Es ist Ende März 2023. Zwischen den Wahlen und dem Start der neuen Legislatur 2023-27.
Die sieben Regierungsrätinnen und Regierungsräte des Kantons Zürich sind alle wiedergewählt worden. Und happy mit der ganzen Welt.
Das Klimaparlament torkelt dank eines Übertritts von der GLP zur FDP in eine eine 90:90 Patt-Situation.
Ein Megaprojekt steht zur Abstimmung. Das Forum UZH, ein Neubau der Universität Zürich zwischen Rämi- und Gloriastrasse. Im sogenannten Hochschulgebiet.
Dort sollen für die bis 2029 auf 34’000 steigenden Studentenzahlen gigantische Räumlichkeiten für Lehre, Forschung, Begegnung und Aufenthalt geschaffen werden.
Der Begriff „Forum“ soll in Zürich gelebt werden können, so das Credo der Bildungsdirektorin, die die Kreditvorlage im Parlament vertritt.
Kreditsumme: Rund 600 Millionen Franken.
Die Dimension erinnert an die Saga um das Zürcher Justiz- und Polizeizentrum (PJZ) mit insgesamt zwei Anläufen und einer deutlichen Kostenüberschreitung am Ende.
Die Architekten dahinter: Jacques Herzog & Pierre de Meuron, die Weltstars aus Basel.
Die Projektierung für das Forum UZH hat bereits über 40 Millionen gekostet.
Und ganze 80 Millionen sind Reserven. Vorsichtige Budgetierung, oder ein Indiz, dass sehr viele Ungewissheiten bestehen?
Gestritten wurde über die Kunst am Bau. Kostenpunkt: Knapp 3 Millionen.
Bei der Schlussabstimmung stimmen zwei Parlamentarier dagegen. 167 sind dafür. Opposition? Not welcome.
Es geht schlussendlich um einen ökologischen Beton-/Holzbau der Superklasse. Es geht um den Hochschulstandort Zürich schlechthin und einen neuen Begegnungsort für alle.
Das Finanzreferendum wird nicht ergriffen. Das Volk hat nichts zu sagen.
Location, location, location ist die Weisheit bei Liegenschaften. Auch beim Forum UZH ist es nun der Standort, der zum überragenden Faktor wird. Beziehungsweise zum Handicap.
Es wird teilweise über 16 Meter in den Untergrund gebaut. Für Turnhallen, Fitness und andere Infrastruktur. Das kostet.
Die Geologie mit möglichen Felsenvorkommen und Wasserströmen könnten Aushub und Bau zusätzlich verteuern.
Auch die Archäologie könnte für Überraschungen sorgen. Der Aushub muss weggebracht werden.
Eine neue gesetzliche Grundlage regelt, dass dies bei solchen Grossprojekten per Bahntransport geschehen soll.
Was beim Gubrist-tunnel funktionierte, ist Mission Impossible in der Stadt. Somit wird eine Ersatzabgabe über 10 Millionen an die Baudirektion fällig.
Diese baut federführend auch das Gebäude. Nichts anderes als eine Strafzahlung von der linken in die rechte Tasche.
Materialen müssen während der rund fünfjährigen Bauzeit hergeschafft werden. Dafür wird ein Logistik-Warteraum bei der Messe in Zürich Oerlikon eingerichtet.
Tausende von Lastwagen werden in einem Tropfsystem auf der Universitätsstrasse hin- und herfahren – Tramlinien, Velostreifen, Trottoirs und Schulwegen entlang. Durch immer mehr Tempo-30-Zonen.
Beim Forum UZH werden 6 rollstuhlgängige Parkplätze erstellt. That‘s it.
Der ÖV ist schon jetzt überlastet. Für die 6’000 neuen Studenten, Forscher und Mitarbeiter folgt die Empfehlung, auf den Langsamverkehr umzusteigen.
„Kommt zu Fuss und mit dem Velo. Bei jedem Wetter“.
Der ganze Strassenraum rund um den Neubau wird neu gestaltet. Tramhaltestellen werden verschoben. Die Stadt Zürich im vollen Powerplay-Modus.
Wie beim Mythenquai im Versicherungsviertel und bei der Bellerivestrasse wird die Rämistrasse als Ein- und Ausfallsachse redimensioniert. Cars, stay out.
Der Beschwerdegang einer Baufirma wirft den Fokus nun auf die Baudirektion und deren Vergabekriterien. Ein neuer Leitfaden ist seit Januar 2025 gültig.
Der Preis und die Qualität sind seit langem nicht mehr die entscheidenden Kriterien. Derzeit geht es um den Aushub. Eigentlich eine simple Angelegenheit.
Wenn hier aber bereits bis vor Bundesgericht gestritten wird und allenfalls eine teurere Offerte zum Zug kommt, ist das ein schlechtes Omen für die viel komplexeren Bauarbeiten unter und über dem gewachsenen Terrain.
Trotz der einkalkulierten Reserven könnte auch dieses Hochbauprojekt der Stararchitekten vom Rheinknie finanziell aus dem Ruder laufen.
Aktuelles Beispiel ist der Neubau des Kinderspitals auf der Lengg, der die Eleonorenstiftung an den Rand des Ruins treibt und private wie staatliche Kreditgeber noch lange fordern wird.
Ein so teures und steuerfinanziertes Einzelprojekt kann sich der Kanton derzeit eigentlich gar nicht leisten. In den nächsten Jahren droht eine Neuverschuldung in Milliardenhöhe.
