Die Zürcher Rad-Weltmeisterschaften 2024 standen unter einem unglücklichen Stern: verwaiste Strecken, ein tragischer Todesfall.
Jetzt droht auch noch ein finanzielles Fiasko.
In Gewerbekreisen geht um, dass der zuständige Verein kein Geld mehr in der Kasse habe. Man würde für seine offenen Forderungen um Geduld gebeten, heisse es.
Die Anfragen bei den zuständigen Vorstands-Mitgliedern des Vereins „Rad- und Para-Cycling-WM 2024“ enden in der Sackgasse.
Beim Kanton Zürich im Sportamt reagiert keiner. Chef ist dort Stefan Schötzau, er amtet auch als Präsident des Rad-WM-Vereins.
Schötzau war trotz mehrerer Anläufe nicht auffindbar. Ebenso wenig seine Frau für die Kommunikation, die ebenfalls im Vorstand des Rad-WM-Vereins sitzt.
Reagiert hat der höchste Vertreter der Stadt Zürich, Urs Schmidig. Der leitet das Sportamt der Limmatstadt, ist also das Pendant von Schötzau, einfach bei der City.
Was Schmidig per Mail antwortet, hilft allerdings auch nicht weiter. „Für Medienauskünfte zur Rad WM ist Andreas Herren, Kommunikationsverantwortlicher des Vereins Rad WM, zuständig.“
Herren, ein alter Fuchs, der einst die Fifa-Presseabteilung des damaligen „Presidente“ Sepp Blatter leitete, reagierte am Donnerstagmorgen umgehend auf ein SMS.
„Der Verein UCI Weltmeisterschaften Rad- und Para-Cycling Strasse Zürich 2024 und das Lokale Organisationskomitee sind mit den Abschlussarbeiten zu den letztjährigen Weltmeisterschaften befasst“, meinte er.
Dann schob er nach: „Das benötigt wie bei Grossevents üblich Zeit.“
Was genau heisst das bezüglich des finanziellen Zustands des Rad-WM-Vereins, wollte man wissen. „Also nicht Konkurs? Bis wann zahlt Ihr, wie viel ist offen?“
Darauf gabs nichts mehr. Nur Schweigen. Bis gestern Abend. Da meinte Herren, seine Antwort bleibe „gleich“.
Im Vorfeld der WM vom letzten September schrieb der Tages-Anzeiger, es würden 60 Millionen Gewinn vom Grossanlass erwartet.
Das, weil Hotels, Restaurants und viele mehr profitieren könnten.
Bald wurde klar, dass sich diese Hoffnungen nicht erfüllen würden. Es blieben die 22 Millionen, die der Verein benötigt hatte, um den Anlass überhaupt erst auf die Beine stellen zu können.
Davon stammte der Löwenanteil aus Bern sowie von Kanton und Stadt Zürich – ohne die öffentlichen Millionen-Zuschüsse wäre der Radrenn-Zirkus nie nach Zürich gekommen.
Die drei Instanzen überwiesen zusammen Millionen, dazu kam der Verzicht von sonst obligatorischen Abgaben rund um die 9 Renntage an die öffentliche Hand.
Schon das Wegspitzen unzähliger Verkehrsinseln und deren Wiederaufbaus schlug stark zu Buche. 1,3 Millionen warfen Stadt und Kanton dafür auf.
Die Stadt Zürich hat inklusive der nicht direkt verrechneten Einsätze ihrer Polizeikräfte geschätzte 10 Millionen bezahlt.
„Rad-WM: Bleiben die Gemeinden auf den Extrakosten sitzen?“, fragte gestern der Zolliker Zumiker Bote in fetten Lettern. Die zwei Gemeinden hätten „ihre Extrakosten dem Veranstalter der WM in Rechnung gestellt“, so die Zeitung.
„Doch dieser will nicht zahlen.“
Sollte der Rad-WM-Verein jetzt überschuldet sein, dann stellt sich die Frage, ob es Nachtragskredite von Kanton und Stadt Zürich brauche.
Das würde dann heissen: Der Zürcher Steuerzahler würde nochmals zur Kasse gebeten für einen Event, auf den man besser von Anfang an verzichtet hätte.
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Die beliebtesten Kommentare
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….wen ihr keine Steuererklärung einreicht, oder die Steuern nicht bezahlt, dann werdet ihr bestraft.
Dazu passt es sehr gut, wenn dann der Staat und seine Regierenden die Steuereinnahmen ungestraft und sinnlos zum Fenster rausschmeissen.
Einfach höchst fragwürdig und nur eine grosse Schweinerei, was da geboten wird von Regierenden und Behörden.
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Wie blöd muss man sein, in Zürich ein Radrennen zu veranstalten?
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Mit weniger Wokeness wären die Einnahmen grösser ausgefallen. Wir gingen mit jeweils bis zu 60 Leuten hin und gaben keinen Rappen aus – wegen Genderei und co. Nehmen Sie 100 Karten für den VIP-Bereich, 60 Fanartikel. Dann fehlen schon einige Einnahmen.
