Hit the ground running: Der Spruch traf noch selten so ins Schwarze wie bei Stefan Bollinger.
Der Goldman-Sachs-Partner, der am 1. Februar bei der Julius Bär offiziell loslegt, ist bei der grössten Zürcher Privatbank schon seit Wochen am Wirbeln.
Und wie.
Bollinger bestimmt alles. Das sagen mehrere Quellen.
Die Folgen werden sichtbar. Marzia Thüring, eine der engsten Gefolgsleute von Noch-CEO Nic Dreckmann, springt von Bord.
Thüring ist „Head of Banking Operations“, sie ist also verantwortlich dafür, dass die vielen operationellen Rädchen gut ineinander greifen.
„We create the bank of the future“, schreibt Thüring auf ihrem LinkedIn. Diese wird jetzt ohne sie stattfinden – jedenfall bei der Bär, bei der sie seit 2018 in einflussreicher Stellung aktiv gewesen war.
„Marzia Thüring hat sich aus persönlichen Gründen entschieden, ihre Position bei Julius Bär aufzugeben“, sagt eine Bär-Sprecherin.
Der hochkarätige Abgang hängt laut Insidern mit Nic Dreckmann zusammen. „Thüring gehörte zu Dreckmanns engsten Gefolgsleuten“, so die Quelle. „Bollinger räumt jetzt mit diesen auf.“
Das grosse Zittern bei den obersten Bär-Managern? Dreckmann soll bleiben, heisst es von der Bär-Medienstelle mit Verweis auf VR-Präsident Romeo Lacher vom Sommer, als dieser den designierten CEO Bollinger verkündete.
„Nic Dreckmann wird die Gruppe bis zum Eintritt von Stefan Bollinger leiten und einen nahtlosen Übergang sicherstellen. Wir freuen uns darauf, nach der Übergabe weiterhin auf Nic Dreckmann als Mitglied der Geschäftsleitung zählen zu können.“
Nach dem Ausscheiden von Philipp Rickenbacher, dem „Benko“-CEO, zählt die Julius Bär immer noch eine riesige Geschäftsleitung mit 14 Köpfen. Einzig die UBS kommt auf so eine Dimension, aber dort läuft auch viel.
Im obersten Gremium sitzt seit langem auch Risk-Chef Oliver Bartholet. Der gilt intern als „Zar“, als einflussreicher Strippenzieher.
Wie sehr Bartholet bestimmt, zeigt sein Einschreiten im Fall Brasilien. Vor Jahresfrist kommandierte Bartholet seine fliegende Risk-Eingreiftruppe ins Riesenreich Lateinamerikas.
Seither geht dort nichts mehr. „Kein einziger Kunde konnte seit Bartholets Eingreifen mehr an Bord genommen werden“, sagt eine Auskunftsperson.
Was im wichtigen Markt genau vorgefallen ist, weiss man nicht. Sicher ist: Bär will jetzt ihr Brasilien-Geschäft expressmässig verscherbeln.
Hilfe geholt haben sich die Bären bei Goldman Sachs – wo sonst?
Bartholet hat nach dem Benko-Fall seiner Bär-Bank eine Zero-Tolerance-Medizin verschrieben. Es scheint, dass der Ex-UBS-Topshot damit beim zukünftigen starken Mann Bollinger auf Anklang stösst.
Das neue Dreamteam könnte somit Bollinger-Bartholet heissen.
BB, immerhin.
Ungewiss ist die Lage für bisher zentrale Figuren zuoberst wie Finanzchefin Evie Kostakis und Trading-Boss Luigi Vignola. Erstere ist Benko-„verschmutzt“, Letzterer sorgte mit Krimis für Headlines.
Besonders viele „Feinde“ hat Guido Ruoss. Der Personalchef verdankt seinen steilen Aufstieg bis hinauf in die Geschäftsleitung Philipp Rickenbacher.
Die beiden waren unzertrennlich, Ruoss löste für Rickenbacher dessen Problem mit seiner internen Geliebten – eine junge Frau im Team Ruoss. Dort herrscht jetzt viel Bewegung: Eine hohe Frau in Ruoss‘ HR soll die Bank soeben verlassen haben.
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Die beliebtesten Kommentare
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Eigentlich klar das der neue Bär Chef sich seine eigene Mannschaft zusammenstellt, und eventuelle Quertreiber möglichst schnell entfernt. Da werden eher noch so einige gehen müssen, besonders Vertraute des ehemaligen und des aktuellen CEO´s.
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Die Strategie bei den südamerikanischen Märkten ist anders. Das war auch den Plan bei CS, die lokale Booking Centers zu schliessen und das Geschäft nach Madrid zu bringen. Matossian, Martos und Recoder… alle hatten das selbe Idee. Es ist alles copy paste.
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Kommt ein neuer Messias, werden die Anhänger des vorherigen Messias aussortiert oder gehen von selbst.