Der Regierungsrat priorisierte jüngst vor allem die Hochbauprojekte neu. Die zeitliche Verzögerung wegen des zwischenzeitlichen Gangs an die Gerichte könnte der Regierung eigentlich gelegen kommen.
Später bauen. Später Geld ausgeben.
Das Projekt ist jetzt bereits ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Mitte 2030 soll der Neubau nun bezogen werden.
Oder wagt die Regierung gar eine Radikalvariante, da der Point of No Return noch nicht überschritten ist?
Abbruch des Projektes, da problematischer Standort, zu viele Risiken bei den Bau- und späteren Betriebskosten?
Ein Nachtragskredit wäre politisch kaum zu überleben. Dafür ein ergebnisoffener Neustart auf der grünen Wiese.
Integration in den grossflächigen Irchelpark, beispielsweise. Dort hat es bereits ein grosses Parkhaus, Tram- und Bushaltestellen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Man baut solche Projekte nicht in der Stadt. Aber was verstehen die Linken schon vom Bauen
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Solche Bauten haben in der Stadt nichts verloren. Im Glattal ist die Verkehrsanbindung viel besser (für Mitarbeiter und Patienten).
Und wie man mit Stararchitekten (Merkmal: Permanente Kostenüberschreitungen) bauen kann: Unerklärbar. -
Bitte genügend PP einplanen, die Studenten mit wohlhabenden Eltern kommen dann mit dem Tesla in die Vorlesung.
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Nicht mit dem Tesla, die EAutos sind 2030 vorbei, Es lebe die 6 Liter Maschinen für Studenten.
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Durch die OECD Mindestbesteuerung verlieren wir einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Diese Bauten, vor allem Spital, Forschung und Entwicklung sind schlichtweg einfach nötig, um in Zukunft auch weiterhin Top-Unternehmen in der CH zu halten. Ich bin ebenfalls dafür, dass diese Projekte endlich von fähigen Personen geplant und geleitet werden aber Investitionen sind schlichtweg unumgänglich.
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Solche Bauten in der Stadt sind seit 20 Jahren ein Unding. Visionär wäre, den Militärflugplatz in Dübendorf für eine grosse Uniklinik, die Universität und ETH zu nutzen. Natürlich mit leistungsfähiger Metro nach Zürich, dem Flughafen, Winterthur und Rapperswil. Das wäre nicht nur kosteneffizient, es wäre halt eben „visionär“. Doch lieber bleiben wir linksgrünvegan, also medioker und das Geld Anderer ausgebend.
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Muss es denn immer Herzog & de Meuron sein?
Der Kanton Zürich will 600 Millionen Franken für ein H&dM-Haus der Uni ZH ausgeben.
Wetten, dass es nicht bei diesem Betrag bleibt!
Bsp. Elbphilharmonie: dem Bürger 80 Mio. angesagt. Am Schluss waren es 800 Mio.
Deshalb will vielleicht der Zürcher Kassenwart Stocker nicht runter mit den Steuern. So hätte er noch etwas Bares im Kässeli, wenn’s nicht reichen sollte. -
Wer mit H & dM plant, sollte per se schon mal Faktor 2-5 der Offerten budgetieren. Warum diese sogenannten „Stararchitekten“ jedes Kassenhäuschen bauen müssen und warum die Politiker das Gefühl haben, die Steuergelder weiterhin zum Fenster rausschmeissen zu müssen, entzieht sich jeder Logik. Es geht um Studenten, die brauchen mehr Platz und eine funktionale Infrastruktur. Und keine persönlichen Verwirklichungen dieser selbstverliebten Künstler. Wie lange diese Schrottbauten dann effektiv stehen und was die im Unterhalt verschlingen, ist dann noch einmal eine andere Geschichte.
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Am besten Das Honrorar bei diesen Super Architekten deckeln. Dann dürften sich Preisaufschläge im Rahmen halten.
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Wie wenig Ahnung der Autor hat, merkt man an seinem Vorschlag „Integration in den grossflächigen Irchelpark“. Der ist ca. 2 dichtbebaute Kilometer entfernt.
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Anstelle eines Prunkbautes inmitten der Stadt hätte man die Uni samt USZ nach Dübendorf auf den alten Flughafen verlegen können. Top Verkehsanbindung inklusive und der Möglichkeit einer guten Baulogistik.
Aber klar – geht für Züri nöd!
Lieber 4 Stockwerke runtergraben, da man Angst hat(te), dass Anwohner Rekurs machen wegen Gebäudehöhe und verbauter Ausscith auf den See. Nota bene: Aufgrund der Bauordnung hätte man das nicht machen müssen!!! -
Herr Gantner von der FDP, welche Partei immer wieder aufploppt wenn es irgendwo massive Geldprobleme gibt, das können Sie beim Spital Wetzikon und beim Kispi recherchieren. Mit der Architektur hat das eher wenig zu tun.
Fast alles im Dunstkreis rund um die FDP geht doch geldtechnisch in die Hose, da wäre ich mit Kritik nur am Architekturbüro ziemlich leise. Die Verantwortlichen hocken in der Politik und in den Amtsstuben. Wenn Sie das nicht glauben, empfehle ich Ihnen einen Skitag auf den Chäserrgg, das Gipfelrestaurant dort oben stammt ebenfalls von H&M und ist ein Hingucker ohne Kostenexplosion.
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AG ist nicht mehr Mitglied der Freunde-des-Portemonnaies. Er hat sich „Mass-Voll“ angebiedert…
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