Roger Schawinski hätte vom Berner Medienamt gar nie die Konzession für sein Bündner Privatradio erhalten dürften, befanden die Verwaltungs-Richter von St.Gallen gestern.
Er habe einen Praktikanten zu viel auf der Payroll.
Wie bitte? Mit einem Federstrich ziehen die Schiedsrichter dem Zürcher Medien-„Piraten“ den Stecker. Grosse Profiteure sind die Bündner Platzhirschen Lebruments – die kriegen weiter 3 Millionen Steuergeld.
Pro Jahr.
Die Richter spielen Wächter über den hehren, guten Journalismus. Für die vom Gesetzgeber vorgeschriebene „Qualitäts“-Berichterstattung seien zu viele Billig-Praktikanten verboten.
Was meinen sie mit Qualität? Wieso schadet ein Praktikant dem Lokal-Journalismus in der Ferienecke? Wie gehaltvoll war die jahrelange Lebrument-Arbeit?
In Zug verdonnerten die Kantonsrichter im Epos Jolanda Spiess-Hegglin gegen Ringier die Zürcher zu 309’000 Franken Gewinnherausgabe.
Die „Boulevard“-Medien müssten in Zukunft mit solch horrenden Strafzetteln rechnen, so die Botschaft der Unparteiischen.
Warum nur der Boulevard? Was ist das überhaupt? Wer definiert ihn?
Boulevard gehört
Er habe seine Aufgabe immer so verstanden, dass man den Mächtigen auf die Finger klopfe und die Kleinen schone, so Helmut-Maria Glogger, der verstorbene grosse Journalist der Yellowpress.
Boulevard im besten Sinn ist die stärkste Kraft im Journalismus. Er bringt Brisantes und Relevantes pointiert und laut auf die breite Medien-Strasse.
Das wichtigste Korrektiv in einem Land, die beste Besetzung im Wächterturm namens 4. Gewalt.
Wollen die Richter dies unterbinden? Zielen sie mit den beiden Urteilen von dieser Woche auf eine solche Berichterstattung?
Dann stünde dahinter der Schutz durch die 3. Gewalt, die Justiz, einer besonderen Schicht: jener der Einflussreichen und Finanzstarken in Politik und Wirtschaft.
Was am Ende zu mehr CS und weniger Schawinski führen würde:
Freipass für die Superreichen, die ohne persönliche Gefahren eine Jahrhundert-Institution an die Wand fahren können, umgekehrt Höchststrafe für Unternehmer, die mit ihrem eigenen Geld ins Risiko gehen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Es gibt zum Glück ja noch das Bundesgericht.
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Würde sowas in Russland passieren würde man von staatlicher Medienzensur sprechen. Aber in der Schweiz ists dann eben „Rechtsstaat“. Genau mein Humor
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In jedem Land gibt es zwielichtige Richter. Früher eher in Bananenrepublik, heute eher in der kleinen Schweiz.
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Nicht zu fassen:
man hätte den Roger doch verwarnen –
ihm die Möglichkeit zur Korrektur geben können.
Nein, man lässt die Reichsfürsten Lebrument
lieber gewähren.
Was sind das nur für Lehrlinge im BVerwGer?!-
Das meine ich auch.
Ich hatte in meinem Umfeld in letzter Zeit verschiedentlich Einblick in Gerichtsurteile. Eines fragwürdiger als das andere, besonders, wenn staatliche Stellen beklagt werden.
Haben Gerichte eigentlich Narrenfreiheit? Könnte es sein, dass vorgefasste Meinungen juristisch salonfähig gemacht werden?
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Hören Sie doch auf von 4. Gewalt zu schreiben, Herr Hässig. Die gibt es hier längst nicht mehr.
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Wenn ich das richtig verstehe, hatte Schawinski eine Praktikantenstelle im Verhältnis zu den ausgewiesenen Journalisten zuviel auf der Payroll. Nach einem Interview mit einem Bakom-Vertreter hat das Bakom dies festgestellt und darum die entsprechende Position mit 0 bewertet, aber nicht als Killer-Kriterium wie jetzt das Gericht.
Wenn allerdings eine Praktikantenstelle nun zum Scheitern eines ganzen Unternehmens führt und der Beschwerdeführer ein auch nicht unsensibler Platzhirsch ist, so frage ich mich schon, ob wir alle Beweggründe und Fakten kennen.
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Roger: der Pizzo Groppera und Madesimo existieren immer noch! Alles klar? Zeig es den Gnüübis in St.Gallen noch einmal.
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wie immer wieder das alte Lied: die „Grossen“ werden noch mehr belohnt und die „Kleinen“ lässt man fallen. Nicht unbedingt weil sie KLEIN sind; vielmehr, weil sie als „Störenfriede“ betrachtet werden . . .
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Bravo den Richtern, die solche Urteile fällen. Der reisserische Boulevardjournalismus, der nur darauf abzielt, das Volk zu unterhalten und damit Geld zu verdienen, hat einen Denkzettel bekommen. Wie ein Experte im Schweizer Fernsehen richtig gesagt hat, hat das Urteil auf sehr guten Qualitätsjournalismus keinen Einfluss. Es ist ein wichtiges Signal dafür, dass seriöse Berichterstattung und verantwortungsvoller Journalismus weiterhin ihren Platz in unserer Medienlandschaft haben.
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Du meinst wohl „Qualitätsjournalismus“ à la „Leutschenbach“!? Dass ich nicht lache…
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Nein, er meint Qualitätsjournalismus à la Blick.
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Die Berichterstattung im Fall Spiess-Hegglin und die Kommentare dazu samt offensichtlicher Zensur haben mir schon zu denken gegeben.
„So aber bleibt bei vielen das diffuse, aber unzutreffende Gefühl, nicht mehr Klartext schreiben zu dürfen“. O-Text IP im Fall Spiess.
Unzutreffendes Gefühl? Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. -
Wieviel Geld ist für den Entscheid zu Gunsten des biederen Monopolisten geflossen?
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Die linken Richter entscheiden zugunsten ihrer linken Freunde. Wer hat da was anderes erwartet? Nur noch der linksgrüne Blödsinn darf verbreitet werden.
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Zu diesem Artikel gibt es nichts hinzuzufügen, Danke Herr Hässig
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Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
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Von Qualitätsjournalismus zu sprechen, ja gar von „4. Gewalt“, und dann Ringier als Beispiel nennen: echt jetzt? Kannste nicht erfinden 😂
Von Qualitätsjournalismus zu sprechen, ja gar von "4. Gewalt", und dann Ringier als Beispiel nennen: echt jetzt? Kannste nicht erfinden…
Zu diesem Artikel gibt es nichts hinzuzufügen, Danke Herr Hässig
Wieviel Geld ist für den Entscheid zu Gunsten des biederen Monopolisten geflossen?