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@Beni cool Klarer
super mein Lieber, ich gehe auch immer nur mit dem Zweirad nach Zürich, 1100ccm2 luftgekühlt, kein Kat, keine Parkgebühr. Im Rucksack das Quellfrösch aus AI, das zische ich dann irgendwo wo es keine Woken hat.
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Der tödliche Unfall könnte wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die Kasse des Vereins haben. Das Schweizer Portal inside-justiz.ch berichtet über den Fall und bezeichnet die Aufarbeitung als verfahrenstechnisch sehr schwierig (strafrechtliche Konsequenzen), da mehrere Organisationen involviert sind (Weltverband, Swiss Cycling, Verein Rad- und Para-Cycling-WM 2024, LOK). Wie heisst es so schön: Das Geld holt man dort, wo es am einfachsten ist, bei der öffentlichen Hand.
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Im Jahre 1983 wurde in Altenrhein am Bodensee letztmals in der Schweiz die Rad-WM durchgeführt. Schon damals endete dieser trotz sehr gutem Wetter miserabel besuchten Anlass mit einem finanziellen und imagemässigen Megaflop. An diesen missratenen Anlass in Altenrhein erinnert man sich noch heute, nach 42 Jahren, nur ungerne…
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Mendrisio 2009
Lugano 1996
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Und wie viel haben die jeweiligen Funktionäre erhalten auch in Form von „Spesen“? Das wäre mal eine spannende Anfrage…!
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…und was ist mit den Kosten für Abertausende von Selbständigerwerbenden und Angestellten, die nicht zirkulieren konnten in jenen Wochen, im Stau standen und keine Kunden empfangen konnten?
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Sicht Volunteer: wir waren echt motoviert, heiss und voller Datendrang. Der Start war OK, wenn auch schleppend. Dann das schlechte, kalte Regenwetter die ganze Woche durch. Der Worstcase aller Veranstaltungen. Das drückte auf die Stimmung. Zuschauer unter der Woche hatte es keine. Das dauernde Bashing in der Presse hat weiter das nötige dazu beigetragen…dann der Todesfall, das änderte alles. Der Pfupf war draussen! Eine Tragödie sondergleichen. Das Herrensonntagsreennen war ein sportlicher Erfolg, aber eben – es war gelaufen. Ich bin im Nachhinein nun ebenfalls der Meinung, dass dieser Anlass nicht in der Stadt Zürich durchgeführt werden hätte sollen.
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Viele Apps sind auch voller Datendrang.
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Wundert das jemanden? Aber Gemeinden wie Zollikon machen es sich sehr einfach. Sie hätten im Vorfeld ein Powerplay spielen können. Stattdessen haben sie unterwürfig abgenickt, was ihnen vorgesetzt wurde. Rad-WM, das ist doch der Anlass der Guten, wer will dagegen schon Einwände vorbringen? Und vermutlich sahen sich die Gemeinderäte schon auf der Ehrentribüne am Bellevue – in Mitten der politischen Prominenz – sitzen.
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Die Rad-WM war eine gute Sache, ich war selbst als Freiwilliger im Einsatz. Ich frage mich nur: Was hätte man ohne freiwillige Arbeit gemacht? Und vor allem: Vorher kommen die 60 Mio. Franken Kosten genau?
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Kein Event in dieser Grösse funktioniert ohne freiwillige Helfer. Herzlichen Dank für Ihren Einsatz, ich war auch am Event. Und es war einfach nur Bombastisch! Top TV Bilder mit bester Werbung für Zürich und die Schweiz.
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Die Rad-WM war eine gute Sache, ich war selbst als Freiwilliger im Einsatz. Ich frage mich nur: Was hätte man ohne freiwillige Arbeit gemacht? Und vor allem: Vorher kommen die 60 Mio. Franken Kosten genau?
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Die Mitglieder des Vereins sollte man Betreiben und notfalls in den Konkurs schicken. Die Rad WM hätte nie in Zürich stattfinden dürfen.
Rad-Athleten sind ein schlechtes Vorbild für unsere Kinder. Radsport ist Doping Spritzensport. Die Medikamente kann man einfach im Internet zusammenkaufen. Und in diesem Internet steht auch wie man durch die Kontrollen (wurde eigentlich an der Rad WM jemand beim Dopen erwischt) kommen kann.
Ich schaue schon lange kein Doping Spritzensport mehr. Auch kein Fussball. Es kann mir keiner erzählen, dass in einem Sport in dem es um so viel Geld und die Konkurrenz so gross ist nicht gespritzt wird, dass sich die Doping-Balken biegen!!!
„Alle erhalten ihr Geld“ -> „Wir schaffen das (Angela Merkel)“
Die Mitglieder des Vereins sollte man Betreiben und notfalls in den Konkurs schicken. Die Rad WM hätte nie in Zürich…
Wundert das jemanden? Aber Gemeinden wie Zollikon machen es sich sehr einfach. Sie hätten im Vorfeld ein Powerplay spielen können.…
...und was ist mit den Kosten für Abertausende von Selbständigerwerbenden und Angestellten, die nicht zirkulieren konnten in jenen Wochen, im…