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Die einzige Voraussetzung für einen CEO im Private Banking ist, dass er gut aussieht
Bollinger wird ein Star sein!
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Thüring führte durch Angst. Sie hatte eine Vision und den Verstand, sie zu verwirklichen. Aber die Menschen fürchteten sich buchstäblich davor, ihr zu begegnen. Am Ende hatte sie nur wenige Verbündete, um ihre Ideen umzusetzen.
Dreckman kennt das Bankgeschäft und Julius Baer und kann Dinge durchsetzen.
Kein Banker ist perfekt, aber das ist ein Riesenunterschied.
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Die Bären haben offenbar Grosses vor. So wurden bereits neue Räumlichkeiten im grösseren Umfang am Schanzengraben angemietet und die IT Abteilung in Altstetten an die Vulkanstrasse verschoben. In zwei Monaten wissen wir mehr. Und in einem Jahr alles. Oder zwei.
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Es geht um Macht & viel, sehr viel Bonus. In gewissen Privatbanken gilt einzig der Fokus Bonusoptiemietung. Deswegen wird die Compliance intern gekauft. Und viele Seniors schönen Ihre besten Altkunden. KYC ist ein hoch durchtriebenes Spiel.
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Ich sehe Parallelen zum Arzt, der dem Patienten sagte: Ihren Fusspilz konnten wir durch die Verschreibung des Strychnin-Präparates eindämmen, leider …
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Endlich räumt jemand diesen Stall aus. Thüring war ja kaum zum Aushalten. Schon bei der UBS ohne viel Impact. Es gäbe noch weit mehr ex-UBSler die man entlassen könnte.
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Oh doch! Bei UBS hatte sie leider auch auch Impact!
Sie war damals unser Exportschlager an die Bären.
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Würde mich nicht überraschen wenn Loomit Pattaya sein Ersatz ist.
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Loomit ist ein Looser. Marcel DuPont war ein richtiger Held!
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Sie hätten wohl im Flug den Motor austauschen sollen, dann wäre das mit dem ‚hit the ground‘ nicht passiert.
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Good luck with Stefan Bollinger. You will need it.
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1) Bär und MBär fundionieren.
2) Kunden an UBP Genf oder VZ Vermögenszentrum verkaufen.
3) 3/4 der Angestellten entlassen.Es gibt genügend Stellen für die 3/4 Entlassenen. Vielleicht nicht auf der Bank. Aber auf dem Bau, im Gastgewerbe und UEBER Essenskurriere zum Beispiel.
Für die welche anstatt den Lohn auszugeben das Geld gespart haben empfiehlt es sich nach Thailand auszuwandern und das echte Leben kennenzulernen 😉
Marco Scopare
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BB (Double B) ist wohl auch nicht ein Rating für Investitionen. Sub-Prime folgt wohl als nächstes…
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Die Bank Bär ist schon lange nicht mehr das, was sie mal war. Nämlich eine Bank, bei der der CEO alle Mitarbeiter perösnlich kennt und grüsst.
Eine Bank Bär braucht es nicht mehr. Sie ist inzwischen ein anonymer Koloss wie jede andere grössere Bank auch.
Es braucht nicht mehr Banken. Sondern weniger. Viel weniger!
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Die Intranet Meldung über den (freiwilligen?) Abgang von Thuering hat über 100 Likes, das sagt einiges aus (sonst ist der Schnitt bei ca. 20). Immerhin hat es einmal die richtige erwischt…
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Für mich auch eine totale Fehlbesetzung. Time will tell. JB ist jetzt ein Übernahmekandidat.
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Wichtig wäre dass der neue CEO auch mal in der Schweiz die diversen Regionenleiter durchleuchtet. Hier hat es einige Sesselfurzer, die nur sich selber optimieren aber nichts aktiv zum Business beitragen. Selber nie einen Kunden bringen aber den ganzen Tag die RM pushen und sich hinter Excel Tabellen verstecken. Den ganzen Hierarchielayer könnte sich JB sparen.
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Wie wahr! Die besten, sympathischsten und auch erfolgreichsten sind von alleine weggegangen zur Konkurrenz. Schade.
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Der Bollinger ist eine totale Fehlbesetzung. Ich kenne ihn und verstehe nicht wie sowas überhaupt passieren kann. Schade – aber er bringt neben KunstArchitektur natürlich auch viele Kunden ,-)
Sorry JB ein totaler Fehlgriff.
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Einmal kräftig durchwischen, neu aufsetzen und dann schauen. Standard.
Würde mich nicht überraschen wenn Loomit Pattaya sein Ersatz ist.
Endlich räumt jemand diesen Stall aus. Thüring war ja kaum zum Aushalten. Schon bei der UBS ohne viel Impact. Es…
Die Bank Bär ist schon lange nicht mehr das, was sie mal war. Nämlich eine Bank, bei der der CEO…