehmen.
Auch die undurchsichtigen Bruchbuden in Zug meide ich, der RR glaubt immer noch an Wunder und unterstützt diese abartigen Buden. -
Eines Tages werden uns die ganzen Apps um die Ohren fliegen.
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Keine 12 Monate durchgehalten. Das dürfte wirklich ein Rekord sein in der Fintech-Szene.
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Bravo! Sie haben frühzeitig richtig erkannt und auch richtig entschieden. Wenn man laufend analysiert und erkennt, dass es nichts wird, weil der Kunde es nicht braucht oder haben will, soll man entscheiden und abbrechen. Andere Firmen reden noch lange alles schön, bis alles von selbst zusammen kracht.
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wenn Unternehmen der Konsumgüter-, Fahrzeug-, Zulieferindustrie und Handel als Finanzdienstleister auftreten, ging das schon immer schief!
Siehe Thyssen, Haniel, Krupp. Vergangenheit ist dazu da, dass man aus ihr lernt. Doch bei den gierigen Vollspacken ist das noch nie angekommen.-
hallo junge,
wichtig ist im leben, nicht möglichst schnell viel kohle machen,
sondern sich ausgiebig der aufgaben der natur zu fröhnen.
nebenbei braucht man noch einen job in einer stadt, wo man flexibel arbeiten kann und so überstunden hortet, für die vielen ferien.
teilzeit natürlich und möglichst nichts abliefern, wenn möglich.
und was bleibt am ende des lebens?
genau. die kinder und enkel.
da muss man investieren. zeit, geld und verstand.
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nach 10 Monaten ist Schluss mit Coop Finance+? Aua! Für so einen Imageschaden sollten die Köpfe der Verantwortlichen rollen.
Wie gross ist Korrektur bei HBL, additiv und co.?-
Vermutlich wenig bis nichts. Hbl mach vieles über APIs. Die existieren bereits und müssen meist auf Kosten der Besteller (also Coop) angepasst werden. Die laufenden Kosten für die Konti hat vermutlich coop bezahlt. Würde mich nicht wundern wenn HBL die lachende dritte ist
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Banken- und Finanzapps sind schlichtweg ein Gräuel. Man muss immer mehr von dem Zeug aufs Handy laden. Funktioniert das Handy mal nicht, hat man Riesenprobleme. Aber was die Swiss Traveler Cheques anbelangt…es gibt ja die Swiss Travel Card. Die funktioniert soweit gut. Bloss braucht es dafür auch so eine Sch…app. Der Artikel ist okay. Note 4-5.
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NEON nicht vergessen – auch so ein Nullzins-Fintech-Gebilde welches wie Radicant künstlich am Leben erhalten wird.
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Coop hätte besser neon gekauft. Wäre günstiger gewesen. Aber vielleicht macht das jetzt die migi🤣
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Was die Traveler-Cheques gab es noch immer? Wer verwendete diese noch? Protozoen? Trilobiten?
Zur Coop-Bank: wenn man nur SAP hat und keine gescheite Informatik, dann sollte man das App-Bauen tunlichst unterlassen.
Die Hypi Lenzburg macht das gut! Die hat auch eine gute Informatik.
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Wann lernen diese Tante Emma „Banken“ endlich, dass man mit Sauerkraut keine Mäuse fängt/verdient?
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Radicant noch sehr lange! Ich lach mich Tod. Radicant verbrennt aktuell jährlich Millionen!
Die Anlagevolumen stagnieren bei 12 Millionen, wobei die Hälfte des Geldes Seed Money der BLKB ist. Mit 6 Millionen generieren sie netto 36‘000.—, beschäftigen aber Dutzende Mitarbeitende.-
2stelliger Mio Betrag um etwas genauer zu sein
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Die Hoffnung stirbt zuletzt. Leider.
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Radicant geht immer weiter. Man kann ja hier in BL sparen und weitere Filialen streichen. Oder noch mehr Geld von den BL-Kunden beziehen (Fonds-Gebühren, Kontogebühren, Kartengebühren, Niedrigzinsen).
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@rod Stein: du brauchst nicht mehr lange warten. Wir lassen die Bombe in Kürze platzen! Die Liste des Versagens bei der BLKB und Radicant ist lang. Hinzu kommen Unfähigkeit beim Bilanz- und Liquiditätsmanagement. Bis Q1 hat sich das Problem erledigt.
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Radicant ist beim Anlagevolumen über die letzten zwei Monate um 760‘000.— gewachsen. In den letzten Wochen hat sich das Wachstum verlangsamt. Das kann man hier anschauen:
https://www.lafv.li/de/fonds/list/45348Aufgerechnet auf 1 Jahr wären es dann 4.5 Mio. Darauf verdient sie netto 0.6%. Also 27‘000.—. Die Anlagen sind aktuell die einzige Einnahmequelle. Total inkl. dem bestehenden Geschäft werden es per Ende Jahr weiterhin nirgends sein. Damit sollten über 80 Mitarbeiter und alle Systeme und anderen Ausgaben finanziert werden.
Dann lieber früher den Stecker ziehen anstatt jedes Jahr Dutzende Millionen Verlust erzielen.
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Radicant noch sehr lange! Ich lach mich Tod. Radicant verbrennt aktuell jährlich Millionen! Die Anlagevolumen stagnieren bei 12 Millionen, wobei…
Banken- und Finanzapps sind schlichtweg ein Gräuel. Man muss immer mehr von dem Zeug aufs Handy laden. Funktioniert das Handy…
NEON nicht vergessen - auch so ein Nullzins-Fintech-Gebilde welches wie Radicant künstlich am Leben erhalten wird.